Markt (Lübeck)

Markt (Lübeck)
Markt um 1905 mit dem neugotischen Brunnen
Ehem. Reichspostgebäude am Markt
Die im 18. Jh. überformten einstigen Handelshäuser gegenüber der Marienkirche stellten den eigentlichen Marktrand dar. Erhalten ist nur der gotische Keller von Nr. 2 (siehe hier)
Marktplatz vor dem Kaufhausneubau - rechts der Kaak
Der 1986/1987 unter Verwendung gotischer Bausubstanz wiederaufgebaute Kaak
Kaufhausneubau an der Westseite

Der Markt ist der erste Platz der Hansestadt Lübeck.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ausgrabungen Ende der 1990er Jahre brachten sieben Schichten aus unterschiedlichen Zeiten zu Tage, was darauf hinweist, dass der Markt durchgehend benutzt wurde. Außerdem fand man römische Keramik, die in Schächten verborgen lag. Man vermutet, dass es sich um Opfergaben aus der frühgeschichtlichen Zeit handeln könnte. Dass der Platz bereits in der Frühgeschichte eine besondere Bedeutung innehatte, lässt sich den Schriften des Chronisten Helmold von Bosau aus dem Jahr 1156 entnehmen, wo er erwähnt, dass auf diesem Platz heidnische Stämme ihren Thing abgehalten hatten.

Im Mittelalter war Einzelhandel nur im Marktareal zwischen der oberen Mengstraße und dem Kohlmarkt und dem Schüsselbuden bis zur Breiten Straße erlaubt. 1290 standen 322 Verkaufsbuden auf dem Markt. Die Marktgerechtigkeit wurde Ende des 13. Jahrhunderts auf das ganze Stadtgebiet erweitert. Vollständig umbaut wurde der Markt in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, zunächst teilweise mit Holzgebäuden, die nach und nach durch feste und unterkellerte Gebäude ersetzt wurden.

Bebauung und weitere Geschichte

Der Markt wird nach Nordosten von dem winklig angelegten Baukörper des Rathauses abgeschlossen, der ihn von der Fußgängerzone der dahinterliegenden Breiten Straße optisch trennt, obwohl fußläufig eine Verbindung durch die Arkaden des Rathauses besteht. Der Ratskeller zu Lübeck unter dem Rathaus ist als Ratskeller seit 1220 belegt. Trotz der Kriegszerstörungen durch den Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942 und einer Verkleinerung nach Süden beim Wiederaufbau der Innenstadt zeigt der Markt sich vor der mächtigen Kulisse der Marienkirche fast noch wie auf alten Ansichten. Der Kaak, eine mittelalterliche Gerichtslaube und Pranger, wurde nach dem Krieg 1952 abgebrochen und eingelagert; 1986 wurde er etwas nach Norden versetzt unter Verwendung alter Bauteile wiederaufgebaut. Das den Markt nach Westen abschließende neugotische Postamt erhielt in den 1950er Jahren zunächst eine schlichtere Fassade und wurde nach dem Auszug der Post 2003 abgerissen und 2005 durch einen modernen Kaufhausneubau des Architekten Christoph Ingenhoven ersetzt. Das Geld reichte nicht aus, um das bei dieser Gelegenheit mit abgerissene Stadthaus wieder aufzubauen, so dass sich die Nordwestecke als ungenutzte Freifläche zeigt. Der 1873 erbaute Marktbrunnen wurde 1934 abgerissen, da der Markt bis in die frühen 1980er Jahre als Parkplatz benutzt wurde.

Kohlmarkt

Hauptartikel: Kohlmarkt (Lübeck)

Hinter dem Südriegel der Marktbebauung schließt sich der Kohlmarkt an. Seinen Namen hat er aus dem Mittelalter, denn zu dieser Zeit wurde dort Meilerkohle verkauft (und nicht Kohl, wie irrtümlicherweise oft angenommen wird). Allerdings kommt heute seine Platzfunktion dadurch nicht zum Tragen, weil er auf erste Sicht nur eine große Haltestelle des Stadtverkehr Lübeck ist. Vom Kohlmarkt führt die Holstenstraße den Altstadthügel herab zur Trave und über die Holstenbrücke in Richtung Holstentor nach Westen aus der Altstadt. Nach Auslegung Wilhelm Brehmers[1] könnte der Kohlmarkt aber beiderseitig der Holstenstraße verlaufen sein. Zusammen mit der Wahmstraße und der Holstenstraße bildet der Kohlmarkt die einzige Ost-West-Verbindung der Lübecker Altstadt sowie die Sandstraße die Süd-West-Verbindung und ist damit eine wichtige Trasse des ÖPNV.

Westlich des Marktes verbindet der Schüsselbuden die Beckergrube und die Mengstraße mit dem Kohlmarkt und der Holstenstraße.

Literatur

  • Wilhelm Brehmer: Die Straßennamen in der Stadt Lübeck und deren Vorstädten, Lübeck 1889
  • Peter Guttkuhn: Der Lübecker Kaak. In: Vaterstädtische Blätter, 27. Jg., Lübeck 1976, S. 61.
  • Wolfgang Erdmann: Die Ausbildung der Lübecker Plätze im 12. und 13. Jahrhundert sowie Anmerkungen zu deren Ikonologie, in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 71 (1991), S. 9 ff. mit Lit.
  • Rolf Hammel-Kiesow: Markt. In: Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lübeck-Lexikon. Schmidt-Römhild. Lübeck 2006, S. 256–257 ISBN 978-3-7950-7777-8

Verweise

Weblinks

 Commons: Markt (Lübeck) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

siehe auch

Einzelnachweise

  1. Die Straßennamen in der Stadt Lübeck und deren Vorstädten, Lübeck 1889
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