Medizinische Ökonomie

Medizinische Ökonomie

Gesundheitsökonomie manchmal auch Medizin-Ökonomie genannt (engl.: medical economics, health economics, frz.: économie de la santé, économie médicale) ist eine empirische und theoretische, interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Produktion, der Verteilung und dem Konsum von knappen Gesundheitsgütern und mit der ökonomischen Seite der Gesundheitsversorgung allgemein beschäftigt.

Schwerpunkt ist die möglichst optimale Nutzung und faire Verteilung dieser Güter (z. B. Krankenhäuser, Personal, Apparate, Arzneimittel, präventive, diagnostische und therapeutische Maßnahmen). Dabei sollen Kosteneffizienz, Effektivität, Qualität und Gerechtigkeit (Zugang für alle) in Einklang gebracht werden ("Magisches Viereck").

Im Vergleich zu den USA, Großbritannien, den Niederlanden und Skandinavien ist die Gesundheitsökonomie im deutschsprachigen Raum noch wenig entwickelt. Seit der Gesundheitsreform 2007 (GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz) ist jedoch im SGB V die Kosten-Nutzen Bewertung für neue und für Arzneimittel von Bedeutung gesetzlich verankert worden.

Inhaltsverzeichnis

Untersuchungsgegenstände

Untersucht werden z. B.

  • Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen
  • Kosten, Kosten-Nutzen, Kosten-Effektivität und Kosten-Effizienz verschiedener Versorgungsformen und Leistungen
  • Sparmaßnahmen, Rationalisierung
  • Preisgestaltung
  • Krankenhausmanagement
  • Krankenversicherung.

Evaluation

Der Teilbereich der gesundheitsökonomischen Evaluation befasst sich vor allem mit der vergleichenden Beurteilung von Kosten und den Effekten medizinischer Innovationen und Behandlungsformen. Dabei werden verschiedene Perspektiven eingenommen. Die wichtigsten fünf Perspektiven sind die des einzelnen Patienten, der Kostenträger (e.g. Krankenversicherer), der Leistungserbringer im Gesundheitswesen (e.g. Krankenhaus, Arztpraxis), der Gesellschaft und der Arbeitgeber. Je nach eingenommener Perspektive wird eine Analyse höchst unterschiedliche Ergebnisse liefern. Es gibt darüber hinaus auch die Möglichkeit, Perspektiven zu mischen. Beispielsweise werden Kosten-Nutzen Bewertungen nach §35b SGB V aus der Perspektive des krankenversicherten Bürgers durchgeführt, also die Perspektiven des Patienten und der Kostenträger "gemischt".

Hauptwerkzeug der gesundheitsökonomischen Evaluation sind meistens komplexe Studien mit zahlreichen Variablen, die teilweise erhebliche Schwankungsbereiche aufweisen und meistens auf Annahmen oder Ergebnissen aus anderen Studien beruhen. Hierzu Bedarf es des Einsatzes mehr oder weniger komplexer mathematischer Modelle, die den Verlauf von Erkrankungen oder Versorgungsprozessen unter Berücksichtigung aller medizinischer und ökonomischer Folgen beurteilen helfen. Mit Hilfe solcher Studien werden Therapien aller Art, z. B. Behandlungen, Medikamente, Leistungspakete, usw. beurteilt. Um die sehr unterschiedliche Qualität dieser Studien einschätzen zu können, sind Instrumente wie die sogenannte Drummond Checkliste[1] und Leitlinien wie der Hannoveraner Konsens[2] entwickelt worden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Drummond Checkliste, BMJ 1996
  2. Hannoveraner Konsens, 3. Revision, 2007

Literatur

  • Friedrich Breyer, Peter Zweifel, Mathias Kifmann: Gesundheitsökonomik. 5. überarb. Auflage, Springer: Berlin, Heidelberg 2005
  • Michael F. Drummond et al.: Methods for the Economic Evaluation of Health Care Programmes. 3. überarb. Aufl., Oxford University Press: Oxford 2005, ISBN 978-3-540-22816-5
  • Leonhard Hajen, Holger Paetow, Harald Schuhmacher: Gesundheitsökonomie. Strukturen - Methoden - Praxisbeispiele. 4. überarb. u. erw. Aufl., Kohlhammer: Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-019938-5
  • Karl W. Lauterbach, Matthias Schrappe (Hrsg.): Gesundheitsökonomie, Qualitätsmanagement und Evidence-based Medicine. eine systematische Einführung. 2. überarb. Auflage, Schattauer: Stuttgart, New York 2003,
  • Karl W. Lauterbach, Stephanie Stock, Helmut Brunner (Hrsg.): Gesundheitsökonomie Lehrbuch für Mediziner und andere Gesundheitsberufe, Hans Huber, 2006, ISBN 3-456-84333-X
  • Peter Oberender, Thomas Ecker: Grundelemente der Gesundheitsökonomie. PCO-Verlag Bayreuth 2001
  • Thomas Rice: Stichwort: Gesundheitsökonomie. Eine kritische Auseinandersetzung. KomPart-Verlag Bonn 2004
  • Reinhard Rychlik: Gesundheitsökonomie. Gesundheit und Praxis. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1999
  • Herbert Rebscher, Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik,Economica Verlag, Heidelberg 2006

Weblinks


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