Mastodonten

Mastodonten
Für die systematische Einteilung der Lebewesen existieren neben- und nacheinander verschiedene Vorschläge. Das hier behandelte Taxon entspricht nicht der gegenwärtig in der deutschsprachigen Wikipedia verwendeten Systematik oder ist veraltet.
Künstlerische Rekonstruktion eines Mastodon von Charles R. Knight

Die Mastodonten (Mastodontoidea) sind eine nicht mehr gebräuchliches Taxon für eine Überfamilie der Rüsseltiere. In dieser Gruppe wurden ursprünglich die Familien der Gomphotherien (Gomphotheriidae), Echten Mastodonten (Mammutidae) und Stegodonten (Stegodontidae) zusammengefasst. Erstmals eingeführt hat den Begriff Mastodontoidea Henry Fairfield Osborn (1857–1935) im Jahr 1921.[1][2] Zurück geht er auf die Bezeichnung Mastodon, die ursprünglich 1817 von Georges Cuvier (1769–1832) für ein heute als Gomphotherium angustidens bezeichnetes Rüsseltier der Gomphotherien verwendet wurde (allerdings hatte Cuvier dieses bereits 1806 als mastodonte à dents étroites beschrieben).[3] Der Name stammt aus dem Griechischen und bedeutet μαστός (mastos, Brust) und οδον (odon, Zahn). Er bezieht sich auf die durch Höcker geprägten Backenzähne, die seitlich betrachtet an die Brüste einer Frau erinnern ("Brustzähner").

Eine Gemeinsamkeit innerhalb der Gruppe der Mastodonten war ihr schon deutlich elefantenartiges Aussehen, wobei sie insgesamt eher länglicher und niedriger gebaut waren sowie längere und flachere Schädel besaßen. Frühe Formen waren allerdings relativ klein und recht kurzbeinig. Des Weiteren unterschied sie ihr höckeriger Zahnbau deutlich von den Elefanten mit ihren lamellenartigen Zähnen. Außerdem wiesen zahlreiche Vertreter im Gegensatz zu heutigen Elefanten sowohl im Unter- als auch im Oberkiefer verlängerte Stoßzähne auf, die sich aus den Schneidezähnen entwickelt hatten.

Aufgrund kladistischer Untersuchungen werden die Mastodonten heute verschiedenen Überfamilien zugewiesen. Die Echten Mastodonten gehören nun der Überfamilie Mammutoidea, die Gomphotherien der Überfamilie Gomphotherioidea und die Stegodonten der Überfamilie Elephantoidea an. Letztere umfasst auch die heutigen Elefanten. Alle drei Überfamilien gehören zu den Elephantimorpha.[4][5] Der Begriff Mastodon wird heute nur noch für das Amerikanische Mastodon verwendet, während die Echten Mastodonten in der Fachsprache Mammutiden heißen.[6][7]

Einzelnachweise

  1. Henry Fairfield Osborn: The Evolution, Phylogeny, and Classification of the Mastodontoidea. Buletin of the Geological Society of America 32 (3), 1921, S. 327-332
  2. Henry Fairfield Osborn: Adaptive radiation and classification of the Proboscidea. PNAS 7, 1921, S. 231–234
  3. Ursula Bettina Göhlich: Elephantoidea (Proboscidea, Mammalia) aus dem Mittel- und Obermiozän der Oberen Süßwassermolasse Süddeutschlands: Odontologie und Osteologie. Münchner Geowissenschaftliche Abhandlungen Reihe A 36, München, 1998
  4. Jeheskel Shoshani und Pascal Tassy: Advances in proboscidean taxonomy & classification, anatomy & physiology, and ecology & behavior. Quarternary International 126-128, 2005, S. 5–20
  5. Jan van der Made: The evolution of the elephants and their relatives in the context of a changing climate and geography. In: Harald Meller (Hrsg.): Elefantenreich - Eine Fossilwelt in Europa. Halle/Saale, 2010, S. 340–360
  6. Pascal Tassy: Who is who among the Proboscidea? In: Jeheskel Shoshani und Pascal Tassy (Hrsg.): The Proboscidea. Evolution and palaeoecology of the Elephants and their relatives. Oxford, New York, Tokyo, 1996, S. 40–48
  7. Jeffrey J. Saunders: North American Mammutidae. In: In: Jeheskel Shoshani und Pascal Tassy (Hrsg.): The Proboscidea. Evolution and palaeoecology of the Elephants and their relatives. Oxford, New York, Tokyo, 1996, S. 271–279

Literatur

  • Arno Hermann Müller: Lehrbuch der Paläozoologie. Band 3: Vertebraten. Teil 3: Mammalia. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Gustav Fischer Verlag, Jena 1989, ISBN 3-334-00223-3.
  • Erich Thenius: Grundzüge der Faunen- und Verbreitungsgeschichte der Säugetiere. Eine historische Tiergeographie. 2. völlig neubearbeitete Auflage. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-437-30312-0.

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