Moldauische Sprache

Moldauische Sprache
Rumänisch (Moldauisch)
(limba română , limba moldovenească)

Gesprochen in

Siehe unter „Verbreitung und rechtlicher Status“ (Amtssprache und anerkannte Minderheitensprache) weiter unten
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Flag of Moldova.svg Moldawien (als „Moldauisch“)
Flag of Transnistria.svg Transnistrien
Sprachcodes
ISO 639-1:

ro

ISO 639-2: (B) rum (T) ron
ISO 639-3:

ron

Moldauisch (auch Moldawisch, rumänisch: Limba moldovenească) ist die offizielle Bezeichnung der rumänischen Sprache[1] als Amtssprache Moldawiens.[2] Die von den Moldauern gesprochene Umgangssprache unterscheidet sich von der im östlichen Teil Rumäniens in der Region Moldau gesprochenen nur geringfügig, hauptsächlich durch einige aus dem Russischen übernommenen Neologismen. Im östlichen Teil Rumäniens (also westlich vom Pruth) kommen die neuen Ausdrücke hingegen hauptsächlich aus dem Französischen.

Auch in der abtrünnigen Region Transnistrien ist Moldauisch (jedoch mit der kyrillischen Schrift geschrieben) eine Amtssprache, hier aber zusammen mit Russisch und Ukrainisch. In Gagausien sind neben Moldauisch auch Gagausisch und Russisch offiziell.

Rumänische Mundarten

Inhaltsverzeichnis

Sprache und Politik

Die Aufteilung der rumänischen Sprache gilt als Beispiel für politischen Separatismus in der Sprache. Die Existenz der moldauischen Sprache als eigenständige Sprache ist umstritten. Fast alle westlichen Sprachwissenschaftler sind sich einig, diese sei die aus politischen Gründen umbenannte rumänische Sprache, denn Moldawien ist ja eine ehemalige Sowjetrepublik. Die moldauische Sprache ist auch nicht die geschriebene Form der moldauischen Mundart (graiul moldovenesc), wie oft vermutet wird, sondern dieselbe Form der rumänischen Sprache, die auch im Nachbarland Rumänien als Amtssprache dient.

Aber auch in der Moldauischen Akademie wird die Existenz einer distinkten moldauischen Sprache bestritten.[3] Es gibt auch vereinzelte gegensätzliche Meinungen (z. B. die des umstrittenen Vasile Stati). Kraft Abschnitt I, Artikel XIII des Grundgesetzes der Republik Moldau, ist Moldauisch „Staatssprache“ Moldawiens[4]. 60 % der Staatsbürger Moldawiens bezeichnen ihre Muttersprache als „Moldauisch“. Die Gruppe derjenigen, die ihre Muttersprache als „Rumänisch“ bezeichnen, bildet einen Anteil von 16,5 % der gesamten Bevölkerung in Moldawien, bei der städtischen Bevölkerung sind es knapp 40 %[5]. Der Begriff „Moldauisch“ beschränkt sich aber auf einige staatliche Bereiche, wobei der Begriff „Rumänisch“ auf allen anderen Ebenen verwendet wird. Das geltende Gesetz in Moldawien bestätigt die Gleichheit beider Sprachen [6], so wird beispielsweise in Schulen, Medien, sowie in einigen Verwaltungs- und Staatsbereichen der Begriff „Rumänisch“ verwendet .

Hintergründe

1812 wurde vom Fürstentum Moldau die östliche Hälfte an Russland abgetreten und verblieb dort bis 1918 als Bessarabien. Die Umorientierung des Schriftrumänischen im Jahre 1868 von der Kyrillischen zur Lateinschrift blieb in diesem Gebiet praktisch ohne Auswirkungen, wobei es ohnehin nur spärliches Schrifttum gab.[7] Nach der Annexion im 1812 gewann die russische Sprache allmählich an Bedeutung. Seit 1828 wurde der offizielle Verkehr ausschließlich im Russischen durchgeführt. Um 1835 wurde eine siebenjährige Frist bestimmt, nach der staatliche Behörden Akten in rumänischer Sprache nicht mehr akzeptieren sollten.[8]

Zwischen 1856 und 1878 gehörten Cahul, Bolgrad und Ismail (ein kleiner Teil im Süden Bessarabiens) als Folge des Krimkriegs erneut zur westlichen Moldau (bzw. Rumänien), was zu einer zeitweiligen Umkehrung der Sprachpolitik in dieser Region führte.

Von 1918 bis 1940 gehörte das damalige Bessarabien zu Rumänien, wo der Begriff „moldauische Sprache“ nicht verwendet wurde. 1924 wurde die Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik am Ostufer des Dnister gegründet. Dort wurde für das Moldauische zunächst das lateinische Alphabet eingeführt, 1930 allerdings von einem kyrillischen (nach dem Vorbild des Russischen) ersetzt, das nach einer neuerlichen Periode der Lateinschrift (ab 1933) im Jahre 1937 endgültig verbindlich wurde.

Nachdem die Sowjetunion 1940 Bessarabien annektierte und mit der Hälfte der Moldauischen ASSR zur Moldauischen SSR vereinigte, wurde die Bezeichnung „Moldauisch“ auch hier offiziell eingeführt, um alle Bande zu Rumänien zu trennen. Das lateinische Alphabet wurde durch das in der Moldauischen ASSR geltende kyrillische ersetzt. Außerdem wurde während der Sowjetherrschaft die rumänischsprachige Bevölkerung darin bestärkt, Russisch zu sprechen, was eine Voraussetzung für höhere Bildung, gesellschaftliches Ansehen und politische Ämter war.

1990 wurde die moldauische Sprache zur einzigen offiziellen Sprache der Moldauischen SSR erklärt und die rumänische Variante des lateinischen Alphabets wieder eingeführt. Die auf die Unabhängigkeit Moldawiens 1991 folgende Verfassung erkannte Rumänisch als Amtssprache an. 1994 wurde der Name der Amtssprache in der Verfassung wieder in „Moldauisch“ geändert. 1996 lehnte das moldauische Parlament einen Antrag des Präsidenten Mircea Snegur ab, den Namen der Sprache wieder in „Rumänisch“ zu ändern. In Transnistrien gilt das kyrillisch geschriebene Moldauisch offiziell weiterhin als Amtssprache.

2003 veröffentlichte Vasile Stati ein moldauisch-rumänisches Wörterbuch. In der Einführung des Wörterbuches wird von einer „moldauischen Sprache“ gesprochen, die angeblich parallel zur rumänischen Sprache entstanden sei. Stati führte dort die Regionalismen aus dem gesamten Verbreitungsareal der moldauischen Mundart aus, als ob sie kein Bestandteil des rumänischen Wortschatzes wären, und übersetzte sie danach mit Synonymen ins Rumänische, die außerhalb des moldauischen Areals entstanden sind. Dies führte zu Kritik aus beiden Ländern, denn die moldauischen Regionalismen sind Bestandteil des gesamten rumänischen Wortschatzes.

Der internationale Standard ISO 639 hatte ursprünglich der moldauischen Sprache die Codes mol und mo zugeordnet. Allerdings wurden diese November 2008 wieder aufgehoben und durch die der rumänischen Sprache, ro, ron und rum, ersetzt. [9]

Einzelnachweise

  1. Die Information des Deutschen Auswärtigen Amtes: „Landessprache: Rumänisch“
  2. http://parlament.md/legalfoundation/constitution/
  3. Silviu Berejan, Wissenschaftlicher Hauptforscher des Sprachinstitutes der Moldauischen Akademie: rumän. „Limba română exemplară nu poate fi numită moldovenească, pentru că limba literară moldovenească nu există. Există numai vorbire dialectală moldovenească. Ceea ce ani în șir am numit noi în RSSM impropriu «limbă literară moldovenească» nu era altceva decât limbă română exemplară, doar că era scrisă cu alfabet rusesc. E de ajuns însă ca orice text publicat în acea perioadă să fie transcris cu alfabet latin, ca oricine sa să convingă că el nu a avut și nu are nici o particularitate specifică pentru vorbirea actuală moldovenească“. (Mitteilung auf der Konferenz zur Benennung der Amtssprache Moldawiens).
  4. Das Grundgesetz der Republik Moldau (in moldauisch)
  5. Nationaler Büro für Statistik der Republik Moldau Stand 2004 (in Rumänisch)
  6. Legea cu privire la functionarea limbilor vorbite pe teritoriul RSS Moldovenesti Nr.3465-XI din 01.09.89 Vestile nr.9/217, 1989 (in Rumänisch)
  7. Cristina Petrescu, „Contrasting/Conflicting Identities:Bessarabians, Romanians, Moldovans“ in Nation-Building and Contested Identities, Polirom, 2001, S. 157.
  8. Heitmann, K., 1989, Moldauisch. In Holtus, G., Metzeltin, M. und Schmitt, C. (eds), Lexikon der Romanistischen Linguistik, Tübingen, vol 3. 508-21.
  9. Biblioteca Congresului American a suprimat codurile atribuite limbii moldovenești în standardul ISO 639, urmând ca în locul acestora să fie folosite codurile limbii române: ro, ron și rum. Gardianul, 8 noiembrie 2008, „Limba moldovenească a fost scoasă de americani din codurile ISO”

Siehe auch

Literatur

  • Lenore A. Grenoble: Language Policy in the Soviet Union (Springer 2003), ISBN 1-4020-1298-5; S. 89–93.
  • Valeria Guțu-Romalo: Evoluția limbii române în Republica Moldova, in: Adriana Grecu: Unitatea limbii române cu privire specială la Basarabia și Bucovina, Editura Academică, Bukarest 2004, ISBN 973-27-0985-5; S. 33–48
  • Klaus Heitmann: Das Moldauische im Zeichen von Glasnost' und Perestrojka, in: Wolfgang Dahmen u.a. (Hrsg.): Romanistisches Kolloquium V, Fink-Verlag, München 1991, ISBN 3-7705-2674-0
  • Klaus Heitmann: Rumänisch: Moldauisch, in: Günter Holtus u. a. (Hrsg.): Lexikon der romanischen Linguistik, Bd. 3, Niemeyer-Verlag, Tübingen 1989, ISBN 3-484-50234-7; S. 508–521
  • Marinella Lörinczi: La sconfitta del buon senso linguistico: il primo dizionario moldavo-romeno, a oltre un anno dalla sua pubblicazione. In: Cristina Guardiano u.a. (Hrsg.), Lingue, istituzioni, territori: riflessioni teoriche, proposte metodologiche ed esperienze di politica linguistica. Atti del XXXVIII Congresso internazionale di studi della Società di linguistica italiana (SLI), Modena, 23-25 settembre 2004, Bulzoni, Rom 2005 (= Pubblicazioni della Società di Linguistica Italiana, 49; ISBN 88-7870-056-8), S. 175-191
  • Klaus Steinke: Rumänien und Moldau / Romania and Moldavia. In: Ulrich Ammon u.a. (Hrsg.): Sociolinguistics / Soziolinguistik: An International Handbook of the Science of Language and Society, 2. vollst. neu bearb. u. erw. Aufl., 3. Teilband, de Gruyter, Berlin / New York, 2006 (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, 3; ISBN 3-11-018418-4), S. 1818-1823

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • moldauische Sprache und Literatur — mọldauische Sprache und Literatur,   die moldauische Sprache (auch Moldawisch genannt) ist ein dakorumän. Dialekt der rumänischen Sprache und wird in Moldawien, Nordrumänien, Teilen des Banats, in Bessarabien, der Bukowina sowie im Süden der …   Universal-Lexikon

  • Moldauische SSR — Република Советикэ Сочиалистэ Молдовеняскэ Republika Sowetike Sotschialiste Moldowenjaske Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik …   Deutsch Wikipedia

  • Moldauische ASSR — Die Moldawische bzw. Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik war eine autonome Teilrepublik (ASSR) innerhalb der Ukrainischen SSR zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Sie erstreckte sich auf einer Fläche von 8.100 km², auf der… …   Deutsch Wikipedia

  • Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik — Die Moldawische bzw. Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (russisch Молдавская Автономная Советская Социалистическая Республика/Moldawskaja Awtonomnaja Sowjetskaja Sozialistitscheskaja Respublika – kurz МАССР/MASSR) war eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik — Република Советикэ Сочиалистэ Молдовеняскэ (Republica Sovietică Socialistă Moldovenească) Молдавская Советская Социалистическая Республика Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik …   Deutsch Wikipedia

  • Moldawische Sprache — Moldauisch (auch Moldawisch, Limba moldovenească) ist die offizielle Bezeichnung der rumänischen Sprache[1] als Amtssprache Moldawiens.[2] Die von den Moldauern gesprochene Umgangssprache unterscheidet sich von der im östlichen Teil Rumäniens in… …   Deutsch Wikipedia

  • Transnistrische Moldauische Republik — Република Молдовеняскэ Нистрянэ Republica Moldovenească Nistreană (moldauisch/rumänisch) Приднестровская Молдавская Республика Pridnestrowskaja Moldawskaja Respublika (russisch) Придністровська Молдавська Республіка Prydnistrowska Moldawska… …   Deutsch Wikipedia

  • Romanische Sprache — Die romanischen Sprachen bilden einen Zweig der indogermanischen Sprachen. Es gibt etwa 15 romanische Sprachen mit rund 700 Mio. Muttersprachlern, 850 Mio. inklusive Zweitsprechern. Die sprecherreichsten romanischen Sprachen sind Spanisch (330… …   Deutsch Wikipedia

  • Windische Sprache — Windisch ist eine Bezeichnung für die slowenischen Sprache, häufig sinnentstellend auf das in Österreich gesprochene Slowenisch verengt. Aus politischen Gründen wird von manchen die Ansicht vertreten, dass Windisch als eigenständige Sprache… …   Deutsch Wikipedia

  • Dako-Rumänische Sprache — Das Dakorumänische Sprachareal ist grün eingetragen; die Gebiete außerhalb Rumäniens/Moldawiens zeigen nicht unbedingt an, dass in ihnen die Mehrheit der Bevölkerung rumänisch spricht Die Dakorumänischen Varianten (Mundarten) Dakorumänisch… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”