Mohammad Alī Radschāʾī

Mohammad Alī Radschāʾī
Mohammad Ali Radschāʾī

Mohammad Alī Radschāʾī (persisch ‏محمد على رجائى‎‎ [moɦæˈmːæd æˈliː ræʤɔːˈiː] (Weitere Schreibweisen: Radjai, Radschai oder Rajai); * 1933 in Qazvin; † 30. August 1981 in Teheran) war ein iranischer Politiker und Staatspräsident.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mohammad Alī Radschāʾī wurde 1933 in Qazvin geboren. Mit vier Jahren verlor er seinen Vater. Gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Bruder, der zehn Jahre älter als er war, wuchs Mohammad Alī in Qazvin auf.

Mit 13 Jahren beendete Mohammad Alī die Grundschule. Er verließ seine Heimatstadt und ging nach Teheran zu seinem Bruder, der im Basar arbeitete.

1951 verpflichtete sich Radschāʾī für die Unteroffizierslaufbahn bei der Luftwaffe. Er begann eine Ausbildung zum Feldwebel (Sergeant). Nach drei Monaten seiner Ausbildung bei der Luftwaffe wurde Radschāʾī Mitglied der fundamentalistischen Geheimgesellschaft Fedajin-e Islam. In dieser Zeit besuchte Radschāʾī Abendklassen der Jāme'e Eslāmi (Islamische Gesellschaft) in der Hedayat-Moschee, in der Ajatollah Mahmoud Taleghani lehrte.

Radschāʾī legte erfolgreich die Prüfung zum Feldwebel ab und besuchte neben seinem Dienst bei der Luftwaffe ein Abendgymnasium, um das Abitur nachzuholen. Im August 1953 bestand er die Abiturprüfung. 1954 verließ Radschāʾī die Luftwaffe und ging als Lehrer für Englisch nach Bidschar.

1956 ging Radschāʾī zurück nach Teheran und begann ein Lehramtsstudium an der Tarbiat Moallem Universität. Er schloß 1959 sein Studium mit einem Lehramtsdiplom für Mathematik ab. Nach seinem Abschluss ging Radschāʾī als Lehrer nach Khansar in der Provinz Esfahan.

Bereits 1960 kehrte Radschāʾī nach Teheran zurück, um zu heiraten und eine Familie zu gründen. Er arbeitete ab 1960 als Lehrer an mehreren Schulen in Teheran. Im Jahr 1961 wurde er Mitglied der von Mehdi Bazargan gegründeten Iranischen Freiheitsbewegung. Im Juni 1963 beteiligte sich Radschāʾī an den Demonstrationen gegen die Weiße Revolution, wurde verhaftet, kam aber nach 50 Tagen wieder frei. Während seiner Haft lernte er Hodschatoleslam Mohammad Javad Bahonar kennen. Nach der Entlassung aus der Haft schlossen sich Radschāʾī und Bahonar der "Hayat-e Mo'talefeh Islami" an. Radschāʾī leitete die Ausbildung von Milizionären für den "bewaffneten Kampf". In seinen Aufgabenbereich fiel der Kontakt zu den bewaffneten Gruppierungen der Palästinenser. Radschāʾī sandte die angehenden Milizionäre nach Palästina, wo sie in Ausbildungslagern ein entsprechendes militärisches Training erhielten. Radschāʾī, Bahonar und Ajatollah Beheschti wurden in dieser Zeit auf der Gehaltsliste des Bildungsministerium unter Bildungsministerin Farokhrou Parsa geführt und erhielten Bezüge als Beamte.

1971 reiste Radschāʾī nach Frankreich, in die Türkei und Syrien, um weitere Kontakte zu Milizen zu knüpfen. 1974 wurde Radschāʾī wegen seiner leitenden Tätigkeit bei der "Motalefeh Eslami" verhaftet. Er kam erst im Jahr 1977 im Zuge der von Premierminister Jamshid Amuzegar eingeleiteten innenpolitischen Liberalisierung im Rahmen der Politik des Offenen politischen Raumes wieder frei.

Nach der Islamischen Revolution wurde Radschāʾī im September 1979 Bildungsminister. In der Zeit, in der Radschāʾī Bildungsminister war, wurde Farokhrou Parsa, seine Vorgängerin im Amt des Bildungsministers und erste Frau im Iran, die ein Ministeramt bekleidet hatte, hingerichtet.

Am 11. August 1980 wurde Radschāʾī auf Vorschlag von Staatspräsident Abū l-Hasan Banīsadr Premierminister. Nach dem Sturz von Banīsadr wurde Radschāʾī am 24. Juli 1981 mit 88 % der abgegebenen Stimmen zum neuen Staatspräsidenten (siehe: Iranische Präsidentschaftswahlen 1981 (Juli)) gewählt. Am 3. August 1981 wurde er als Präsident vereidigt.

Bahman Nirumand bezeichnete Radschāʾī als „unscheinbar“,[1] ein „ahnungsloser, naiver, unwissender, einfacher Mensch, ein Untertan Chomeinis.[2]

Am 30. August 1981 fiel Radschāʾī zusammen mit Ministerpräsident Bahonar einem Bombenattentat zum Opfer.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bahman Nirumand, Keywan Daddjou: Mit Gott für die Macht. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1987, ISBN 3-498-04628-4, S. 329.
  2. Mit Gott für die Macht. S. 308.

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