Michiel Adriaenszoon de Ruyter

Michiel Adriaenszoon de Ruyter

Michiel Adriaanszoon de Ruyter (* 24. März 1607 in Vlissingen; † 29. April 1676 nahe Syrakus, begraben 18. März 1677 in der Nieuwe Kerk, Amsterdam) war ein niederländischer Admiral.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Michiel de Ruyter

Als viertes von 13 Kindern eines armen Brauknechts besuchte er nur selten die Schule. Bereits 1617 gab der Vater ihn bei der Reederei der Gebrüder Lampsen in eine Seilerlehre. Da de Ruyter lieber zur See fahren wollte statt diesen Beruf zu erlernen, ging er 1618 mit dem Einverständnis der Eltern und des Lehrherren als Schiffsjunge an Bord eines Schiffes der Lampsen’schen Reederei, wo er in den Folgejahren das Seemannshandwerk von Grund auf erlernte. Bereits 1622 im Alter von 15 Jahren wurde er Matrose. Statt weiter zur See zu fahren, trat er in das Heer des Prinzen Moritz von Oranien, des Statthalters der Niederlande, ein, um gegen die Spanier zu kämpfen. Anschließend heuerte er auf einem niederländischen Kriegsschiff an, erhielt im Kampf gegen die Spanier seine Feuertaufe und wurde durch einen Lanzenstich beim Enterkampf am Kopf leicht verletzt. Dies sollte bis zu seiner tödlichen Verwundung im Jahr 1676 seine einzige Verwundung bleiben.

Wenig später geriet de Ruyter in spanische Gefangenschaft, konnte aber auf abenteuerliche Weise fliehen und erreichte mittellos und zu Fuß wieder die Heimat. Auf einem Schiff der Lampsen-Reederei erhielt er eine Stelle als Steuermannsschüler. Am 16. März 1631 heiratete de Ruyter seine erste Frau Maria Velters, die jedoch bereits am 31. Dezember 1631 bei der Totgeburt einer Tochter verstarb. Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung zum Steuermann trat de Ruyter 1633 in den Dienst des Kapitäns Jochem Janssen an Bord des Walfangschiffes De Groene Leeuw der Grönländischen Kompagnie und bewährte sich auf Fangfahrten bis Grönland und Spitzbergen.

Am 1. Juli 1636 heiratete de Ruyter seine zweite Frau Neeltje Kornelia Engels. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder, darunter Engel de Ruyter, hervor. Wegen seiner Erfahrungen als Seemann und Soldat gaben ihm 1637 die Reeder und Kaufleute Vlissingens das Kommando eines kleinen Kriegsschiffes mit zehn Kanonen für den Kampf gegen die Dünkirchener Piraten. Mit großem Erfolg führte er den Kampf gegen diese Seeräuber. Anschließend übernahm er als Kapitän ein Handelsschiff der Lampsen-Reederei und unternahm 1640 zwei Reisen nach Brasilien und Westindien. Auf diesen Fahrten korrigierte er auch die oft ungenauen Seekarten dieser Gewässer.

Im 1641 ausgebrochenen Krieg der Niederlande und Portugals gegen Spanien wurde de Ruyter als Konteradmiral Befehlshaber der Nachhut der Flotte des Admirals Gysel. In der Seeschlacht bei St. Vincent verhinderte de Ruyter durch seinen Einsatz die Vernichtung der niederländischen Flotte. Nach dem Krieg war er erneut 10 Jahre als Handelsschiffkapitän und Kaufmann der Lampsen-Reederei vor allem in der Karibik und im Mittelmeer tätig. Mehrfach gelang es ihm durch sein seemännisches Können, Schiff und Besatzung in schweren Stürmen zu retten. Er erwarb bei seinen Reisen ein beträchtliches Vermögen. Am 25. September 1650 starb seine Frau Kornelia. Im Jahr 1652 heiratete de Ruyter zum dritten Mal. Seine Frau Anna van Gelder, die Witwe eines auf See gebliebenen (ertrunkenen) Kapitäns, schenkte ihm nochmals zwei Töchter.

Die Englisch-Niederländischen Kriege

Mit dem Ersten Englisch-niederländischen Seekrieg begann 1652 als Geschwaderkommandeur die eigentliche militärische Karriere de Ruyters. Er führte erfolgreiche Gefechte, so 1652 die Seeschlacht bei Plymouth, die Seeschlacht bei Kentish Knock und die Seeschlacht bei Dungeness sowie 1653 die Seeschlacht bei Portland, die Seeschlacht bei Gabbard und die Seeschlacht bei Scheveningen. Nach dem Ende des Krieges 1654 kämpfte er erneut gegen französische und nordafrikanische Piraten im Mittelmeer. Er eroberte die aus Brasilien kommende portugiesische Zuckerflotte. 1655 zog de Ruyter mit seiner Familie von Vlissingen nach Amsterdam. Als Cornelis de Graeff im Jahre 1656 eine Flotte unter Admiral Jacob van Wassenaer Obdam gegen die Schweden entsandte, kämpfte er unter Wassenaer gemeinsam mit den Polen vor Danzig gegen die schwedischen Seestreitkräfte, (Schlacht vor Danzig). Im Kampf mit den Dänen 1659 gegen die Schweden eroberte er die Festung Nyborg auf Fünen, (Angriff auf Nyborg). Für seine Verdienste verlieh ihm der dänische König Friedrich III. ein Wappen.

In den Kämpfen mit England nach dem 1. Seekrieg eroberte de Ruyter die niederländische Kolonie Guinea (Westafrika) von Engländern zurück (Ende 1664), kaperte in der Karibik und eroberte Anfang 1665 vor Neufundland eine englische Fischfangflotte. Außerdem verbesserte er zwischen dem 1. und 2. Seekrieg die Ausbildung der niederländischen Schiffsbesatzungen und war sehr bedacht auf die Verbesserung der eigenen Taktik.

Beim Ausbruch des Zweiten Englisch-niederländischen Seekrieges im Jahr 1665 wurde de Ruyter, nicht beteiligt an der Niederlage in der Seeschlacht bei Lowestoft aus Amerika heimgekehrt, von der Admiralität von Amsterdam (die Niederländer hatten fünf Admiralitäten) zum „Admiralleutnant“ ernannt und zum „Befehlshaber der Flotte der Generalstaaten“ berufen (11. August). Ende 1665 führte er einen Geleitzug (die schatzbeladene Retoureflotte aus Indien) von Bergen (Norwegen) in die Niederlande. Die Viertageschlacht vom 11. Juni bis 14. Juni 1666 zwischen der Küste von Flandern und der Mündung der Themse wird zu einem der größten Siege de Ruyters. Er führt die Schlacht von seinem berühmten Flaggschiff De Zeven Provincien. Die Niederländer verlieren nur vier Schiffe, die Engländer jedoch zehn. Im Jahr 1667 folgte ein tollkühner Vorstoß in die Themse über den Medway bis Chatham. Dabei versenkten die Niederländer mehrere englische Kriegsschiffe und zerstörten etliche der die Fahrrinne deckenden Landbatterien, (Überfall im Medway). Das Linienschiff HMS Royal Charles wurde erobert und als Beute mitgeführt. Im nahen London brach angesichts der Nähe der Niederländer Panik aus.

Vom Ende des Zweiten Seekrieges 1667 bis zum Beginn des Dritten Seekrieges gegen England im Jahr 1672 lebte de Ruyter bei seiner Familie in Amsterdam. Aber im Dritten Englisch-niederländischen Seekrieg führte er wieder das Kommando über die niederländische Flotte. Er siegte 1673 unter anderem in der Seeschlacht von Solebay am 7. Juni 1672, in der Ersten und Zweiten Seeschlacht von Schooneveld sowie in der Seeschlacht vor Texel am 21. August 1673. Michiel de Ruyter wurde im Februar 1673 zum „General-Admiralleutnant“ befördert.

Nach dem Ende des Dritten Seekrieges im Jahr 1674 setzte Frankreich den Krieg fort. Während der unentschiedenen Schlacht vor Palermo, seiner 39. Seeschlacht, gegen die überlegene französische Flotte unter Admiral Abraham Duquesne am 21. April 1676 wurde de Ruyter durch eine Kanonenkugel der rechte Fuß zerschossen. An den Folgen dieser Verwundung starb Michiel de Ruyter am 29. April 1676 an Bord seines Flaggschiffs Eendracht.

Bei der Heimführung des Leichnams erwiesen alle Schiffe, die der niederländischen Flotte begegneten dem toten Admiral mit Flaggensenkung und Salutschüssen die letzte Ehre. Amsterdam erlebte eine der größten Trauerfeiern seiner Geschichte.

Erst fünf Jahre später wurde ein imposantes Grabmonument zu Ehren des Nationalhelden durch den bekannten Bildhauer Rombout Verhulst in der Nieuwe Kerk vollendet. Dort, wo vor der Reformation der Hochaltar gestanden hatte, entwarf Verhulst das Grabdenkmal über dem Grabgewölbe des Seehelden. Dass de Ruyter selbst lieber in der Oude Kerk hatte bestattet werden wollen, ist einer der üblichen historischen Irrwege, die auf den Willen des Verstorbenen selten Rücksicht nimmt.

Zur Erinnerung an Michiel de Ruyter fanden im Jahr 2007, dem „Michiel de Ruyter Jahr“, in den Niederlanden eine Vielzahl verschiedener Veranstaltungen statt. Die landesweite Eröffnung war am 23 März 2007 in der St. Jacobskirche in Vlissingen. Im November 2007 fand die Abschlussversammlung in der Neuen Kirche zu Amsterdam (Nieuwe Kerk te Amsterdam) statt.

Sonstiges

De Ruyter ist ein Traditionsname in der niederländischen Marine: De Ruyter (Schiff)

Der niederländische Komponist Gerard Boedijn setzte Michiel de Ruyter in seiner 1950 erschienenen Konzertouvertüre für Blasorchester Michiel Adriaanszoon ein klingendes Denkmal.

Literatur

  • Brandt, Gerard: Het Leven en Bedryf van den heere Michiel de Ruyter. Amsterdam 1683
  • Aartsma, N.: Michiel de Ruyter Großadmiral von Holland und Westfriesland, 1607-1676, Holle & Co. Den Haag 1943
  • Komm, Ulrich: Der Admiral der sieben Provinzen. Militärverlag der DDR. 1978 (Historischer Roman)
  • Prud´homme van Reine, Ronald: Rechterhand van Nederland, Biografie van Michiel Adriaanszoon de Ruyter, Open Domein nr.32, Amsterdam 1996
  • Centraal Bureau voor Genealogie, 's-Gravenhage: Het Nageslacht van Michiel Adriaanszoon de Ruyter, AD.M.C. Stok, Zuid-Hollandsche Uitgevers Maatschappij, den Haag, 1957

Weblinks


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