Massagestab

Massagestab
Vibrator in Stabform
Design-Vibratoren

Vibratoren (lat. vibrare - sich schnell hin und her bewegen, Erschütterung, Zitterbewegung) sind elektromechanische Sexspielzeuge in verschiedenen Formen und aus verschiedenen Materialien, die mit einem kleinen Elektromotor in Schwingung versetzt werden. Ursprünglich als medizinisches Gerät gegen die sogenannte „weibliche Hysterie“ entwickelt, sollen durch die Bewegung erogene Zonen am Körper stimuliert werden. Heute werden Vibratoren als Masturbationshilfe oder Sexspielzeuge im partnerschaftlichen Geschlechtsverkehr überwiegend für die sexuelle Erregung von Frauen konzipiert, können aber ebenso von Männern benutzt werden. Für bestimmte Areale des Körpers, beispielsweise Brust oder Anus, sind spezielle Vibratoren verfügbar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der erste bekannte Vibrator ist Erzählungen nach von Kleopatra erfunden und benutzt worden. Sie soll eine Schachtel, möglicherweise auch ein Kalebasse gefüllt mit Bienen besessen haben, deren aufgeregtes Hin- und Herfliegen das Gefäß zum Vibrieren gebracht haben soll und ihr als primitiver Vibrator gedient haben soll.[1]

Der elektromechanische Vibrator der Neuzeit stellt eine Weiterentwicklung der Behandlungsmethoden der sogenannten weiblichen Hysterie dar, die in der Vorstellung des 19. Jahrhundert und in den Anfängen des 20. Jahrhunderts als eine Erkrankung angesehen wurde, die von der Gebärmutter ausgeht und die Frauen zu einem seltsamen, „hysterischen“ Verhalten zwang. Die Behandlung bestand neben der Empfehlung unverheiratete Hysterikerinnen zu verheiraten, unter anderem darin, die Patientin zu einer Krise oder dem hysterischen Paroxsysmus, sprich dem Orgasmus, zu bringen und sie dadurch zu „beruhigen“. Anfangs wurde den Patientinnen von den behandelnden Ärzten mit manuellen Massagen des Genitalbereichs zur Beruhigung verholfen, später entwickelten sich verschiedene mechanische Möglichkeiten die Behandlung unter ärztlicher Aufsicht durchführen zu lassen.[2]

Neben der bis dahin ebenfalls üblichen Wasserstrahlbehandlung, der sogenannten Hydrotherapie, die auch John Harvey Kellogg anwandte, entwickelte der Arzt George Taylor im Jahre 1869 in den Vereinigten Staaten schließlich ein dampfbetriebenes Gerät, den „Manipulator“, dass den gewünschten Effekt hatte und die manuelle Stimulation und die nur in wenigen Badeorten anwendbare Hydrotherapie ablöste. Aufgrund der schwierigen Anwendung und der schlichten Größe konnte der „Manipulator“ jedoch nur von Ärzten und in Praxen angewandt werden. Wenige Jahre später erfand und patentierte Mortimor Granville 1883 einen elektromechanischen Vibrator, den „Percuteur“, der eigentlich für die Massage von Männern entwickelt worden war, aber aufgrund seiner verhältnismäßig geringen Abmessungen und der einfachen Bedienung für die Behandlung der weiblichen Patientinnen eingesetzt wurde.

Werbeanzeige für Vibratoren von 1910

Um die Jahrhundertwende gab es schließlich etliche verschiedene Vibratoren, sowohl für die medizinische Anwendung, als auch für die Anwendung zu Hause. Auf der Exposition Universelle et Internationale 1900 in Paris wurden über ein Dutzend Modelle vorgestellt, beispielsweise Standgeräte mit Rollen, einige baumelten von der Decke und sehr teure Modelle, die an die Steckdose angeschlossen werden konnten.[3] Getarnt als medizinisches oder hauswirtschaftliches Gerät wurde der Vibrator bis in die 1920er in Magazinen für Hausfrauen und Zeitschriften beworben, er sollte Verspannungen lösen, der Hysterie vorbeugen und die Jugend und Schönheit der Ehefrau erhalten. Die Werbung blieb lange Zeit verschleiernd, angeboten wurden Vibratoren bis weit in das 20. Jahrhundert hinein als Geräte zur Hautpflege, Hygiene oder zur Regulierung der Menses.[4]

Mit den gesellschaftlichen Veränderungen der sexuellen Revolution und der Emanzipation wurde der Umgang mit den Sexspielzeugen generell und der weiblichen Lust freier und der Vibrator wurde in neuen Farben und Formen, gezielt auch für die Ansprüche von Frauen auf den Markt gebracht[5], sowie Vibratoren für spezielle Anwendungsbereiche, beispielsweise unter Wasser oder an speziellen Körperstellen wie dem G-Punkt angewandt werden können. Inzwischen gibt es auch chipgesteuerte Geräte, sowie Vibratoren die zusammen mit einem I-Pod oder dem Handy betrieben werden können. Nach Umfragen besaß 2006 jede dritte Österreicherin, jede fünfte Deutsche, sowie fast jede zweite Taiwanerin und Amerikanerin einen Vibrator.[6] Andere Quellen gehen davon aus, dass jede vierte Deutsche einen Vibrator benutzt.[7]

Vibratoren zur sexuellen Stimulation

Vibrator-Ei

Allgemein wird als Vibrator ein meist batteriebetriebenes Sexspielzeug aus Kunststoff oder Silikon bezeichnet, das häufig wie auch Dildos einem erigierten Penis ähnlich sieht und zur sexuellen Stimulierung bei der Masturbation oder beim partnerschaftlichen Liebesspiel eingesetzt werden kann. Vibratoren werden überwiegend für die klitorale Stimulation verwendet, können aber auch in die Vagina eingeführt werden, bei Männern oder Frauen anal verwendet werden oder andere individuell als erogen empfundene Körperstellen, wie die Brustwarzen oder den Hoden stimulieren. Die durch einen Motor elektrisch erzeugte Vibration, deren Geschwindigkeit und Stärke sich bei den meisten Modellen variieren lässt, kann eine sexuelle Erregung bis zum Orgasmus bewirken.

Im Handel gibt es unzählige Vibratoren in allen Formen, Farben und Größen. Die Auswahl reicht vom schlichten Massagestab bis zum raffinierten, chipgesteuerten Gerät, das für variable Vibrationen programmierbar ist. Heute gibt es auch sogenannte Vibrationstransmitter, sehr kleine Vibratoren, die die Finger des Trägers in Vibrationen versetzen[8], sowie Vibratoren, die in Butt Plugs und andere Sexspielzeuge eingebaut sind. Beim Butt Plug kann die Vibration auch die Entspannung des Schließmuskels fördern. Insbesondere Vibratoren, die von Frauen für Frauen entwickelt werden, haben oft eine weiche Oberfläche, sind in fröhlichen Farben gehalten und entsprechen in ihrer Form nicht mehr dem herkömmlichen Stabmodell, sondern lassen sich beispielsweise auf den Venushügel auflegen oder sind optisch kaum als Vibratoren erkennbar und haben ein außergewöhnliches Design.[9] Geeignete und im technischen Sinne ungefährliche Vibratoren erhalten wie alle anderen elektrotechnischen Geräte auch ein TÜV-Siegel[10]

Problematische Materialien und Sexualhygiene

Das Kölner ECO-Umweltinstitut untersuchte im Auftrag der Zeitschrift Stern [11] verschiedene Dildos aus Kunststoff. Danach enthielten die Dildos erhebliche Konzentrationen des Weichmachers Phthalat und Lösungsmittel wie beispielsweise Toluol. Schleimhäute nehmen diese flüchtigen Substanzen besonders gut auf, so dass gesundheitliche Schäden drohen.[12] Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Zeitschrift Ökotest in der Ausgabe 11/2006.[13] Elf von 22 getesteten Vibratoren, von der Konstruktion Dildos mit Vibrationsmotor, wurden wegen phenolischen und zinnorganischen Verbindungen (z. B. Bisphenol A und Tributylzinn) negativ bewertet.

Glatte Materialien wie Glas (auch Acrylglas), Aluminium, Edelstahl, echtes Silikon und natürliche Materialien wie Granit, Ahornholz und Naturlatex[14], sind bei Befolgung der Hygieneempfehlungen als unbedenklich einzustufen. Bei anderen Materialien ist entweder die Verträglichkeit noch nicht geprüft oder sie sind auf lange Sicht und bei häufiger Anwendung als bedenklich einzustufen. Daher wird die regelmäßige Reinigung des Vibrators vor und nach der Benutzung und die Verwendung zusammen mit einem Kondom empfohlen. Grundsätzlich sollte bei der gemeinsamen und/oder gleichzeitigen analen und vaginalen Verwendung von Sexpielzeugen ein Kondom benutzt werden um die Ansteckung über den Dildo oder Vibrator mit sexuell übertragbaren Krankheiten zu verhindern oder im Sinne der Sexualhygiene eine Keimverschleppung zu verhindern.

Einzelnachweise

  1. Susan Crain Bakos: The Sex Bible: The Complete Guide to Sexual Love. Quiver, 2006, ISBN 1592332277, S. 203 - 213. 
  2. Nina E. Lerman, Ruth Oldenziel, Arwen Mohun: Gender and Technology: A Reader. Johns Hopkins University Press, 2003, ISBN 0801872596, S. 101. 
  3. Nina E. Lerman, Ruth Oldenziel, Arwen Mohun: Gender and Technology: A Reader. Johns Hopkins University Press, 2003, ISBN 0801872596, S. 106. 
  4. Wolfgang König: Geschichte der Konsumgesellschaft. Franz Steiner Verlag, 2000, ISBN 3515076506, S. 263. 
  5. Masturbation aus philosophischer Sicht. ARTE, 22. November 2007. Abgerufen am 28. August 2008.
  6. Jede Dritte hat einen Vibrator!. Kronenzeitung Österreich, 2006. Abgerufen am 28. August 2008.
  7. Historie des Vibrators. In: Pressestelle. Durex. Abgerufen am 28. August 2008. (DOC)
  8. Vibrationstransmitter werden meist mit dem Begriff Tantra-Beam bezeichnet
  9. Beispiele hierfür sind einige Vibratoren der Firma Good Vibrations oder der Funfactory, deren Vibrator Delight mit dem red dot design award 2008 ausgezeichnet wurde
  10. Cordula Schmitz: Vibrator-Test: "Der Motor sollte nicht heiß laufen". In: Welt Online. Die Welt, 17. Januar 2008. Abgerufen am 28. August 2008.
  11. Heft 31/2001
  12. Netdoktor: Sicherheitsregeln für den Umgang mit Sexspielzeugen
  13. Test Vibratoren: Dreck am Stecken. Ökotest 11/2006. S. 30.
  14. Ausnahme hiervon ist die Latexallergie

Literatur

  • Nina E. Lerman, Ruth Oldenziel, Arwen Mohun: Gender and Technology: A Reader. Johns Hopkins University Press, 2003, ISBN 0801872596, S. S. 98 - 122, Situated Technology: Camouflage. 
  • Rachel P. Maines: The Technology of Orgasm: "hysteria," the Vibrator, and Women's Sexual Satisfaction. Johns Hopkins University Press, 2001, ISBN 0801866464. 

Weblinks


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  • Massagestab — Mas|sa|ge|stab …   Die deutsche Rechtschreibung

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