Mathias Bröckers

Mathias Bröckers

Mathias Bröckers (* 26. Juni 1954 in Limburg an der Lahn) ist ein deutscher freier Journalist, der vor allem für die taz und Telepolis schreibt. Bekannt geworden ist er als Autor von Sachbüchern, die für eine Legalisierung von Hanf argumentieren. Seit 2001 erlangte er größere Bekanntheit mit Verschwörungstheorien zum 11. September 2001. In diesem Zusammenhang wurde ihm mehrfach Antisemitismus vorgeworfen.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Nach dem Abitur 1973 zog Bröckers nach Berlin, um seine Einberufung zu vermeiden. Im selben Jahr begann er, an der FU Berlin Literaturwissenschaft, Linguistik und Politikwissenschaft mit Deutsch und Politik als Lehramt zu studieren. Zur Finanzierung des Studiums machte er 1976 den Personenbeförderungsschein und trat in das erste Berliner Taxi-Kollektiv ein. Er schloss 1980 mit einer Magisterarbeit über Die Rolle der Sprache in der Psychoanalyse sein Studium ab.

Journalismus

Von 1980 bis 1991 arbeitete er als Kulturredakteur und schließlich als Wissenschaftsredakteur der taz. Neben dem journalistischen Tagesgeschäft gab er 1985 sein erstes Buch mit Texten des Berliner Kabarettisten Wolfgang Neuss heraus und 1989 eine Dokumentation anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der alternativen Tageszeitung („Die taz – das Buch“). Letzteres erschien im Zweitausendeins-Verlag, der damit auch zu seinem späteren Hausverlag werden sollte. Wegen Differenzen mit der politischen Ausrichtung des Blattes verabschiedete sich Bröckers 1991 aus der Redaktion. Zuletzt hatte er die Satire-Seite "Die Wahrheit" etabliert, die heute noch besteht. Danach war er Kolumnist der Zeit, der Woche und Autor vieler naturwissenschaftlicher Radiosendungen für den SFB. Darüber hinaus interessiert sich Bröckers für wissenschaftliche Themen, die eher weniger Beachtung finden. Zur taz hat er nie ganz seine Verbindung abreißen lassen, als freier Journalist veröffentlicht er dort weiterhin Artikel und Kommentare. 2006 überarbeitete er den Internet-Auftritt der taz, so dass nun auch Blogs von Redakteuren und Freunden der taz online zu lesen sind. Im Impressum der Taz, steht er mindestens seit 2009, als zuständig für "tazblogs", "Marketing" und nun auch für die neu hinzugekommene "bewegung.taz.de". [1]

Hanf

Durch seine Freundschaft mit Wolfgang Neuss seit Anfang der 1980er Jahre wurde sein Interesse an Cannabis bzw. Hanf und deren vielfältiger Nutzung geweckt. In mehreren Publikationen widmete er sich der Aufklärung über diese alte Kulturpflanze und auch deren Kriminalisierung und Pathologisierung durch den US-amerikanischen Medienzar Randolph Hearst in den 1930er Jahren. 1993 entwickelte er mit Freunden die Geschäftsidee eines Großhandels ausschließlich mit Produkten, die auf Hanfbasis produziert werden. Im folgenden Jahr wurde er Geschäftsführender Gesellschafter der HanfHaus GmbH, die Ende 2001 Insolvenz anmelden musste. Er setzte sich auch als Vorsitzender der „Hanfgesellschaft e.V." für eine Wiederzulassung des Hanfanbaus ein. Der Anbau von Hanf war seit 1964 in Westdeutschland verboten und ist mittlerweile wieder für THC-arme Sorten erlaubt – allerdings nur unter strengen Kontrollen und mit hohen Auflagen. 2001 trat er von der HanfHaus-Geschäftsführung zurück und arbeitete wieder als freier Autor und Journalist.

Auch anderen psychotropen Substanzen wie LSD und Absinth ließ er seine publizistische Aufmerksamkeit zuteil werden.

Privates

Zeitweise lebte er mit seinem Freund und Illustrator diverser Gemeinschaftsproduktionen Gerhard Seyfried zusammen in Solothurn (Schweiz). Bröckers ist seit 1981 verheiratet, hat zwei Kinder (* 1982) und lebt in Berlin-Kreuzberg.

Publizistik

Sein Genre-Spektrum erstreckt sich von Beiträgen in Büchern und Anthologien, Radiosendungen, Kabarettprogrammen über die Mitarbeit an TV- und Film-Drehbüchern, Lektorats- und Herausgebertätigkeiten, zu Vorträgen und Workshops. Außerdem war er Mitglied der Sachbuch-Jury der Süddeutschen Zeitung.

Der Stil seiner Publikationen ist geprägt von satirischen Wortspielen. Er gab die deutsche Ausgabe des „Lexikons der Verschwörungstheorien“ von Robert Anton Wilson heraus. Nach eigenen Angaben hat er ein künstlerisches Selbstverständnis und weist die Frage „Was glauben Sie denn wirklich?“ zurück. Ihm sei bewusst, dass Verschwörungstheorien untereinander widersprüchlich sein könnten. Er recherchiert sie als soziales Phänomen vorwiegend mit Hilfe des Internet. Investigativen Journalismus, wie Recherche-Reisen, um bestimmten Behauptungen vor Ort nachzugehen, führt Bröckers nicht durch. Er versteht sich selbst weniger als investigativer Journalist denn als Kritiker investigativ arbeitender Journalisten und ihrer Redaktionen.

Publikationen zum 11. September 2001

Bröckers ist neben Gerhard Wisnewski und Andreas von Bülow einer der bekanntesten und publizistisch erfolgreichsten Vertreter von Verschwörungstheorien zum 11. September 2001 im deutschen Sprachraum. Mit seiner „WTC Conspiracy“-Reihe beim Online-Magazin Telepolis wurde Bröckers einem größeren Publikum bekannt und erzielte mit seinem folgenden, bei Zweitausendeins erschienenen Buch Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9. hohe Auflagen.

Bröckers griff 2002 in einem Telepolis-Artikel Berichte über einen angeblichen israelischen Lauschangriff gegen die Vereinigten Staaten auf. Dieser Vorgang nähre ebenso wie die Frage Cui bono den Verdacht einer „Kosher Conspiracy“ im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September. Zu den Hauptverdächtigen dieses Anschlages seien nach Bröckers Angaben George W. Bush und Ariel Scharon zu zählen.[2] Bröckers wurde für diesen Beitrag scharf kritisiert und ihm unsaubere Recherche aufgrund des Wiedergebens von veralteten oder falschen Argumenten vorgeworfen.[3] Der Berliner Historiker Wolfgang Wippermann sprach von „Antisemitismus pur“.[4] Antisemitismus bei Bröckers wurde auch in einer von der TU Berlin konzipierten Ausstellung[5] unterstellt, die Behauptungen aufgrund einer Unterlassungsaufforderung aber wieder entfernt.[6] Der Journalist Tobias Jaecker warf Bröckers vor, antisemitische Verschwörungstheorien in der Nachfolge der Protokolle der Weisen von Zion zu stützen.[7] Darüber hinaus stellte Jaecker fest, dass Bröckers mit dem Thema ironisch und weniger verbissen umgehe als andere Vertreter von Verschwörungstheorien, „da weiß man immer nicht so genau: Glaubt er das jetzt wirklich oder macht er sich eigentlich nur einen Spaß daraus.“[8]

Einzelnachweise

  1. TAZ Impressum
  2. Mathias Bröckers: Die Kosher Conspiracy (2. März 2002)
  3. Panoptikum des Absurden - Der Spiegel
  4. Wolfgang Wippermann: Agenten des Bösen. Verschwörungstheorien von Luther bis heute, be.bra. Verlag, Berlin 2007, S. 134–140
  5. „Ein Fall für Fallersleben“, M. Bröckers, 20. August 2007
  6. „Ein Fall für Fallersleben (2)“, M. Bröckers, 19. September 2007
  7. Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September. Neue Varianten eines alten Deutungsmusters. Von Tobias Jaecker, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster 2005, ISBN 3825879178
  8. Interview mit Jaecker zu Loose Change, 8. August 2006 Deutschlandradio Kultur, „Fazit“, 8. August 2006, auf Jaeckers Website abgerufen 11/2008

Veröffentlichungen

  • Mathias Bröckers (Hrsg.): Der gesunde Menschenverstand ist reines Gift. Paukenschläge von Wolfgang Neuss. Heyne, München 1985, 159 S., Ill.
  • Jack Herer: Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf. Hrsg. von Mathias Bröckers, Zweitausendeins, Frankfurt a.M., 1993, 526 S., ISBN 3-453-11566-X
  • Mathias Bröckers und Gerhard Seyfried: Hanf im Glück - Das Hohe Lied vom hehren Hanf. Zweitausendeins, Frankfurt a.M. 1996, 96 S., gebunden, ISBN 3-907080-59-9
  • Das sogenannte Übernatürliche. Von der Intelligenz der Erde, Aufbruch zu einem neuen Naturverständnis, Eichborn, Frankfurt a.M. 1998, 298 S., gebunden, ISBN 3-8218-1528-0
  • Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9. Zweitausendeins, Frankfurt a.M., 2002, ISBN 3-86150-456-1
  • Cannabis. Hanf, Hemp, Chanvre, Canamo. AT Verlag, Aarau 2002, 224 S., ISBN 3-85502-872-9 (Bildband)
  • Fitz Hugh Ludlow: Der Haschisch-Esser - Klassiker der berauschten Weltliteratur. Vorwort von Mathias Bröckers, Nachtschatten Verlag, Solothurn 2001, ISBN 3-907080-72-6
  • Können Tomaten träumen? Von der Intelligenz der Erde. Aufbruch zu einem neuen Naturverständnis. Königsfurt Verlag, Klein Königsförde 2001, ISBN 3-933939-76-3
  • Mathias Bröckers und Albert Hofmann: Trans Psychedelischer Express, Eleusis - Basel - Babylon - und weiter. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2002 ISBN 3-907080-89-0
  • Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9. Zweitausendeins, Frankfurt a.M., 2003, ISBN 3-86150-604-1, enthält auch eine Video-CD mit dem Dokumentarfilm „Mohammed Atta and the Venice Flying Circus“ von Daniel Hopsicker, Buchbesprechung Deutschlandradio
  • Lynn Zimmer, John P. Morgan, Mathias Bröckers: Cannabis Mythen - Cannabis Fakten. Eine Analyse der wissenschaftlichen Diskussion. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2004, 264 S., ISBN 978-3-03788120-0
  • Mathias Bröckers und Roger Liggenstorfer: Albert Hofmann und die Entdeckung des LSD. Auf dem Weg nach Eleusis. AT Verlag - AZ Fachverlage, Aarau 2006, ISBN 978-3-03800-276-5
  • Mathias Bröckers, Chris Heidrich, Roger Liggenstorfer: Absinthe - Die Wiederkehr der Grünen Fee. Geschichten und Legenden eines Kultgetränkes. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2007, 95 S., Paperback, ISBN 978-3-03788-151-4, Auszug
  • Mathias Bröckers: Cogito ergo bum und 49 weitere Beweise für die Unausweichlichkeit des Scheiterns. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-938060-17-4,  Inhaltsangabe
  • Mathias Bröckers: Die Drogenlüge - Warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und Ihrer Gesundheit schaden. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 3-938060-51-4 (Inhaltsangabe)
  • mit Christian C. Walther: 11.9. - zehn Jahre danach. Der Einsturz eines Lügengebäudes. 2011, ISBN 978-3-938060-48-3 (http://westendverlag.de/westend/buch.php?p=59).

Weblinks


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