Maschinenfabrik Andritz

Maschinenfabrik Andritz
Andritz Aktiengesellschaft
Unternehmensform Aktiengesellschaft
ISIN AT0000730007
Gründung 1852
Unternehmenssitz Graz, Österreich
Unternehmensleitung

Wolfgang Leitner (Präsident und CEO)

Mitarbeiter 13.700 (12/2008) [1]
Umsatz 3.609 Mio (2008) [2]
Branche Anlagenbau
Website

www.andritz.com

Die Andritz AG (alte Bezeichnung Andritz Actiengesellschaft) ist ein österreichischer Anlagenbaukonzern mit Hauptsitz in Graz. Benannt ist sie nach dem Grazer Stadtbezirk Andritz.

Die Andritz-Gruppe beschäftigt weltweit 13.700 Mitarbeiter an 35 Produktions-/Servicestätten in 120 Tochtergesellschaften. Im Jahr 2007 erzielte die Andritz-Gruppe einen Umsatz von 3,61 Milliarden Euro und ein EBITDA von über 278 Millionen Euro. Der Betriebserfolg (EBIT) betrug 233 Millionen Euro. Seit 1994 ist Wolfgang Leitner Vorstandsvorsitzender.

Inhaltsverzeichnis

Eigentumsverhältnisse

Grundkapital EUR 104.000.000
Aktien 52.000.000
Aktionär Anteil
Streubesitz 72%
Certus Beteiligungs-GmbH 26%
Management und Mitarbeiter 2%

Stand: 29. Dezember 2007

Geschäftsbereiche

Die Andritz AG ist in fünf Geschäftsbereichen tätig, wobei nach eigenen Angaben in jedem Geschäftsbereich Andritz die Weltmarktführerschaft in einzelnen Marktsegmenten innehat:

  • Zellstoff und Papier
  • Hydraulische Maschinen und sonstige Aktivitäten
  • Anlagen für die Metallbearbeitung
  • Umwelt- und Prozesstechnik
  • Futtermitteltechnik

Zellstoff und Papier

Zellstoff und Papier ist mit über 37 % des Gesamtumsatzes (2008) der bei weitem größte Geschäftsbereich. Andritz stellt Anlagen für die Produktion nahezu aller Arten von Zellstoff für die Herstellung von Papier, Karton und Faserplatten sowie Spezialmaschinen für die Herstellung von Tissuepapier her.

Hydraulische Maschinen und sonstige Aktivitäten

Hydraulische Maschinen ist nach Akquisition der VA TECH Hydro mit 33 % des Gesamtumsatzes (2008) der zweitgrößte Geschäftsbereich. Er umfasst die Herstellung von Wasserturbinen und Pumpen, die Entwicklung und Fertigung von Großgeneratoren aller Art (Turbogeneratoren) und Sekundärtechnik für hydroelektrische Kraftwerke. Außerdem werden in diesem Bereich auch Komponenten für die Weltraumtechnik produziert, darunter für das europäische Ariane-Raumfahrtprogramm.

Andritz Metals

Der Bereich Metals (früher "Walz- und Bandbehandlungsanlagen") ist mit über 16 % des Konzernumsatzes (2008) der drittgrößte Geschäftsbereich. Das Unternehmen plant, entwickelt und errichtet Anlagen für die Bearbeitung von Kaltband und Warmband aus Edelstahl, Kohlenstoffstahl und Nichteisenmetallen, Glühöfen, Pressen sowie Regenerations- und Oxidanlagen.

Umwelt- und Prozesstechnik

Umwelt- und Prozesstechnik ist mit ca. 10 % des Gruppenumsatzes (2008) der viertgrößte Geschäftsbereich. In diesen Bereich fallen Systeme für die Behandlung von Abwasser, Abwasserschlamm und Industrieschlamm.

Futtermitteltechnik

Futtermitteltechnik macht 4 % des Gesamtumsatzes (2008) aus. Aus diesem Bereich liefert Andritz Systeme und Maschinen zur industriellen Herstellung von gewöhnlichem Tierfutter und hochwertigem Spezialfutter.

Geschichte

Die Anfänge

Das Unternehmen wurde 1852 von dem aus Ungarn stammenden Josef Körösi als kleine Eisengießerei in der damals noch selbständigen Gemeinde Andritz gegründet. Dieser war zunächst in einer Eisenwarenhandlung in Ungarn als Lehrling ausgebildet worden, bevor er 1847 nach Graz kam.

Obwohl Körösi anfangs nur kleinere Gusswaren herstellte, expandierte das Unternehmen sehr rasch und produzierte Wasserturbinen, Kräne und Pumpen. Schon 1860 beschäftigte die heutige Andritz AG über 500 Mitarbeiter, 1870 waren es bereits 1.300. Mittlerweile wurden auch Dampfkessel, Dampfmaschinen, Bergbaumaschinen und sogar Brücken hergestellt.

Erste Krise

Nach dem Tod des Unternehmensgründers übernahm sein Sohn Viktor Körösi die Maschinenfabrik. Infolge einer allgemeinen Wirtschaftskrise in Österreich (ausgelöst unter anderem durch den Verlust der österreichischen Gebiete in Oberitalien) mussten über 1.000 Arbeiter entlassen werden. Viktor Körösi verkaufte das Unternehmen an die Österreichische Alpine Montanunion, einen Zusammenschluss von Eisen- und Stahlindustrieunternehmen in der Steiermark und Vorläufer der Voestalpine. Die Maschinenfabrik konzentrierte sich auf die Ausrüstung von Stahl- und Walzwerken sowie auf die Fertigung von Dampfmaschinen.

Anfang des 20. Jahrhunderts

Im Jahr 1900 wurde das Unternehmen an das Wiener Bankhaus Gutmann (heute Bank Gutmann AG) verkauft und in eine AG mit dem Namen Maschinenfabrik Andritz Actiengesellschaft umgewandelt. Der Tunnelbau wurde ein neues Unternehmenssegment, auch Kräne wurden wieder produziert. Führend im österreichischen Raum wurde das Unternehmen auch bei der Entwicklung von Hochdruck-Kreiselpumpen.

1932 musste die Maschinenfabrik Andritz aufgrund der Weltwirtschaftskrise vorübergehend die Produktion einstellen. Dennoch wurde der Fortbestand des Unternehmens gewahrt und die früheren Mitarbeiter bald wieder eingestellt.

„Anschluss“ und Zweiter Weltkrieg

1938, nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde die Maschinenfabrik den in Berlin ansässigen Kämper Motorenwerken angegliedert und auf die Produktion von Dieselkompressoren ausgerichtet. 1941 wurde die Fabrik an die DEMAG verkauft. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden dann vor allem Kräne und Förderbänder produziert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

1945 beschlagnahmten die Besatzungsmächte den Großteil der Produktionseinrichtungen als „deutsches Eigentum“. Der Unternehmensleitung gelang es jedoch, von stillgelegten Betrieben gebrauchte Maschinen und Werkzeug zu mieten und die Produktion von kleinen bis mittelgroßen Pumpen und Turbinen wieder aufzunehmen.

1949 begann eine langjährige Zusammenarbeit mit der Schweizer Escher-Wyss-Gruppe, zunächst bei Wasserturbinen. Das Produktportfolio wurde komplett überarbeitet. Die Herstellung von Dampfmaschinen und Luftkompressoren wurde eingestellt, stattdessen konzentrierte sich das Unternehmen auf die Produktion von Wasserturbinen, Kreiselpumpen, Kränen und Stahlbauten. Ab 1951 konnten in Zusammenarbeit mit Escher Wyss komplette Papiermaschinen hergestellt werden.

In den 1960er- und 1970er-Jahren setzte die Maschinenfabrik ihr Wachstum fort: Die Fabrikshallen wurden erweitert, die Produktionsanlagen modernisiert und die Anstrengungen im Forschungsbereich intensiviert. Die Maschinenfabrik produzierte nun auch Hauptkühlpumpen für Atomreaktoren, elektrochemische und metallurgische Anlagen. Das Unternehmen konnte Umsatz und Exportquote stark ausbauen. 1977 erhielt das Unternehmen auch die Staatliche Auszeichnung und durfte damit das Bundeswappen im Geschäftsverkehr verwenden.

Erneute Krise und Neuausrichtung

Die zweite Ölkrise 1979/1980 und die allgemein stagnierende Weltkonjunktur zu Beginn der 1980er-Jahre traf auch die Maschinenfabrik Andritz voll. Die Aufträge gingen zurück und das Unternehmen schrieb Verluste. Eine Liquidation des Unternehmens konnte nur durch massive staatliche Subventionen und Rationalisierungsmaßnahmen zwischen 1981 und 1985 verhindert werden. Unter anderem wurde die Gießerei geschlossen und der Mitarbeiterstand von 2.300 auf 1.600 reduziert.

1987 erzielte das Unternehmen erstmals wieder operative Gewinne. Im gleichen Jahr übernahm die deutsche Investmentgesellschaft AGIV mit Sitz in Frankfurt am Main die Mehrheit an der Maschinenfabrik Andritz AG. Das Unternehmen wurde strategisch neu ausgerichtet, von einem bloßen Lizenznehmer anderer Maschinenhersteller zu einem führenden, von fremdem Know-how unabhängigem internationalen Anbieter von Hightech-Produktionssystemen.

Mit dem Erwerb von Sprout-Bauer, einem in Pennsylvania (USA) ansässigen Maschinenbauunternehmen, wurde eine erfolgreiche Expansionspolitik eingeleitet. Mit Sprout-Bauer stieß die Andritz-Gruppe unter anderem auch in das Segment für Refiner und Anlagen zur Futtermittelproduktion ein.

1992 wurde die Durametal Corporation aus Oregon (USA), Hersteller von Refinerplatten, 1994 Kone Wood, Ausrüster in der Zellstoffindustrie, und 1995 die dänische Jesma-Matador A/S (heute Sprout-Matador) für den Futtermittelbereich übernommen.

Mit der Neuausrichtung hin zu einem internationalen, umfassenden Anlagenbauunternehmen änderte sich Mitte der 1990er-Jahre auch der Name von Maschinenfabrik Andritz AG (kurz MFA) in Andritz AG (wobei als gewisse Reminiszenz die traditionelle Schreibung Actiengesellschaft beibehalten wurde; interne Kurzbezeichnung AAG).

Anfang 1998 erwarb Andritz die Mehrheit an der Sundwiger Eisenhütte Maschinenfabrik GmbH & Co. (heute Sundwig GmbH) mit Sitz in Hemer (Nordrhein-Westfalen), 2000 einen Hälfteanteil an der Ahlström Machinery Group. Im Juni 2001 wurde Ahlström vollständig von Andritz übernommen.

Neben den zahlreichen Akquisitionen veränderten sich auch die Eigentümerverhältnisse: Die AGIV verkaufte 1999 ihren Anteil an ein Konsortium aus der Carlyle Group, GE Capital, der Unternehmensinvest AG, der Deutschen Beteiligungs AG und der Custos-Privatstiftung des Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Leitner und anderer Vorstandsmitglieder.

Andritz als börsenotiertes Unternehmen

Im Juni 2001 wurde Andritz erfolgreich mit zwei Millionen neuen Aktien an der Wiener Börse platziert. Mit dem frischen Kapital konnte Andritz weitere Komplementärakquisitionen vornehmen: Mit dem Erwerb des Bereichs Zellstoff- und Papiertrockner von Asea Brown Boveri 2002 konnte Andritz bei Zellstoffproduktionssystemen erstmals die volle Produktkette vom Holzplatz bis hin zum fertigen Zellstoffballen anbieten. 2003 wurden IDEAS Simulation Inc. und Acutest Oy zur weiteren Verstärkung des Papier- und Zellstoffbereichs erworben.

2002 wurde Andritz mit der Übernahme eines Teilbereichs der amerikanischen SELAS Corp. auch im Bereich der kontinuierlichen Feuerverzinkungsanlagen zum Komplettanbieter.

Im Juni 2003 wurden weitere ca. 6,1 Millionen Aktien aus dem Besitz der Finanzinvestoren (Unternehmens Invest AG, Carlyle Group, Deutsche Beteiligungs-AG, GE Capital) an Privatanleger und institutionelle Investoren begeben.

Im September 2003 wurde die Heinrich Fiedler GmbH & Co. KG in Regensburg (Siebkörbe) erworben, im Jahr 2004 dann Bird Machine (Zentrifugen, Kammerfilterpressen) und Teile von Netzsch (Entwässerungsaggregate, Kammerfilterpressen), Otto Kaiser (mechanische Hochleistungspressen, Sitz in Bretten, Baden-Württemberg) und VA Tech WABAG (Fließbetttrocknungssysteme). Im Juni 2004 wurde ein Joint-Venture mit dem Industriedienstleister Rheinhold & Mahla AG gegründet, die European Mill Service GmbH (EMS). Im Juni 2006 übernahm die Andritz AG auch die Wasserkraftsparte VA Tech Hydro GmbH, der ehemaligen VA Tech. 2008 wurde ein Teilbereich der Firma März-Gautschi erworben.

Die Wertpapierkennung lautete AT0000730007.

Einzelnachweise

  1. Erster bis dritter Quartalsbericht 2008. Andritz AG. Abgerufen am 10. Januar 2009.
  2. Geschäftsbericht 2007. Andritz AG. Abgerufen am 10. Januar 2009.

Weblinks


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