Mindestfilmbildetemperatur

Mindestfilmbildetemperatur

Die Mindestfilmbildetemperatur oder Mindestfilmbildungstemperatur (MFT) ist ein Begriff aus der Oberflächentechnik und stellt die niedrigste Temperatur dar, bei der ein Anstrichstoff in der Lage ist, einen fest zusammenhängenden Film zu bilden. Weitere Bezeichnungen sind Temperaturminimum der Filmbildung (TMF), Mindesttemperatur für Umluft und Untergrund und der englische Begriff Minimum Film Forming Temperature (MFFT).

Wichtig ist die Mindestfilmbildungstemperatur für die Ausbildung einer festen zusammenhängenden Oberfläche aus einer Dispersion (Chemie). Die Mindestfilmbildetemperatur wird nach DIN 53 787 als die niedrigste Temperatur bezeichnet, bei der eine dünne Schicht einer Kunststoffdispersion noch zu einem zusammenhängenden Film auftrocknet. Wird die MFT unterschritten, bildet sich ein rissiger Film. Wird der bei einer noch niedrigeren Temperatur liegende Weißpunkt ebenfalls unterschritten, bildet sich eine weißliche pulvrige Schicht. Viele Dispersionsbeschichtungsstoffe, etwa Bautenfarben und Lasuren für den Außenbereich müssen noch bei Temperaturen um 0°C verarbeitbar sein. Die MFT muss also nahe 0°C liegen um bei der Trocknung eine geschlossene Oberfläche zu bilden. Je niedriger die MFT ist, desto niedriger ist die Temperatur, bei der die Dispersion klebrig wird. Diese verhindert in der Praxis die Applikation der Beschichtung und sollte nicht unter 50°C liegen. Eine gute Balance der beiden Eigenschaften ist daher notwendig. Durch Filmbildehilfsmittel und Koaleszenzmittel kann die Mindestfilmbildungstemperatur so beeinflusst werden, dass sie den Ansprüchen für den jeweiligen Einsatz genügt.

Praktisches Beispiel

Ein Anstrichstoff hat eine MFT von 12°C. Wird er bei über 12°C appliziert und getrocknet, bildet sich ein geschlossener Film. Wird er unter 12°C appliziert und getrocknet, bilden sich (eventuell verzögert) Risse im Film und die Haftung am Untergrund lässt nach. Wird der Beschichtungsstoff unterhalb des Weißpunktes appliziert und getrocknet, welcher weit unter 12°C liegt, bildet sich ein nicht zusammenhängendes, pulvriges Gemisch, welches keinerlei Haftung zum Untergrund oder untereinander aufweist.

Bestimmung

Zur Bestimmung der MFT wird eine MFT-Bestimmungsgerät, auch MTF-Bank, und eine schwarze MFT-Aufzugsfolie verwendet. Zuerst wird das Gerät und das Kühlwasser des Geräts eingeschaltet und der gewünschte Temperaturbereich (z. B. 5 °C bis 23 °C) ausgewählt. Nun wird die zu bestimmende Beschichtung in der gewünschten Schichtdicke auf die Folie aufgezogen und sofort auf das MFT-Bestimmungsgerät gelegt. Häufig wird zu Verbesserung der Temperaturübertragung etwas Diethylenglykol zwischen der Bestimmungsfläche des Geräts und der Folie verteilt. Dadurch verrutscht die Folie nicht so leicht. Die Filmbildung erfolgt bei 23 °C ganz rechts der Bestimmungsfläche mit abnehmender Temperatur im mittleren Teil und 5 °C ganz links der Bestimmungsfläche. Ist die Filmbildung abgeschlossen, kann anhand einer Skala am Rand der Bestimmungsfläche die Temperatur abgelesen werden, bei der ein einwandfreier Film vorliegt.

Literatur

  • Goldschmidt, A.; Streitberger, H. (2002): BASF Handbuch Lackiertechnik, Vincentz Network, ISBN 3-87870-324-4
  • Mischke, P. (2007): Filmbildung in modernen Lacksystemen, Vincentz Network, ISBN 3-86630-898-1

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