Massaker von Mahmudija

Massaker von Mahmudija

Das Massaker von Mahmudiyya war ein Vorfall, bei dem am 12. März 2006 nahe der mittelirakischen Stadt al-Mahmudiyya, südlich von Bagdad, 5 US-Soldaten eine 14-jährige Irakerin vergewaltigten und ermordeten; auch die Eltern des Mädchens und dessen jüngere Schwester wurden dabei getötet. Dieser vielfach als Kriegsverbrechen gewertete Vorfall führte insbesondere im Irak zu Empörung und zu Racheakten militanter Aufständischer.

Inhaltsverzeichnis

Der Tathergang

al-Mahmudiyya (Irak)
DMS
al-Mahmudiyya
al-Mahmudiyya
Lage der Stadt al-Mahmudiyya im Irak

Der gerichtlichen Untersuchung des Falles zufolge spielte sich am 12. März 2006 folgendes ab: Die US-Armee unterhielt in al-Yusufiyya, westlich von al-Mahmudiyya, einen Verkehrskontrollposten. Rund 200 Meter entfernt davon lebte die Familie Qasim in einem vereinzelt stehenden Haus.
Das Haus war bereits in den Tagen zuvor von der Patrouille mehrfach aufgesucht worden. Angaben von Nachbarn zufolge war die Mutter der 14-jährigen Abir Qasim Hamza besorgt um das Schicksal ihrer Tochter gewesen und wollte sie bei Bekannten unterbringen; der Vater habe diese Sorgen aber als unbegründet zurückgewiesen. Die beiden Brüder Abirs befanden sich zum Zeitpunkt der Tat in der Schule und entkamen so dem Massaker.

Am Tag der Tat gingen fünf Soldaten des 6-Mann-Kontrollpostens auf das Haus der Familie Qasim zu. Es handelte sich um Steven Green, Paul E. Cortez, James P. Barker, Jesse V. Spielman und Bryan L. Howard, wobei Howard die Absicherung der Tat nach außen übernahm, ohne sich selbst an ihr zu beteiligen. Die Soldaten drangen dann in das Haus ein, und Green forderte Abirs Eltern und Schwester auf, in einen anderen Raum zu gehen. Er kam dann zu den übrigen Soldaten zurück, denen er erklärte, er habe alle drei erschossen. Green und mindestens ein anderer der Soldaten vergewaltigten daraufhin Qasim und erschossen sie im Anschluss daran. Wenig später stand das Haus in Flammen; das Feuer war offensichtlich von den Soldaten gelegt worden.
Abu Firas Dschanabi, ein Onkel von Abir und Nachbar, bemerkte das Feuer, und nachdem er im Haus die Leichen seiner Verwandten bemerkt hatte, alarmierte er einen irakischen Polizeiposten.

Reaktionen

Am 10. Juli erklärte eine Gruppe mit dem Namen Mudschahidin-Schura-Rat, dass sie drei US-Soldaten, die derselben Einheit angehörten wie die Täter (dem 502. Infanterieregiment der 101. US-Luftlandedivision), aus „Rache für die Schändung unserer Schwester“ getötet habe, und dokumentierte dies durch ein entsprechendes Video. US-Militärsprecher erklärten zunächst, die Familie sei von Aufständischen getötet worden; al-Mahmudiyya ist eine konfessionell zwischen Schiiten und Sunniten geteilte Stadt und war seit längerem Brennpunkt entsprechender Auseinandersetzungen. Steven Green nahm an der Beerdigung seiner getöteten Kameraden in Arlington in Virginia teil und wurde auf dem Heimweg in Virginia festgenommen.

Gerichtsverfahren

Die Tat wurde von einem Militärgericht untersucht, das auf einem Stützpunkt in Kentucky eingerichtet wurde. Im Einzelnen ergingen dabei für die angeklagten Soldaten folgende Urteile:

Jesse Spielman
  • James Barker wurde zu 90 Jahren Haft verurteilt, mit der Möglichkeit, bei guter Führung nach 10 Jahren entlassen zu werden.
  • Paul Cortez wurde am 22. Januar 2007 zu 100 Jahren Haft verurteilt, mit der Möglichkeit, bei guter Führung nach 10 Jahren entlassen zu werden.
  • Jesse Spielman wurde am 3. August 2007 zu 110 Jahren Haft verurteilt, mit der Möglichkeit, bei guter Führung nach 10 Jahren entlassen zu werden. Er hatte ein Teilgeständnis abgelegt.
  • Steven Green wurde bereits am 16. Mai 2006 wegen „antisozialer Persönlichkeitsstörung“ unehrenhaft aus der US-Army entlassen. Gegen ihn ist bislang noch kein Urteil ergangen. Mögliche Höchststrafe ist in seinem Fall die Todesstrafe.

Die Anwälte der Angeklagten hatten sich darüber beklagt, dass die intensive und zum Teil sensationshungrige Begleitung des Verfahrens durch die Medien ein faires Verfahren verhindere. Die entsprechende Beschwerde wurde jedoch zurückgewiesen.

Film

Der Film Redacted basiert auf den Ereignissen von al-Mahmudiyya.

Weblinks


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