Melisse

Melisse
Zitronen-Melisse
Zitronenmelisse (Melissa officinalis)

Zitronenmelisse (Melissa officinalis)

Systematik
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Gattung: Melissen (Melissa)
Art: Zitronen-Melisse
Wissenschaftlicher Name
Melissa officinalis
L.
Blühende Zitronenmelisse (Melissa officinalis)

Die Zitronenmelisse oder Melisse (Melissa officinalis) ist eine aus dem östlichen Mittelmeergebiet stammende Pflanzenart aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Vegetative Merkmale

Die Zitronenmelisse ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die 25 bis 30 Jahre alt werden kann, Wuchshöhen von 20 bis 90, selten 120 cm erreicht und mehr oder weniger stark nach Zitronen duftet. Sie bildet ein Rhizom, von dem kurze, unterirdische Ausläufer abgehen.

Die Stängel stehen aufrecht bis aufsteigend, sind verzweigt und mit 0,5 mm langen Drüsenhaaren und 1 bis 2 mm langen, abstehenden drüsenlosen Haaren besetzt. Die Behaarung ist meist spärlich, die Pflanzen können auch fast kahl sein. Die Blätter haben 1,5 bis 3,5 cm lange Blattstiele, die Spreite ist 2 bis 6, selten 9 cm lang, 1,5 bis 5, selten 7 cm breit. Die Blattform ist breit eiförmig bis rhombisch oder länglich, am Ende stumpf oder kurz zugespitzt, am Grund gestutzt oder keilförmig, der Blattrand ist grob und ziemlich regelmäßig kerbig gesägt.

Blüten und Früchte

Die Blüten stehen zu je 3 bis 7 in Halbquirlen in den Achseln der oberen Laubblätter. Der Blütenstiel ist 2 bis 6 mm lang. Die Vorblätter sind 2 bis 5 mm lang, ganzrandig und eiförmig-lanzettlich. Der Kelch ist 7 bis 9 mm lang und mit abstehenden weichen Haaren sowie kurzen Drüsenhaaren besetzt. Die Oberlippe hat kleine Zähne, die Unterlippe lanzettlich-dreieckige, begrannte Zähne. Die Krone ist 8 bis 15 mm lang, zu Beginn der Blüte blassgelb, später weiß bis rötlich. Die Blüten führen Nektar, die Bestäubung erfolgt vorwiegend durch Apis mellifera und Bombus-Arten. Die Blüten sind zwittrig und proterandrisch bis homogam.

Die Klausen sind 1,5 bis 2 mm lang, kastanienbraun und verschleimen, wenn sie feucht werden. Sie sind 2 bis 3 Jahre lang keimfähig.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n=32.

Inhaltsstoffe

Melissenblätter enthalten 4 bis 7 % Hydroxyzimtsäure-Derivate, vor allem Rosmarinsäure (die sogenannten Labiatengerbstoffe), aber auch Chlorogensäure, Kaffeesäure u.a. Ätherisches Öl ist zu 0,05 bis 0,3 %, in Zuchtsorten bis zu 0,8 % enthalten. Die wichtigsten Komponenten sind Citral (mit 40 bis 70 %, als Gemisch aus Geranial und Neral), Citronellal (1 bis 20 %) und β-Caryophyllen (5 bis 15 %). Weitere Bestandteile sind Caryophyllenepoxid, Germacren D, Methylcitronellal, 6-Methyl-5-hepten-2-on, Geranylacetat, α-Copaen und Nerol. Die Zusammensetzung des ätherischen Öls ist von der Herkunft und den Klimabedingungen, vom Erntezeitpunkt und dem Alter der Pflanze abhängig.

Melisse enthält ätherisches Öl (Hauptbestandteile Citral und Citronellal, Linalool, Geraniol und Aldehyde) aber auch Gerbstoffe (hauptsächlich Rosmarinsäure), Bitterstoffe, Harz, Schleimstoffe, Glykoside, Saponine und Thymol. Der Vitamin-C-Gehalt der frischen Pflanze pro 100 Gramm Frischgewicht beträgt 253,0 Milligramm.

Namensherkunft

Der Gattungsname Melissa leitet sich vom griechischen meliteion = Zitronen-Melisse ab, das mit meli, Genitiv melitos = Honig zusammenhängt. Er bezieht sich auf die Nutzung als Bienenweide. Das Art-Epitheton officinalis bedeutet offizinell, als Arznei verwendet.

Verbreitung

Die Zitronen-Melisse ist im Östlichen Mittelmeergebiet und in Westasien beheimatet. Das natürliche Areal reicht von Anatolien über den Kaukasus, Irak und Iran bis Pakistan. Heute wird sie weltweit in den gemäßigten und warmen Zonen kultiviert und verwildert regelmäßig.

In Mitteleuropa ist sie verwildert vor allem auf Waldschlägen und an Forststraßen zu finden.[1]

Sie wächst bevorzugt auf nährstoffreichen, warmen und trockenen Standorten mit humusreichem sandigem Lehm- oder lehmigem Sandboden.

Nutzung

Die Zitronen-Melisse wird als Gewürz-, Arznei- und als Bienenweidepflanze angebaut. Die Blätter werden als Küchengewürz verwendet. Extrakte aus den Blättern werden zu Kräuterlikören verarbeitet.

Als Droge werden die Blätter (Melissae folium) verwendet. Die traditionelle Verwendung ist die Unterstützung der Magenfunktion und bei nervlicher Belastung. Präparate wie Teeaufgüsse, Flüssig- oder Trockenextrakte aus der Melisse wirken sedativ und spasmolytisch. Sie werden bei Einschlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Häufig werden sie in Teemischungen mit anderen beruhigend wirkenden Drogen eingesetzt. Bäder werden bei Entzündungen der Haut und der Genitalorgane eingesetzt, aber auch als Entspannungsbäder. Weitere Anwendungsgebiete sind Gallenleiden und hypertone Dyskinesie.[2]

Aufgrund des Gehaltes an Phenolcarbonsäurederivaten, v.a. Rosmarinsäure, haben Melissenblätter eine antimikrobielle und antivirale Wirkung. Dies wird in Salben zur Behandlung von Herpes simplex eingesetzt.[2]

In der Volksmedizin wird die Zitronenmelisse auch gegen Erkältungskrankheiten und Kreislaufschwäche eingesetzt.[2]

Im Handel ist reines Melissenöl aufgrund des hohen Preises (rund 6000 EUR pro kg) selten erhältlich, meist sind es Ersatzöle wie Citronellaöl, Lemongrasöl oder Verfälschungen (Indisches Melissenöl).[3]

Belege

  • Klaus-Ulrich Heyland, Herbert Hanus, Ernst Robert Keller: Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen. Handbuch des Pflanzenbaus Band 4, Eugen Ulmer, Stuttgart 2006, S. 460-465. ISBN 978-3-8001-3203-4
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6
  • Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2002, S.382-386. ISBN 3-8047-1854-X (Inhaltsstoffe, Nutzung)

Einzelnachweise

  1. M.A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9
  2. a b c Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2002, S.382-386. ISBN 3-8047-1854-X
  3. Heyland, Hanus, Keller: Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen. Handbuch des Pflanzenbaus Band 4, Eugen Ulmer, Stuttgart 2006, S. 461. ISBN 978-3-8001-3203-4

Weblinks


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