Morphologische Methode

Morphologische Methode

Die morphologische Analyse ist eine kreative analytische Methode, um komplexe Problembereiche vollständig zu erfassen und alle möglichen Lösungen vorurteilslos zu betrachten (vgl. Schulte-Zurhausen 2002 S. 562).

Sie erfolgt in einer Gruppe bis zu sieben Personen, wodurch sich das Wissens- und Ideenpotential erweitert. Die Durchführung wird von einem Moderator gesteuert und dauert ca. eine halbe bis zwei Stunden.

Zusammen mit der Analyse des Problems ist eine Verallgemeinerung der Fragestellung zweckmäßig. Dadurch erweitert man das Problemfeld mit dem Ziel, originelle Lösungen zu finden (vgl. Siemens AG (Hrsg.) 1992 S. 158). Die morphologische Analyse bedient sich des morphologischen Kastens, des anschaulichen Bildes einer mehrdimensionalen Matrix.

Inhaltsverzeichnis

Morphologischer Kasten (Zwicky-Box)

Der morphologische Kasten ist eine systematisch analytische Kreativitätstechnik nach dem Schweizer Astrophysiker Fritz Zwicky (1898–1974). Die mehrdimensionale Matrix bildet das Kernstück der morphologischen Analyse.

Vorgehensweise

  1. Für eine Fragestellung werden die bestimmenden Merkmale (auch Attribute, Faktoren, Parameter, Dimensionen genannt) festgelegt und untereinander geschrieben. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Merkmale unabhängig voneinander sind und dass sie im Hinblick auf die Aufgabenstellung auch umsetzbar (operationalisierbar) sind.
  2. Dann werden alle möglichen Ausprägungen des jeweiligen Merkmals rechts daneben geschrieben. So entsteht eine Matrix, in der jede Kombination von Ausprägungen aller Merkmalen eine theoretisch mögliche Lösung ist (vgl. Siemens AG (Hrsg.) 1992 S. 159).
  3. Danach wird aus jeder Zeile eine Ausprägung des Merkmals gewählt, wodurch eine Kombination von Ausprägungen entsteht. Dies kann auf zwei Arten erfolgen:
  • Systematisch: z. B. durch Anwendung der Multifaktorenmethode, dabei wird die Anzahl der Merkmale und Ausprägungen beschränkt.
  • Intuitiv: Der Bearbeitende betrachtet die Matrix und wählt aus jeder Zeile eine Ausprägung. Der daraus entstehende Linienzug wird dann ganzheitlich als alternative Lösung betrachtet.
Dieser Auswahlprozess wird mehrmals durchgeführt. Mit den entstandenen Kombinationen von Ausprägungen werden Ideen entwickelt.

Liegen z. B. drei Merkmale vor, so kann man sich die drei Merkmale als die Achsen eines Kastens – also einer dreidimensionalen Matrix – denken. Auf jeder Achse denkt man sich weiter die jeweiligen Ausprägungen des Merkmals. Eine Kombination von drei Ausprägungen liefert dann einen Punkt innerhalb des Kastens.

Dies lässt sich von drei auf beliebig viele (n) Merkmale verallgemeinern, wodurch man n-dimensionale Kästen erhält. Allerdings erscheint es sinnvoll, nur fünf bis zehn Merkmale und Ausprägungen zu wählen, da die vielen Lösungsmöglichkeiten sonst praktisch nicht mehr handhabbar sind.

Um die Lösungszahl zu begrenzen, hat man die Möglichkeit, die Anzahl der Merkmale durch Erhöhen ihres Komplexitätsgrades zu vermindern (z. B. durch übergeordnete Begriffe) oder eine Gewichtung der Merkmale und Ausprägungen durchzuführen. (vgl. Siemens AG (Hrsg.) 1992 S. 160)

Beispiel

Ein neuer Tisch soll entwickelt werden

Anzahl der Beine 0 1 3 4 5 100
Material Holz Glas Plastik Kork Stoff Gummi
Höhe in Zentimetern 0 20 50 70 100 200
Form rund quadratisch rechteckig

Idee: keine Beine, Glas, 100 cm, rund:
Der Tisch schwebt – wird z. B. von der Decke abgehängt.

Erfahrungen

Bei komplexen Problemen ist es zweckmäßig, in einer Gruppe zu arbeiten, um die Vielseitigkeit der Lösungen zu fördern. Bei der Suche nach Ausprägungen zu den erarbeiteten Merkmalen kann oft der Einsatz von einer anderen Gruppe vorteilhaft sein, welche die ursprüngliche Aufgabenstellung noch nicht kennt. Dies kann Denkbarrieren vermeiden und originelle Lösungen hervorbringen.

Probleme können bei der Erarbeitung der wesentlichen Merkmale und der Abgrenzung der Merkmale und ihrer Ausprägungen entstehen. Problematisch ist auch die Bewertung bei einer sehr großen Anzahl von Lösungen. Wenn es zur Auswahlentscheidung kommt, passiert es häufig, dass zu große Gruppen ineffizient sind.


Alternativen

Vorbereitende Techniken zur Ideenproduktion sind:

Weitere spezielle Problemlösungstechniken sind:

Siehe auch

Kreativitätstechniken

Literatur

  • Fritz Zwicky: Morphologische Forschung. Winterthur, 1959, Neuaufl. Glarus: Baeschlin, 1989
  • Fritz Zwicky: Entdecken, Erfinden, Forschen im morphologischen Weltbild, München, Zürich, Droemer/Knaur, 1966
  • Siemens AG (Hrsg.) (1992): Organisationsplanung 8. Aufl.
  • Schulte-Zurhausen (2002): Organisation 3. Aufl.

Weblinks


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