Morsetaste

Morsetaste
Übungstaste der Schweizer Armee

Eine Morsetaste dient zum Geben von Morsecode. Es gibt verschiedene Bauarten, die sich nach technischem Aufwand, manueller Gebetechnik und der maximal möglichen Gebegeschwindigkeit unterscheiden.

Inhaltsverzeichnis

Handtaste

historische Morsetaste
Morsetaste aus Bakelit, um 1960

Die Handtaste ist die älteste Morsetaste und war seit der Erfindung der Telegrafie das wichtigste Handwerkszeug des Telegrafisten. Sie ist elektrisch gesehen nur ein Taster. Die ältesten Handtasten waren Hebel an Schreibtelegrafen. Mit ihnen wurde noch Gleichstrom getastet, der in Punkte und Striche auf Papierbändern umgesetzt wurde.

In der Frühzeit der drahtlosen Morsetelegrafie seit etwa 1900 wurden Serien von Funken getastet (siehe Knallfunkensender), deren hochfrequenter Anteil mit Detektorempfängern in hörbare Signale umgesetzt wurden. Die Tasten dazu nannte man Telegrafieschlüssel.

In Deutschland verbreitete sich seit 1926 die von dem ehemaligen Kapitän zur See Joseph Junker patentierte Handtaste (Junker Morsetaste M.T.), die heute eine der wenigen noch hergestellten klassischen Morsetasten ist.[1]

Der Federdruck sowie der Abstand zwischen den Kontakten der Handtaste sind verstellbar. Die mögliche Gebegeschwindigkeit ist relativ niedrig (etwa 80–100 Buchstaben pro Minute). Sie bleibt mit zunehmender Übung hinter der Lesegeschwindigkeit zurück. Die Tastung geschieht vertikal mit vier Fingern, die den Knopf am Tasthebel festhalten, wobei der Ellbogen auf dem Tisch ruhen und das Handgelenk sehr locker sein muss.[2] Bei anhaltender Verkrampfung kann sich ähnlich wie beim Spiel auf Tasteninstrumenten eine Sehnenscheidenentzündung entwickeln. Ohne ausgeprägtes Rhythmusgefühl des Gebers ist die Verständlichkeit der Morsezeichen eingeschränkt. Andererseits ist bei Verwendung manueller Tasten ein persönlicher Stil des Funkers erkennbar.

Halbautomatische Taste

halbautomatische Taste Vibroplex

Halbautomatische Tasten produzieren die „Punkte“ eines Morsezeichens quasi automatisch, bei mechanischen Tasten mit einer Schwingfeder. Die „Striche“ müssen manuell abgemessen werden. Die Tastung erfolgt bei den meisten Tasten horizontal (links-rechts mit Daumen und Zeigefinger) und ist physisch erheblich weniger anstrengend. Daher ist die mögliche Gebegeschwindigkeit größer.

Anlass zur Entwicklung der halbautomatischen Morsetaste war das Karpaltunnelsyndrom (vergleichbar mit einem „Tennisarm“), das bei 300.000 bis 400.000 täglichen Auf-Ab-Bewegungen des Tastarms nach etwa 10 bis 15 Jahren zur Berufsunfähigkeit eines betroffenen Telegrafisten führte. Der um 1895 beste amerikanische Tastfunker, Horace G. Martin, merkte, dass er am Karpaltunnelsyndrom zu leiden begann, und entwickelte die halbautomatische Taste. Zunächst als elektromechanische Taste konzipiert, war sie wegen der sehr teuren zum Betrieb notwendigen Batterie kein Verkaufserfolg.

Der unmittelbare Nachfolger dieser Taste, der erste Vibroplex-Geber, war ungleich preiswerter, rein mechanisch und setzte sich binnen kürzester Zeit durch: er ermöglichte nicht nur ein schnelleres Senden und damit einen höheren Verdienst (es wurden Worte pro Minute bezahlt), sondern auch ermüdungsfreieres Geben und eine deutliche Entlastung des Tastarms.

Horace Martin war nicht der einzige, der am Prinzip der halbautomatischen Taste feilte, aber er war der erste, der sie sich patentieren ließ. 1904 beantragte er sein Patent, ab 1905 wurden die Tasten in Serie gebaut. Bis heute wird sein erstes Vibroplex-Modell „Original“ fast unverändert gebaut. Dankenswerter Weise hat Horace Martin die meisten seiner Tasten konsequent durchnumeriert, sodass auch heute noch recht genau ermittelt werden kann, wann welche Taste gebaut wurde. Der früheste bekannte erhaltene Vibroplex trägt die Seriennummer 7.

Schon vor der Zeit, als der Halbautomat auf den Markt kam, nannte man in den USA einen schlechten Telegrafisten einen Bug (Käfer). Da damalige Telegrafisten mit den neuen Vibroplex-Tasten anfangs unsauber sendeten, wurde der Name „bug“ schnell auf die Taste übertragen. Vibroplex führte dann den Käfer ab etwa 1920 erst auf Aufklebern, dann auch auf seinem „neuen“ messingfarbenen Label als Markenzeichen ein.

Es wurden auch Tasten entwickelt, die nicht nur den Punkt, sondern auch den Strich des Morsezeichens mit Hilfe einer Feder „automatisch“ erzeugten (Melehan Valliant). Allerdings geschah dies zu einer Zeit, als die ersten elektronischen Geber auf den Markt kamen.

Heute stellen nur noch einige wenige Firmen halbautomatische Morsetasten her. GHD aus Japan ist heute technologisch führend und baut neben Handtasten und „Halbautomaten“ auch einen „Vollautomaten“.

Der Begriff „bug“ wurde später auf automatische Tasten mit elektronischer Strich- und Punkterzeugung übertragen: el-bug (electronic-bug).

Automatische Taste

Automatische Squeeze-Taste mit zwei integrierten Hebeln (Selbstbau: DL5MDA, 1972)
Externe Gebemechanik auf einem schweren Eisensockel aufgebaut

Automatische Tasten (Wabbler, auch Elbug genannt, mit ein oder zwei Hebeln) produzieren sowohl Folgen von Punkten als auch von Strichen mit korrekter Länge. Die Tastung erfolgt ebenfalls horizontal. Die mögliche Gebegeschwindigkeit ist etwa doppelt so hoch wie bei der Handtaste.

Mit der Squeeze-Technik lässt sich die Geschwindigkeit noch weiter steigern: Beim Zusammendrücken beider Hebel werden abwechselnd Punkte und Striche gegeben. Durch geschicktes Ausnutzen dieses Verhaltens verringert sich die Anzahl der nötigen Fingerbewegungen.

Die Steuerelektroniken für automatische Tasten sind entweder in das Gehäuse der Taste integriert oder schon in das Funkgerät eingebaut.

Softwarelösungen

Morsesignale können auch mit Hilfe von Computerprogrammen erzeugt werden, die den über eine Tastatur eingegebenen Text als Morsezeichen kodieren. Dies hat mit dem ursprünglichen Geben vom Morsezeichen nur den Code gemein. Es wird von vielen Funkern abgelehnt.

Moderne Anwendungen

Mit Softwarelösungen für die Dekodierung von Morsezeichen können Morsetasten die Standard-Tastatur von Computern ersetzen. Körperbehinderte sind damit in der Lage, Computer (und darüber zum Beispiel auch Amateurfunkanlagen) selbständig zu bedienen.[3] Gegebenenfalls dienen hierzu auch Spezialtasten oder Körpersensoren.

Literatur

  • Gregor Ulsamer: Faszination Morsetasten. German Telegraph Keys. Collector's Guide. Eigenverlag, Emden 2001, ISBN 3-00-014965-1.

Weblinks

 Commons: Morsetaste – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unternehmens-Website
  2. Deutscher Amateur Radio Club
  3. siehe entsprechende Links in „GNU / Linux accessibility package“

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