Appaloosa (Film)

Appaloosa (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Appaloosa
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2008
Länge 114[1] Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Ed Harris
Drehbuch Robert Knott
Ed Harris
Produktion Ed Harris
Robert Knott
Ginger Sledge
Musik Jeff Beal
Kamera Dean Semler
Schnitt Kathryn Himoff
Besetzung

Appaloosa ist ein US-amerikanischer Western aus dem Jahr 2008. Regie führte Ed Harris, der auch das Drehbuch anhand des gleichnamigen Romans von Robert B. Parker aus dem Jahr 2005 mitschrieb, den Film mitproduzierte und eine der Hauptrollen übernahm.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film spielt im Wilden Westen in den 1880er Jahren. Virgil Cole wird in der Kleinstadt Appaloosa in New Mexico[2] als US-Marshal engagiert, ihm steht der befreundete Everett Hitch zur Seite. Wo die beiden herkommen, bleibt unklar. Sie verteidigen die Stadt vor dem „Farmer“ Randall Bragg und seiner reichlich verkommenen Bande, die drei Amtsträger erledigt haben. Der gelegentlich impulsive Cole und seine rechte Hand Hitch, der ihm oft bei Fremdworten souffliert,[3] bekommen die Stadt unter Aufhebung aller Gewaltenteilung von den verängstigten Stadtoberen mit drei Unterschriften förmlich geschenkt. Als erste Amtshandlung nageln sie die mitgebrachten (eigenen) Gesetze an die Pforte ihrer Amtsstube, und stellen die öffentliche Ordnung wieder her, indem sie drei Störenfriede erschießen.

Die elegante Witwe Allison French kommt in die Stadt und flirtet mit den Junggesellen. Sie ist pleite und sucht eine Tätigkeit als Pianistin oder Organistin. Sie entführen den schmierigen Bragg bei Tagesanbruch, weil sich ein Belastungszeuge einfindet. Er wird in der Zelle einquartiert, bis in einigen Wochen der zuständige Richter in Appaloosa Station machen wird.

Cole und die Witwe gehen eine Beziehung ein, der jüngere Deputy Hitch droht das fünfte Rad am Wagen zu werden. Hitch hat eine Beziehung mit einer Prostituierten. Im Sandsturm kommt Braggs Anhang ihn holen, doch die beiden bleiben unnachgiebig, und pokern hoch unter Einsatz ihres Lebens. Zwei Revolverhelden, die Shelton-Brüder, treffen in der Stadt ein. In dem Brettergerüst von Coles Neubau wirft sich Ms. French Hitch an den Hals, doch dieser weist sie ab. Die Gerichtsverhandlung gestaltet sich schwierig, weil die Bande wie ein Mann zusammenhält. Der greise Richter befiehlt dem jungen Zeugen plötzlich, sich sofort aufs Pferd zu setzen, und so schnell so weit zu reiten, wie er kann, wenn ihm sein Leben lieb ist. Braggs rhetorische bzw. demagogische Begabung hilft ihm nicht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Als der Angeklagte kurz das Wort erhält, macht der Richter im Gegenteil kurzen Prozess.

Der Gefangene wird mit dem Zug der Hinrichtung zugeführt. Bei einem Halt am Wasserturm zeigen sich die Shelton-Brüder, die die in Tränen aufgelöste Witwe French als Geisel zwischen sich haben, und fordern die Freilassung Braggs. Dort kommt es ein weiteres Mal zu einer Art mexikanischem Patt. Sie geben den Straftäter heraus, bekommen die Frau aber nicht, und zu zweit sind sie gezwungen, ihnen durch die Prärie tagelang hinterherzureiten. In der Hügellandschaft beobachtet Cole mit dem Fernrohr, dass sich Ms. French mit Shelton nicht gar so unwohl fühlt, immerhin sind sie miteinander Nacktbaden. Im unwahrscheinlichsten Moment kommen Indianer dazu, die beiden Helden nutzen die Gelegenheit, um die Oberhand zu gewinnen. Durch die Belauerung durch die Indianer und bis sie eine nahegelegene mexikanische Siedlung erreicht haben, herrscht in der Gruppe ein fragiler Waffenstillstand.

Gleich nach der Ankunft vereinbaren Cole und sein Nebenbuhler Shelton Ort und Zeit eines Duells. In einer Absteige beraten sich Cole und Hitch erneut, mehr über persönliche Dinge. Allison bekommt dort ein Kleid, auf Lager ist allerdings nur das sehr tief ausgeschnittene einer Prostituierten. Den Gefangenen in dem Dorf dem Sheriff anvertraut zu haben, erweist sich als Fehler, da dieser Sheltons Cousin ist. Vor seinem gut befestigten Office kommt es im roten Sand zum Shoot-Out. Cole wird verletzt, von den Verbrechern gelingt nur Bragg die Flucht.

Sie kehren nach Appaloosa zurück. Dort liegt zwischenzeitlich die Begnadigung Braggs vor, unterzeichnet von seinem Freund, Präsident Chester A. Arthur. Die Stadt scheint moderner geworden zu sein, auch Coles (und Allisons) Haus ist fertiggestellt. Als die drei gerade im Restaurant speisen, gesellt sich Bragg zu ihnen, nun angesehener Geschäftsmann. Über die Herkunft seines Reichtums kursieren Gerüchte, vielleicht Silber. Ihre Situation als Ordnungshüter wird schwierig. Allison betrügt Cole mit Bragg, sie ist Klavierspielerin vom neuen Saloon Bragg's geworden. Auf der Türschwelle erschießt Hitch Bragg. Er verlässt Appaloosa für immer und reitet in den Sonnenuntergang.

Kritiken

Sarah Gopaul schrieb in der kanadischen Zeitschrift Popjournalism, die Protagonisten würden viel über die eigenen Gefühle reden – mehr, als für einen Western üblich sei. Der Film sei jedoch für die anderen Genres nicht satirisch oder witzig genug. Die Filmmusik wirke zu modern für die gezeigte Zeit. Die von Harris und Mortensen verkörperten Figuren würden die für die Cowboys typische verletzte Maskulinität aufweisen; die Figur Zellwegers sei tiefgründiger und habe komplexere[4] Motive.[5]

Todd McCarthy schrieb in der Zeitschrift Variety vom 8. September 2008, der Film biete „geniale Darstellungen“ von Ed Harris und Viggo Mortensen sowie Reminiszenzen an ältere Filme des Genres wie Rio Bravo. Das Drehbuch beinhalte einige komische Momente; die Dialoge würden sich als „meistens fesselnd“ erweisen. Die visuelle Seite des Films sei enttäuschend, die Innenaufnahmen würden dem „Standard“ entsprechen und „abgewaschen“ wirken.[2]

A. O. Scott urteilte in der New York Times, der Film sei kein großartiger Western – was er auch nicht wirklich versuche. Manche potenziell interessante, politische Motive würden für weitere grimmige Bilder ausgelassen. Die beiden Hauptfiguren würden „wie ein altes Ehepaar“ wirken, überhaupt wäre er wegen geschlechtlicher Aspekte revisionistisch in Bezug auf den Production Code[4] der klassischen Western.[6]

Rex Roberts im Film Journal International: „die Ethik bleibt eher anlassbezogen[7] […] Frauen [hingegen] bedeuten bekanntlich immer Ärger […]“.[8]

Michael Sragow von der Baltimore Sun mundete der Film „wie ein 25 Jahre gelagerter Single Malt […] eine Elegie auf extreme Freundschaft“.[9]

„Viggo Mortensen mit eckigem Kinn, Grübchen, körperlich fit, ist beherrscht, dabei sehr präsent im Hier und Jetzt (Frauen finden ihn unwiderstehlich). Ed Harris mitunter spirituell intensiv und so entrückt wie ein Antarktis-Forscher […] zusammen sind sie rührend und komisch in ‚Appaloosa‘, zwei Männer, die eine Begabung fürs Schweigen teilen. […] Es mag zwar kein Gesetz geben, aber Virgil Cole repräsentiert zweifellos Autorität […] zudem sauber rasiert, d. h. fanatisch […] ‚Appaloosa‘ macht aus der Grabesstille des Westernhelden einen wortreichen Scherz“ (David Denby: The New Yorker[10])

Weiter nannte Denby ihn einen „gut gemachten, überzeugenden, traditionellen Western mit ein paar seltsamen Marotten und Wendungen“.[11]

Das Lexikon des Internationalen Films meint: „Klassisch anmutender Western mit stringenter Handlung, der zeitlose Genre-Motive verarbeitet und doch auch aktuelle moralische Fragestellungen einbezieht; ebenso besticht er durch die vielschichtig konzipierten, hervorragend gespielten Figuren.“[12]

Hintergründe

Der Film wurde in Austin (Texas) und in Santa Fe (New Mexico) gedreht.[13] Seine Weltpremiere fand am 5. September 2008 auf dem Toronto International Film Festival statt. Am 19. September 2008 kam der Film in die britischen Kinos und in die ausgewählten Kinos der USA. Die breite Veröffentlichung in den Kinos der USA begann am 3. Oktober 2008.[14][1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b tiff08.ca, abgerufen am 8. September 2008
  2. a b Filmkritik von Todd McCarthy, abgerufen am 8. September 2008
  3. „ein Mann der wenigen Worte, die meisten davon falsch ausgesprochen […] Virgil Cole hat ein Leben lang geübt, den Fallen der Weiblichen zu entgehen, aber er ist fällig“ (Roger Ebert) Roger Ebert: Appaloosa. In: rogerebert.suntimes.com. 2. Oktober 2008, abgerufen am 25. Februar 2009 (englisch): „a man of few words, many of them pronounced incorrectly […] Virgil Cole has practiced for a lifetime at avoiding the snares of females, but he's a goner“
  4. a b ähnlich Roberts.
  5. Filmkritik von Sarah Gopaul, abgerufen am 8. September 2008
  6. Filmkritik von A. O. Scott (New York Times), abgerufen am 23. Februar 2009
  7. ähnlich Sragow: „the movie doesn't lay the moralism on thick.“.
  8. Rex Roberts: Appaloosa. In: Film Journal International. abgerufen am 25. Februar 2009 (englisch): „Harris […] keeping the ethics decidedly situational. […] As we have come to expect, women mean trouble“
  9. Michael Sragow: Upholding law and order in 'Appaloosa'. In: Baltimore Sun. 3. Oktober 2008, abgerufen am 25. Februar 2009 (englisch): „goes down like a single-malt aged for 25 years […] an elegy to extreme friendship“
  10. David Denby: Guns and Lovers. In: The New Yorker. 29. September 2008, abgerufen am 25. Februar 2009 (englisch): „Viggo Mortensen, square-jawed, dimpled, and fit, is a reserved man, but he’s very present in the here and now (women tend to find him irresistible). Ed Harris can be spiritually intense and as remote as an Antarctic explorer. […] they’re touching and funny together in “Appaloosa,” as two men who share a gift for silence. […] There may be no law, but Virgil Cole certainly embodies authority. […] He’s clean-shaven, a sign of fanaticism […] “Appaloosa” turns the inarticulateness of the Western hero into an elaborate joke“
  11. David Denby: The Film File – Appaloosa. In: The New Yorker. 6. Oktober 2008, abgerufen am 25. Februar 2009 (englisch): „well-made, satisfying, traditionalist Western with some odd quirks and turns“
  12. Holger Römers: Appaloosa. In: Lexikon des Internationalen Films. 18. September 2009, abgerufen am 10. März 2010 (deutsch).
  13. Filming locations for Appaloosa, abgerufen am 8. September 2008
  14. Release dates for Appaloosa, abgerufen am 8. September 2008

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