Arapaho

Arapaho
Scabby Bull, ein Arapaho-Indianer, 1898

Die Arapaho [əˈræpəˌhəʊ -] (gelegentlich auch Arapahoe geschrieben) sind ein Indianervolk Nordamerikas. Zeitweise bildeten sie mit den Cheyenne eine politische Allianz. Ihre ursprüngliche Sprache (language code nach ISO 639-2: arp) gehört zur Algonkin-Sprachfamilie und wird noch von etwa 1000 Menschen gesprochen. Der Stammesname Arapaho leitet sich vom Pawnee-Wort tirapihu oder larapihu ("Händler") her. Ihre Eigenbezeichnung lautet Inuna-Ina ("unser Volk"). In der älteren französisch sprachigen Literatur werden die Arapaho auch Gens de Vache genannt.

Das Volk der Arapaho lebt heute in zwei Gruppen:

  • die Nördlichen Arapaho (etwa 6000 Menschen in Wyoming) und
  • die Südlichen Arapaho als Teil der Cheyenne and Arapaho Nation in Oklahoma, die gemeinsam etwa 11.000 Mitglieder zählen.

Die Arapaho hielten sich aus den Kriegen mit den USA heraus, wurden jedoch 1864 Opfer des Sand-Creek-Massakers, als Colonel Chivington ein Lager von Cheyenne und Arapaho auslöschte, das unter dem Schutz der US-Regierung stand. Die Überlebenden flohen nach Wyoming und baten die Shoshone um Land. Zusammen mit den Cheyenne und Lakota kämpften sie 1876 in der Schlacht am Little Bighorn River gegen die 7. US-Kavallerie unter George A. Custer.

Die Gros Ventre, deren Sprache fast ausgestorben ist, hatten sich bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von den Arapaho abgespalten und gelten heute als eigener Stamm.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Freckle Face, Arapaho-Frau, 1898

Die Arapaho sind ein Volk der amerikanischen Ureinwohner, das in historischer Zeit in den Großen Ebenen am Osthang der Rocky Mountains in den heutigen US-Bundesstaaten Colorado und Wyoming lebte. Sie waren enge Verbündete der Cheyenne-Indianer und schlossen sich gelegentlich auch den Sioux-Indianern an. Die Arapaho-Sprache gehört zur Algonquian-Sprachfamilie und ist mit der Gros-Ventre-Sprache eng verwandt, die als ein früher Seitenzweig gilt. Das Blackfoot und das Cheyenne sind weitere Algonquian-Sprachen, die in den Great Plains gesprochen werden, sich aber vom Arapaho ganz unterscheiden. Seit dem Vertrag von Fort Laramie 1868 werden die Arapaho-Lokalgruppen in zwei Stämme aufgeteilt: die Northern Arapaho und die Southern Arapaho. Seit 1878 lebt die Northern Arapaho Nation mit den Eastern Shoshone in der Wind River Indian Reservation, der siebtgrößten Reservation in den Vereinigten Staaten. Der Southern Arapaho Tribe in Oklahoma besitzt mit den Southern Cheyenne unter der Bezeichnung Cheyenne and Arapaho Tribes offiziellen Status als bundesstaatlich anerkannter Stamm (federally recognized tribe).

Kulturgeschichte

Weil die meisten Indianervölker, die der Algonquian-Sprachfamilie angehören, im Kulturgebiet des Nordöstlichen Waldlands anzutreffen sind, kann man davon ausgehen, dass auch die Arapaho aus der Kulturschicht des Woodland Complex hervorgegangen sind. Höchstwahrscheinlich lebten die Vorfahren des späteren Arapaho-Volks im heutigen Minnesota und North Dakota, bevor sie in die Großen Ebenen vordrangen. Es fehlen aber direkte archäologische oder historische Belege, um den Zeitraum dieses Kulturwandels genauer zu bestimmen. Es darf aber angenommen werden, dass die Verbreitung von freilebenden Mustangs nach Norden den Kulturkomplex einer Pferdekultur [1] überhaupt erst möglich machten.

Zum Zeitpunkt der europäischen Expansion durchschweiften die Arapahos das Gebiet der späteren US-Bundesstaaten South Dakota, Nebraska, Colorado, Wyoming und Kansas. Sie wohnten in kegelförmigen Lederzelten (Tipi), die von den Frauen aus Bisonhäuten und Holzstangen errichtet wurden. Die Lebensgrundlage bildete die Jagd auf Bisons, Gabelböcke und andere Wildtiere und in weit geringerem Umfang das Sammeln von Pflanzen, Früchten, Beeren und Nüssen. Ihr materieller Besitz war einer mobilen Lebensweise optimal angepasst. Ein ganzes Zeltdorf konnte binnen einer Stunde zusammen gepackt und reisefertig gemacht werden. Im Winter teilte sich der Stamm in kleine Lager auf, die in den Ausläufern der Rocky Mountains im heutigen Bundesstaat Colorado Schutz suchten. Im späten Frühjahr zogen sie in größeren Lagerverbänden in die Großen Ebenen hinaus, um Präriebisons am Ende der Tragzeit zu jagen. Im Hochsommer versammelten sich die verschiedenen Lokalgruppen wieder am Fuß der Rocky Mountains im heutigen Colorado, um den Bergbison zu bejagen. Im Spätsommer und Herbst kehrten sie in die Großen Ebenen zurück, um ihre Zeremonien, vor allem den jährlichen Sonnentanz, abzuhalten und Gemeinschaftsjagden auf die Bisonherden zu veranstalten, die sich zur Brunftzeit versammelt hatten.

Die Arapaho standen in einem Wettbewerb mit den südlichen Präriestämmen, vor allem den Pawnee und Comanche, von denen sie ihre Pferde bezogen, sofern sie nicht ihre eigenen Pferdeherden durch Zucht vermehrten. Durch ihre Zwischenstellung zwischen Felsengebirge und Großen Ebenen beteiligten sie sich aber auch am Pelzhandel mit anderen Stämmen und europäischen Siedlern. Ihr Name "Arapaho" wird nach allgemeiner Übereinkunft von dem Pawnee-Wort für "Händler" hergeleitet.

Die Arapaho-Kinder fischten und jagten oft mit den Erwachsenen, hatten aber auch genügend Freizeit für viele Arten von Spielen. Besonders beliebt war ein Wurfspiel, bei dem im Laufen ein rollender Netzreifen mit einem Wurfpfeil getroffen werden musste.

Geschichte

Die politische Geschichte der Arapaho nach Ankunft der Europäer entspricht bis zum Jahr 1878 weitgehend der Geschichte des Cheyenne-Stammes, mit dem die Arapaho ein enges Bündnis geschlossen hatten, ohne ihre eigene Sozialordnung aufzugeben. Hierbei zeigt sich, dass für die indigenen Völker Nordamerikas ursprünglich die Zugehörigkeit zu Bündnissystemen wichtiger war als die Behauptung einer "nationalen" Identität im europäischen Sinn. Die Selbstbehauptung als "Stamm" oder "Nation" war zwangsläufiges Ergebnis der Auseinandersetzung mit der Enteignungs- und Vernichtungspolitik der europäischen Einwanderer und entsprach keiner ursprünglichen politischen Vision.

Der Vertrag von Fort Laramie unterschied 1868 drei Hauptabteilungen der Arapaho: die Northern Arapaho, die Southern Arapaho und die Gros Ventres oder Atsina. Im Vertrag vom Little-Arkansas-Fluss wurde 1865 die Cheyenne-Arapaho-Reservation in den späteren US-Bundesstaaten Oklahoma und Kansas eingerichtet, deren Landbasis schon zwei Jahre später im Medicine-Lodge-Vertrag von 1867 auf weniger als die Hälfte zusammengestrichen wurde. Nach den Bestimmungen des General-Allotment-Gesetzes (Dawes Act) wurde 1891 das kollektive Stammesland der Cheyenne-Arapaho-Reservation privatisiert, d.h. auf einzelne Indianer mit individuellem Erbgang überschrieben, und der Rest zur europäischen Besiedlung freigegeben. 1878 wurde die Northern-Arapaho-Reservation im heutigen Bundesstaat Wyoming eingerichtet, die seit 1937 als Wind-River-Reservation bekannt ist. 1888 wurde für die Gros Ventre und die Assiniboin oder Nakoda die Fort-Belknap-Reservation im heutigen Montana eingerichtet. Die Mehrzahl der Gros Ventres waren bereits nach 1862 zum Christentum übergegangen[2].

Gegenwart

Die Arapaho sind heute nach wie vor in den nördlichen und den südlichen Stamm aufgeteilt. Die nördlichen Arapaho (The Northern Arapaho Tribe) bewohnen gemeinsam mit den Eastern Shoshone die Wind River Indian Reservation in Wyoming, die südlichen Arapaho leben gemeinsam mit den südlichen Cheyenne als The Cheyenne and Arapaho Tribes of Oklahoma, mit Stammeszentrum in Concho, Oklahoma. Beide Stämme sind von der US-Regierung anerkannt.

Nach der Volkszählung von 2000 gab es 7000 Arapahos mit gemeinsamen Arapaho-Vorfahren und 9258 Arapahos mit Vorfahren aus anderen Indianerstämmen. Die Northern Arapaho beziehen Einkünfte vor allem aus dem Verkauf von Bodenschätzen. Die Southern Arapaho beziehen Stammeseinkünfte aus Ölquellen und kommerziellen Unternehmen wie Zigarettenverkauf und Landwirtschaft.[2]

Im Juli 2005 gewannen die Northern Arapaho eine Klage gegen den Staat Wyoming und durften seither drei Kasinos bauen, die ersten Wettspielstätten im Staat Wyoming. Auch die Cheyenne and Arapaho Tribes betreiben seither drei Kasinos im US-Bundesstaat Oklahoma.

Nur noch wenige Arapaho sprechen heute ihre eigene Sprache, die meisten davon sind Angehörige der Northern Arapaho. Wie für viele andere Indianersprachen auch wurden aber Programme ins Leben gerufen, um die Sprache vor dem Verschwinden zu bewahren. [3]

Literatur

  • Hartmut Krech (Hrsg.): Adlerfeder, Autobiografie einer Arapaho-Frau. In: IndianerLeben. Indianische Frauen und Männer erzählen ihr Leben. Norderstedt: Books on Demand 2009, Seite 119-134. ISBN 978-3-8391-1047-8

Quellenbelege

  1. Clark Wissler, The American Indian, An Introduction to the Anthropology of the New World, New York 1917, Seite 34; John C. Ewers, The Horse in Blackfoot Indian Culture: With Comparative Material from Other Western Tribes, Washington, DC, 1955, Seite 2 ff.
  2. a b Arapaho. In: Funk & Wagnalls New Encyclopedia 2006, http://www.history.com/encyclopedia.do?vendorId=FWNE.fw..ar130400.a#FWNE.fw..ar130400.a, abgerufen am 24. September 2009
  3. "Its Native Tongue Facing Extinction, Arapaho Tribe Teaches the Young", New York Times, October 18, 2008

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Arapaho – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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