Matouqin

Matouqin
Ein mongolischer Musiker spielt auf der Pferdekopfgeige

Die Mongolische Pferdekopfgeige (mong. морин хуур, Morin Chuur; chin. 馬頭琴, Matouqin) ist ein zweisaitiges Streichinstrument, welches am oberen Halsende von einem hölzernen Pferdekopf geziert wird. Sie ist das wichtigste Musikinstrument der Mongolen, und gilt als ein Nationalsymbol der Mongolei.

In China ist die Matouqin eines von mehreren Instrumenten in der Huqin (胡琴, fremde Qin) Familie, welche ebenfalls die Erhu einschließt.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau und Form

Pferdekopfgeige in einem Museum in China

Das Instrument hat ungefähr die Ausmaße einer Viola da gamba und wird wie diese aufrecht gehalten, mit dem Resonanzkörper auf oder zwischen den Knien des Musikers. Der rechteckige oder leicht trapezförmige Resonanzkörper besteht traditionell aus einem mit Leder bespannten Holzrahmen, mit einer kleinen Öffnung auf der Rückseite. Heute sind aber Holzdecken nach europäischem Muster eher üblich, komplett mit geschnitzten F-Löchern. Der lange Hals wird anstelle eine Schnecke über dem Wirbelkasten von einem geschnitzten Pferdekopf abgeschlossen. Die beiden Saiten laufen vom unteren Ende des Körpers bis zum Kopf, wo sie mit seitenständigen Wirbeln gestimmt werden. In der Mitte des Körpers befindet sich ein Steg, welcher die Schwingungen auf den Resonanzkörper überträgt.

Der Bogen hat keine mechanische Spannvorrichtung. Er wird untergriffig gehalten und mit den Fingern je nach Bedarf unterschiedlich gespannt, wodurch eine sehr feine Kontrolle der Klangfarbe möglich ist. Als Kolophonium wird das Harz der Sibirischen Lärche oder der Zirbelkiefer verwendet.

Die Saiten bestehen traditionellerweise aus Schweifhaaren von mongolischen Pferden, ebenso wie die Bespannung des Bogens. Die Haare der Saiten haben keinen Zusammenhalt, sind weder miteinander versponnen noch umwickelt. Die tiefere ("männliche") Saite enthält ca. 130 Haare, die höhere ("weibliche") Saite ca. 100 Haare. Die tiefere Saite befindet sich dabei -vom Spieler aus gesehen- links, die höhere rechts.

Stimmung und Tonumfang

Traditionell werden die beiden Saiten in einer Quinte gestimmt, bei der Aufführung moderner Musik aber häufig auch in einer Quarte. Es gibt kein Griffbrett, auf welches man die Saiten herunterdrücken könnte. Der Musiker verändert die Tonhöhe, indem er die Saiten mit den Fingernägeln von Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger, sowie mit den Fingerkuppen von Ringfinger und Kleinem Finger zur Seite drückt. Beim Spiel auf der höheren Saite greift der Kleine Finger unter der tieferen Saite durch.

Der Klang der Pferdekopfgeige ist weich im Ansatz und dynamisch in der Färbung. Der Tonumfang liegt ungefähr zwischen der europäischen Bratsche und dem Violoncello. Die Mongolen erinnert der Klang an den Wind der Steppe und das Wiehern ihrer Pferde.

Ursprünge

Es gibt mehrere Legenden zum Ursprung dieses Instrumentes. Eine davon erzählt von einem Hirten, welcher ein magisches geflügeltes Pferd (siehe auch Windpferd) als Geschenk erhalten hatte. Danach bestieg er das Pferd jede Nacht und flog damit zu seiner Geliebten. Eine andere Frau ließ aus Neid die Flügel des Pferdes abschneiden, wodurch es starb. der Hirte fertigte aus den Knochen eine Geige, und besang zu ihrer Musik seine Trauer.

Eine andere Legende nennt als Erfinder einen Jungen namens Süche (= Axt). Nachdem ein böser Fürst sein weißes Pferd getötet hatte, kam dessen Geist im Traum zu ihm und leitete ihn an, aus seinem Körper ein Musikinstrument zu bauen. Dadurch könnten sie immer zusammen sein, und der Junge wäre nie mehr einsam. So entstand die Geige aus den Knochen, der Haut und den Haaren des Pferdes, und erhielt einen geschnitzten Pferdekopf an Stelle der Schnecke.

Die chinesische Geschichtsschreibung erklärt die Entstehung der Matouqin als Weiterentwicklung der xiqin (奚琴), einer Instrumentenfamilie, welche im Tal des Xilamulun-Flusses im Nordwesten Chinas beheimatet ist. Ursprünglich wird sie dem Volk der Nördlichen-Xi (奚) zugeordnet. Die erste schriftliche Erwähnung findet sich in der 1105 (während der Nördlichen Song-Dynastie) von Chen Yang geschriebenen Musikenzyklopädie Yue Shu, in der sie als fremde, zweisaitige Laute beschrieben wird.

Kulturerbe

Die Musik der Pferdekopfgeige wurde von der UNESCO 2003 in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen.

Weblinks


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