Marineschule Mürwik

Marineschule Mürwik
Offizierschule der Deutschen Marine
Marineschule Muerwik Wappen.jpg
Verbandsabzeichen
Aufstellung 1956
Land deutsche Nationalflagge Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Bundeswehr Logo Marine with lettering.svg Marine
Standort Flensburg-Mürwik
Führung
Kommandeur Flottillenadmiral Thomas Ernst[1]

Die Marineschule Mürwik (MSM) in Flensburg-Mürwik ist die Offizierschule der Deutschen Marine.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Marineschule Mürwik
Das Hauptgebäude mit Turm und Remter

Die Marineschule Mürwik wurde ab 1907 als Ersatz der 1888 fertiggestellten Marineakademie und -schule Kiel gebaut. Architekt war Baurat Adalbert Kelm von der Marinebauverwaltung in Kiel. Vorbild war die Ordensburg Marienburg. Wie ihre Vorgängerin in Kiel sollte die MSM der Kaiserlichen Marine zur Ausbildung von Seeoffizieren dienen. Das „Heidelberg des Marineoffiziers“ liegt an der Flensburger Förde und wird auch Rotes Schloss am Meer genannt. Als Militärschule diente die MSM später auch der Reichsmarine, der Kriegsmarine und seit 1956 der Bundesmarine bzw. der Deutschen Marine.

Mit dem Ersten Flottengesetz von 1898 begann die Aufrüstung der Flotte. Statt 70 bis 80 mussten 200 Seekadetten pro Jahrgang ausgebildet werden. Deshalb schlug der damalige Staatssekretär im Reichsmarineamt Admiral Alfred von Tirpitz den Neubau in Mürwik vor. Vizeadmiral Volkmar von Arnim sah in Kiel auch politische (sozialdemokratische) Gefährdungen des Marinenachwuchses.[2] Am 22. Juni 1903 genehmigte Kaiser Wilhelm II. die Verlegung. Der Magistrat der Stadt Flensburg bot am 9. Mai 1905 ein 15 ha großes Gelände im fast unbesiedelten Mürwik kostenlos unter der Bedingung an, dass die Marineschule bis zum 1. April 1909 dorthin verlegt werden würde. Die Marine stimmte zu und kaufte 2 ha hinzu. Am 21. November 1910 reiste der Kaiser mit dem Depeschenboot Sleipner an und weihte den Neubau ein.[3]

Am Ende des Zweiten Weltkrieges und des Dritten Reichs war die Schule nach dem 3. Mai 1945 kurzzeitig Teil des Sonderbereichs Mürwik und diente der geschäftsführenden Reichsregierung unter Großadmiral Karl Dönitz als Regierungssitz. Am 13. Mai 1945 kam es zu einem Zwischenfall, bei dem der Kommandeur der Schule Wolfgang Lüth von einem Wachsoldaten erschossen wurde. Am 23. Mai 1945 besetzten die Alliierten den Sonderbereich Mürwik und verhafteten die Regierung Dönitz.

Nach dem Weltkrieg wurde die Schule zunächst als Lazarett, dann als Pädagogische Hochschule und als Zollschule genutzt. Im November 1956 wurde die Schule von der neu gegründeten Bundesmarine (seit 1990 „Deutsche Marine“) übernommen, die dort bis heute ihre Offiziere ausbildet. [4] Seitdem führt sie ihren heutigen Namen.

Gliederung

Die Marineschule wird von einem Flottillenadmiral als Kommandeur geführt und gliedert sich in verschiedene Lehrgruppen und spezielle Organisationselemente. Dem Kommandeur der Schule untersteht außerdem das Segelschulschiff Gorch Fock.

Aufgaben

An der MSM erhalten die Offiziere der Marine ihre allgemeine militärische Ausbildung. Fach- und weiterführende Ausbildung finden an streitkräftegemeinsamen Ausbildungsstätten der Bundeswehr und an Fachschulen der Marine statt. Die Ausbildungsbedingungen und Ausbildungsbewertung lässt die Marineschule durch das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr fortlaufend evaluieren.[5]

Lehrgruppe Ausbildung

Die Lehrgruppe Ausbildung erarbeitet die Grundsätze der Offizierausbildung der Marine und stellt den Mittler zwischen den Vorschriften der Ausbildung und den Lehrenden dar. Zu ihr gehören die Fachgruppen "Führerausbildung", "Nautik" und "Wehrrecht / Soldatische Ordnung“ sowie "Verfassungs- und Völkerrecht".

Lehrgruppe A

Die Lehrgruppe A bildet die Offiziere nach den Grundsätzen der Inneren Führung aus. Die Lehrgruppe bildet die Offiziere in Schlüsselqualifikationen wie Einstellungen, Haltungen und Fähigkeiten aus.

Ausbildungsausstattung Nautische Schiffsführung (AANS)

Diese Einrichtung dient der theoretischen und praktischen nautischen Ausbildung der angehenden Marineoffiziere und von Brückenbesatzungen des Bundespolizeiamts See. Dazu wurde ein hydraulisch beweglicher Schiffsbrückensimulator installiert, der mit Videoprojektoren eine realistische Situation auf See darstellen kann. Es können verschiedene Schiffe mit entsprechendem nautischen Verhalten und Eigenschaften sowie verschiedene Wettersituationen und Zwischenfälle (Feuer, Systemausfälle, Kollision, jedoch kein Waffeneinsatz) simuliert werden. Die Brücke ist über eine Sprechanlage mit sechs weiteren Kabinen verbunden, in denen allerdings nur die für die Navigation wichtigsten Geräte installiert sind, so dass insgesamt sieben Gruppen gleichzeitig virtuell 'zur See fahren' können. In einem zentralen Briefingraum werden die Ausbildungsabschnitte vorher besprochen und die gefahrenen Manöver hinterher mit Hilfe der Computertechnik analysiert. [6]

Wehrgeschichtliches Ausbildungszentrum (WGAZ)

Das Wehrgeschichtliche Ausbildungszentrum vermittelt über 150 Jahre deutsche Marinegeschichte. Es ist in der ehemaligen Kommandeursvilla untergebracht und verfügt über eine einzigartige Sammlung militärgeschichtlicher Objekte, die der Vertiefung des Unterrichts dienen. Das Wehrgeschichtliche Ausbildungszentrum ist jeden Dienstag von 14:00 Uhr bis 19:00 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.

Liegenschaften

Trampedachlager (früher: Danziglager)

Beim Trampedachlager handelt es sich um 1937 als Unterkunft für Offizieranwärter der Kriegsmarine erstellte Baracken. Das Lager wurde nach dem am 22. Februar 1940 als Kommandant des Zerstörers Z 3 Max Schultz in der Nordsee gefallenen Korvettenkapitän Trampedach benannt. Beim Unternehmen Wikinger wurde das Schiff versehentlich von einem Bomber der Deutschen Luftwaffe angegriffen, geriet beim Ausweichen in ein noch nicht bekanntes britisches Minenfeld und sank mit der gesamten Besatzung.

Nach 1945 wurde es als Flüchtlingsunterkunft genutzt, ab 1956 von der Bundesmarine als Unterkunft übernommen. Das Lager ist noch komplett erhalten, teilweise unter Denkmalschutz gestellt und wird nicht mehr benutzt.

Bootshafen

Der Hafen wurde zeitgleich mit dem Bau der Marineschule erstellt und befindet sich direkt unterhalb der großen Freitreppe. Er ist Liegeplatz für Motor- und Segelboote, die für die seemännische Ausbildung benötigt werden.

Ehemaliger Reitstall und Reitgelände

Etwa 1934/35 nördlich der Sportschule für die Reitausbildung der Offizieranwärter erbaut. Nach 1945 erfolgte eine zivile Nutzung und 1985 der Abriss.

Werkstattgebäude

Lehrwerkstatt für die praktische Ausbildung der Technischen Offiziere, erbaut 1939/40, nach 1945 zivile Nutzung und heute von der Bundeswehr genutzt.

Werkstattgebäude für Waffenausbildung

Lehrwerkstatt für die Ausbildung der Waffenoffiziere Lage, erbaut vermutlich 1939/40. Nach 1945 zivil genutzt, von der Bundesmarine übernommen.

Villa des Kommandeurs

Die Villa des Kommandeurs wurde zusammen mit der Schule gebaut und diente bis 1945 dem jeweiligen Kommandeur und seiner Familie als Wohnhaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel sie, wurde aber von der Standortverwaltung renoviert und seit 1991 als Wehrgeschichtliches Ausbildungszentrum (siehe oben) der Marine verwendet.

Sportschule

Offizieranwärter beim Sport vor der Sporthalle der ehemaligen Sportschule

Die Sportschule wurde 1936 bis 1937 gebaut und als Marinedienststelle genutzt. Dort war 1945 der eigentliche Sitz der Regierung Dönitz. Sie steht heute zum Teil unter Denkmalschutz und wird weiterhin als Sportstätte genutzt. Neben der Sporthalle wurde der Simulator für die nautische Ausbildung (AANS) in die existierenden Gebäude eingebaut.

Verweise

Interne Verweise

Literatur

Weblinks

 Commons: Marineschule Mürwik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zeuge im prachtvollen Gewand von Stefan Paulsen auf www.marine.de. Erstellt am 25. November 2010. Eingesehen am 3. Februar 2011
  2. Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann: 100 Jahre Marineschule Mürwik. Festansprache anlässlich des Festaktes am 24. November 2010. Deutsches Marine Institut 2011, S. 6
  3. Depeschenboot Sleipner
  4. http://www.u552.de/german/crew/muerwik.htm
  5. http://www.sowi.bundeswehr.de/portal/a/swinstbw/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNzSKN3c1A8lB2C5e-pFw0aCUVH1vfV-P_NxU_QD9gtyIckdHRUUAVaNY7w!!/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfMTJfMU5DMg!!?yw_contentURL=%2F01DB040600000001%2FW26F7CJ5705INFODE%2Fcontent.jsp
  6. http://www.marine.de/01DB070000000001/CurrentBaseLink/W2699HZS131INFODE Beschreibung und Bilder der AANS

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