Melodic Hardcore

Melodic Hardcore

Melodic Hardcore (auch Melodic-Core oder Melodycore) ist ursprünglich eine in den 1980er Jahren entstandene melodische Form des Hardcore-Punks.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Als eigentliche Begründer des Stils gelten frühe Westcoast-Hardcore-Gruppen wie Adolescents, Bad Religion und die Descendents. Aber auch Bands wie Dag Nasty und Hüsker Dü hatten starken Einfluss auf die Entwicklung des Stils. Weiterhin entstanden auch in den Eastcoast-Hardcore-Zentren immer wieder Bands, die auch mehr oder weniger dem Melodic Hardcore zugeordnet werden können, so etwa Good Clean Fun aus Washington D. C., Lifetime, Gorilla Biscuits oder H2O aus New York.

Die Entwicklung fand etwa gleichzeitig mit der des Emotional Hardcore, kurz Emo, statt, der aus Kreisen des Washington-D.-C.-Hardcore-Punks entstand. So finden sich kleinere ähnliche bzw. parallel laufende Entwicklungen, die zur Entstehung der Stile beigetragen haben.

Skatepunk

Hauptartikel: Skatepunk

Eine besonders harmonische und melodische - teilweise auch mit starken Pop-Punk-Ansätzen gespickte - Version des Melodic Hardcore wird häufig mit Skatepunk gleichgesetzt, stellt jedoch nur eine von mehreren (wenngleich wohl die beliebteste) Musikrichtungen innerhalb dieser Bewegung dar. Tatsächlich hängt jedoch die Verbreitung dieses Melodycores in den 1990er Jahren durchaus mit der gleichzeitigen Popularisierung und Industrialisierung des Skateboard-Sports zusammen. Gängig ist es heute, diese Art von Melodic Hardcore – nicht nur mit der Gleichsetzung mit dem Skatepunk – als Punkrock-Style zu beschreiben, da die Nähe zum (Pop-)Punk durch die sehr harmonische, arrangierte Art bestärkt wird.

Bands, die diesem Stil zugeordnet werden, sind vor allem die Satanic Surfers, Lagwagon, Millencolin und NOFX. Die Grenzen zu Melodic-Hardcore-Bands verschwimmen jedoch.

Stil

Der Frontmann der Band Rise Against, Tim McIlrath

Melodic Hardcore wird sehr schnell und energiereich gespielt, wobei die Lieder zumeist vergleichsweise kurz sind. Vom klassischen Hardcore-Punk finden sich im Melodic Hardcore dessen typische Einfachheit der Liedstrukturen sowie die oft politischen und sozialkritischen Botschaften der Texte. Dagegen verwendet man beim Melodic Hardcore oft ausgefeiltere und melodiösere Gitarrenriffs.

Oft werden - im Gegensatz zum normalen Hardcore - mehrstimmige Gesänge eingebaut. Der Gesang kann natürlich wie beim Hardcore/Punk üblich sein bzw. aus Brüll/Schrei-Einlagen bestehen. Oft gibt es aber auch eine Stimme, die zwischen melodischem Gesang und härteren Shouts wechselt, wobei hier auch wieder eine entfernte Ähnlichkeit zum Emo besteht. Stärker als beim üblichen Hardcore, ändert sich auch im ganzen Lied die Lautstärke und Schnelligkeit.

Aktuellere Beispiele

Die Band Pennywise live
Ignite
Die seit 1993 bestehende Band gehört zu den erfolgreichsten Melodic-Hardcore-Bands, obgleich ihr Sound in jüngerer Vergangenheit auch durch Alternative-Rock-Einflüsse geprägt wird. Ihr Bekanntheitsgrad innerhalb der Hardcore-Punk- und Punk-Szene ist enorm groß.
Musikalisch gesehen beruht der Sound der Band auf schnellem Westcoast-Hardcore-Punk zu dessen wichtigstem heutigem Vertreter die Band aus Orange County gehört. Melodisch wirken vor allem - wie bei vielen anderen Bands auch - die Gitarrenriffs. Aber markant und maßgeblich für den melodiösen Hardcore-Punk-Sound verantwortlich ist der Gesang des Frontmanns Zoli Teglas. Dessen hohe, klar gesungene und melodische Gesangseinlagen, kombiniert mit melodiöseren Gitarren, gebaut auf schnellem, harten Hardcore-Punk bilden den Sound der Band.
Inhaltlich befasst sich die Band in ihren Texten sowohl mit Persönlichem, als auch mit - teilweise kritisch darauf gestimmten - linkspolitischen Aussagen.
Strike Anywhere
Die Band ist politisch engagiert. 1999 gegründet, befasst sich die Band inhaltlich vor allem mit linken Themen oder trifft - relativ undogmatisch - gesellschaftskritische Aussagen. Stilistisch ist die Band prägend für neueren Melodic-Hardcore-Sound.
Ihr Sound basiert typischerweise auf dem schnellen, harten Westcoast-Stil. Charakteristisch ist die Gesangsstimme, die zwischen geschrienen/gebrüllten Abschnitten und clean und melodisch gesungen Textzeilen wechselt.
Rise Against
Rise Against gehören seit der Jahrtausendwende zu den erfolgreichsten Melodic-Hardcore-Bands überhaupt. Dabei sind sie über Szenegrenzen auch in Alternative-Rock, Indie-Rock und anderen Rock-Kreisen bekannt. Die Band ist politisch engagiert und arbeitet unter anderem mit Peta zusammen.
In ihren Texten befasst sich die Band vor allem aber auch mit emotionalen und persönlichen Themen. Ihre Songs sind geprägt durch einen relativ ruhigen, dynamischen und melodischen Hardcore-Punk-Sound.
Die Band wird teilweise mit der Post-Hardcore-Band boysetsfire verglichen[1], weil Rise Against verschiedene Stilelemente aus Post-Hardcore und Alternative Rock verstärkt in ihren Stil einbauen.

Weitere Bands, die dem Melodic Hardcore zugeschrieben werden:

Descendents Good Riddance Good Clean Fun Dag Nasty Adolescents
Gang Green Propagandhi 7 Seconds Backsight Gorilla Biscuits
Kids on the move AFI (einige Phasen) Samiam A Wilhelm Scream Kid Dynamite
H₂0 Death by Stereo Death Is Not Glamorous Pennywise The Ghost Inside

Melodycore in Deutschland

Eine der ersten deutschen Bands, die sich am melodischen Westcoast-Sound orientierten, war die Berliner Band Disaster Area.[2] Später verfolgten andere Gruppen wie Jingo de Lunch ebenfalls das Konzept schnellen, melodischen Hardcore zu spielen.[3] In den frühen 90er Jahren wurde vor allem das Label Vitaminepillen Records mit melodischen Punk/Hardcore-Sound in Verbindung gebracht.[4] Vor allem melodische Deutschpunk-Bands der neueren Schule, wie Terrorgruppe[5], Wizo[6], Kafkas[7], Lost Lyrics[8] und Pascow[9] ließen sich vom melodischen Punk der kalifornischen Machart beeinflussen, während Bands wie ZSK[10] und Radio Havanna[11] im Prinzip reinen Melodycore mit deutschen Texten spielten; auch kommerziell erfolgreiche Gruppen wie Montreal, Beatsteaks[12] und die Donots orientierten sich zumindest in ihren Anfangstagen an der kommerziellen, von Labels wie Fat Wreck Chords, geprägten Spielweise des kalifornischen Hardcore-Punks. Melodycore-Einflüsse lassen heute immer noch bei vielen Gruppen der neueren, melodischen, Deutschpunk-Schule wie DDP, Kasa, L.A.K., Ni Ju San oder Fahnenflucht heraushören.

In Deutschland werden weiterhin folgende Bands dem Melodic-Hardcore-Punk zugerechnet:

Creetins Deny Everything
D-Sailors False Friend
From a Judgement So far Away
Skin of tears Tackleberry
Three Chord Society We Once Loved

Politik, Straight Edge und D.I.Y. (Do it yourself)

Logo der Band Strike Anywhere

Viele Melodic-Hardcore-Bands verstehen sich explizit als (links-)politische Bands, zumindest aber als Bands mit einem solchen Anspruch. Strike Anywhere beispielsweise besitzen sogar ein politisches Symbol als Bandlogo, das in der Zeit der Weimarer Republik von linken (eher sozialdemokratischen) Gruppen genutzt wurde. Auch andere Gruppen wie Propagandhi verstehen sich als linke Band und verarbeiteten in ihren Texten viele linke Thematiken und soziale Probleme. In Deutschland definieren sich etwa Tackleberry im weitesten Sinne als linkspolitisch.

Einige Bands bzw. deren Mitglieder sind auch Veganer bzw. Vegetarier. Einige engagieren sich auch bei Organisationen wie PETA für Tierrechte und Tierbefreiung. Dazu zählen etwa Rise Against[13] oder Good Riddance [14].

Auch der Straight-Edge-Gedanke ist, wie bei allen Hardcore-Punk-Subgenres, verbreitet. Good Clean Fun [15] und Gorilla Biscuits etwa sind wichtige Bands, die diesen Lebensstil propagieren.

Labels

Labels, auf denen vorwiegend Melodic-Hardcore-Bands unter Vertrag sind, sind zum Beispiel:

Quellen

  1. http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/r/rise_against/the_sufferer_and_the_witness/index.htm, Zitat: „Interessanterweise erinnert der Beginn des schnellen Openers „Chamber The Cartridge“ an Boysetsfire, die in puncto musikalischer Entwicklung einen ganz ähnlichen Weg wie Rise Against genommen haben.[…]“; Zugriff am 17. Oktober 2007
  2. http://www.ox-fanzine.de/web/rev/42559/reviews.207.html
  3. http://www.ox-fanzine.de/web/rev/56546/reviews.207.html
  4. http://www.ox-fanzine.de/web/itv/187/interviews.212.html
  5. http://www.ox-fanzine.de/web/rev/25356/reviews.207.html
  6. http://www.ox-fanzine.de/web/rev/25039/reviews.207.html
  7. http://www.ox-fanzine.de/web/itv/187/interviews.212.html
  8. http://www.ox-fanzine.de/web/rev/25285/reviews.207.html
  9. http://www.ox-fanzine.de/web/itv/2818/interviews.212.html
  10. http://www.ox-fanzine.de/web/itv/392/interviews.212.html
  11. http://www.ox-fanzine.de/web/rev/59036/reviews.207.html
  12. http://www.ox-fanzine.de/web/rev/4258/reviews.207.html
  13. http://www.peta2.com/OUTTHERE/o-riseagainst_video.asp; Zitat:"Rise Against are no strangers to controversy. In the past, they let the world know that “Meat Is Murder” with their classic peta2 ad, and they were none too shy when it came to speaking out against animal abuse"; Zugriff am 15. Oktober 2007
  14. http://www.peta2.de/spotlight/p51/good_riddance.html; Zugriff am 15. Oktober 2007
  15. http://en.wikipedia.org/wiki/Good_Clean_Fun; "[...]this band uses self-irony when spreading their message of veganism, straight edge, and optimism.", Zugriff am 15. Oktober 2007

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