Meliorationsmaßnahme

Meliorationsmaßnahme
Dieser Artikel beschreibt die Melioration von Landschaften, für den gleichnamigen Begriff aus der Linguistik, siehe Melioration (Linguistik).

Melioration ist ein Begriff der Bodenkunde und Landschaftspflege, der innerhalb der deutschsprachigen Staaten unterschiedliche Verwendung findet.

Meliorationsarbeiten bei Römhild, 1980
Meliorationsarbeiten bei Groß-Hermersdorf, 1946

Inhaltsverzeichnis

Deutschland

In Deutschland sind darin kulturtechnische Maßnahmen zur Werterhöhung des Bodens, also

zu sehen. Solche Maßnahmen sind zum Beispiel die Be- oder Entwässerung, Drainierung, Eindeichung von Überschwemmungsgebieten und die Urbarmachung von Ödland.

Teilweise zählt auch die Kultivierung von Mooren und Heide dazu, der Wildbachverbau, die Verbesserung von Bodengefüge und Nährstoffzustand (Lockerung verdichteter Bodenschichten, Anhebung des pH-Wertes, Entsteinung usw.), doch wird heute vermehrt beachtet, keine Feuchtgebiete mehr zu zerstören (s. Artensterben) und Interessenkollisionen von Landwirtschaft und Naturschutz zu vermeiden.

Die Bezeichnung Melioration wird gleichermaßen in Land- und Forstwirtschaft sowie der Bodenkunde verwendet. Sie leitet sich vom lateinischen meliorare (verbessern) ab, daher ist der umgangssprachliche Begriff Bodenverbesserung großteils gleichbedeutend.

Österreich

Im Gegensatz zu Deutschland versteht man in Österreich unter Melioration vor allem Maßnahmen zur Bodenordnung - also eine Änderung der Grundstücksgrenzen, um bessere Zufahrten, Schonung der Landschaft und ein besseres Wegenetz zu erreichen. Das Ziel ist weniger eine höhere Fruchtbarkeit der Äcker als die Verbesserung ihrer Struktur. Diese Maßnahmen werden in Deutschland mit dem Begriff Flurbereinigung bezeichnet.

Optimierung und Landschaftspflege

Diese Maßnahmen - welche die Landwirte oft noch nach der früheren Bezeichnung Kommassierung nennen - bestehen vor allem in der Zusammenlegung von zu kleinen Grundstücken bzw. ihrer besseren Formgebung. Auch die Richtung der Fahrwege oder Böschungen wird optimiert, um ökonomische Bewirtschaftung und geringere Bodenerosion zu erreichen. Oft wird für eine komplette „Umlegung“ des Parzellenbestandes ein Zeitpunkt gewählt, zu dem der Kataster ohnehin neu zu vermessen ist.

Die weitgehende Beschränkung auf Maßnahmen der Bodenordnung hängt mit der jetzigen Situation der Landwirtschaft zusammen: die weithin herrschende Überproduktion und der resultierende Preisverfall ist

  • für Bauern im Hügelland und Gebirge schwieriger wettzumachen als im deutschen Flachland. Die Bodenqualität kann kaum mehr verbessert werden.
  • die Gewinnung von mehr anbaufähigem Land, die nach dem Zweiten Weltkrieg nötig war, ist daher nicht mehr sinnvoll. Statt Neuland („10. Bundesland“) etwa durch Trockenlegungen, Melioration, vermehrte Düngung usw. geht es nun um bessere, dem Gelände und Umweltschutz angepasste Strukturen.
  • betr. der Düngung sind eher Reduktion der Ausbringung und Kontrolle ihres Effektes angesagt.

Ziele der Agrarbehörden

In Niederösterreich kooperiert die NÖ Agrarbezirksbehörde bei Kommassierungs-Verfahren nicht nur wie früher mit den Gemeinden. Neben der besseren Bebaubarkeit der landwirtschaftlichen Flächen soll an bestimmten Flächen (z. B. an kleinen Gewässern oder für früher brachliegende Böschungen) eine Rekommassierung möglich sein. So soll langfristig ein Biotop-Verbundsystem entstehen.

Mit der Zusammenlegung erreicht man eine bessere Bearbeitbarkeit des früher durch die Erbteilung oft stark zerstückelten Grundbesitzes (man nennt die schmalen, im Laufe der Zeit durch Grundstücksteilung entstandenen Flächen auch Riemenfelder, Riemenparzellen oder Lissen). Dadurch ist es möglich, biologisch wichtige Landschaftselemente wie Hecken, Baumgruppen, Feuchträume usw. wieder in die Landwirtschaft einzubringen.

Wildbach- und Lawinenschutz

Diese für alpines Gelände, Siedlungen und Fremdenverkehr gleichermaßen wichtige Aufgabe untersteht in Österreich (und ähnlich auch in der Schweiz) nicht den Agrarbehörden, sondern eigenen, regionalen geotechnischen Abteilungen.

Arten der landwirtschaftlichen Melioration

Hydromelioration

kulturtechnische Maßnahmen

zur Werterhöhung des Bodens, also

Solche Maßnahmen sind zum Beispiel die Be- oder Entwässerung, die Eindeichung von Überschwemmungsgebieten und die Urbarmachung von Ödland.

Bodenmelioration

  • Bodengefüge-Melioration (Auflockerung des von schweren Traktoren verdichteten Bodens, z. B. durch pflügen),
    • Auflockerung und Vermischung durch Regenwürmer (in leichten Fällen )
  • besserer Nährstoffzustand (Düngen)
  • Oberflächen- und Krumen-Entsteinung, eventuell Tiefumbruch
  • Anhebung des pH-Wertes, z. B. durch Kalkung
  • Einsatz kommerzieller Substanzen, z. B. Geohumus,E&W BestSoil aquasafe, Geoplant u.a. Bodenverbesserer auf der Basis von Polyacrylaten und Urgesteinsmehlen;

Kulturlandgewinnung und -rekultivierung

  • Ödlandkultivierung einschließlich Moor- und Heide-Kultivierung
  • Rekultivierung von bergbaulich genutzten Gelände, Schottergruben oder Mülldeponien
  • Landgewinnung an Küsten (Polder)
  • Bodensanierung

Bodenerhaltung, Bodenschutz

Interessenkollisionen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz sollten möglichst vermieden werden (Landwirtschaftsklausel, Naturschutzgesetz von Bund bzw. Ländern). Meliorationsprojekte sollten nur erfolgen, wenn ein gesamt-ökologisches Gutachten vorliegt. Die (kurzfristigen) Nutzen sind mit (langfristigen) volkswirtschaftlichen Kosten und ökologischen Schäden zu vergleichen (Umweltverträglichkeitsprüfung).

Weblinks


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