Mathias Lerch

Mathias Lerch

Matyáš Lerch (* 20. Februar 1860 in Milínov; † 3. August 1922 in Schüttenhofen), war tschechischer Mathematiker.

Leben

Er kommt aus der Familie eines Kleinbauers. Als kleines Kind hatte er einen Unfall und konnte sich ab dem sechsten Lebensjahr nur noch mit einer Gehhilfe fortbewegen. Der Unfall hatte auch zur Folge, dass er erst mit neun Jahren das erste Mal in die Schule gehen konnte. Dort bewies er von Anfang an eine große Begabung für Mathematik. Nach dem Besuch der Bürgerschule arbeitete er kurz als Angestellter in der Fabrik František Scheinost. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten entschied er sich für weiteres Studium. Nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung und außergewöhnlichen Prüfungsergebnissen erhielt er die Genehmigung, die fünfte Klasse des Gymnasiums in Pilsen zu besuchen. Sein Abitur legte er 1880 am Realgymnasium in Rakonitz ab. Noch während seines Schulbesuchs auf dem Gymnasium studierte er autodidaktisch alle frei zugänglichen Mathematikbücher. 1880 schrieb er sich an die Technischen Hochschule in Prag als ordentlicher Hörer des Bauingenieurwesens ein. Er studierte drei Jahre lang unter anderem bei Eduard Weyr, Gabriel Blažek und František Tilšer.

Ursprünglich wollte er nach der Hochschule Lehrer werden, konnte dies jedoch wegen seiner Behinderung nicht und widmete sich daher voll der Mathematik. 1883 bis 1884 nimmt er an Vorlesungen von Professor František Josef Studnička teil, der an dem Studenten großen Gefallen findet. Ein Jahr später erhält Lerch ein Stipendium und studiert in Berlin unter anderem bei Karl Weierstraß, Leopold Kronecker, Lazarus Immanuel Fuchs und Carl Runge. Hier lernte er auch junge Mathematiker wie Sofja Kowalewskaja und Arthur Karl Wilhelm Heffter kennen. Nach seiner Rückkehr habilitiert er 1886 und wird Privatdozent an der Prager TH. Gleichzeitig beginnt er mit seiner publizistischen Tätigkeit. Von 1886 bis 1896 veröffentlicht er 110 Aufsätze im In- und Ausland. Gleichzeitig werden seine Arbeiten von renommierten Mathematikern gelesen, so auch vom Franzosen Charles Hermite, der seine wissenschaftlichen Arbeiten öffentlich hoch schätzt.

Trotz zahlreicher Bemühungen, eine Professur an einer tschechischen Hochschule zu erlangen, gelang ihm dies während seiner ganzen beruflichen Laufbahn nicht. 1896 nimmt er deshalb das Angebot der schweizerischen Universität in Freiburg im Üechtland an. Er lehrt hier die folgenden zehn Jahre. Gleichzeitig verbessert sich seine finanzielle Situation, er kann sich eine Operation leisten, durch die er seine Krücke nicht mehr benötigt. 1906, nach Ernennung zum Professor in der mährischen technischen Hochschule in Brünn, kehrt er nach Tschechien zurück. 1920 erfolgt die Berufung an die Masaryk-Universität in Brünn.

Nach seiner Rückkehr kommt es auch zu vielen Ehrungen und Auszeichnungen in seiner Heimat. Er wird zum Ehrenmitglied der Vereinigung tschechischer Mathematiker und Physiker gewählt und erhält 1909 den Ehrendoktor der Philosophie der Prager Universität. Zu diesem Zeitpunkt geht es ihm jedoch gesundheitlich schlechter. Er leidet an Diabetes, damals unheilbar, da das Insulin noch nicht entdeckt war. Aus gesundheitlichen Gründen musste er deshalb die Stelle des Rektors der Brünner Technischen Hochschule ablehnen. Zum Schluss setzte er sich mit seinem Assistenten Otakar Borůvka für den Aufbau des mathematischen Instituts an der Masaryk-Universität ein. Während seines Ferienaufenthalts starb er an Lungenentzündung.

Literatur

  • Karel Čupr: Profesor Matyáš Lerch. Časopis pro pěstování matematiky a fyziky. 31 (1923), 301-313.
  • Karel Lepka: Matyáš Lerchs work on number theory. Brno 1995.
  • Luděk Frank:
    • O životě profesora Matyáše Lercha. Časopis pro pěstování matematiky. 78 (1953), 119-137.
    • K 100. výročí narození Matyáše Lercha. Pokroky matematiky, fyziky a astronomie. 5 (1960), Seite 764-771
  • Josef Škrášek
    • Seznam prací prof. Matyáše Lercha. Časopis pro pěstování matematiky. 78 (1953), 139-148.
    • Život a dílo profesora Matyáše Lercha. Časopis pro pěstování matematiky. 85 (1960), 228-240.
  • Otakar Borůvka: Vzpomínka na českého matematika Matyáše Lercha. Pokroky matematiky, fyziky a astronomie. 17 (1972), Seite 130-134.
  • Karel Petr: Matyáš Lerch, Almanach České akademie věd a umění 33 (1923), Seite 116-138.
  • Karel Rychlík: Matyáš Lerch a jeho odpovědi na otázky ankety o metodě práce matematiků. Matematika ve škole. 9 (1959), Seite 170-173.
  • Eduard Fuchs, Karel Lepka: Matyáš Lerch. Pokroky matematiky, fyziky a astronomie. 48 (2000), Seite 50-62.

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