Mercedes-Benz Actros

Mercedes-Benz Actros
Mercedes-Benz
Mercedes Actros 1841L Sattelschlepper.jpg

Actros Facelift „MP2“ (2003–2008)

Actros
Hersteller: Mercedes-Benz
Verkaufsbezeichnung: Actros
Produktionszeitraum: 1996–heute
Leergewicht: ca. 7,8 t
Zul. Gesamtgewicht: 18–41 t
Vorgängermodell: Mercedes-Benz SK
Nachfolgemodell: keiner

Actros ist die Bezeichnung für eine Lkw-Baureihe der Marke Mercedes-Benz der Daimler AG. Er wurde als Nachfolger der „Schweren Klasse“ (SK) auf der IAA Nutzfahrzeuge 1996 eingeführt und wurde deshalb anfänglich auch „Schwere Klasse Neu“, kurz SKN genannt. 2003 und 2008 erfolgte jeweils eine umfangreiche Modellpflege des Actros, genannt MP2 und MP3 (Modellprojekt 2 und 3). Zum Modelljahr 2011 wurde ein fast komplett überarbeitetes neues Modell vorerst unter der Bezeichnung "Neuer Actros" eingeführt.

Inhaltsverzeichnis

Erste Generation (ab 1996)

Mercedes-Benz Actros 1843 L Pritschenlastzug (erste Generation)

Der Actros war in weiten Bereichen eine komplette Neuentwicklung und trieb vor allem die Einführung allumfassender Elektroniksysteme im Nutzfahrzeugbau voran. Obwohl er zunächst in der Fachpresse sehr positiv aufgenommen wurde traten auch bald erste Kritikpunkte zu Tage, etwa die zunächst billig wirkende Innenausstattung und als unausgereift empfundene Details. Der erste Actros hatte nach der Markteinführung mit zahlreichen technischen Pannen zu kämpfen und galt dadurch längere Zeit als unausgereift. Da das Vorgängermodell zuletzt als technisch und trotz mehrerer Facelifts nach über 20 Jahren Bauzeit auch optisch als veraltet galt, wurde die Einführung des neuen Modells vorgezogen, um den sinkenden Absatzzahlen im Segment der Schwer-LKW entgegenzuwirken, wodurch zunächst noch einige Komponenten wie die Hinterachse, die eigentlich auch mit dem neuen Modell erneuert werden sollte, vom Vorgänger übernommen werden mussten und erst gut ein Jahr später durch neue Aggregate ersetzt werden konnten. Parallel wurde der Vorgänger noch bis 1998 angeboten. Trotzdem erreichte das Fahrzeug zunächst sehr gute Verkaufszahlen, der Marktanteil in der Klasse sank für Mercedes jedoch in den Folgejahren. Dank zahlreicher Qualitätsoffensiven und Detailverbesserungen avancierte der Actros jedoch wieder zum Richtmaß der Zuverlässigkeit in der Nutzfahrzeugbranche.

Technische Neuerungen beim ersten Actros-Modell

Zu den Neuerungen bei Modelleinführung gehörten:

  • Einführung des elektronisch geregelten Druckluftbremsanlagensystems, welches das Bremssystem in Bezug auf Effizienz, Sicherheit und Bedienkomfort revolutionierte-(„Telligent“-Bremsanlage, ein Kunstwort aus Telematik und Intelligent) mit Scheibenbremsen an Vorder- und Hinterachsen (für Baustellen- und Geländeeinsatz sind weiterhin Trommelbremsen verfügbar),
  • Vernetzung der Steuergeräte im Fahrzeug (CAN-Bus-Technik für Fahrwerk und Antriebsstrang, später bei Lkw Typ MP2 hinzukommend auch das Fahrerhaus),
  • Weiterentwicklung der elektropneumatischen Schaltung (EPS) zur „Telligent“-Schaltung mit neuen Getrieben,
  • Neue Motoren der Baureihe 500 (V6 und V8) mit „Telligent“-Motorsteuerung,
  • Flexibles „Telligent“-Wartungssystem,
  • Die neue Hinterachse HL 8, die keine Außenplanetenachse mehr ist.

Die Motoren

Mercedes-Benz Actros 4146 Kipper

Alle Actros-Motoren erfüllten zu Beginn die Euro-2-Abgasnormen, später auch Euro 3. Die im Actros erstmals eingesetzte neue Baureihe 500 bekam die Bezeichnung „OM 501 LA“ für die Sechszylinder und „OM 502 LA“ für die Achtzylinder. „OM“ Steht für Oelmotor, „L“ für Ladeluftkühlung, „A“ für aufgeladen, also mit Turbolader.

Die gesamte Baureihe wurde so konzipiert, dass für fast alle Motoren Teilegleichheit besteht. Die unterschiedlichen Motorleistungen werden fast ausschließlich durch Unterschiede der jeweiligen Software im Motorsteuergerät erzeugt.

Es wurden folgende Motorisierungen angeboten:

V6-Motoren (OM 501 LA 1. Serie)
  • 230 kW (313 PS) mit max. 1530 Nm Drehmoment
  • 260 kW (354 PS) mit max. 1730 Nm Drehmoment
  • 290 kW (394 PS) mit max. 1850 Nm Drehmoment
  • 315 kW (428 PS) mit max. 2000 Nm Drehmoment
  • 335 kW (456 PS) mit max. 2200 Nm Drehmoment

Die 335-kW-Variante wurde erst später ins Motorenprogramm genommen.

V8-Motoren (OM 502 LA 1. Serie)
  • 350 kW (476 PS) mit max. 2300 Nm Drehmoment
  • 390 kW (530 PS) mit max. 2400 Nm Drehmoment
  • 420 kW (571 PS) mit max. 2700 Nm Drehmoment

Neu bei dieser Baureihe ist auch die Kraftstoffeinspritzung nach dem „Pumpe-Leitung-Düse“-Prinzip (PLD). Hierbei hat jeder Zylinder eine eigene Einspritzpumpe, die durch einen eigenen Nocken auf der Nockenwelle angetrieben wird, eine Verbesserung des Prinzips der seit Jahrzehnten verwendeten Steckpumpen.

Die Kraftstoffversorgung der Steckpumpen erfolgt über eine mechanische Flügelpumpe, welche mit der Lenkhilfepumpe zu einer Baueinheit (Tandempumpe) zusammengefasst und über die Welle des Luftpressers vom Motor angetrieben wird. An jeder Einzeleinspritzpumpe befindet sich ein elektromagnetisches Ventil, das von der Motorregelung (MR) angesteuert wird. Dadurch kann die MR je nach Betriebszustand Einspritzzeitpunkt und Einspritzdauer bestimmen. Bezogen auf Kurbel- und Nockenwellenwinkel des Motors bestimmt hierbei der Schließzeitpunkt des Magnetventils den Einspritzbeginn und die Schließdauer die Einspritzmenge. Der Einspritzdruck wird mechanisch durch die Betätigung der Steckpumpen über die Motornockenwelle aufgebaut. Die Einspritzdüse öffnet bei etwa 300 bar, der maximale Einspritzdruck liegt bei bis zu 1.800 bar.

Facelift 2003 (Actros MP2)

Mercedes-Benz Actros MP 2 Sattelschlepper

Zum Modelljahr 2003 erfolgte nach gut sechs Jahren Bauzeit, in denen sich äußerlich nur Details verändert hatten, eine tiefgreifendere optische Überarbeitung des mittlerweile gut eingeführten Modells, welches in Deutschland die Marktführerposition behaupten konnte. Die Probleme der Anfangsjahre waren überwunden. Die Inneneinrichtung des Fahrerhauses wurde weitgehend erneuert und hochwertigere Materialien verbaut. Äußerlich kamen neue Scheinwerfer zum Einsatz, die Fahrzeugfront wurde weiter geglättet und die Kühlerblende erhielt nun, dem allgemeinen Trend im Schwer-LKW-Bau folgend, weniger aber dafür großflächigere Lamellen. Die Grundform des Fahrerhauses und somit auch der Wiedererkennungswert des Modells blieben erhalten. Gleichzeitig wurden im Actros MP2 neue Motoren eingeführt, die nun eine günstigere Schadstoffklasse erreichten.

Euro-3-Motoren

Im Zuge des im Frühjahr 2003 auf dem Markt eingeführten Facelifts wurde die Leistung und das maximale Drehmoment der Motoren, die nun alle die Euro-3-Norm erfüllen, leicht gesteigert.

Die neuen Leistungsstufen waren:

V6-Motoren (OM 501 LA 2. Serie)
  • 235 kW (320 PS) mit max. 1650 Nm Drehmoment
  • 265 kW (360 PS) mit max. 1850 Nm Drehmoment
  • 300 kW (408 PS) mit max. 2000 Nm Drehmoment
  • 320 kW (435 PS) mit max. 2100 Nm Drehmoment
  • 335 kW (456 PS) mit max. 2200 Nm Drehmoment
V8-Motoren (OM 502 LA 2.Serie)
  • 370 kW (503 PS) mit max. 2400 Nm Drehmoment
  • 395 kW (537 PS) mit max. 2500 Nm Drehmoment
  • 425 kW (578 PS) mit max. 2700 Nm Drehmoment

Sondermodell Black Edition:

  • 450 kW (612 PS) mit max. 2800 Nm Drehmoment

Weiterhin beinhaltete dieses Facelift bei Modellen bis 335 kW eine neue, leichtere Hinterachse (HL 6), sowie einige neue Sonderausstattungen. Beispiele dafür sind das Integralheck, bei dem einige Bauteile (Batterie usw.) so verlegt wurden, dass mehr Bauraum zum Beispiel für größere bzw. zusätzliche Kraftstofftanks oder Komponenten zur Abgasreinigung entstand. Weitere neue Sonderausstattungen waren besonders lichtstarke Xenon-Scheinwerfer, die Super-Single-Bereifung (ein Breitreifen mit Notlaufsystem ersetzt die herkömmliche Zwillingsbereifung), die konsequent auf den Betrieb mit nur einem Fahrer ausgelegte Single-Cab-Innenausstattung sowie die Integration von Anhängern und Sonderaufbauten in das CAN-Bus-System.

Eine Sonderserie der Actros-Baureihe war der „Actros Black Edition“. Er erschien 2005 und war auf 250 Einheiten limitiert. Dieses Modell hatte gegenüber den Serienmodellen eine gehobene Innenausstattung (Vogelaugen-Ahorn, Lederlenkrad, Sitzbezüge mit eingestanztem Mercedes-Benz Stern). Von außen ist er erkennbar am speziell für dieses Modell gestalteten Kühlergrill mit Chromspange, neuer Bugschürze mit Edelstahlgitter, chromumrandeten Scheinwerfern und verchromten Außenspiegeln. Angetrieben wurde der Actros Black Edition von einem V8-Turbodiesel mit 450 kW (612 PS) in Euro-3-Ausführung aus 15,9 l Hubraum.

Euro-4- und Euro-5-Motoren

Im Jahr 2004 wurden abermals neue Motorisierungen für den Actros vorgestellt: Als erster Hersteller präsentierte Mercedes-Benz Motoren, die die Abgasnormen Euro 4 bzw. Euro 5 erfüllen. Wie später auch die meisten anderen LKW-Hersteller setzte Mercedes-Benz hierfür die sogenannte SCR (Selective Catalytic Reduction)-Technologie ein. Hierbei werden die Abgase nicht, wie bisher bei LKW-Motoren üblich, nur innermotorisch reduziert, sondern wie bei PKWs durch einen Katalysator im Abgasstrang gereinigt. In diesem Fall werden im SCR-Katalysator unter Zugabe von AdBlue (ungiftige, 32,5-prozentige Harnstofflösung, die in einem separaten Tank mitgeführt und in den Abgasstrang eingespritzt wird) in einer chemischen Reaktion die giftigen Stickoxide in Stickstoff und Wasserdampf umgewandelt.

Dies hat den Vorteil, dass bei der Motorabstimmung die Stickoxid-Rohemissionen vernachlässigt werden können und der Motor somit auf einen möglichst geringen Ausstoß anderer Schadstoffe (z. B. Rußpartikel) ausgelegt werden kann. Somit entfällt der bisherige Zielkonflikt (reduzierte Stickoxid-Emissionen bewirkten erhöhten Ausstoß aller anderen Schadstoffe und umgekehrt). Durch die Vernachlässigung der Stickoxid-Rohemissionen kann außerdem der Wirkungsgrad des Motors erhöht werden, was einen niedrigeren Kraftstoffverbrauch und/oder höhere Motorleistung zur Folge hat. Nach derzeitigem Kenntnisstand wäre spätestens bei der Euro-5-Norm eine gleichzeitige Einhaltung der Rußpartikel- und Stickoxid-Grenzwerte nur mit innermotorischen Maßnahmen ohnehin nicht mehr möglich.

Um den Wirkungsgrad zu verbessern, erhöhte Mercedes-Benz das Verdichtungsverhältnis von 17,75:1 auf 18,5:1 sowie den Zünddruck von 170 auf 180 bar und führte weitere dafür notwendige Anpassungen durch. Dadurch konnte bei einigen Motoren die Leistung und das Drehmoment erhöht bzw. eine zusätzliche Leistungsklasse eingeführt werden. In Anlehnung an den Zusatzstoff AdBlue wird diese Technologie bei Mercedes-Benz als BlueTec4 (Euro 4) und BlueTec5 (Euro 5) bezeichnet.

Die BlueTec-Motoren wurden beim Actros schrittweise zwischen Ende 2004 und Anfang 2006 eingeführt und waren in folgenden Leistungsstufen erhältlich:

V6-Motoren (OM 501 LA 3.Serie)
  • 235 kW (320 PS) mit max. 1650 Nm Drehmoment
  • 265 kW (360 PS) mit max. 1850 Nm Drehmoment
  • 300 kW (408 PS) mit max. 2000 Nm Drehmoment
  • 320 kW (435 PS) mit max. 2100 Nm Drehmoment
  • 335 kW (456 PS) mit max. 2200 Nm Drehmoment
  • 350 kW (476 PS) mit max. 2300 Nm Drehmoment
V8-Motoren (OM 502 LA 3.Serie)
  • 375 kW (510 PS) mit max. 2400 Nm Drehmoment
  • 405 kW (551 PS) mit max. 2600 Nm Drehmoment
  • 440 kW (598 PS) mit max. 2800 Nm Drehmoment
  • 480 kw (653 PS) mit max. 3000 Nm Drehmoment mit Voith Turbokupplung in der Actros SLT Schwerlastzugmaschine (Titan Spezialfahrzeuge)

Die zuvor genannten Euro-3-Motoren blieben vorerst weiterhin im Angebot, jedoch wurden für innerhalb der EU zugelassene Neufahrzeuge ab Oktober 2006 die Euro-4-Norm und ab Oktober 2009 die Euro-5-Norm verpflichtend. Fahrzeuge, die die Euro-4- bzw. Euro-5-Norm bereits vor dem jeweiligen Stichtag erfüllten, wurden in einigen EU-Ländern finanziell gefördert, in Deutschland beispielsweise durch eine ermäßigte Maut.

Sicherheit

Mit der Einführung der BlueTec-Motoren wurden beim Actros auch neue Sicherheitssysteme eingeführt. Neben den heute für die meisten Fernverkehrs-LKW lieferbaren Systemen ABS, ASR und Fahrer-Airbag wurden im Actros folgende Systeme angeboten:

  • Stabilitätsregelung: stabilisiert innerhalb physikalischer Grenzen das Fahrzeug in kritischen Fahrsituationen, auch als ESP bekannt
  • Abstandsregelung: überwacht und regelt den Sicherheitsabstand zum Vordermann
  • Spurassistent: überwacht die Einhaltung der Fahrbahnmarkierungen und gibt ein akustisches Signal bei unbeabsichtigtem Verlassen des Fahrstreifens
  • Notbremsassistent: baut auf der Abstandsregelung auf, warnt den Fahrer bei Annäherung an ein Hindernis zunächst akustisch, leitet dann zunächst eine 30-prozentige Bremsung und zuletzt eine Notbremsung ein. Somit kann bei einem abgelenkten oder eingeschlafenen Fahrer ein Auffahrunfall (z. B. am Stauende) noch verhindert oder zumindest die Aufprallgeschwindigkeit drastisch reduziert werden.

Aufgrund relativ hoher Aufpreise wurden diese Systeme jedoch nur bei einem relativ kleinen Teil der insgesamt verkauften Actros mitbestellt.

weitere Entwicklung

Eine internationale Jury aus Fachjournalisten hat den Actros zum „Truck Of The Year 1997“, 2004 und 2009 gewählt. Der Actros ist mit Stand 2008 der einzige LKW, der die Auszeichnung bei jeder Modellpflege und in Summe dreimal erhalten hat. Gebaut wird der Actros in Wörth am Rhein und Aksaray (Türkei). In Afrika dagegen wird der Actros von der Manufacturing Commercial Vehicles in Kairo produziert und ist für den Vertrieb innerhalb Afrikas und dem Nahen Osten bestimmt. Ein weiterer Hersteller des Actros ist die chinesische Shaanxi Heavy-duty Automobile Group Co., Ltd., die das Modell ausschließlich für den lokalen Markt produziert.

Bis 2007 wurden über 500.000 Mercedes Actros verkauft, der erste BlueTec-5-Actros übersprang eine Laufleistung von einer Million Kilometern. Auf der Nutzfahrzeugmesse RAI in Amsterdam wurde die „Truck 'n' Roll Edition“ vorgestellt. Der Showtruck spielt auf „Truck 'n' Roll Rules“ an, ein Lied der Band „The BossHoss“, die als Werbepartner auftrat. Der aufwendige gestaltete Truck ging an eine Spedition in den Niederlanden.

Auf der IAA 2006 in Hannover wurde ein Concept-Truck als Design-Weiterentwicklung der Black Edition vorgestellt. Das Fahrzeug heißt Actros SpaceMax und hat ein geräumigeres Fahrerhaus. Beim SpaceMax handelt es sich ausschließlich um eine Konzeptstudie, deren Markteinführung nicht geplant war, die jedoch Interesse für die bald anstehende Überarbeitung der Baureihe wecken sollte. Transporteure nutzen LKW wie die BlackEdition oder die Truck 'n' Roll Edition oft als „Flottenflaggschiff“ zur Steigerung des Firmenimages bzw. als Werbeträger. Die sich von der Masse abgrenzenden Modelle werden nicht selten von selbstfahrenden Unternehmern („Owner Operator“) gefahren. Vergleichbar hiermit sind die Sondermodelle „Powerline“ von Scania und „TGA 5Star“ von MAN.

Facelift 2008 (Actros MP3)

Am 31. März 2008 (Produktionsbeginn: Juli 2008; Vorstellung für die Öffentlichkeit auf der Nutzfahrzeug-IAA vom 25. September bis 2. Oktober 2008) erschien das zweite Facelift der Baureihe. Dieses wird Mercedes-intern als Actros MP3 (Modellprojekt 3) bezeichnet.

Mercedes-Benz Actros 1860 LS MP 3
LKW Lenkrad des Actros 1860 LS

Der Actros MP3 stellte die letzte optische Überarbeitung des bisherigen Actros dar. Im Nachfolger Actros 2 werden die bisherigen V6-Motoren gegen neue Reihensechszylinder (dann erstmals mit Common-Rail-Einspritzung) ersetzt, die die Euro 6-Norm erfüllen. Dieser erhält ein weitgehend neues Fahrgestell sowie ein neues Fahrerhaus, siehe Abschnitt Actros 2011.

Die vollkommen neu entwickelten Motoren gehörten der Baureihe OM 47x an und wurden seit 2007 etwa baugleich bei Detroit Diesel als DD13 bzw. DD15 produziert und in Ausführungen zwischen 261 und 412 kW (355–560 bhp, 1.250 bis 1.850 lb-ft) in Trucks von Freightliner und Western Star eingesetzt.

Exterieur

Hierzu zählt etwa der optional per LED beleuchtbare Mercedes-Stern im Kühlergrill, der vom Armaturenbrett aus steuerbar ist. Auch wurden die Außenspiegel den bisherigen Sondermodellen (BlackEdition, SpaceMax und Truck′n’Roll) angeglichen und haben nun geschlossene Halterungen, die wahlweise in schwarz oder Außenfarbe des Fahrzeugs (gegen Aufpreis) lackiert sind. Der Kühlergrill und die Sonnenblenden wurden deutlich geschwungener gestaltet. Des Weiteren wurden die Scheinwerfer (auch mit Bi-Xenon erhältlich) leicht überarbeitet.

Innenraum

Zu den Detailveränderungen im Innenraum gehören u. a. der genormte serienmäßige Druckluftanschluss an der Fahrersitzkonsole, der optional erhältliche Licht- und Regensensor oder die optimierte Lenkung. Auch wurden die Instrumente anders gestaltet und tragen nun Chromringe. Zudem wurden zum Actros MP3 drei verschiedenen Komfortpaketen angeboten: Basic, Classic und Top. Optional ist eine Standklimaanlage erhältlich.

Weitere kleine Details sind der serienmäßige Rasierspiegel (Fahrerhaus L mit Hochdach sowie Megaspace), der Handtuch-Halter (Fahrerhaus L und Megaspace) oder der optionale Klapptisch auf der Beifahrerseite (verstaubar im hinteren Staufach oder in L- und Megaspace-Fahrerhäusern im mittleren Staufach über der Frontscheibe).

Sonstige Veränderungen

Neu ist auch die optimierte 12-Gang-Schaltautomatik Mercedes PowerShift 2-12, die serienmäßig den Verbrauch um einige Prozent senken soll. Dies sollen auch die optional erhältlichen Economy Packs (Basic und Classic) und die verbesserte Druckluftsteuerung bewirken. Die serienmäßige Batterie-Kontrollanzeige ermöglicht eine dauerhafte Überwachung der Batterie-Spannung und Startbarkeit des Fahrzeugs.

Übergang zur nächsten Modellreihe

Nach der sukzessiven Einführung der neuen Actros-Baureihe wird Mercedes-Benz den bisherigen Actros MP3 noch bis 2013 weiter anbieten. Daneben werden einzelne Komponenten des MP3 an den finnischen Hersteller Oy Sisu geliefert. Beim seit März 2011 angebotenen Sisu Polar kommen Motoren, Getriebe und das Fahrerhaus des MP3 (mit angepasster Frontpartie) zum Einsatz.[1] Die Fahrzeuge sind insb. für die Forst- und Bauwirtschaft gedacht.

Zweite Generation (seit 2011)

Mercedes-Benz
Mercedes-Benz Actros 1845 BigSpace.jpg

Actros 2. Generation (seit 2011)

Actros
Hersteller: Mercedes-Benz
Verkaufsbezeichnung: Actros
Produktionszeitraum: 2011–heute
Leergewicht: ca. 8,0 t
Zul. Gesamtgewicht: 18–26 t
Vorgängermodell: Actros, 1. Generation
Nachfolgemodell: keines

Zum Modelljahr 2011 wurde unter dem eingeführten Namen eine weitgehende Neuentwicklung auf den Markt gebracht, die bisher (Stand November 2011) auch vom Hersteller selbst nur als "Neuer Actros" benannt wird.

Am 15. April 2011 gab Daimler in einer Pressemitteilung bekannt, der neue Actros werde ab dem 1. Juli 2011 verkauft. Am 21. Juni 2011 erfolgte auf der Messe in Brüssel die offizielle Präsentation des neuen Actros vor mehr als 500 internationalen Journalisten. Die Premiere in Deutschland erfolgte Anfang Juli 2011 im Rahmen des 26. Truck Grand-Prix am Nürburgring. Um Messebesuchern der 64. IAA Pkw die Technik moderner Lastwagen zu demonstrieren, hatte Mercedes-Benz den neuen Actros auf dem dortigen Freigelände ausgestellt. Besucher konnten sich vom 15. bis 25. September 2011 mit der Motorentechnik und anhand eines Schnittmodells (GigaSpace) mit den neuen Fahrerhäusern vertraut machen.[2]

Am 12. November 2011 stellte Mercedes-Benz den neuen Actros bei den Händlern der Öffentlichkeit vor. Bereits seit den genannten öffentlichen Vorstellungen wurden noch teilweise getarnte Fahrzeuge der neuen Serie an Speditionsunternehmen und andere LKW-Betreiber als Testfahrzeuge abgegeben und waren so schon vereinzelt im Straßenbild zu sehen. Seit Mitte November 2011 wurden auch erste Fahrzeuge offiziell an Kunden ausgeliefert.

Im Gegensatz zu allen vorherigen LKW-Baureihen von Mercedes-Benz wurde der neue Actros von Anfang an als reiner Fernverkehr-Lastwagen konzipiert. Das Fahrzeug ist der erste Teil einer neuen Modellstrategie von Mercedes-Benz Trucks, die bis 2013 um zwei weitere Modelle ergänzt werden wird. Diese werden künftig die Einsatzbereiche im Nah- und Baustellenverkehr abdecken und auch die bisherige Baureihe Axor ablösen. Die neue Modellpolitik ermöglicht es den Fahrzeugentwicklern, Fahrerhäuser und Komponenten an das jeweilige Einsatzgebiet anzupassen.[3]

Seit der Markteinführung des Actros 1996 ist die 2011er Generation der erste Mercedes-LKW, der neben neuen Motoren (nun Reihen- anstatt V-Motoren) auch neu entwickelte Fahrerhäuser und einen spezifischen Fernverkehrsrahmen mit breiterer Spur (834 mm statt zuvor 744 mm) erhält. Der neue Rahmen verfügt über ein 50 Millimeter-Lochraster, der Aufbauherstellern die Montage erleichtert, und kann als Zwei- und Dreiachser (Fahrgestelle und Sattelzugmaschine) bestellt werden. Erhältlich sind vier (4x2-Sattelzugmaschine; 3.550, 3.700, 3.850 und 4.000 mm) bzw. elf verschiedene Radstände (4x2-Fahrgestelle; 3.600 bis 6.600 mm in 300 mm-Schritten). Die Aufsattelhöhe der 4x2- und 6x2-Sattelzugmaschinen liegt bei 1.135 mm (Standardhöhe), bei niedrigem Rahmen bei 1.017 mm und beim Lowliner bei 946 mm (letztere nur als 4x2). Für Fahrgestelle beträgt die Rahmenhöhe 973 mm (4x2 und 6x2 Standardhöhe) bzw. 885 mm (niedriger Rahmen).[4]

Technik

Die Technik dieses Modells wurde größtenteils neu entwickelt. Dies gilt sowohl für die Motoren als auch für die Auslegung des Rahmens und der Fahrwerkskomponenten. Verschiedene neue Nebenaggregate mit bedarfsabhängiger Steuerung senken den Kraftstoffverbrauch und Verschleiß.

Mit Blick auf eine saubere Führung der Hinterachse, ersetzten die Entwickler die bislang verwendete Zweibalg-Luftfederung gegen eine Vierbalg-Anlage. Sie erhöht die Tragfähigkeit der Achse und gewährleistet ein schnelleres und präziseres Ansprechen der Federung. Da die vier kleinen Bälge zudem weniger Platz beanspruchen als zwei große Bälge, konnte die Federspur vergrößert werden. Hinzu kommen die geänderten Wirklinien der Dreieckslenker, die sich nun weit hinter dem Differenzialgehäuse schneiden und so die Querstabilität erhöhen.

Als Hinterachse kommt die vom Vorgänger übernommene HL 6-Achse (veränderter Hypoid-Satz) zum Einsatz, die jedoch für den neuen Actros überarbeitet und mit einer längeren Übersetzung (jetzt 2,611 : 1; zuvor 2,846 : 1) versehen wurde. Die längere Übersetzung senkt die Motordrehzahl bei Autobahntempo 85 km/h um etwa 100 Umdrehungen pro Minute. Wählbar sind Übersetzungen zwischen 2,533 und 3,077, für die Lowliner von 2,278 bis 2,733 (Serie 2,412). Die Vorderachse entspricht weitgehend der Vorgängerversion. Es sind nun Einblatt- und Zweiblatt-Parabelfederungen lieferbar. Die verwendete ZF-Lenkung wurde direkter übersetzt und besitzt nun eine verbesserte Kinematik. Diese Veränderungen gewährleisten ein exakteres Fahrverhalten und reduzieren die Zahl der notwendigen Korrekturen beim schnellen Spurwechsel.

Wie bisher stammt der Retarder von der Firma Voith, arbeitet nun allerdings nicht mehr mit Hilfe einer Ölfüllung, deren Abwärme über einen Wärmetauscher an die Fahrzeugkühlung abgegeben wird. Der neue Wasser-Sekundär-Retarder nutzt das Kühlwasser des Motors als Schmierstoff und für das Bremsmoment. Im Vergleich zum Vorgänger ist der neue Retarder etwa 35 kg leichter (65 kg zu rund 100 kg) und leistungstärker. Er bietet eine maximale Verzögerungsleistung von 750 kW bzw. 3.500 Nm Bremsmoment.

Neben dem neuen Voith-Retarder verfügt der 2011er Actros über eine erstarkte Dekompressionsbremse (Motorbremse), die in drei Stufen arbeitet und eine maximale Bremsleistung von 400 kW (544 PS) innerhalb von 150 Millisekunden zur Verfügung stellt. Die Betriebsbremse des neuen Actros baut auf die 1996 erstmals eingeführte und kontinuierlich weiterentwickelte Vierscheiben-Bremsanlage mit Hochdrucksystem und elektronischer Regelung des Vorgängers auf.[5]

Sicherheits- und Komfortausstattung

Interieur des neuen Actros in der BigSpace-Fahrerkabine

Erstmals gibt es für den Actros einen multifunktionalen Fahrzeugschlüssel (Sonderausstattung), der dem Fahrer den Abfahrtscheck (Schweinwerferprüfung, Anzeige von Reifendruck, Füllstände und Achslasten) aus der Entfernung ermöglicht. Der Schlüssel verfügt über ein 4,6 cm großes TFT-Farbdisplay. Die Stromversorgung geschieht über einen Lithium-Ionen-Akku, der während der Fahrt über das Zündschloss aufgeladen wird. Zum Starten führt der Fahrer den Schlüssel in das elektronische Zündschloss ein und betätigt einen Start-/Stopp-Knopf (vergleichbar mit dem Keyless Go-System der Mercedes-Benz PKW). Der Multifunktionsschlüssel besitzt eine Reichweite von bis zu 100 Metern, und übersteht einen Sturz aus maximal drei Metern Fallhöhe.

Der neue Schlüssel umfasst dabei folgende Funktionen:[6]

  • Niveauregulierung, Radio, Zusatzheizung ein/aus, Standklima ein/aus, Lampen-Check, Arbeitsscheinwerfer, Ver-/Entriegeln Türen, Seitenfenster, Dachluke, Ladebordwandentriegelung, Steuerung Innenbeleuchtung (Nacht- und Innenlicht, Ambientebeleuchtung (optional), Statusanzeige Türen/Klappen (i.V.m. Alarmanlage)
  • Anzeigbare bzw. einstellbare Funktionen: Anzeige Außen-/Innentemperatur, Gesamtkilometer, Tageskilometer, Betriebsstunden, Achslasten, Füllstände Kraftstoff, AdBlue, Anzeige Funkverbindung, Reifendruckkontrolle, Vorratsdruck Kreis 1 + 2, Batteriestatus, Türen- und Klappenkontrolle bei Alarmanlage, Fahrzeugbatterie, Schlüsselbatterie, Status Soft-/Hardware, Sprachen, Einstellung Display-Helligkeit, Einheiten (z. B. Grad Fahrenheit (F)), Timings (z. B. Stand-By-Modus)
  • Mechanischer Schlüsselbart als entnehmbarer Notschlüssel integriert und gegen Verlieren/Vergessen durch Sensierung/Anzeige geschützt

Daneben wird serienmäßig ein normaler Fernbedienungschlüssel zur Steuerung der Komfortschließanlage zur Verfügung. Er arbeitet wie der Multifunktionsschlüssel richtungsunabhängig, besitzt jedoch nur eine Reichweite von 30 Metern, und hat einen Start-/Stopp-Knopf. Optional ist für beide Varianten eine Alarmanlage lieferbar.

Beim neuen Actros ist ein Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) Teil der Serienausstattung (bisher gegen Aufpreis erhältlich). Ebenso wird serienmäßig bei einer Notbremsung automatisch die Warnblinkanlage aktiviert. Wie bisher bietet Mercedes-Benz auch neuen Modell eine Vielzahl verschiedener Sicherheitssysteme. Inzwischen sind elf aufpreispflichtige Systeme erhältlich. Neu ist etwa der Abstandshalte-Assistent mit Stop & Go-Funktion, die das Fahrzeug bei weniger als 2 Sekunden Stillstand selbsttätig wieder anfahren lässt. Zudem ist der Assistent nun nicht mehr mit dem Retarder gekoppelt. Daneben sind im neuen Actros folgende Sicherheitssysteme als Sonderausstattung erhältlich:[7]

Aktive Sicherheit

Assistenz

  • Sensierte Sattelkupplung mit Statusanzeige im Zentraldisplay
  • Abstandshalteassistent mit Stop & Go-Funktion für Status (in den Mercedes-Benz PKW auch als Distronic bekannt)
  • Regen- und Lichtsensor
  • Rangierfunktion Spiegel (Spiegel fährt auf Knopfdruck um 10° nach außen)
  • Abbiegelicht

Bremsen

  • Neue Motorbremse mit max. 400 kW Bremsleistung (bei OM 471)
  • Neuer Wasserretarder mit max. 3.500 Nm Bremsmoment (Sekundärretarder)

Beim Kauf besteht die Wahl zwischen zwei verschiedenen Fahrprogrammen. Der Programm Economy umfasst die Fahrmodi Manuell, Standard und Economy. Der Economy-Modus verzichtet auf die Funktion des Kickdown und nutzt im dauerhaft aktivierten EcoRoll-Modus die Schubabschaltung. Daneben steht der Modus Power zur Wahl, der neben den Modi Manuell und Standard den Power-Modus umfasst. Die Schaltstrategie dieses Fahrprogramms ist drehzahlintensiver und bietet die Möglichkeit des Kickdown, um kurzfristige Leistung abzurufen. EcoRoll-Modus ist hier deaktiviert. Im Vergleich zum Standard-Modus erfolgen Schaltvorgänge etwa 100 Umdrehungen später. Wird für eine Minute keine erhöhte Leistung abgerufen, wechselt das PowerShift 3-Getriebe (G211-12 und G281-12) selbsttätig zurück zum Standard-Modus, der neben EcoRoll auch einen Kickdown bietet. Im manuellen Modus schließlich kann der Fahrer selbst die Schaltvorgänge initiieren; etwa auf unbefestigtem oder glattem Untergrund. Durch Ziehen des Lenkstockhebels zum Lenkrad schaltet das Getriebe herauf, durch Wegdrücken herunter. Ein Umschalten zwischen den Modi erfolgt durch kurzes Drücken an der Stirnseite des Lenkstockhebels (Economy/Power und Standard) bzw. längeres Drücken (Manuell).

Motorisierungen

Mercedes-Benz bietet den Actros nun vorerst mit Reihen-Sechszylinder-Common-Rail-Motoren mit 12,8 Litern Hubraum in vier Leistungsstufen an. Das erste Mitglied der neuen OM 47x-Motorenfamilie trägt die Bezeichnung OM 471 LA.[8]

Die Varianten des OM 471 mit 310 kW, 330 kW und 375 kW sind in Euro-5- und Euro-6-Ausführung erhältlich,[9] während die 350 kW-Version nur mit Euro 6 verfügbar ist.[10] Mit Ausnahme des 375 kW-Sechszylinders stattet Mercedes-Benz die Generation OM 471 mit der Top-Torque-Elektronik aus, sodass im größten Gang zusätzlich 200 Nm Drehmoment abgerufen werden können. Die Zylinder werden stets von einem Common-Rail-System mit X-Pulse-Technik versorgt. Sie gewährleistet die variable Verstärkung des Einspritzvordrucks von 900 bar auf bis zu 2.100 bar, wobei die Motorelektronik je nach Motorauslastung entscheidet, ob die Verstärkung früher, später oder gar nicht erfolgt. Zu Gunsten einer hohen Durchzugskraft sind die Mitglieder der Mercedes-Benz OM 47x-Motorenfamilie betont langhubig ausgelegt.

Später sollen noch weitere Leistungsvarianten hinzukommen. Hierzu wird Mercedes-Benz Motoren aus zwei weiteren Reihen der Motorenfamilie OM 47x, alle mit Common-Rail-Technik ausgestattet, einsetzen. Diese weiteren Baureihen laufen bereits seit Dezember 2007 bei Detroit Diesel in spezifischer Auslegung für den US-amerikanischen Markt unter den Bezeichnungen DD15 (14,8 l Hubraum) und DD16 (15,6 l) vom Band. Im März 2010 begann die japanische Daimler-Tochter Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation (MFTB) mit der Fertigung des 6R10 (OM 471). Den Leistungsbereich zwischen 235 kW (320 PS) und 294 kW (400 PS) wird später ein 10,7 l großer Reihensechszylinder (OM 470) abdecken. Die beiden größeren Motoren werden die Bezeichnungen OM 472 (14,8 l) und OM 473 (15,6 l) tragen.

Auf einer 10.000 km langen Verbrauchsfahrt im Pendelverkehr (Record Run) zwischen Amsterdam und Stettin konnte der Actros 1845 mit StreamSpace-Fahrerkabine (2.500 mm Breite) bereits beweisen, dass er durchschnittlich 7,6% (Euro 5-Version) bzw. 4,5% (Euro 6) weniger Dieselkraftstoff verbraucht als sein direkter Vorgänger, der Actros 1844 MP3 LS (L-Fahrerhaus) mit dem V6-Zylinder OM 501 LA III.

Modell Zylinder Baureihe Hubraum Leistung Drehmoment Lieferbare Abgas-
Standards
1842 R6 Mercedes-Benz OM 471 12,8 l 310 kW (421 PS) bei 1800/min 2100 Nm bei 1100/min EU 5, EEV, EU 6
1845 330 kW (449 PS) bei 1800/min 2200 Nm bei 1100/min
1848 350 kW (476 PS) bei 1800/min 2300 Nm bei 1100/min EU 6
1851 375 kW (510 PS) bei 1800/min 2500 Nm bei 1100/min EU 5, EEV, EU 6

Stellvertretend für sämtliche Modellbezeichnungen steht die 18-Tonner-Variante, die etwa bei Sattelzügen zum Einsatz kommt.

Fahrerhäuser

Erstmals sind für den Actros sieben verschiedene Fahrerhaus-Varianten erhältlich, die eine Außenbreite von 2,30 Meter oder 2,50 Meter aufweisen. Die größte Variante, die unter dem Namen GigaSpace angeboten wird, verfügt bei 2,13 Metern Innenraumhöhe (mit ebenem Boden) über ein Volumen von 11,6 m³ und etwa 1.000 Liter Stauraum.

Betreffend die Optik der neuen Kabinen fällt die sehr große Kühlerblende auf. Diese wird notwendig durch die erhöhten Kühlluft-Anforderungen der Euro 6-Motoren. So beträgt die Kühlfläche nun knapp einen Quadratmeter. Allerdings besitzt der neue Actros zwei bedarfsgerecht gesteuerte Kühljalousien. Je nach Luftbedarf öffnet die Elektronik des Fahrzeugs eine der beiden Jalousien (oben oder unten), beide zusammen oder belässt sie im geschlossenen Zustand. Hierdurch wird die Aerodynamik des LKW begünstigt, da der Wind im Falle geschlossener Jalousien glattflächig um die Front herum geleitet wird. Bedingt durch die große Kühlfläche wurde die Fahrerhauslagerung nach außen versetzt und somit die Federspur vergrößert, was zusammen mit einer geänderten Abstimmung der Lagerung die Wankbewegungen verringert und ein Aufschaukeln verhindert. Die Lagerung selbst kann in zwei verschiedenen Höhen angebracht werden (600 mm bei Fahrerhäusern mit Motortunnel und 765 mm).

Dem Käufer stehen drei unterschiedliche Federungsvarianten für die Fahrerhäuser zur Auswahl. Standardmäßig sind die Fahrerhäuser mit Motortunnel mit Standard-Stahllagerungen ausgestattet, während Kabinen mit ebenem Boden eine Komfort-Stahllagerung besitzen. Gegen Aufpreis ist eine Luftfederung mit vier Federbälgen möglich.

Das Radio ist nun in direkter Reichweite des Fahrers am Armaturenbrett angebracht. Optional ist ein spezielles Truck-Navigationssystem erhältlich. Am bisherigen Montageort über der Windschutzscheibe finden sich auch weiterhin ein optionales CB-Funkgerät und der Tachograph (Fahrtenschreiber/EG-Kontrollgerät). Ebenfalls über der Frontscheibe finden sich je nach Fahrerhausvariante verschiedene Staufächer. Um den Fahrerplatz herum bietet der Innenraum unterschiedlich große Aufbewahrungsmöglichkeiten für Jacken, 1,5 l-Getränkeflaschen, Papiere und Kleinteile.

Die im Motorraum angebrachte und vom Fahrerhaus entkoppelte Standheizung ist in zwei Varianten lieferbar. Zum Beheizen der Fahrerkabine alleine steht eine 3,8 kW-Version zur Verfügung, die größere 9 kW-Heizung erwärmt zusätzlich das Kühlwasser des Fahrzeugmotors und verbessert so Startbarkeit und Betrieb in kalter Umgebung.

Die Fahrerhäuser des Actros 2011 im Überblick[11]

Bezeichnung Außenbreite Höhe Motortunnel Höhe über Motortunnel Höhe vor Beifahrersitz Fahrerhauslagerung
ClassicSpace 2300 mm 170 mm 1460 mm 1590 mm Standard-Stahllagerung
ClassicSpace 2300 mm Ebener Boden kein Motortunnel 1640 mm Komfort-Stahllagerung
StreamSpace 2300 mm 170 mm 1790 mm 1840 mm Standard-Stahllagerung
StreamSpace 2300 mm Ebener Boden kein Motortunnel 1970 mm Komfort-Stahllagerung
StreamSpace 2500 mm Ebener Boden kein Motortunnel 1970 mm Komfort-Stahllagerung
BigSpace 2500 mm Ebener Boden kein Motortunnel 1990 mm Komfort-Stahllagerung
GigaSpace 2500 mm Ebener Boden kein Motortunnel 2130 mm Komfort-Stahllagerung

Arbeits- und Wohnbereich im neuen Actros sind optisch getrennt. Für den Fahrersitz stehen vier verschiedene Sitzausführungen zur Auswahl (Starrsitz, Schwingsitz, Komfort- und Klima-Schwingsitz), für den Beifahrersitz drei (Funktionssitz, Komfort- und Klima-Schwingsitz). Ab 2012 wird ein Schwingsitz mit Massagefunktion (10-minütige Pulsation durch 7 Luftkissen in der Rückenlehne) angeboten. Als Sitzbezug kann neben dem serienmäßigen Flachgewebe aus vier Ausführungen gewählt werden: Kunstleder, Leder, Velours und dem Alcantara ähnlichen Vezug Dinamica Star.

Weblinks

 Commons: Mercedes-Benz Actros – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe dazu auch: Schwerdtmann, Peter. Mercedes-Benz liefert Actros-Komponenten für Sisu Polar, KFZ.net, 14. Dezember 2011, sowie Daimler AG: Daimler and Finnish Commercial Vehicle Manufacturer Sisu Sign Memorandum of Understanding for Component Deliveries, Pressemitteilung vom 1. Juli 2010.
  2. Zahlreiche Foto- und Videoimpressionen im offiziellen Webspecial. Berichterstattung: Cerchez, Stefan. Mercedes-Benz Actros: Ein Großer unter den Kleinen, Eurotransport, 15. September 2011, sowie Stier, Markus. Mercedes Actros auf der IAA: Unterschätzte Schwergewichte, Auto, Motor und Sport, 12. September 2011.
  3. Siehe dazu die entsprechende Pressemeldung der Daimler AG vom 29. Juni 2011, Absatz "Entwicklung und Erprobung".
  4. Vgl. zu den Maßen: lastauto omnibus 8/2011, S. 29.
  5. Für weitere Ausführungen zur Dekompressionsbremse siehe den Artikel zur Motorbaureihe 47x.
  6. Siehe zur Übersicht die Informationen im Mercedes-Benz LKW-Konfigurator.
  7. Vgl. zur Übersicht: lastauto omnibus 8/2011, S. 33.
  8. Die neue Motorengeneration folgt der bekannten Mercedes-Benz Nomenklatur, wobei OM für Oelmotor steht. Die oftmals angefügten Lettern LA zeigen, dass der Motor über eine Ladelüftkühlung (L) und einen Turbolader (A) verfügt.
  9. Daimler AG: Der neue Actros für den Fernverkehr geht demnächst an den Start
  10. Zur gesetzlichen Regelung und Aufstellung der Schafstoffgrenzwerte siehe "Euro-5- und Euro-6-Normen: Verringerung der Schadstoffemissionen von leichten Kraftfahrzeugen" — Verordnung (EG) Nr. 715/2007, Zusammenfassung der Rechtsvorschrift.
  11. Zur Tabelle siehe: lastauto omnibus 8/2011, S. 42 sowie S. 28-29.

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