Minderheiten in Frankreich

Minderheiten in Frankreich
Minderheitensprachen und Französische Dialekte in Frankreich und Nachbarstaaten

Dieser Artikel befasst sich mit traditionell in Frankreich lebenden Bevölkerungsgruppen (frz minorités nationales) - den sog. "alten Minderheiten" -, die von der französischen Mehrheitsgesellschaft als ethnische oder sprachliche Minderheiten wahrgenommen werden. Nicht behandelt werden dagegen Migranten aus Europa und aus den außereuropäischen Kolonien Frankreichs, wie sie überwiegend erst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zuwanderten ("neue Minderheiten").[1]

"Alte Minderheiten" in Frankreich sind:

Der Bevölkerungsanteil dieser sieben Gruppen wird mit 8,133 Millionen auf 13,9% beziffert [2], wovon die Okzitanier etwa 2 Millionen ausmachen.

Als eine Mischung aus alten und neuen Minderheiten lassen sich die Gens de Voyage der Roma, Yeniches und Forains beschreiben.

Zwar gibt es qua Autonomieregelungen im Ausnahmefall (Korsika) besondere Schutzrechte. Die Regel ist aber, keine Ausnahme vom gesamtfranzösischen "Staatsvolk" zuzulassen. Frankreich hat - neben der Türkei und Griechenland - das Rahmenabkommen des Europarats von 1995 zum Schutz nationaler Minderheiten, "wichtigster Bezugspunkt im europäischen Minderheitenschutzsystem", bis heute nicht in Kraft gesetzt noch überhaupt ratifiziert.[3]

1539 wurde im Edikt von Villers-Cotterêts von König Franz I. festgelegt, dass in Frankreich Französisch (der Dialekt der Île-de-France) gesprochen wird. 1790 erklärte Paris das Französische zur einzigen Sprache der Republik, der Freiheit und der Vernunft und die regionalen Sprachen zu Dialekten („patois“).

Seit den 1970/80ern und den Dezentralisierungsgesetzen von 1982 werden Regionalsprachen anerkannt und seit kurzem in begrenztem Umfang in den Schulen unterrichtet. Dies kam nicht zuletzt durch eine starke Unabhängigkeitsbewegung und Terroranschläge auf der Insel Korsika zustande, vor allem durch die FLNC. Korsika ist das bislang einzige Departement, das einen regionalen Sonderstatus genießt. Verbesserungen im Bereich der kulturellen Autonomie und der fortschreitenden Dezentralisierung stützen bislang Fortbestand und Wiederbelebung dieser Minderheitssprachen nur marginal. Ein Teil dieser Sprachen bleibt vom Aussterben bedroht.

Inhaltsverzeichnis

Basken

Im französischen Baskenland leben um die 100.000-200.000 Basken im Departement Pyrénées-Atlantiques. Von ihnen sprechen allerdings nur noch ein Bruchteil die baskische Sprache.

Das baskische Volk ist durch die Grenze zwischen Frankreich und Spanien getrennt, betrachten die Bewohner des Baskenlands jedoch nach wie vor als eine zusammengehörende Volksgruppe. Die Mehrheit der baskischen Bevölkerung lebt auf spanischen Territorium (ca. 1.000.000). Aber auch hier spricht nur noch etwa ein Viertel ihre Volkssprache.

Verbreitung der Basken

Das spanische Baskenland ist seit 1979 eine Autonome Gemeinschaft in Spanien. Die Autonomie dieser Region stützt sich hierbei nicht nur auf den kulturellen und politischen Bereich, sondern auch im Finanziellen. Demzufolge zieht die Autonome Gemeinschaft die Steuern auf ihrem Gebiet selbst ein und führen lediglich eine durch ein bilaterales Abkommen festgelegte Summe an den spanischen Zentralstaat ab. Trotz des guten Autonomiestatuts in Spanien (vor allem im Vergleich zu den französischen Basken) existiert im dortigen Baskenland eine aktive Unabhängigkeitsbewegung. Die bekannteste ist die Terrororganisation ETA, die auch die Vereinigung der Nord- und Südbasken fordern.

In Frankreich gibt es sogar kein département, das ganz baskisch ist. Die drei historischen baskischen Provinzen (Labourd, Basse-Navarre und Soule) befinden sich zusammen mit Béarn und einem kleinen Stück Gascogne im département Pyrénées-Atlantique.

Bretonen

Zweisprachige Wegweiser auf Bretonisch in Quimper/Kemper.

Die heutigen Bretonen sind teilweise Nachkommen eines keltischen Volks in der Bretagne, die zum Teil vor etwa 1500 Jahren als Flüchtlinge aus Großbritannien gekommen sind.

Hauptverbreitungsgebiet der Bretonischen Sprache sind das Departement Finistère (Penn ar Bed) und der jeweils westliche Teil der Departements Côtes-d’Armor (Aodoù-an-Arvor) und Morbihan (Mor-bihan).

Rund 250.000 der 2,3 Mio. Bretonen, so schätzt man, sprechen heute noch Bretonisch. Von ihnen sind etwa 2/3 älter als 60 Jahre und nur 5% jünger als 15. Das langsame Verschwinden der bretonischen Kultur und Sprache ist auch daran ersichtlich, dass vor dem Ersten Weltkrieg noch etwa 90% der westlichen Bretagne die Sprache beherrschten und nach dem Zweiten Weltkrieg etwa 1,2 Mio (75%) des Bretonischen mächtig waren. Außerdem findet seit dem Mittelalter eine Zurückdrängung des Sprachgebietes statt.

Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich in der Bretagne eine Unabhängigkeitsbewegung gebildet (z. B. „Union Régionaliste Bretonne“ oder „Fédération Régionaliste de Bretagne“). Diese Organisationen kamen durch den Ersten Weltkrieg zum Stillstand, indem verhältnismäßig viele Bretonen gegenüber Franzosen ums Leben kamen. Im besetzten Frankreich im Zweiten Weltkrieg kooperierte eine bretonische Minderheit mit den Deutschen, da sie sich mehr kulturelle Freiheiten bzw. Unabhängigkeit erhofften. Dies wurde zum Verhängnis für viele Nationalisten und bot der Pariser Zentrale genügend Vorwände, um ein Exempel zu statuieren.

Seit dieser Zeit beginnt die Sprecherzahl der bretonischen Sprache drastisch abzunehmen. In den 50er und 60er Jahren erreichte das Ansehen der eigenen Sprache in den Augen vieler Bretonen den absoluten Tiefpunkt. Heute gibt es Schulen mit teilweise bretonischer Unterrichtssprache. Diesen rund 10.000 Schülern stehen allerdings 360.000 Schüler in rein französischsprachigen Schulen gegenüber. Die Mehrheit der Eltern erziehen ihre Kinder heute auf Französisch.

Außerdem ist ein Teil der historischen Provinz Bretagne vom Anfang an immer zweisprachig gewesen, d. h. ungefähr das Côte-d'Armor Ostteil, Ille-et-Vilaine Südwesteil. Es wird dort seit dem Mittelalter nur gallo und französisch verwendet. Die beiden traditionellen Provinzhauptstädte (Rennes une Nantes) befinden sich beide in einem gebiet, wo bretonisch niemals gesprochen worden ist, sondern gallo, sowie die ganze Gegend östlich von Rennes bis Nantes.

Deutsche

Elsässerdeutsch und Lothringisch werden in den Departements Bas-Rhin, Haut-Rhin und Moselle gesprochen. Abgesehen von den Regionen um Orbey, Montreux und Courtavon-Levoncourt ist das ganze Elsass traditionell deutschsprachig. Die elsässischen Dialekte sind alemannisch (außer einem ganz kleinen Nordteil, wo fränkisch gesprochen wird) und unterscheiden sich nicht stark von den badischen Dialekten auf deutscher Seite, jedoch ist das Elsässische vom Französischen beeinflusst.

Von den 1,7 Millionen Bewohnern des Elsass sprechen laut „Office pour la Langue et Culture d’Alsace“ (OLCA) 600.000 Menschen elsässerdeutsch. Eine Studie von 2001 ergab, dass noch 61% der Elsässer den Dialekt beherrschen (1945 waren es über 90%). Dabei wurde ein Stadt-Land- und Altersgefälle festgestellt:

über 60: 86%
50-60: 77%
40-50: 70%
30-40: 60%
20-30: 38%
10-20: 25%
unter 10: 5-10%

Deutsch wird in den Schulen überwiegend als Fremdsprache unterrichtet. Mittlerweile gibt es auch bilinguale Schulen, sog. ABCM-Schulen. Es gibt zum Teil auch deutschsprachige Straßenschilder. Das Elsass gilt als Hochburg der rechtsextremen Front National. Die von der FN abgespaltete Alsace d’abord, die eine Zweisprachigkeit des Elsass fordert, erhält ebenfalls Zuwachs (~10% bei der letzten Wahl).

Fränkische Dialekte (Lothringisch: Luxemburgisch, Moselfränkisch, Rheinfränkisch) werden im Norden des Departements Moselle und auch nur noch sehr selten gesprochen. Die letzte Zählung von 1962 ergab, dass 300.000 Lothringer den fränkischen Dialekt beherrschen. Im übrigen Lothringen wird das französische Lothringisch gesprochen, das allerdings vom Standard-Französisch weitgehend verdrängt wurde.

Flamen

Flämisch im Arrondissement Dünkirchen nach Sprachforschungen, 1874 und 1972

Als Flamen werden die niederländisch-sprechende Belgier in Flandern bezeichnet. Französisch-Flandern (auch Südflandern genannt) war der Teil der alten Grafschaft Flandern und ist seit 1713 französisches Territorium (Departement Nord). Hauptort der Flamen in Frankreich ist Dünkirchen.

Die Sprachgrenze mit dem pikardischen Dialekt ist seit dem Mittelalter bedeutend bis zum Nordwesten zurückgezogen. Damals näherte sie sich an Le Touquet.

Heute gibt es noch 130.000 Leute, die den Westflämischen Dialekt des Niederländischen sprechen. Auch hier ist der Fortbestand der Sprache bedroht. Hier gibt es seit einigen Jahren Grundschulen, die die niederländische Sprache als erste Fremdsprache unterrichten.

Katalanen

Wappen des Départements Pyrénées-Orientales
Willkommen in Nordkatalonien

Auf französischem Boden leben etwa 200.000-300.000 Katalanen. Sie bevölkern das Département Pyrénées Orientales (das seit 2007 auf katalanisch offiziell auch als Nordkatalonien bezeichnet wird) bzw. die historische Landschaft Roussillon.

Im Jahr 1659 kam das Roussillon durch den Pyrenäenfrieden an Frankreich.

Die Katalanische Sprache ist heute zum großen Teil durch Französisch verdrängt worden. Französisch gilt hier als alleinige Amtssprache. Katalanisch wird aber als Wahlfach an Schulen und der Universität unterrichtet und durch Privatinitiative zum Teil heute noch gepflegt.

Korsen

Flagge der Region Corse

Die Korsen leben auf der Mittelmeerinsel Korsika.

Die Korsische Sprache ist eine romanische Sprache der italienisch-romanischen Gruppe und hat dazu Ähnlichkeiten mit der Sardischen Sprache auf Sardinien und dem toskanischen Dialekt des Italienischen. Es werden etwa 100.000 Sprecher gezählt, die es zumindest als Zweitsprache sprechen.

Im 20. Jahrhundert kam es zu einer stetigen Einwanderung von Festlandfranzosen, und nach dem Algerienkrieg wurden viele vertriebene Pieds-noirs aus den ehemaligen Kolonien auf Korsika angesiedelt. Heute macht diese Gruppe etwa die Hälfte der Bevölkerung aus.

Gegenüber anderen Minderheiten in Frankreich ist der Wille nach Unabhängigkeit auf Korsika stärker ausgeprägt. So entstand hier die Untergrundorganisation Frontu di Liberazione Naziunalista Corsu (FLNC), die mit Bombenanschlägen und Morden die französische Regierung zur Anerkennung der korsischen Unabhängigkeit zu zwingen versucht. In den letzteren Jahren gestand die Regierung immer mehr Autonomie zu, um im Gegenzug ein Ende der Gewalt zu erreichen. So besitzt die Insel gegenüber anderen Regionen Frankreichs einen Sonderstatus.

Trotzdem stimmten im Juli 2003 knapp 51 % der Korsen in einer Befragung gegen den Prozess von Matignon, durch den Korsika noch mehr Autonomie erhalten sollte. Obwohl das Referendum keinen politisch bindenden Charakter besaß, respektierte die französische Regierung das Votum und stoppte eine weitere Umsetzung des Vorhabens. Die Gründe für das Scheitern werden vor allem im Vorwurf gegen Lionel Jospin gesehen, er habe durch die Verhandlungen mit Vertretern der Unabhängigkeitsbewegung die von Teilen derselben ausgeübte Gewalt legitimiert.


Okzitanier

Flagge Okzitaniens

Okzitanien wird das südliche Drittel Frankreichs genannt und umfasst die Landschaften Provence, Drôme-Vivarais, Auvergne, Limousin, Guyenne, Gascogne und Languedoc. Außerdem wird die Okzitanische Sprache in Randgebieten Italiens sowie innerhalb Kataloniens (Val d'Aran) gesprochen. In Val d´Aran ist die Sprache trotz geringer Sprecherzahl sogar eine offizielle Amtssprache.

Im heutigen Okzitanien leben ca. 12 Millionen Menschen, allerdings schätzt man, dass nur noch 1-3 Millionen von ihnen die okzitanische Sprache beherrschen. Okzitanisch (der Name ist vom okzitanischen Wort òc für 'ja' abgeleitet, im Kontrast zum altfranzösischen oïl 'ja') ist wie das Französische eine galloromanische Sprache. Die zwei Sprachen unterscheiden sich in erster Linie darin, dass sich die Gallo-römische Kultur im Süden stärker ausgeprägt war als im Norden und der Norden später hingegen stärker von der fränkischen Kultur beeinflusst wurde.

Mit der Vernichtung der Katharer (eine Glaubensbewegung vom 11. bis 14. Jahrhundert) begann die okzitanische Kultur langsam zu verschwinden. Auch die Auswanderung der Waldenser im 18.Jhdt trug dazu bei. Mit der Zentralisierungspolitik Ludwig XIV. wurde auch die Okzitanische Sprache als Unterrichtssprache in öffentlichen Schulen abgeschafft und der Gebrauch im Alltag zurückgedrängt. Durch die Französischen Revolution verlor die Sprache schließlich jegliche Bedeutung.

Heute gewinnt die Okzitanische Kultur, vor allem aus touristischen Gründen, wieder etwas an Bedeutung. Okzitanisch wird in einigen Schulen, den Calandretas, parallel zum Französischen gelehrt und inzwischen ist es auch möglich, Okzitanisch als Abiturfach zu wählen. Außerdem werden Straßenschilder zum Teil wieder zweisprachig ausgeführt.

Roma

  • Roma-Gruppen:
    • Manouches (Selbstbezeichnung im mitteleuropäischen Sprachraum: Sinti),
    • Kalé von der iberischen Halbinsel und aus Südfrankreich, auch heute weitgehend auf den Süden Frankreichs konzentriert
    • osteuropäische Roma, seit dem 19. Jahrhundert nach Frankreich zugewandert und dort besonders durch Gruppen der Kalderasch, Curara und Lovara vertreten.

Der französische Staat unterscheidet dabei je nach Staatsangehörigkeit zwischen französischen Bürgern und Angehörigen europäischer Staaten. Sie gehören je nach Lebensform auch zur Gruppe der "Reisenden", in der älteren französischen Amtssprache (Gesetz vom 16. Juli 1912) nomades („Nomaden“) und in neuerer Zeit (Gesetz vom 3. Januar 1969) gens du voyage genannt.

Gens du voyage

"Reisende" in Frankreich, in der älteren französischen Amtssprache (Gesetz vom 16. Juli 1912) nomades („Nomaden“) und in neuerer Zeit (Gesetz vom 3. Januar 1969) gens du voyage genannt, werden in folgende Hauptgruppen unterteilt:[4]

  • zu Roma, siehe vorstehenden Abschnitt
  • Yéniches (Lehnwort nach der im deutschen Sprachraum verbreiteten Selbstbezeichnung Jenische): aus der sesshaften Gesellschaft desintegrierte Unbehauste und Nicht-Sesshafte meist aus dem deutschsprachigen Raum,[5] mutmaßlich am Beginn des 19. Jahrhunderts[6] besonders aus dem heutigen Rheinland-Pfalz und aus Hessen sowie dem Elsass und dem nordöstlichen Lothringen zugewandert.[7] Vor der Einführung der Sammelbezeichnung Yéniches im 19. Jahrhundert war von ihnen in Unterscheidung zu gens appelés Bohèmes (= Roma) abwertend vor allem als von vagabonds[8] bzw. von mendiants und gens sans aveu die Rede.[9]
  • Sonstige reisende Personen ohne besondere Gruppenzugehörigkeit oder mit mehrfacher Zugehörigkeit (Forains wie Zirkusangehörige, Schausteller, Jahrmarktbeschicker u. a.).

Offizielle Verlautbarungen stützen sich auf Angaben, die 1960/61 durch landesweite Zählungen der behördlichen Genehmigungen für noch Reisende ermittelt, in der Folgezeit aktualisiert und hochgerechnet wurden. Zwischen den unterschiedlichen Gruppen von Reisenden unterscheiden sie nicht. Nach dem von Arsène Delamoin zuerst 1990 dem Premierminister vorgelegten und 1992 mit Ergänzungen veröffentlichten Ergebnis wurden für 1992 rund 250.000 Reisende bzw. Menschen mit reisender Herkunft geschätzt, die sich folgendermaßen verteilen würden:[10]

  • ca. 70.000 ganzjährig Reisende
  • ca. 70.000, die nur einen begrenzten Teil des Jahres reisen und ansonsten ortsfest leben
  • ca. 110.000, die entweder selbst oder deren Vorfahren bereits das Reisen aufgegeben haben.

Über die Anteile der einzelnen Teilgruppen an den Gens de voyage liegen keine ernst zu nehmenden Zahlen vor.[11]

Unter den Sprachen dieser Gruppen spielen in Frankreich nur die Romanesdialekte eine besondere Rolle: so der Manouches und der Vlach-Roma, außerdem Misch- oder Para-Romani-Sprachen wie das Caló der Kalé auf der Grundlage von Französisch, Katalanisch oder Spanisch. Jenische werden demgegenüber nicht als eigene sprachliche Gruppe, sondern als Deutsche, Elsässer oder - wie auch viele Manouches - als frankophone Muttersprachler wahrgenommen. Ihre traditionelle deutsch basierte interne Gruppensprache, das Jenische, scheint bei den heute in Frankreich lebenden Jenischen der jüngeren Generation weitgehend außer Gebrauch geraten zu sein.[12]

Reisende sind in Frankreich nicht nur der in Westeuropa allgemein verbreiteten sozialen Diskriminierung, sondern auch einer besonders restriktiven Beschränkung ihrer Aufenthaltsrechte unterworfen, die trotz der seit 1969 eingeleiteten, in der Praxis aber vielfach noch nicht umgesetzten Liberalisierung der Gesetze und Verwaltungsvorschriften noch wesentlich zur Benachteiligung dieser Gruppen bei der Wahrnehmung ihrer anderen Bürgerrechte, insbesondere im Erziehungswesen und beim Zugang zu staatlichen Sozial- und Fürsorgeleistungen, beiträgt [13].

Einzelnachweise

  1. Es handelt sich um die heute übliche Unterscheidung im Minderheitenrecht, in der Minderheiten- und Migrationsforschung, siehe z. B. Maximilian Opitz, Die Minderheitenpolitik der europäischen Union. Probleme, Potentiale, Perspektiven, Münster 2007, passim.
  2. Maximilian Opitz, Die Minderheitenpolitik der europäischen Union. Probleme, Potentiale, Perspektiven, Münster 2007, S.309
  3. http://conventions.coe.int/Treaty/Commun/ChercheSig.asp?NT=157&CM=1&DF=&CL=GER; Maximilian Opitz, Die Minderheitenpolitik der europäischen Union: Probleme, Potentiale, Perspektiven, Münster 2007 S. 86.
  4. Vgl. Jean Paul Delevoye: Accueil des gens du voyage, Rapport No. 283 (1996/97), I.A.1.b: Origine et caractéristiques
  5. Thomas Dominik Meier/Rolf Wolfensberger, "Eine Heimat und doch keine". Heimatlose und Nicht-Sesshafte in der Schweiz (16.-19. Jahrhundert), Zürich 1998, S. 190.
  6. Christian Bader: Yéniches: Les derniers nomades d'Europe, Paris: L'Harmattan 2007, S. 25: "Il semble que la plupart d'entre eux s'y installèrent aprés 1820." "Venus d'Allemagne pour la plupart d'entre eux …"
  7. Christian Bader: Yéniches: Les derniers nomades d'Europe, Paris: L'Harmattan 2007, S. 93ff.
  8. So die Unterscheidung, die z. B. die wegweisende königliche Deklaration von 1682 trifft. Siehe: Jean-Pierre Liégeois, Bohémiens et pouvoirs publics an France du XVe au XIXe siècle, in: Etudes Tsiganes 24 (1978), H. 4, S. 10-30, hier S. 18. Die Deklaration ist dort abgedruckt.
  9. Ebenda, S. 21.
  10. Jean Paul Delevoye: Accueil des gens du voyage, Rapport No. 283 (1996/97), I.A.1.a: Le nombre und I.A.2.a Essai de classification des gens du voyage
  11. Zwar behauptet ein Autor, Jenische bildeten die größte Gruppe in Frankreich, auf Zählungen oder begründeten Schätzungen beruhen solche Annahmen wie auch eine gelegentliche Zahlenangabe ("200.000" Jenische) jedoch nicht: Alain Reyniers, Etudes Tsiganes (Nr. 2/91): Ils constituent, aujourd'hui en France, sans doute le groupe le plus volumineux. Zu "mehreren Ländern Westeuropas": Christian Bader: Yéniches (2007) S. 15: De toutes les communautés de Gens du voyage, celle des Yéniches est à la fois la plus nombreuse dans plusieurs pays d'Europe occidentale (elle compterait ainsi 200.000 personnes en France) et la moins connue; …
  12. Christian Bader: Yéniches (2007), S. 94f.
  13. Ligue des droits de l'Homme: „Gens du voyage“ - Guide pratique (août 2000); European Roma Rights Centre: Always Somewhere Else: Anti-Gypsyism in France (Country Report Series, No. 15), November 2005; Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights: Informations fournies par la France sur la mise en œuvre des observations finales du Comité pour l'élimination de la discrimination raciale (13. Februar 2007)

Weblinks


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