Mesolithikum

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Dreiperiodensystem
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Bronzezeit
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  Jungsteinzeit
Mittelsteinzeit/Epipal.
Pleistozän     Jungpaläolithikum  
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    Altpaläolithikum
  Altsteinzeit
Steinzeit

Als Mittelsteinzeit oder Mesolithikum bezeichnet man die Epoche der nacheiszeitlichen Jäger und Sammler vom Ende der Altsteinzeit (Paläolithikum) bis zum Beginn einer produzierenden Wirtschaftsweise in der Jungsteinzeit (Neolithikum). Die Mittlere Steinzeit zeichnet sich u.a. durch folgende Merkmale aus:

  • Erd- u. Evolutionsgeschichte:

Diskontinuierlicher und teilweise extremer Temperaturanstieg ab ungefähr 10.000 v. Chr., dadurch
- rasches Abtauen der Gletscher, verbunden mit einem Anstieg des Weltmeeresspiegels um bis zu 130 m
- Vegetationswechsel durch Rückzug bzw. Schwinden der (nach)eiszeitlichen Steppentundra, einhergehend mit allmählicher Wiederbewaldung
- Faunenwechsel durch Aussterben oder Abwandern (nach)eiszeitlicher Tier- und Pflanzenarten einerseits sowie durch die Einwanderung neuer Arten

  • Kulturgeschichte:

- Jagd verstärkt auf einzelne Beutetiere anstatt – wie in der ausgehenden Altsteinzeit – auf Herden von Rentieren od. Wildpferden; Beutespektrum der Mittleren Steinzeit besteht vorwiegend aus Waldbewohnern (Rothirsche, Wildschweine, Rehe); verstärkte Bedeutung von Kleintieren wie Vögeln, Fischen und Mollusken sowie von pflanzlicher Nahrung
- Fundsituation für die Mittlere Steinzeit vergleichsweise arm, dies u.U. bedingt durch die nachfolgende Jungsteinzeit (Bodenbearbeitung!) sowie die Verwendung leicht zersetzlicher Materialien; Kunst- u. Schmuckgegenstände kaum nachweisbar; Grabfunde auffallend durch vereinzelte Schädelbestattungen (Große Ofnet-Höhle bei Nördlingen)
- Steingeräte (Industrie): Jagdwaffen wie Speere, Harpunen und bes. Pfeil und Bogen aus Holz, Horn bzw. Geweih gefertigt; Verwendung von Pflanzenmaterialien und Klebstoff nachgewiesen; Geschoßspitzen oft aus mehreren kleinen Feuersteinabschlägen, sog. Mikrolithen zusammengesetzt; Fanggeräte wie Angelrute, Fischnetze und Reusen nachgewiesen
- Siedlungsweise: evtl. reduzierte Mobilität bei zunehmender Konzentration von Niederlassungen an Gewässerküsten und entlang von Wasserläufen
- Sozialstruktur: evtl. komplexere und stärker hierarchisch organisierte Gesellschaften

Diese Bedingungen treten vor allem in Europa auf und berechtigen somit nur hier, das Mesolithikum als eigenständige Entwicklungsperiode zu beschreiben, während der Begriff in anderen Weltteilen weniger angemessen erscheint.

Das europäische Mesolithikum dauert mind. 3000 Jahre und reicht bis zum Auftreten von Landwirtschaft als Hauptmerkmal der Jungsteinzeit. Das Ende der Mittelsteinzeit liegt daher im Vorderen Orient (hier ist der Begriff weniger gebräuchlich - siehe Epipaläolithikum) sehr viel früher als in Mitteleuropa oder Skandinavien.

Inhaltsverzeichnis

Europa

Die Mittelsteinzeit begann in Mitteleuropa nach dem Ende der Eiszeit (deren letztem Abschnitt, der Jüngeren Dryas/Tundrenzeit) etwa um 10.000 v. Chr. und endete ca. 6.000 v. Chr. im südlichen bzw. 4.500 v. Chr. im nördlichen Mitteleuropa.

Gliederung

Das Mesolithikum lässt sich - vor allem über Unterschiede der Geräteeinsätze - in Früh- und Spätmesolithikum unterteilen, die anhand von Stratigraphien bei Grabungen entwickelt wurden. Für das Frühmesolithikum sind vor allem Dreieckmikrolithen kennzeichnend, für das Spätmesolithikum dagegen Trapez- und gedrückte Makroklingen. Diese Formen sind regional allerdings unterschiedlich ausgeprägt: Für Süddeutschland ist vor allem die Jägerhaushöhle und weitere Fundstellen um Beuron von Bedeutung, hier wurde auch der Begriff Beuronien für das Frühmesolithikum geprägt. In Norddeutschland Duvensee und Didderse, im Rheinland Bedburg-Königshoven. Auf den britischen Inseln fehlen Trapeze, hier finden sich auch im Spätmesolithikum makrolithische Industrien (Larnian, Obanian).

Umwelt

Das Mesolithikum war vom Zurückweichen des Eises der letzten Eiszeit in Nordeuropa und der damit verbundenen schnellen Erwärmung des Klimas während des Präboreal geprägt. In den Gebieten, die vorher von eiszeitlichen Tundren bestimmt waren, entwickelten sich erst lichte, dann aber immer dichtere Wälder. Auf dem borealen Kiefern-Birkenmischwald folgte mit der allmählichen Einwanderung wärmeliebender Arten Hasel und schließlich der atlantische Eichenmischwald. Die Besiedlungsgrenze verschob sich nach Norden.

Materielle Kultur

Mikrolith

Kennzeichnend für diese Epoche sind winzige Waffenprojektile aus Feuerstein und anderen Rohmaterialien, die sogenannten Mikrolithen. Man unterscheidet Mikrolithen aus speziellen, sehr kleinen Klingen (Mikroklingen) und geometrische Mikrolithen, die durch das gezielte Zerbrechen und anschließende Retuschieren größerer Klingen hergestellt wurden. In Nordeuropa wurden geschäftete Feuerstein-Beile, sogenannte Kern- und Scheibenbeile, zur Holzbearbeitung verwendet.

Siedlungsweise

Nachdem bereits in der jüngeren Altsteinzeit (Mähren) einige Siedlungen langfristig bewohnt wurden, nahm die Sesshaftigkeit in der Mittelsteinzeit vermutlich allgemein zu. Der verminderte Schweifradius lässt sich unter anderem an der Zusammensetzung des Feuersteinrohmaterials belegen. Die Menschengruppen der Mittelsteinzeit nutzten mehrere Siedlungsplätze saisonal, aber über mehrere Jahre hinweg. Ursache war insbesondere die bessere Verfügbarkeit von Sammelgut (Früchte etc.), verbesserte Techniken zum Kleintierfang und die Entwicklung der Fischerei.

Bestattungen

Mesolithische Bestattungen sind eher selten, aus dem späten Mesolithikum sind aber, besonders aus Dänemark und Südschweden, einige Friedhöfe bekannt (Skateholm, Vedbaek-Bogebakken). Auf der Insel Hoedic und in Teviec am Golf von Morbihan wurden sogar Steinplatten als Grabeinfassung verwendet. In der Blätterhöhle bei Hagen wurden frühmesolithische Menschenreste entdeckt, die mit Höhlenfunden aus Belgien und Frankreich vergleichbar sind.

Siehe auch

Portal: Vor- und Frühgeschichte - Steinzeit

Literatur

  • Judith M. Grünberg: Mesolithische Bestattungen in Europa, ein Beitrag zur vergleichenden Gräberkunde. Diss. Münster 1994. Internationale Archäologie. Bd 40. Leidorf, Rahden 2000, ISBN 3-89646-312-8

Weblinks


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