Morphogrammatik

Morphogrammatik

Die Morphogrammatik ist ein Begriff aus der „Polykontexturallogik“ des Philosophen Gotthard Günther.

Darstellung

Bei ihm geht es darum, die Reflexion auf Anderes und zugleich auf sich selbst (Selbstreferentialität) formal widerspruchsfrei darstellen zu können. Wenn nämlich ein Subjekt sein Denken nicht nur auf Anderes (auf seine Objekte) richtet, sondern auch auf sich selbst, so ist es zugleich Subjekt und Objekt. Dies aber ist in einer zweiwertigen (aristotelischen) Logik nicht darstellbar, wo etwas nur entweder „Subjekt“ oder „Objekt“ sein kann (S|O). Dem begegnet die Morphogrammatik dadurch, dass sie auf den logischen Stellen nicht (z. B.) die Stellenwerte "Wahr"|"Falsch" einsetzt, sondern nur Stellenformen (griechisch morphé), aus denen sich einzig entnehmen lässt, wo gleiche bzw. ungleiche Werte auftauchen müssen. Diese Werte können dann mehr als 2 sein - z.B. "Subjekt", "Objekt" und "Verweigerung dieser Alternative" (S, O, V). Daher gehört die Morphogrammatik zu den Theorien der mehrwertigen Logik.

Gegenwärtig wird dieser Ansatz u. a. von Rudolf Kaehr in seinen Arbeiten zur Semiotik fortgeführt.

Näheres zum Ansatz Gotthard Günthers

Die Konzeption der Polykontexturalen Logik (mehrwertigen Logik) benötigt zur formalen Beschreibung der außerlogischen Verteilung und Vermittlung logischer Kontexturen (Zusammenhänge) eine spezielle prälogische Theorie, für die Gotthard Günther den Namen "Morphogrammatik" eingeführt hat.

Die Morphogrammatik ist eine Theorie der Umformung und Verknüpfung sublogischer Operationen, die Gotthard Günther als Tiefenstruktur des klassischen Aussagenkalküls nachwies. Sie beschreibt allgemein die prälogische Architektur logischer Systeme. Günther verwendete die Morphogrammatik insbesondere zur Fundierung seiner logischen Konzeptionen der „Stellenwertlogik“ und der „Polykontexturalen Logik“.

Die von Gotthard Günther entworfene Polykontexturale Logik postuliert eine über den strukturellen Bereich klassischer formaler Systeme hinausreichende Formkonzeption, die es ermöglichen soll, komplexe dialektische und selbstreferenzielle Systeme nicht-reduktionistisch abzubilden.

Günthers Ansatz geht von der These aus, dass mit der transzendentalen Dialektik des deutschen Idealismus eine neuartige Konzeption der logischen Form entdeckt wurde, die jenseits der aristotelischen Formkonzeption stehe, aber ebenso wie diese einer philosophischen und mathematischen Analyse zugänglich sei.

In seinen umfangreichen Arbeiten entwirft er eine selbstreferenzielle Architektur zur Abbildung seiner transklassischen Formkonzeption. Die grundlegende Idee zur Realisierung einer solchen Architektur in der Polykontexturalen Logik ist es, diese als einen Mechanismus der Vermittlung distribuierter Logiken in einem komplexen Systemverbund darzustellen. Selbstreferenzialität soll im Gesamtkomplex der logisch unabhängigen, jedoch außerlogisch verkoppelten, formalen Systeme – Kontexturen – nicht-reduktionistisch und antinomienfrei abgebildet werden.

Die Morphogrammatik [beschreibt] eine Strukturschicht, in der die Differenz zwischen Subjektivität und Objektivität erst etabliert wird und deshalb dort noch nicht vorausgesetzt werden kann“ (Günther Bd.1, S. 216). Dieser prälogische Charakter der Morphogrammatik soll die formal widerspruchsfreie Abbildung der gegen die Axiomatik der Logiken verstoßenden Vermittlung mehrerer Logiken in einem polykontexturalen Verbund ermöglichen.

Siehe auch Morphogramm.


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