Mark Sykes

Mark Sykes
Sir Mark Sykes (1879-1919)
Sledmere House, Wohnsitz der Familie Sykes in East Riding of Yorkshire

Sir Mark Sykes, 6. Baronet, (geboren als Tatton Benvenuto Mark Sykes) (* 16. März 1879; † 16. Februar 1919 in Paris) war ein britischer Schriftsteller, Oberst, konservativer Politiker und Diplomat. Sein Name ist vor allem mit dem Sykes-Picot-Abkommen verbunden. Diese geheime Übereinkunft, die während des Ersten Weltkriegs zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich abgeschlossen wurde, regelte die Einflusssphären dieser beiden Staaten und Russlands im zerfallenden Osmanischen Reich, namentlich in den Gebieten des Nahen Ostens. Er verstarb 1919 an den Folgen der Spanischen Grippe.[1]

Inhaltsverzeichnis

Jugend

Marks Vater, Sir Tatton Sykes, 5. Baronet, der Eigentümer des Familiensitzes Sledmere House in Yorkshire, zu dem 120 km² Land gehörten, heiratete im Alter von 48 Jahren seine Sekretärin Christina Anne Jessica Cavendish-Bentinck. Mehrere Quellen gehen davon aus, dass die Ehe nur durch das energische Betreiben von Christinas Mutter zustande gekommen und niemals sehr glücklich war. Tatton Sykes hatte für die enormen Schulden seiner Frau aufzukommen, bis er in den Zeitungen eine Annonce schalten ließ, dass er keine weiteren Rechnungen für seine Frau begleichen werde. Der darauf folgende Scheidungsprozess erregte großes Aufsehen in der damaligen Gesellschaft.

Mark Sykes war das einzige Kind des Paares. Er pendelte zwischen dem Wohnsitz seiner Mutter, die nach London gezogen war, und den Besitzungen seines Vaters in Yorkshire hin und her. Nachdem seine Mutter von der anglikanischen in die katholische Kirche übergetreten war, wurde auch Mark im Alter von drei Jahren katholisch getauft und blieb sein Leben lang Katholik. Wie seine Mutter entwickelte auch Mark Sykes eine große Fantasie und schriftstellerisches Talent, konnte aber seine Begabungen mangels Selbstdisziplin nicht immer in entsprechende Schulleistungen umsetzen. In den Wintermonaten begleitete er seinen Vater meist auf dessen Reisen in die Regionen des Nahen Ostens, Ägypten und Indien. Er besuchte auch die Karibik, Mexiko, die Vereinigten Staaten und Kanada.

Ergebnisse seiner Reisen in den Orient waren die Bücher

  • Through Five Turkish Provinces, das er 1900, im Alter von 21 Jahren herausbrachte,
  • Dar-Ul-Islam, 1904, und
  • The Caliphs' Last Heritage: A Short History of the Turkish Empire.

Dazu kamen die satirischen Werke

  • D'Ordel's Pantechnicon, 1904, illustriert von Edmund Sandars, eine Parodie auf das Zeitungswesen seiner Zeit und
  • D'Ordel's Tactics and Military Training, eine Parodie auf das Infantry Drill Book, das 1896 erschienen war, ebenfalls von Sanders illustriert.

Beginn der politischen und militärischen Karriere

1897 war Mark Sykes in das 3. Bataillon des in Yorkshire stationierten Infanterieregiments Green Howards eingetreten. Nach der Absolvierung seiner Ausbildung hielt es ihn jedoch nicht auf den Besitzungen seines Vaters. Er beteiligte sich am Zweiten Burenkrieg in Südafrika, wo er unter Lord Kitchener of Khartoum diente.

Nach Beendigung des Burenkrieges widmete er sich wieder seinen Reisen in den Nahen Osten.

Von 1904 bis 1905 war Sykes Unterstaatssekretär (Parliamentary Secretary) des für Irland zuständigen Chief Secretary George Wyndham. Danach wurde er Honorarattaché an der britischen Botschaft in Konstantinopel, der Hauptstadt des Osmanischen Reiches.

1911 wurde Sykes für die Konservative Partei im Wahlkreis Hull Central zum Mitglied des Unterhauses gewählt.[2] Zuvor hatte zwei Mal in einem anderen Wahlkreis kandidiert, war jedoch knapp geschlagen worden. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1913 erbte er dessen Titel und Besitzungen.

Im Parlament arbeitete er eng mit Lord Hugh Cecil zusammen und wurde mit Frederick E. Smith, dem späteren Lord Birkenhead, und mit dem Schriftsteller und katholischen Parlamentsabgeordneten Hilaire Belloc bekannt.

Sykes war mit Aubrey Herbert befreundet, der ebenfalls in Fragen des Nahen Ostens sehr einflussreich war. Er machte die Bekanntschaft von Gertrude Bell, der pro-arabischen Beraterin des britischen Außenministeriums, die sich als Archäologin ebenfalls oft im Nahen Osten aufhielt, und die später in Bagdad maßgeblich an der Gründung neuen Staates Irak beteiligt war. Er interessierte sich für das Schicksal der Armenier [3], die unter dem Druck des Osmanischen Reiches litten und für die damals aufkommenden Ansprüche der Juden auf ein Gebiet in Palästina.

Literatur

  • Janet Wallach: Desert Queen. Anchor Books, New York, 1999
  • Karl E. Meyer und Shareen Blair Brysac: Kingmakers: the Invention of the Modern Middle East: W.W. Norton, New York, 2008
  • David Fromkin: A Peace To End All Peace. Avon Books, New York, 1990
  • Benny Morris: Righteous Victims. Vintage Books, New York, 2001
  • Jonathan Cape: Mark Sykes: Portrait of an Amateur. London, 1975
  • Christopher Simon Sykes: The Big House: The Story of a Country House and Its Family. Harper Perennial, London, 2005

Weblinks

Einzelnachweise

  1. bbc.co.uk Zitat: „Sir Mark Sykes, landowner, politician and diplomat died in France in 1919 of the Spanish Flu, which killed 50 million people worldwide.“
  2. David Fromkin: A Peace to End All Peace New York 1989, First Owl Book Edition 2001, S. 146
  3. “I feel such an intense prejudice against Armenians that I am certain that anything I might say would only be biased and therefore not worth reading; and I think anyone who has had dealings of any kind with this abominable race would probably be in the same position. The Armenian inspires one with feelings of contempt and hatred which the most unprejudiced would find it hard to crush. His cowardice, his senseless untruthfulness, the depth of his intrigue, even in the most trivial matters, his habit of hoarding, his lack of one manly virtue, his helplessness in danger, his natural and instinctive treacher y, together form so vile a character that pity is stifled and judgment unbalanced. I cannot believe, as some urge, that his despicable personality has been produced merely by Turkish tyranny. There are other nations who have been tyrannized; the Bulgarians, the Druses, and the Maronites. But not one of them shows a tithe of the abominable qualities which mark off Armenians from the rest of mankind.” Mark Sykes, Through Five Turkish Provinces (London, 1900), 80.

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