Aris Velouchiotis

Aris Velouchiotis

Aris Velouchiotis (griechisch Άρης Βελουχιώτης; * 27. August 1905 in Lamia; † 16. Juni 1945; eigentlich Athanasios Klaras, griechisch Θανάσης Κλάρας) war eine bekannte Führungspersönlichkeit des kommunistischen Flügels der griechischen Partisanenbewegung im Zweiten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Jugendzeit

Klaras wurde 1905 in Lamia (Griechenland) geboren. Schon als Jugendlicher beteiligte er sich an der linken Bewegung seiner Zeit und schloss sich schließlich der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) an. Während der Diktatur von Ioannis Metaxas (1936–1941) wurde er verhaftet und kam in Ägina ins Gefängnis. Er floh jedoch während seines Prozesses und engagierte sich in der inzwischen verbotenen Kommunistischen Partei. 1939 wurde er erneut verhaftet und auf Korfu inhaftiert, bis er eine Stellungnahme unterschrieb, in der er sich von der Kommunistischen Partei distanzierte. Vermutungen zufolge geschah dies im Auftrag des KKE-Führers Zachariadis.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Klaras als Feldwebel der Artillerie in der griechischen Armee an der albanischen Front (1940–1941) gegen Mussolinis Armee, bis Griechenland im April 1941 durch den Angriff der Wehrmacht zur Kapitulation gezwungen wurde.

Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, wurde Klaras, der sich schon länger für die Aufnahme des Partisanenkriegs gegen die Besatzer aussprach, von der Kommunistischen Partei nach Zentralgriechenland geschickt, um die Voraussetzungen für einen Guerillakrieg gegen die Nazis zu prüfen. Auf der Grundlage seiner Ergebnisse schickte die Parteiführung Klaras im Januar 1942 in die Berge, wo er mit dem Aufbau der Partisanenstreitkräfte begann. Als am 7. Juni 1942 zum ersten Mal Partisanen unter seiner Führung im Dorf Domnista (Evritania) in Zentralgriechenland in Aktion traten, hatte er bereits das Pseudonym Aris Velouchiotis angenommen. Ab diesem Zeitpunkt wurde er in der ELAS (ΕΛΑΣ, Ελληνικός Λαϊκός Απελευθερωτικός Στρατός, „Nationale Volksbefreiungsarmee“), die er später mit dem Linksliberalen Stefanos Sarafis anführte, auch immer bekannter. In den Bergen war Aris Velouchiotis weitgehend unabhängig von den Beschlüssen der Parteiführung. Da er sie nebenbei durch die Rekrutierung der ersten Partisanen aus marodierenden Banditengruppen auch von der Belastung der ständigen Überfälle befreite, wurde er zum „ungekrönten König der Berge“.[1]

Eine der wichtigsten Operationen der Widerstandsbewegung, der Velouchiotis und seine Gesinnungsgenossen angehörten, war die in Kooperation mit der damals noch sozialistischen EDES unter Napoleon Zervas, Nikolaos Plastiras und Komninos Pyromaglou und britischen Spezialeinheiten durchgeführte Sprengung der Gorgopotamos-Brücke in Lamia im November 1942. Der Erfolg der Aktion behinderte unter anderem für mehrere Tage den Nachschub der deutschen Truppen in Nordafrika, hatte aber als Symbol für die Möglichkeit des Widerstands gegen die vermeintlich übermächtige Besatzung höhere Bedeutung.

Dieses Ereignis markierte gleichzeitig das Ende der Kooperation zwischen der sozialistischen und kommunistischen ELAS und der EDES, die durch den Machtzuwachs von Zervas und den Machtverlust von Plastiras und Pyromaglou langsam von einer linksgerichteten zu einer konservativen, königstreuen Organisation wurde.

Das Ende

Im Oktober des Jahres 1944 zogen die Nazis aus Griechenland ab und hinterließen das Land vor allem dem Einfluss des griechischen linken Widerstands. Die Einigung der ELAS und ihrer Überorganisation EAM mit der zurückgekehrten Exilregierung unter Georgios Papandreou in Varkiza wurde von Velouchiotis scharf als Verrat kritisiert. Daraufhin schloss die Kommunistische Partei ihn als angeblichen Trotzkisten und Verräter aus der Partei aus.

Velouchiotis kehrte in die zentralgriechischen Berge zurück, um den Widerstand gegen die eingesetzte Regierung und die britischen Quasi-Besatzungstruppen zu organisieren. Obwohl die meisten seiner Verbündeten ihn verlassen hatten, setzte er den Partisanenkampf fort, bis er im Juni 1945 in einem Scharmützel mit regierungstreuen Paramilitärs zusammen mit seinem Adjutanten Iavellas fiel. Ob er in der Schlacht getötet wurde oder Selbstmord beging, ist immer noch ein umstrittenes Thema. Sein Kopf wurde abgeschnitten und der Öffentlichkeit auf dem Platz der Stadt Trikala zur Schau gestellt.

Deutungen

Die Betrachtung der Person von Klaras bzw. Velouchiotis steht auch heute noch ganz im Zeichen der politischen Landschaft Griechenlands. Von den Linksextremen wurde er für seinen Widerstand gegen die Nazis und die darauf folgende Installation einer prowestlichen Satellitenregierung ähnlich wie Che Guevara oder Ho Chi Minh in westeuropäischen Ländern zur Symbolfigur erhoben. Als politischer Kommissar und Begründer der ELAS war er die wahrscheinlich wichtigste Figur des gesamten griechischen Widerstands und wird heute von der linksextremen Szene dafür gerühmt, dass er vom streng moskautreuen Kurs der KKE-Führung abwich und in den griechischen Bergen während der Besatzung ein basisdemokratisches und sozialistisches Gemeinwesen aufbaute. Dem gegenüber stehen Beurteilungen, die Aris Velouchiotis Verbrechen vorwerfen, die er gegen Zivilisten begangen haben soll. Als ein Versuch diese Verbrechen zu dokumentieren dient unter anderem Peter Yates autobiographischer Film „Eleni“, der die Ereignisse unter Klaras aus Sicht einer betroffenen griechischen Dorfbewohner-Familie beschreibt.[1]

Literatur

  • Hagen Fleischer: Im Kreuzschatten der Mächte. Griechenland 1941–1944. Okkupation – Resistance – Kollaboration. Frankfurt am Main/Bern/New York 1986, ISBN 3-8204-8581-3.

Einzelnachweise

  1. a b Heinz Richter: Griechenland zwischen Revolution und Konterrevolution 1936–1946.

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