Marion Robert Morrison

Marion Robert Morrison
John Wayne bei einem Australien-Besuch im Dezember 1943

John Wayne (* 26. Mai 1907 in Winterset, Iowa, USA; † 11. Juni 1979 in Los Angeles; geboren als Marion Robert Morrison, später umbenannt in Marion Michael Morrison) war ein US-amerikanischer Filmschauspieler.

Während seiner 50-jährigen Karriere trat Wayne kontinuierlich als Hauptdarsteller von Westernfilmen in Erscheinung und prägte in der Rolle des raubeinigen Westmannes in entscheidender Weise die Mythologie dieses Filmgenres.

Er spielte in Genreklassikern wie Ringo (1939) oder Rio Bravo (1959) und war auch häufig in Kriegs- und Abenteuerfilmen zu sehen. Als Schauspieler und Privatmann personifizierte er die traditionellen Wertvorstellungen der Pionierzeit und wurde zu einer überlebensgroßen Figur der amerikanischen Filmgeschichte. Wayne war vor allem in den USA unter dem Spitznamen The Duke (Der Herzog) bekannt, nach einem Hund, den er als Kind besaß.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und College

John Waynes Geburtsort in Winterset, Iowa

John Wayne wurde 1907 unter dem Namen Marion Robert Morrison in Winterset, Iowa als Sohn von Mary Alberta und Clyde Leonard Morrison geboren. Als seine Eltern beschlossen, auch ihren nächsten Sohn Robert zu nennen, änderten sie Waynes Geburtsnamen in Marion Michael ab. Wegen der Lungenprobleme seines Vaters, eines Apothekers, siedelte die Familie 1911 ins wärmere Kalifornien um, wo Clyde Morrison in Lancaster eine Farm betrieb. Während er selbst mit der Landwirtschaft nicht zurechtkam, machte sich sein Sohn mit den Pferden auf der Farm vertraut und wurde zu einem geübten Reiter. Den 10 Kilometer langen Schulweg legte er in der Regel im Sattel zurück.

Nach zwei Jahren gab Waynes Vater die Farm wieder auf und eröffnete in Glendale, einem Vorort von Los Angeles, eine Apotheke, die allerdings wenig Gewinn abwarf. Wayne und sein jüngerer Bruder Robert trugen Zeitungen aus und erledigten Botengänge, um zum Familieneinkommen mit beizutragen. Im Gebäude der väterlichen Apotheke war auch ein Kino untergebracht. Wayne verteilte für den Besitzer Handzettel und durfte sich dafür kostenlos Filme ansehen. Er war stets mit seinem Airedale Terrier „Duke“ (Herzog) unterwegs, weshalb die Nachbarn damit begannen, ihn ebenfalls „Duke“ zu nennen. Wayne mochte diesen Spitznamen. Auch in Hollywood war der Schauspieler später als der „Duke“ bekannt.[1]

In Glendale befand sich ein Außengelände der „Triangle-Filmstudios“. Wayne schaute dort gelegentlich vorbei und kam auf diese Weise erstmals mit der Filmwelt in Kontakt. Auf der Glendale High School überzeugte er durch seine schulischen und sportlichen Leistungen und war der Star des Football-Teams. Nach seiner Schulzeit schlug er sich als Aprikosenpflücker, Lastwagenfahrer und Eisverkäufer durch. Er bemühte sich vergeblich um eine Aufnahme an der U.S. Naval Academy und ging zur University of Southern California (USC), wo er ebenfalls im Football-Team spielte. Nach einem Schwimmunfall musste er seine Karriere als Sportler beenden. 1926 begann John Wayne in den Filmstudios der Umgebung zu arbeiten.

Privatleben

John Wayne war dreimal verheiratet: von 1933 bis 1945 mit Josephine Alcia Saenz (vier Kinder), von 1946 bis 1954 mit Esperanza Baur (keine Kinder) und von 1954 bis zu seinem Tod mit Pilar (drei Kinder). Außerdem war John Wayne seit dem 11. Juli 1970 Mitglied der Freimaurerloge Marion McDaniel Lodge #56 (The Duke's Lodge) in Tucson, Arizona, und wechselte dann zur Hollywood Lodge, der er bis zu seinem Tod angehörte. Er wurde mit dem 33. Grad durch die Scottish Rite Bodies in Los Angeles geehrt. [2]

Politischer Standpunkt

John Wayne war als amerikanischer Patriot bekannt und pflegte auch als Privatmann die traditionellen Wertvorstellungen, die er in seinen Filmrollen personifizierte. Er galt als der populärste republikanische Hollywoodstar jener Zeit und unterstützte 1964 die Präsidentschaftskampagne des umstrittenen Republikaners Barry Goldwater, der als „konservativer Hardliner“ bezeichnet wurde. Außerdem setzte er sich noch kurz vor seinem Tod für den Nachfolger Goldwaters ein, den Republikaner Ronald Reagan, der dann 1980 Präsident der USA wurde. John Wayne hatte Ronald Reagan bereits 1966 und 1970 bei der Wahl zum Gouverneur in Kalifornien unterstützt. Ein Angebot der Republikaner in Texas, 1968 selbst als Kandidat anzutreten, hatte er abgelehnt, da er nicht ernsthaft glaubte, ein Schauspieler würde im Weißen Haus von der breiten Öffentlichkeit akzeptiert werden.

Waynes stark konservative, militaristische Ansichten machten ihn besonders zur Zeit des Vietnamkrieges für viele zur Reizfigur. Um den Vietnamkrieg zu unterstützen, drehte er als Regisseur und Hauptdarsteller den Film „Die grünen Teufel“ (The Green Berets). Wayne war jedoch nur auf der Leinwand als Kriegsheld aktiv, da er im Zweiten Weltkrieg aufgrund seines Alters und einer leichten Schulterverletzung, die er sich als junger Football-Spieler zugezogen hatte, vom Militärdienst befreit wurde. Eine Bewerbung beim Office of Strategic Services, dem Vorläufer des CIA blieb 1943 ebenfalls erfolglos.[3]

Krankheit und Tod

John Waynes Grab

John Wayne starb nach fünfzehnjähriger Krankengeschichte 1979 an Lungen- und Magen-Krebs. Bereits 1964 war ihm sein linker Lungenflügel entfernt worden. Als Ursache seiner Krebserkrankung gelten die Umstände der Dreharbeiten zu Der Eroberer (1956), die in einem Atomwaffentestgebiet in Utah stattfanden. Wayne selbst sah die Ursache in den drei bis vier Schachteln Zigaretten, die er jeden Tag geraucht hatte. Außer Wayne erkrankten jedoch zahlreiche andere Crew-Mitglieder von Der Eroberer an Krebs.

John Waynes Grab liegt auf dem Friedhof Pacific View Memorial Park in Corona del Mar, Orange County, Kalifornien. Der Flughafen von Orange County wurde nach ihm benannt. Waynes Wunsch, einen Grabstein mit der Aufschrift „Feo, fuerte y formal“ (Er war hässlich, stark und hatte Würde) zu bekommen, wurde bis heute nicht erfüllt.

Stattdessen bekam die – wegen der Angst vor Grabräubern – betont schmucklose Ruhestätte 20 Jahre nach Waynes Tod einen in den Boden eingelassenen Grabstein mit einem Relief des Darstellers zu Pferde vor dem Alamo und einem Zitat aus einem Interview: „Tomorrow is the most important thing in life. Comes into us at midnight very clean. It's perfect when it arrives and it puts itself in our hands. It hopes we've learned something from yesterday.“ (Deutsch: Der morgige Tag ist der wichtigste im Leben. Er kommt zu uns um Mitternacht - ganz rein. Er ist makellos, wenn er ankommt und gibt sich in unsere Hände. Er hofft, dass wir vom Gestern etwas gelernt haben.)

Filmkarriere

Kleinst- und Komparsenrollen

Auf der Universität begann John Wayne, für die örtlichen Filmstudios zu arbeiten, um sich sein Studium zu finanzieren. Der bekannte Western-Star Tom Mix vermittelte ihm eine Stelle als Requisiteur. Zeitweise war er auch für die sogenannte „Continuity“ zuständig – seine Aufgabe bestand also darin, die korrekten Anschlüsse einzelner Szenen zu überwachen, die an verschiedenen Tagen gedreht wurden. Ab 1926 stand Wayne (noch als Marion Michael Morrison) als Komparse vor der Kamera. 1928 spielte er in Hangman’s House seine erste sichtbare Rolle und war in vier Szenen als Zuschauer bei einem Pferderennen zu sehen. Wayne befreundete sich mit dem Regisseur John Ford und übernahm ab 1928 kleinere Rollen für ihn. Es war der Beginn einer legendären Partnerschaft.

Serials und B-Movies

1930 gab Regisseur Raoul Walsh Marion Michael Morrison den Künstlernamen „John Wayne“ und die Hauptrolle in seinem Western Der große Treck. Der 1,93 große Wayne war als heroischer Führer eines Siedlertrecks zu sehen. In den William Fox Studios verdiente er 75 Dollar pro Woche und wurde von Stuntmen in den typischen Fertigkeiten eines Westernhelden trainiert. Walshs Film, der erste epische Western der Tonfilmzeit, war jedoch ein kommerzieller Misserfolg, weshalb Waynes Vertrag nicht verlängert wurde (später avancierte der Film zu einem Klassiker).

John Wayne erhielt eine neue Chance durch Harry Cohn, den Chef der Columbia Pictures. Cohn war der Meinung, dass Wayne im Smoking gut aussehe und besetzte ihn in einigen Gesellschaftskomödien. Dann begann er den Schauspieler zu schikanieren, weil er glaubte, Wayne habe ein Auge auf ein Starlet geworfen, an dem er selbst interessiert war. Der Columbia-Vertrag lief aus, und Wayne war einige Monate arbeitslos. Später wollte er nie wieder für die Columbia arbeiten.

Wayne fand Arbeit bei der Produktionsfirma Mascot, bei der er Yakima Canutt kennenlernte, einen Schauspieler und bekannten Stuntman (1959 inszenierte Canutt das Wagenrennen in Ben Hur). Canutt lehrte Wayne nicht nur die hohe Schule der Filmprügelei, sondern inspirierte ihn auch zu dem wiegenden Gang, den der „Duke“ zu seinem Markenzeichen machte. Während der gesamten 1930er Jahre spielte Wayne zeittypische Westernhelden in Serials, den billigen Vorgängern der Fernsehserien, und Filmen der B-Kategorie. Er wurde hier zwar als Hauptdarsteller eingesetzt, doch die künstlerische Qualität der schematischen, schnell produzierten Filme war unbedeutend. Waynes Karriere stagnierte.

Ringo: Durchbruch zum Top-Star

1939 inszenierte John Ford den bahnbrechenden Western Ringo (engl.: Stagecoach), der von einer gefährlichen Postkutschenfahrt durchs Apachenland erzählt. Das Westerngenre, bis dahin gekennzeichnet durch niedrige Budgets und formelhafte Inhalte, wurde durch Fords Film entscheidend aufgewertet. Als Hauptdarsteller konnte der Regisseur seinen Freund John Wayne durchsetzen, obwohl sich Produzent Walter Wanger zunächst geweigert hatte, einen B-Movie-Schauspieler zu verpflichten. Vor der eindrucksvollen Kulisse des Monument Valley profilierte sich Wayne in der Rolle des Abenteurers Ringo Kid und stieg zu einem Top-Star auf. Ringo gilt als einer der bedeutendsten Klassiker der amerikanischen Filmgeschichte und prägte sein Genre in entscheidender Weise.

Während der 1940er Jahre war Wayne in zahlreichen Western zu sehen (Der Draufgänger von Boston, 1942, Der Fremde von Arizona, 1944), spielte aber auch in Dramen (Pittsburg, 1942) oder Abenteuerfilmen (Piraten im karibischen Meer, 1942). Neben Marlene Dietrich trat er 1940 in dem komödiantischen Abenteuerstreifen Haus der sieben Sünden auf. Noch während des Zweiten Weltkriegs drehte Wayne außerdem seine ersten Kriegsfilme: Alarm im Pazifik (1944), Stahlgewitter (1945) und Schnellboote vor Bataan (1945, Regie: John Ford).

Meisterwerke mit Ford und Hawks

Ab den späten 1940er Jahren arbeitete Wayne regelmäßig für die Regisseure Howard Hawks und John Ford und schuf zusammen mit diesen mehrere Meisterwerke des Westerngenres. In Red River von Hawks spielte Wayne 1948 einen Viehbaron, der eine riesige Rinderherde von Texas nach Missouri treibt und seinen Adoptivsohn (Montgomery Clift) gegen sich aufbringt. Der eindrucksvoll photographierte Film gilt als einer der bedeutendsten amerikanischen Filmklassiker.

John Ford besetzte Wayne in seiner klassischen Kavallerie-Trilogie, die aus den Filmen Bis zum letzten Mann (1948), Der Teufelshauptmann (1949) und Rio Grande (1950) besteht. Wayne spielte hier Kavallerieoffiziere im Kampf gegen Indianer und Vorgesetzte (in Bis zum letzten Mann). In allen drei Kavalleriewestern spielte Wayne deutlich ältere Männer, in der Teufelshauptmann gar einen im Spätherbst seines Lebens stehenden Offizier. Diese Rolle wurde von Regisseur Ford, von Filmkritikern und von Wayne selbst als seine bis dahin beste schauspielerische Darbietung angesehen, blieb bei Oscar-Verleihungen allerdings unberücksichtigt. „Jetzt bist du ein Schauspieler!“, soll Ford ihm dafür bescheinigt haben, was angesichts des üblichen rauhen Umgangs des Regisseurs mit seinen Darstellern als Ausdruck höchsten Lobes angesehen werden kann. In Spuren im Sand (1949, John Ford) trat Wayne als Gesetzloser auf, der unfreiwillig zum „Kindermädchen“ eines verwaisten Babys wird (Der Film, der sich deutlich auf die Geschichte der heiligen drei Könige bezieht, wird gerne an den Weihnachtstagen gezeigt.).

1952 spielte Wayne in Fords romantischer Komödie Der Sieger einen Boxer in Irland, der sich widerwillig in eine schöne Rothaarige verliebt (Maureen O’Hara). Besondere Berühmtheit erlangte dieser Film durch eine der längsten Schlägereien der Filmgeschichte. 1956 inszenierte Ford mit Der schwarze Falke einen epischen Western, der heute als Meisterwerk und Kultfilm gilt. Wayne agierte vor der Kulisse des Monument Valley als fanatischer Indianerhasser und lieferte in der vielschichtigen Rolle des Ethan Edwards nach allgemeinem Tenor eine seiner besten darstellerischen Leistungen ab.

1959 war er, wieder unter der Regie von Ford, neben William Holden in dem Bürgerkriegswestern Der letzte Befehl zu sehen. Im selben Jahr trat er für Howard Hawks in Rio Bravo in einer seiner bekanntesten Westernrollen auf: Als Sheriff John T. Chance muss er eine Kleinstadt gegen eine Gangsterbande verteidigen und ist dabei auf die Hilfe eines alten Veteranen, eines Säufers (Dean Martin) und eines jungen Mannes (Ricky Nelson) angewiesen. Dean Martin und Rick Nelson steuern auch die unverwechselbaren Western-Songs zu diesem Film bei. Der Film erfreut sich auch nach Jahrzehnten großer Beliebtheit.

Während der 1950er Jahre trat Wayne in einer Vielzahl von Filmen auf. Er spielte in Kriegs- und Militärstreifen (Guadalcanal – Entscheidung im Pazifik, 1950, Der See-Fuchs, 1955, Düsenjäger, 1957), Western (Man nennt mich Hondo, 1953) und Abenteuerfilmen (Der gelbe Strom, 1955, Die Stadt der Verlorenen, 1957). In der ungewöhnlichen Rolle des Dschingis Khan (Der Eroberer, 1956) wurde er von vielen als eklatante Fehlbesetzung empfunden.

Die 1960er und 1970er Jahre

Für John Wayne begannen die 1960er Jahre mit einer unerfreulichen Erfahrung. Der Schauspieler realisierte als Hauptdarsteller, Produzent und Regiedebütant den episch angelegten Western Alamo (1960), der die dramatischen Ereignisse um das gleichnamige texanische Fort nacherzählte. Durch den kommerziellen Misserfolg des aufwändig produzierten Films wurden Waynes Finanzen auf Jahre hinaus ruiniert. Er hat sich danach nie wieder als Filmproduzent engagiert.

1962 stand Wayne erneut für John Ford vor der Kamera und spielte in dem melancholischen Western Der Mann, der Liberty Valance erschoß einen Westmann vom alten Schlag, der in einer zunehmend zivilisierten Welt keinen Platz mehr findet. Der Streifen gilt als eines der zentralen Meisterwerke von Ford. Ford war auch einer der vier Regisseure, die 1962 das aufwändige Cinerama-Westernepos Das war der Wilde Westen realisierten. John Wayne spielte die kurze Rolle des Bürgerkriegsgenerals William T. Sherman. 1963 trat der Darsteller für Ford in der Komödie Die Hafenkneipe von Tahiti auf. Mit diesem Streifen endete nach 35 Jahren eine der bedeutendsten künstlerischen Partnerschaften des amerikanischen Films.

In dem komödiantischen Abenteuerstreifen Hatari! von Howard Hawks war Wayne 1962 als Großwildjäger in Afrika zu sehen. Der Film wurde, nicht zuletzt durch die Musik von Henry Mancini (Baby Elephant Walk), zu einem Überraschungserfolg. 1966 variierte Hawks mit El Dorado seinen Erfolgswestern Rio Bravo und zeigte Wayne an der Seite von Robert Mitchum, der als alkoholisierter Sheriff zur Erheiterung beitrug. 1970 variierte Hawks, erneut mit John Wayne in der Hauptrolle, in Rio Lobo die Geschichte ein drittes Mal. Damit endete nach 22 Jahren auch die Zusammenarbeit von Wayne und Hawks.

Auch während der 1960er und 1970er Jahre trat Wayne regelmäßig in den für ihn typischen Westernfilmen auf und festigte so sein Image als überlebensgroße Figur der amerikanischen Filmgeschichte. Er spielte unter anderem in Die Comancheros (1961), Die vier Söhne der Katie Elder (1965), Die Gewaltigen (1967), Chisum (1970) und Die Cowboys (1972). Für seine komödiantisch angelegte Darstellung des einäugigen, permanent alkoholisierten Marshals Rooster Cogburn in dem Western Der Marshal (True Grit) erhielt der Darsteller seinen einzigen regulären Oscar.

1962 trat John Wayne in dem epischen Kriegsfilm Der längste Tag auf, der mit einem großen Staraufgebot die Ereignisse am D-Day 1944 schilderte. Mit einem weiteren Kriegsfilm löste Wayne 1968 eine kontroverse Debatte und scharfe Proteste aus: Die grünen Teufel schilderte mit ihm als Hauptdarsteller und Co-Regisseur in deutlich patriotischer Tonlage die Erlebnisse einer Green-Beret-Einheit im Vietnamkrieg.

In den frühen 1970er Jahren bot man Wayne die Hauptrolle in dem späteren Kultfilm Dirty Harry an. Doch der Darsteller lehnte ab, und Clint Eastwood übernahm den Part. Nachdem Dirty Harry zu einem riesigen Kassenhit geworden war, wollte Wayne seinen Fehler ausgleichen, indem er in ähnlich gelagerten Großstadtthrillern auftrat (Brannigan – Ein Mann aus Stahl, 1975). Doch das Publikum wollte dem gealterten, auch deutlich übergewichtigen Star den Imagewechsel nicht mehr abnehmen.

Nach genau 50 Jahren beendete John Wayne 1976 seine Filmkarriere mit dem melancholischen Spätwestern Der letzte Scharfschütze (The Shootist), in dem er – selbst seit Jahren an Krebs erkrankt – als krebskranker Revolvermann J.B. Books auftrat. Der Film illustrierte Books Werdegang durch eine Montage kurzer Szenen aus älteren Streifen von Wayne.

John Wayne trat während seiner letzten drei Lebensjahre nicht mehr vor eine Filmkamera. Wenige Monate vor seinem Tod hatte er, deutlich von seiner Krankheit gezeichnet, während der Oscar-Verleihung 1979 seinen letzten öffentlichen Auftritt.

Der Schauspieler Wayne

Wie kaum ein anderer Schauspieler wird John Wayne vom Publikum mit einem klar definierten Charaktertypus identifiziert. In seinen Filmen entwickelte er die Rolle der raubeinigen Autoritätsfigur, die zum Beispiel als Sheriff oder Kommandeur in Erscheinung tritt und sich durch Erfahrung, Härte und Zähigkeit charakterisiert. Selbst wenn er wie in Der schwarze Falke unter dem Kommando eines anderen steht, ist er stets derjenige, der das Geschehen prägt und Befehle nur so lange akzeptiert, wie sie seinen eigenen Intentionen nicht zuwiderlaufen („Das ist ein Befehl, Ethan!“ „Ja, aber wenn es schiefgeht, war das dein letzter Befehl!“).

In seinen Westernfilmen war Wayne spätestens ab Red River (1948) auf Darstellungen dieser Art festgelegt und variierte sie bewusst nur in relativ engen Grenzen. Seine komplexeste Rolle als Westmann spielte er wohl in Der schwarze Falke (1956), wo er als fanatischer Indianerjäger zu sehen war, der heimlich die Frau seines Bruders liebt und sich auf eine jahrelange Odyssee begibt, um ihren Tod zu rächen. Im Lauf der Jahre reicherte er seine Auftritte als mürrisches Raubein zunehmend mit selbstironischen Untertönen an (Rio Bravo, Hatari, Der Marshal).

Wayne spielte die entsprechenden Rollen jahrzehntelang und wurde zu einer überlebensgroßen Figur der Filmgeschichte, in der die Wertvorstellungen der amerikanischen Pionierzeit in archetypischer Weise verdichtet waren. Als Schauspieler zeigte er nicht den Ehrgeiz, sein darstellerisches Spektrum zu erweitern, zumal dies vom Publikum auch nicht erwartet wurde. Wayne tauchte 25 Mal – und damit öfter als jeder andere Star – auf der Liste der 10 kommerziell erfolgreichsten Schauspieler auf, die einmal jährlich von Quigley Publications erstellt wird. Erst zum Ende seiner Karriere wurde er von jüngeren Schauspielern, wie Charles Bronson und Clint Eastwood, als führender Genre-Star abgelöst.

John Wayne ist der vielleicht einzige Hollywood-Star, der über einen Zeitraum von fast 50 Jahren grundsätzlich Hauptrollen spielte – zwischen 1930 und 1976 stand er (von Ensemblefilmen wie Das war der Wilde Westen abgesehen) stets an erster Stelle der Besetzungsliste.

Wayne galt als die amerikanische Institution schlechthin und verkörperte die Ideale dieser Nation in sich wie keine andere Person zu dieser Zeit. Der britische Schauspieler Stewart Granger sagte dazu: „Es gibt zwei Dinge, die man in Amerika tunlichst unterlassen sollte. Das erste ist die Freiheitsstatue anzupinkeln und das zweite, sich negativ über Wayne zu äußern!

Deutsche Synchronsprecher

John Wayne wurde im Lauf der Jahrzehnte in den deutsch synchronisierten Filmen von verschiedenen Schauspielern gesprochen. Während der 1940er und 1950er Jahre wurden meist Wolfgang Lukschy und Heinz Engelmann als Sprecher eingesetzt. Ab den späten 1950er Jahren etablierte sich Arnold Marquis, der „König der Synchronsprecher“, als bekannteste deutsche Stimme Waynes. Marquis war mit Wayne sehr gut befreundet und veröffentlichte nach dessen Tod die Single „Ich war die Stimme von John Wayne“ als Ehrerbietung an den Duke. Andere Sprecher waren unter anderem Curt Ackermann, Ernst Wilhelm Borchert, Richard Muench oder Peter Pasetti.

Filmografie

  • 1926: Räuber der Königsschlucht (Great K & A Train Robbery)
  • 1926: Brown of Harvard
  • 1926: Galgenhochzeit / Der Galgengraf (Bardelys the Magnificent)
  • 1927: The Drop Kick (J.W. als Komparse)
  • 1927: Annie Laurie – Ein Heldenlied vom Hochland (Annie Laurie)
  • 1928: Mother Machree
  • 1928: Four Sons
  • 1928: Hangman's House
  • 1928: Noah's Ark
  • 1929: The Black Watch
  • 1929: Speakeasy
  • 1929: The Forward Pass
  • 1929: Words And Music
  • 1929: Salute
  • 1930: Der große Treck (The Big Trail)
  • 1930: U 13 / Der Untergang der U.S. 13 (Man Without Women)
  • 1930: Mord in Alaska (Rough Romance)
  • 1930: Cheer Up And Smile
  • 1931: Shadow Of The Eagle
  • 1931: Girls Demand Excitement
  • 1931: Three Girls Lost
  • 1931: Arizona / Men Are Like That
  • 1931: The Range Feud
  • 1931: Maker of Man
  • 1932: Texas Cyclone
  • 1932: Two-Fisted Law
  • 1932: Wer hat hier Recht? / Der Mann aus Stahl (Lady And Gent)
  • 1932: Ride Him, Cowboy
  • 1932: The Hurricane Express
  • 1932: The Big Stampede
  • 1933: The Telegraph Trail
  • 1933: Die drei Musketiere (The Three Musketeers)
  • 1933: Somewhere in Sonora
  • 1933: His Private Secretary
  • 1933: The Life Of Jimmy Dolan
  • 1933: Baby Face
  • 1933: The Man From Monterey
  • 1933: Die Wasserrechte von Lost Creek (Riders Of Destiny)
  • 1933: Sein Freund, der Desperado / Desperado Man (Sagebrush Trail)
  • 1934: Das Gold von Texas (Lucky Texan / Lucky Texan in Gefahr)
  • 1934: Flussabwärts (West Of The Divide)
  • 1934: Showdown am Adlerpaß (Blue Steel)
  • 1934: Rodeo (The Man From Utah)
  • 1934: Gier nach Gold / Sie töten für Gold (The Trail Beyond)
  • 1934: Randy Rides Alone
  • 1934: Der Schatten / Mann des Gesetzes / US Marshal John (The Star Packer)
  • 1934: Land ohne Gesetz (Lawless Frontier)
  • 1934: Unter dem Himmel von Arizona (Neath the Arizona Skies)
  • 1935: Abenteuer in Texas (Texas Terror)
  • 1935: Im Tal des Regenbogens (Rainbow Valley)
  • 1935: Der Rodeo-Raub (Desert Trail)
  • 1935: Reiter in der Dämmerung (The Dawn Rider)
  • 1935: Feuerwasser und frische Blüten / Die Spur des Todes (Paradise Canyon / Paradise Ranch)
  • 1935: Westwärts! (Westward Ho)
  • 1935: Flammende Grenze (New Frontier)
  • 1935: Tal der Angst (Lawless Range)
  • 1936: The Oregon Trail
  • 1936: Land der Zukunft (The Lawless Nineties)
  • 1936: Der König von Pecos (King Of The Pecos)
  • 1936: Wie vom Winde verweht (The Lonely Trail)
  • 1936: Die Winde der Wildnis / Stürme im Wilden Westen (Winds Of The Wasteland)
  • 1936: The Sea Spoilers
  • 1936: Conflict
  • 1937: California Straight Ahead
  • 1937: I Cover The War
  • 1937: Idol Of The Crowds
  • 1937: Nacht des Grauens / Der Schatz am Meeresgrund (Adventure's End)
  • 1937: Die Spielhölle von Wyoming (Born To The West)
  • 1938: Freunde im Sattel (Pals Of The Saddle)
  • 1938: Gold in den Wolken (Overland Stage Raiders)
  • 1938: Aufstand in Santa Fé (Santa Fe Stampede)
  • 1938: Red River Range
  • 1939: Reiter in der Nacht (The Night Riders)
  • 1939: Three Texas Steers
  • 1939: Der Bandit von Wyoming (Wyoming Outlaw)
  • 1939: Wasser für Arizona (New Frontier)
  • 1939: Black River (Allegheny Uprising)
  • 1939: Ringo (Stagecoach)
  • 1940: Der lange Weg nach Cardiff (The Long Voyage Home)
  • 1940: Schwarzes Kommando (Dark Command)
  • 1940: Three Faces West / The Refugee

Auszeichnungen

Für seine Leistungen ist Wayne mit diversen Filmpreisen ausgezeichnet worden. Die bedeutendsten sind der Oscar und der Golden Globe, die er im Jahr 1970 für seine Rolle in Der Marshal jeweils in der Kategorie Bester Hauptdarsteller erhalten hat. Zuvor war Wayne bereits im Jahr 1950 als Schauspieler in Du warst unser Kamerad sowie im Jahr 1961 für Alamo in der Kategorie Bester Film für den Oscar nominiert worden.

Bei den Verleihungen der Golden Globes war Wayne außerdem weitere zwei Male erfolgreich: 1953 erhielt er den Henrietta Award und im Jahr 1966 den Cecil B. DeMille Award, wie man den Golden Globe fürs Lebenswerk bezeichnet.

Besonders erfolgreich war Wayne bei den Laurel Awards. In der Kategorie Best Action Performance konnte er diese Auszeichnung von 1961 bis 1971 insgesamt sechsmal gewinnen.

1965 und 1976 gewann er den Golden Apple als männlicher Star des Jahres.

1980 verlieh US-Präsident Jimmy Carter Wayne postum die Freiheitsmedaille („The Presidential Medal of Freedom“), die höchste zivile Auszeichnung in den USA.

Das renommierte American Film Institute wählte ihn auf Platz 13 in der Liste der 25 größten männlichen Filmlegenden aller Zeiten.

John Wayne erhielt einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame bei der Adresse 1541 Vine Street.

Sonstiges

  • In seinen ersten Western-Filmen versuchte sich John Wayne auch als Singender Cowboy, allerdings ohne großen Erfolg. Der Gesang stammte auch nicht von ihm selbst, vielmehr wurde er von verschiedenen Sängern synchronisiert. Die Identität dieser Sänger war in der Vergangenheit teilweise heftig umstritten. Während es als gesichert gilt, dass der Gesang in Westwärts! (Westward Ho!, 1935) von Jack Kirk stammt, werden für Die Wasserrechte von Lost Creek (Riders of Destiny, 1933) sowohl Smith Ballew als auch Bill Bradbury (der Zwillingsbruder von Bob Steele) genannt. Ballew war jedoch während der Dreharbeiten mit seiner Band auf Tournee außerhalb von Kalifornien, wo der Film gedreht wurde. Außerdem hat Ballew selbst bestritten, für Wayne gesungen zu haben.[4] Von daher erscheint es wahrscheinlicher, dass es tatsächlich Bill Bradbury war, zumal sein Vater Robert N. Bradbury der Regisseur des Films war.[5]
  • 1953 drehte auch John Wayne einen 3D-Film: Man nennt mich Hondo (Hondo), der später als Vorlage für eine Fernsehserie diente (in der er jedoch nicht mitwirkte). Dieser Film wird in der Serie „Eine schrecklich nette Familie“ (Married with Children) regelmäßig zitiert.
  • Eine große Anzahl der Darsteller und Mitwirkenden an dem Film Der Eroberer sind, wie auch Wayne, an Krebs gestorben. Der Film wurde in der Nähe eines Atombombenversuchsgeländes in Utah gedreht.
  • John Wayne steht im Guinnessbuch der Rekorde als Schauspieler mit den meisten Hauptrollen. In 142 seiner 153 Filme war Wayne der Hauptdarsteller.
  • In der Schweiz ist „John Wayne“ der Spitzname für die im Militär ausgegebenen Büchsenmahlzeiten.
  • Der Boxer Tommy Morrison, der auch in Rocky V auftrat, ist der Großneffe von John Wayne. Sein Kampfname ist „The Duke“, der Spitzname seines Großonkels.

Literatur

  • Andreas Baur und Konrad Bitterli: Brave Lonesome Cowboy. Der Mythos des Westerns in der Gegenwartskunst oder: John Wayne zum 100. Geburtstag. Verlag für Moderne Kunst Nürnberg, Nürnberg 2007
  • George Carpozi: John Wayne. Seine Filme – sein Leben (The John Wayne Story). Heyne, München 1988, ISBN 3-453-86071-3
  • Jörn Glasenapp: Vom Kalten Krieg im Western zum Vietnamkrieg: John Wayne und der Alamo-Mythos. In: Heinz-B. Heller, Burkhard Röwekamp und Matthias Steinle (Hrsg.): All Quiet on the Genre Front? Zur Praxis und Theorie des Kriegsfilms. Schüren Verlag, Marburg 2007, S. 75-92.
  • Markus Raab: Schöne Herzen, Weltverlacher, Bowlingspieler. Weltbilder des Spätwesterns. in: Baur/Bitterli: "Brave Lonesome Cowboy. Der Mythos des Westerns in der Gegenwartskunst oder John Wayne zum 100. Geburtstag", Nürnberg 2007, ISBN 978-3-939738-15-2
  • Mark Ricci, Boris Zmijewsky und Steve Zmijewsky: John Wayne und seine Filme (The Films of John Wayne). Goldmann, München 1979, ISBN 3-442-10202-2
  • Uwe Nettelbeck: Der Western und die amerikanische Rechte. John Wayne als Beispiel. In: Filmkritik, 5/ 65, S. 250-258, 298-299, Reprint des Jahrgangs 1965, München. Filmkritiker-Kooperative 1976
  • Andrea Rennschmid: Alamo – John Waynes Freiheitsepos. Reinhard Weber Verlag, Landshut, ISBN 978-3980298735

Quellen

  1. NZZ: Alles, was Recht ist 26. Mai 2007
  2. CFO: Fall 2003
  3. http://www.archives.gov/press/press-kits/american-originals-traveling.html#wayne
  4. The Old Corral - Homepage
  5. Green, Douglas: Singing Cowboys; Layton: Gibbs Smith, Publisher, 2006, ISBN 978-1586858087, S. 134.

Weblinks


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