Marta Fraenkel

Marta Fraenkel

Marta Fraenkel (* 19. Dezember 1896 in Köln; † 9. August 1976 in New York, USA) war eine deutsche Ärztin. Die wissenschaftliche Geschäftsführerin des Hygienemuseums war an der Organisation zahlreicher Ausstellungen beteiligt, die der gesundheitlichen Aufklärung dienten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fraenkel studierte ab 1916 an den Universitäten in Frankfurt am Main und Bonn Medizin. Im Jahr 1922 promovierte sie schließlich in Frankfurt. Im Jahr 1924 arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin von Albrecht Bethe am Physiologischen Institut in Frankfurt. Von 1925 an war sie bis 1927 als wissenschaftliche Geschäftsführerin bei der Großen Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen (GeSoLei) in Düsseldorf tätig. Danach war sie bis 1929 Geschäftsführerin am „Reichsmuseum für Gesellschafts- und Wirtschaftskunde“ ebenfalls in Düsseldorf.

Ab 1929 ging sie nach Dresden, wo sie wissenschaftliche Geschäftsführerin der Zweiten Internationalen Hygiene-Ausstellung war. Im Jahr 1930 war sie Sachbearbeiterin bei der Hygiene-Abteilung des Völkerbundes in Genf. Danach zog sie zurück nach Dresden, wo sie 1931 den Chefredakteur der Dresdner Neuesten Nachrichten, Dr. Schulze, heiratete. Bis 1933 war sie anschließend Direktorin im Frauenreferat des Internationalen Gesundheitsdienstes am Deutschen Hygienemuseum in Dresden. Im Jahr 1933 wurde sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft aus ihrer Position entlassen.

Sie floh 1935 nach Brüssel, wo sie bis 1938 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Brüssel wirkte. Fraenkel emigrierte 1938 in die Vereinigten Staaten und arbeitete dort bis 1944 am Welfare Council in New York und danach drei Jahre als medizinische Beraterin der US-amerikanischen Regierung in Washington. Sie wurde 1965 pensioniert und starb 1976 in ihrer Wahlheimat.

Positionen als wissenschaftliche Geschäftsführerin der Hygiene-Ausstellung

Marta Fraenkel hatte als wissenschaftliche Geschäftsführerin der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1930/1931 einen starken Einfluss auf die dort dargestellten frauenspezifischen Themen genommen. Dieser kam beispielsweise in der Aufnahme einer thematischen Abteilung "Die Frau in Familie und Beruf" zum Ausdruck. Zu diesem Ausstellungsbereich schrieb Fraenkel 1931 rückschauend: "...dürfte es gelungen sein, tatsächlich das zusammenzufassen, was einmal zusammengefaßt gezeigt werden mußte."
Mit den thematischen Aussagen war beabsichtigt, herausgehobene Alltagsfragen als prägnante Thesen den Besuchern ins Bewusstsein treten zu lassen. Dazu zählten die "Tätigkeit der Hausfrau als Beruf [zu] fixieren..." um der als "längst überholt" bezeichnete Trennung von der "Frau im Haushalt" versus "Frau im Beruf" zu widersprechen. Innerhalb dieser Abteilung zeigte die Hygiene-Ausstellung Berufsmöglichkeiten für Frauen, Wege ihrer Ausbildung und Grenzen beruflicher Belastungen. Marta Fraenkel verwies in diesem Kontext auf die Unhaltbarkeit jener kursierenden Meinungen unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise, die in den arbeitenden Frauen "Ursachen und Quellen der Wirtschaftsnot sahen!". Sie argumentierte hierzu, dass nur zwei Prozent der arbeitenden Frauen durch männliche Arbeitskräfte ersetzbar wären.[1]

Weiteren konzeptionellen Einfluss übte Marta Fraenkel in den Ausstellungsgruppen "Arbeits- und Gewerbehygiene", "Leibesübungen" und in der Zuständigkeit für die Gesamtbearbeitung im Bereich "Theoretisch-statistische Abteilung" des Krankenhauswesens aus. Im Vorwort des Ausstellungskataloges nahm sie in Hinblick auf den "... gesundheitlichen Tiefstand eines durch Krieg und Nachkriegszeit hindurch gegangenes Volkes." zu Fragen hygienischer Lebensgestaltung Stellung. Sie verwies dabei auf eine dem Siedlungswesen angemessene "Freiflächenpolitik", die neuen Ergebnisse aus der Gesundheitsforschung mit dem gesunkenen "Lebenshaltungsindex" in Relation zu stellen, auf das Erfordernis einer an hygienischen und rationellen Aspekten orientierten "Mode"-Gestaltung oder den Rückgang der Geburtenzahlen und ihre Konsequenzen für die "Gesundheitsfürsorge und Sozialgesetzgebung". Für die damalige demographische Situation bei "Geburtenrückgang und Zunahme der Alten" prognostizierte sie neue "sozialhygienische und sozialpolitische" Probleme und weist auf kommende "seelenhygienische" Aufgabenstellungen für das "Volk der Alten" hin.[2]

Ehrungen

Nach ihr sind in Dresden eine Straße und ein Veranstaltungsraum des Deutschen Hygiene-Museums benannt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Marta Fraenkel: Die Internation. Hygiene-Ausstellung 1930/31. Streiflichter auf Inhalt und Darstellung. In: Georg Seiring (Hrsg), Marta Fraenkel (zusammengestellt, bearbeitet): 10 Jahre Dresdner Ausstellungsarbeit. Dresden 1931, S. 221-272
  2. Carlwalter Straßhausen (Geschäftsleitung, Hrsg.) et al.: Internationale Hygiene-Ausstellung Dresden 1930. Amtlicher Führer. Verlag der Internationalen Hygiene-Ausstellung, Dresden 1930, S. 81-86

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