Moschushirsche

Moschushirsche
Moschushirsche
Moschustier

Moschustier

Systematik
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Moschushirsche
Wissenschaftlicher Name
Moschidae
Gray 1821

Moschushirsche oder Moschustiere (Moschidae) sind eine mit den Hirschen verwandte Familie der Paarhufer. Während sie in älterer Literatur oft noch als ursprüngliche Unterfamilie der Hirsche angesehen werden, werden sie heute meistens als eigenständige Familie von den Hirschen abgetrennt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Alle Moschushirsche sind einander so ähnlich, dass sie gelegentlich auch als eine einzige Art angesehen werden. Ihre Kopfrumpflänge beträgt etwa 90 Zentimeter, die Schulterhöhe 60 Zentimeter, das Gewicht 10 Kilogramm. Die Fellfarbe ist meistens dunkelbraun, variiert aber auch innerhalb der Arten. Moschushirsche haben anders als Hirsche kein Geweih. Auffällig ist, dass die oberen Eckzähne des Männchens zu großen Hauern verlängert sind, die eine Länge von sieben Zentimetern erreichen können. Die namengebende Moschusdrüse besitzt ebenfalls nur das Männchen. Sie liegt vor den Geschlechtsteilen und gibt eine bräunliche, stark riechende Substanz ab. Daneben können Moschushirsche auch aus einer Schwanzdrüse eine Flüssigkeit absondern, die gelblich ist und einen starken Verfaulungsgeruch hat.

Verbreitung

Moschushirsche sind Tiere des Gebirges. Eine Art lebt im Himalaya, die anderen in verschiedenen Gebirgen und Höhenzügen Koreas, Chinas, Sibiriens, Kasachstans und der Mongolei (z. B. im Altaigebirge). Die bevorzugte Höhe liegt bei 2.500 bis 3.500 Metern. Hier verbergen sie sich in dichten Bergwäldern.

Lebensweise

Außerhalb der Paarungszeit sind Moschushirsche strikte Einzelgänger. Treffen zwei Männchen aufeinander, kann es zu Kämpfen kommen, wobei sich die Tiere manchmal mit den Eckzähnen tiefe Wunden reißen. Moschushirsche sind nachts aktiv und fressen Gräser und Moose, im Winter auch Zweige und Flechten. Die Jungtiere (ein oder zwei je Weibchen) sind bei der Geburt gefleckt.

Bedrohung und Schutz

Die Substanz der Moschusdrüse wird zur Herstellung von Parfümen und Seifen sowie in der traditionellen Chinesischen Medizin verwendet. Aus einer Drüse lassen sich nur 25 bis 30 Gramm Moschus entnehmen. Durch die starke Bejagung sind die Bestände aller Arten zurückgegangen. Trotzdem wird nur eine Art, der Sibirische Moschushirsch, von der IUCN als gefährdet eingestuft.

Als Alternative zur Jagd kann das Fangen eines lebenden Männchens praktiziert werden; der Moschus wird ihm entnommen, und anschließend wird es freigelassen. Da diese Methode jedoch zeitraubender ist als die Moschusgewinnung aus toten Tieren, wird sie selten genutzt. In China experimentiert man seit Jahrzehnten mit Moschustierfarmen; diese haben jedoch hohe Sterblichkeitsraten, da sich die Tiere schlecht in Gefangenschaft halten lassen.

Systematik

Micromeryx, ein Verwandter der Moschushirsche, lebte im Miozän in Europa

Folgende Arten werden unterschieden:

  • Himalaya-Moschushirsch (Moschus chrysogaster), Nord-Afghanistan, Tibet, Kaschmir, Nepal, Bhutan, Sikkim
  • Sibirischer Moschushirsch (Moschus moschiferus), östliches Sibirien, Mongolei, nördliches China, Korea, Sachalin
  • Schwarzer Moschushirsch (Moschus fuscus), Yunnan, Nord-Burma, südöstliches Tibet
  • Chinesischer Moschushirsch (Moschus berezovskii), Süd- und Zentralchina, sowie Anhwei in Nord-Vietnam

Daneben findet man manchmal auch die Artnamen Moschus sifanicus und Moschus leucogaster; diese werden heute als Unterarten oder Synonyme des Himalaya-Moschushirsches angesehen.

Das nicht näher verwandte Afrikanische Hirschferkel wird gelegentlich auch als Wassermoschustier bezeichnet.

Fossil sind Moschushirsche seit dem Oligozän bezeugt. Aus dem Miozän ist die Gattung Micromeryx aus Europa bekannt.

Literatur und Medien

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0-8018-5789-9
  • WWF: Parfüm und Medizin mit Moschus
  • Filmdokumentation Der Geruch des Todes Moschus – vom teuersten Duft der Welt von Tilman Achtnich, Südwestdeutscher Rundfunk 2001

Weblinks


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