Monika Haas

Monika Haas

Monika Haas (* 2. Mai 1948 in Frankfurt am Main) wurde wegen Beteiligung an der 1977 ereigneten Entführung des Flugzeugs Landshut im Jahr 1998 zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ende der 1960er Jahre engagierte sich Monika Haas politisch in der Häuserkampfbewegung. Anfang der 1970er Jahre setzte sie sich für eine Verbesserung der Haftbedingungen der RAF-Gefangenen ein und ging nach mehreren Hausdurchsuchungen 1975 in den Untergrund. Anfang 1976 wurde sie in Nairobi wegen angeblicher Kuriertätigkeit für die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) durch den Mossad festgenommen und nach dreitägigem Verhör wieder freigelassen [1].

Im Jemen lernte sie den PFLP-Funktionär Zaki Helou kennen, den sie wenig später heiratete. Mit ihren drei Kindern lebten sie bis 1982 im Jemen. Sie kehrte dann nach Frankfurt zurück.

1992 wurde sie damit konfrontiert, 1977 an der Entführung des Flugzeugs Landshut beteiligt gewesen zu sein. Haas wurde vorgeworfen, den Waffentransport an das palästinensische Entführerkommando durchgeführt zu haben. Ein Prozess gegen sie wurde am 18. Januar 1996 vor dem 5. Strafsenat des Oberlandesgerichtes Frankfurt a.M. eröffnet. Die überlebende Entführerin Souhaila Andrawes wurde als Kronzeugin geladen, nachdem diese 1994 in einer Aussage von einer Beteiligung Haas' gesprochen hatte. Sie widerrief diese Aussage jedoch und weigerte sich, ebenso wie Brigitte Mohnhaupt, im nachfolgenden Prozess dazu auszusagen und wurde dafür mit sechs Monaten Beugehaft belegt.[2] RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock belastete Haas dagegen. Zugelassen wurde zudem die Aussage eines im Libanon inhaftierten Mossad-Agenten, Said Slim, der angab, mit Haas den Transport durchgeführt zu haben. Slim sagte jedoch nie selbst vor einem deutschen Gericht aus, sondern wurde lediglich von BKA-Beamten im libanesischen Gefängnis vernommen. Weiteres Belastungsmaterial gegen Haas wurde aus den Archiven der DDR-Staatssicherheit vorgelegt, dessen Verwertbarkeit strittig blieb. Umstritten blieb auch die Zulässigkeit anonymer Zeugenaussagen von BKA-Beamten, die von der Verteidigung nicht befragt werden konnten. Die Verteidigung sah darin einen eklatanten Verstoß gegen den Grundsatz des fairen Verfahrens gemäß der Europäischen Menschenrechtskonvention.[3]

Trotz der umstrittenen Belastungsindizien wurde Haas 1998 wegen ihrer Beteiligung an der Entführung der Landshut zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt, ihre Berufung wurde 2000 vom Bundesgerichtshof verworfen.[4] Eine Verfassungsbeschwerde im darauf folgenden Jahr wurde nicht zur Entscheidung zugelassen.[5]

Prozess und Urteil sind bis heute insbesondere in linken Medien umstritten und werden dort als Beispiel politischer Justiz dargestellt.

Literatur

  • Der Prozess gegen Monika Haas. Dokumentation einer Veranstaltung des Komitees für Grundrechte und Demokratie, des Forums für Monika Haas, der Bunten Hilfe Frankfurt/M. und des Frankfurter Frauenbündnisses 8. März am 21. März 1996 in Frankfurt. Komitee für Grundrechte und Demokratie, Köln 1996, ISBN 3-88906-066-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13681438.html
  2. Andreas Förster: Die Frau, die einst sterben wollte, Berliner Zeitung, 14. August 1999.
  3. Urteil gegen Monika Haas rechtens, Spiegel Online, 11. Februar 2000.
  4. BGH, Mitteilung vom 11. Februar 2000.
  5. Agence France-Presse Mitteilung vom 22. Februar 2001.

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