Ariadne auf Naxos

Ariadne auf Naxos
Werkdaten
Titel: Ariadne auf Naxos
Originalsprache: Deutsch
Musik: Richard Strauss
Libretto: Hugo von Hofmannsthal
Uraufführung: 25. Oktober 1912
Ort der Uraufführung: Kleines Haus des Hoftheaters in Stuttgart
Spieldauer: ca. 2¼ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Vorspiel: Wien, Ende des 17. Jahrhunderts; Oper: Naxos, in mythischer Vorzeit
Personen

Vorspiel

  • Der Haushofmeister (Sprechrolle)
  • Der Musiklehrer (Bariton)
  • Der Komponist (Mezzosopran)
  • Primadonna – Ariadne (Sopran)
  • Der Tenor – Bacchus (Tenor)
  • Der Offizier (Tenor)
  • Der Tanzmeister (Tenor)
  • Der Perückenmacher (Bariton)
  • Lakai (Bass)

Personen aus der Commedia dell'arte

Die Oper

Ariadne auf Naxos (op. 60) ist eine Oper in einem Vorspiel und einem Aufzug von Richard Strauss. Das Libretto stammt von Hugo von Hofmannsthal. Bei Ariadne auf Naxos handelt es sich um ein geistreiches „Theater auf dem Theater“, in dem der mythologische Stoff – der auf der Insel Naxos verlassenen, todessehnsüchtigen Ariadne – mit zeitgenössischen Themen der Kunst verwoben wird: Um sich selbst treu bleiben zu können, müssen sich Mensch und Kunst verwandeln können.

Inhaltsverzeichnis

Werkgeschichte

Das Werk – das dritte Gemeinschaftswerk von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal – entstand unmittelbar nach der Oper Der Rosenkavalier und ist als „Kammeroper“ für ein 36-köpfiges Musikensemble konzipiert. Ursprünglich sollte es in Berlin am Theater von Max Reinhardt uraufgeführt werden. Diese fand dann jedoch in der ersten Fassung am 25. Oktober 1912 am Kleinen Haus des Hoftheaters in Stuttgart statt, als „Einlage“ für Hugo von Hofmannsthals Bearbeitung von Molières Komödie Der Bürger als Edelmann, wobei nur der Opernakt „Ariadne“ (ohne das Vorspiel) aufgeführt wurde. Die Kombination von Schauspiel und Ariadne-Oper war ein Misserfolg. Erst nach einer Überarbeitung entstand die heutige Fassung und wurde am 4. Oktober 1916 an der Hofoper in Wien uraufgeführt.

Handlung

Vorspiel – Im Palast eines Neureichen

Im Haus eines Neureichen soll die Opera seria Ariadne, unmittelbar danach ein derbes Tanzstück aufgeführt werden. Dem Musiklehrer des Opernkomponisten kommt dies zu Ohren, und er beschwert sich darüber beim Haushofmeister. Dieser entgegnet ihm, dass es alleine die Sache des Hausherren sei, was und in welcher Reihenfolge er was aufgeführt sehen wolle, denn schließlich bezahle er „das Spektakel“. Die Mitwirkenden der Stücke und der Komponist treffen allmählich ein, so auch Zerbinetta mit ihren vier Partnern (Harlekin, Brighella, Scaramuccio und Truffaldin), die zum lustigen Nachspiel der Oper tanzen sollen. Der Komponist ist von Zerbinetta, diesem „entzückenden Mädchen“ fasziniert. Dann nimmt der Musiklehrer seinen Zögling beiseite und erzählt ihm, was ihm zu Ohren kam. Der Komponist ist entrüstet. Niemals soll ein lustiges Tanzspiel nach seinem Kunstwerk aufgeführt werden. Da erscheint der Haushofmeister mit dem neuesten Befehl seines Herren. Die Opera seria und die Opera buffa sollen gleichzeitig gegeben werden, das ganze Stück dürfe zudem nur eine Stunde dauern, denn danach (um neun Uhr) müsse unbedingt pünktlich das Feuerwerk für die Gäste beginnen.

Der Musiklehrer ist entsetzt, der Tanzmeister zuversichtlich. Er macht den Vorschlag, dass man zunächst von der Opera seria einiges kürzen solle und die Tanzszenen behutsam dort einbauen soll. Der Komponist ist zunächst entrüstet. Zerbinetta versteht es jedoch, ihn zu überzeugen und erklärt das Stück aus ihrer Sicht:

Das Stück geht so: Eine Prinzessin wurde von ihrem Bräutigam sitzen gelassen, und ihr nächster Verehrer ist vorerst noch nicht angekommen. Die Bühne stellt eine wüste Insel dar. Wir sind eine muntere Gesellschaft, die sich zufällig auf der Insel befindet [...] und sobald sich eine Gelegenheit bietet, treten wir auf und mischen uns ein.

Der Komponist ist hin und her gerissen, überschwänglich feiert er die Macht der Musik: „Musik ist eine heilige Kunst.“ Als die Aufführung beginnen soll und Zerbinetta und ihre Begleiter auf die Bühne stürmen, schlägt seine Stimmung wieder um: „Wer hieß dich zerren mich in diese Welt hinein? Lass mich erfrieren, verhungern, versteinen in der meinigen!“

Oper – Wilde Landschaft auf Naxos

Die drei Nymphen Najade, Dryade und Echo bedauern Ariadne, die von ihrem geliebten Theseus auf der Insel Naxos verlassen wurde. Untröstlich klagt sie über die Hoffnungslosigkeit ihres Lebens. Sie wartet nur noch auf den Todesboten. Zerbinetta und ihre Gefährten versuchen, Ariadne mit Tanz und Gesang aufzuheitern. Dies jedoch misslingt. Danach versucht Zerbinetta in einem Gespräch unter vier Augen, von Frau zu Frau, Ariadne neuen Lebensmut zu geben (mit einer der spektakulärsten Koloraturarien): Großmächtige Prinzessin. Sie teilt Ariadne ihre Lebensphilosophie – insbesondere ihre Sichtweise über Liebe und Treue – mit: „Kommt ein neuer Gott gegangen, hingegeben war ich stumm“, kann Ariadne jedoch weder aufheitern noch überzeugen. Stumm verzieht sich Ariadne in ihre Höhle. Danach erscheinen wieder Zerbinettas Gefährten. Gekonnt kokettiert sie mit ihnen und verschwindet dann mit ihrem erwählten Harlekin.

Die drei Nymphen bemerken die Ankunft eines Fremden. Es ist der Gott Bacchus, welcher der Macht Circes entkommen konnte und über seinen Sieg über Circe berichtet. Ariadne erwacht aus ihrer leblosen Starre und glaubt beim Anblick Bacchus', der Todesbote sei endlich angekommen. Bacchus wiederum, von der Schönheit Ariadnes fasziniert, glaubt, sie sei eine Zauberin von der Kategorie Circes. Beide überwinden ihre natürliche Scheu und erfahren durch das Wunder der Liebe eine sagenhafte Wandlung. Ariadne erwacht zu neuem Leben, und der Gott Bacchus, der ebenfalls der Liebe abgeschworen hatte, kehrt zu einer neuen Liebe zurück:

Deiner hab' ich um alles bedurft! Nun bin ich ein anderer, als ich war, durch deine Schmerzen bin ich reich, nun reg' ich die Glieder in göttlicher Lust! Und eher sterben die ewigen Sterne, eh' denn du stürbest aus meinem Arm!

Zerbinetta kommt aus der Kulisse und wiederholt mit spöttischem Triumph ihr Rondo: „Kommt ein neuer Gott gegangen, hingegeben sind wir stumm!“

Einspielungen (Auswahl)

Literatur

  • Kultur Bibliothek. Band II: Opern- und Operettenführer. 1986, ISBN 3-88199-297-9.
  • Reclams Opern- und Operettenführer. Stuttgart, 1962.
  • Mitschnitt einer Aufführung aus der Metropolitan Opera im ZDF, New York, 1990.

Weblinks


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