Mostellaria (Plautus)

Mostellaria (Plautus)

Mostellaria („Gespensterkomödie“) ist der Titel einer in lateinischer Sprache verfassten Komödie des römischen Dichters Titus Maccius Plautus.

Die Komödie entstand ca. 200 v. Christus. Vorlage für die Mostellaria war eine unbekannte griechische Komödie, die Plautus für römisches Publikum umgearbeitet hat: Das Stück spielt zwar in Athen und hat griechische Charaktere, es werden jedoch immer wieder römische Lebensverhältnisse in den Versen erwähnt und reflektiert. Somit gehört die Komödie des Plautus zum Typ der comoedia palliata.

Bei den Komödien des Plautus handelt es sich um operettenähnliche Singspiele. So enthält auch die Mostellaria dialogische Sprechverse und arienähnliche Singverse (cantica). Die Musik ist verloren, der Rhythmus ist aber über die Metren der Verse erkennbar.

Akteure

Tranio : Ein Sklave von Theopropides, der einen Gespensterfluch erdenkt, um die Wahrheit zu verbergen.

Theopropides : Ein alter athenischer Kaufmann, der nach langer und gefährlicher Reise von Ägypten heimkehrt.

Philolaches : Der Sohn des Theopropides, der sich für die Kurtisane Philematia in den Ruin getrieben hat.

Philematia : Ehemalige Hetäre und Geliebte des Philolaches.

Scapha : Ebenfalls eine ehemalige Kurtisane und jetzt die Sklavin der Philematium.

Callidamates : Trinkkumpan des Philolaches, ebenfalls ein gut betuchter Athener.

Delphium : Ehemalige Hure und die Geliebte des Callidamates.

Simo : Ein alter Nachbar von Theopropides.

Phaniscus : Ein Sklave des Callidamates.

Misargyrides : Der Geldverleiher, bei dem auch Philolaches in der Kreide steht.

Pinacium : Ebenfalls Sklave des Callidamates und Freund des Phaniscus.

Grumio : Alter und treuer Sklave des Theopropides.

Handlung

In dem expositorischen Dialog der ersten Szene beschimpfen sich die Sklaven Grumio und Tranio. Man erfährt, dass Tranio von seinem Herrn Theopropides bei dessen Abreise vor drei Jahren den Auftrag erhalten hatte, sich um die Haushaltung und um den jungen Sohn Philolaches zu kümmern. Tranio nutzte jedoch die lange Abwesenheit des Herrn aus, um das Vermögen zu verprassen und insbesondere auch Philolaches zu einem liederlichen Lebenswandel zu verleiten und ihn darin zu unterstützen.

In der nächsten Szene tritt Philolaches auf und zeigt sich in einem langen Monolog (canticum) als schuldbewusster, reumütiger junger Mann. Gleichwohl steht er zu seiner Liebe zu Philematia, einer für sehr viel Geld von ihm frei gekauften Prostituierten, die ihrerseits große Zuneigung zu Philolaches empfindet, wie man in der dritten Szene erfährt. Gemeinsam mit dem jungen Athener Kallidamates - der sturzbetrunken auf die Bühne kommt - und dessen Freundin Delphium beginnen Philolaches und Philematia ein fröhliches Zechgelage vor ihrem Haus. Da stürzt plötzlich völlig aufgelöst Tranio auf die Bühne und berichtet von der unerwarteten Ankunft des Theopropides, den er bei einem Einkaufsgang im Hafen Piräus gesehen hat. Nun ist guter Rat teuer, Tranio rät dem verzweifelten Philolaches, sich mit seinen Freunden im Haus einzuschließen; er selbst werde sich um die Sache kümmern.

Als Theopropides nun erscheint, hindert ihn Tranio am Betreten seines Hauses, indem er ihm erzählt, dass sein Sohn das Haus vor längerer Zeit verlassen habe, weil dort der Geist eines Ermordeten als Gespenst (daher der Titel der Komödie!) sein Unwesen treibe. Der alte Herr nimmt ihm diese Lügengeschichte zunächst ab. Neue Probleme ergeben sich jedoch, als der Geldverleiher, von dem sich Philolaches 40 Minen geliehen hatte, um damit Philematia freizukaufen, zum Haus des Philolaches kommt, um seine Zinsen einzutreiben. Tranio kann den Wucherer zwar vorerst abwimmeln, muss jedoch dem alten Herrn, der das Gespräch mitbekommen hat, eine neue Lügengeschichte erzählen: Philolaches habe von dem Geld ein neues Haus gekauft, da ja das alte Haus nicht mehr bewohnbar gewesen sei. Auf Nachfrage des Alten bezeichnet Tranio fälschlich das Haus des Nachbarn Simo als das von Philolaches gekaufte Haus.

Nun möchte der alte Herr dieses Haus besichtigen und es kommt zu neuen Verwicklungen, da Tranio auch dem wirklichen Besitzer Simo eine Lügengeschichte erzählen muss: Theopropides wolle das Haus besichtigen, da er in seinem eigenen Haus Umbauten plane. Als Theopropides das Haus nach der Besichtigung wieder verlässt, trifft er zwei Sklaven vor seinem alten Haus, die ihren Herrn Kallidamates abholen wollen. Er fragt sie aus und erfährt nun die ganze Wahrheit; auch Simo bestätigt ihm kurz darauf den wahren Sachverhalt.

Nun bereitet Theopropides für Tranio eine schlimme Bestrafung vor. Dieser merkt jedoch, dass seine Lügengeschichten aufgeflogen sind, und setzt sich auf einen Straßenaltar, um diesen Ort als Asyl zu benutzen. Immer noch verspottet er Theopropides mit ironischen Bemerkungen. Schließlich erscheint Kallidamates und bittet für seinen Freund Philolaches um Verzeihung. Diese gewährt der alte Vater ihm sofort. Als jedoch Kallidamates auch für Tranio ein gutes Wort einlegt, sträubt sich Theopropides zunächst beharrlich: Zu sehr habe ihm der freche Sklave zugesetzt. Schließlich erhält jedoch auch Tranio von ihm Straffreiheit. (Ende des Stückes)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mostellaria — ( Gespensterkomödie ) ist der Titel einer in lateinischer Sprache verfassten Komödie des römischen Dichters Titus Maccius Plautus. Die Komödie entstand ca. 200 v. Christus. Vorlage für die Mostellaria war eine unbekannte griechische Komödie, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Mostellaria — is a play by the Roman author Plautus. Its name translates from Latin as [The] Little Ghost, and often appears in translations as The Haunted House. It is a comedy with a very linear plot. It is set in the city of Athens, on a street in front of… …   Wikipedia

  • Plautus — Titus Maccius Plautus (* um 254 v. Chr. in Sarsina, Romagna, Italien; † um 184 v. Chr.) war einer der ersten und produktivsten Komödiendichter im alten Rom. Inhaltsverzeichnis 1 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Mostellarĭa — od. das Hausgespenst, Komödie des Plautus …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Plautus — Plautus, Titus Maccius, römischer Komiker, geb. um 254 v. Chr. zu Sarsina in Umbrien, kam frühzeitig nach Rom, wo er eine Dienerstelle beim Theater bekleidete, dann ließ er sich in Handelsunternehmungen ein, wobei er in Schulden gerieth, so daß… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Plautus — Plautus, Titus Maccus, berühmter röm. Komödiendichter, geb. um 254 v. Chr. zu Sarsina in Umbrien aus niederm Stande, gest. um 184 in Rom, anfangs in Rom Theaterdiener und Schauspieler (daß er sich als Mühlknecht habe verdingen müssen, ist spätere …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Plautus — For the Roman noble, see Rubellius Plautus. Plautus Born c. 254 BC Sarsina, Umbria Died 184 BC Rome …   Wikipedia

  • Mostellaria — Portrait de Plaute. Mostellaria, ou le Revenant est une comédie écrite par Plaute. Le thème de cette comédie a été repris notamment par Regnard en 1700, dans sa pièce, Le Retour imprévu[1]. Résumé …   Wikipédia en Français

  • Titus Maccius Plautus — (* um 254 v. Chr. in Sarsina, Romagna, Italien; † um 184 v. Chr.) war einer der ersten und produktivsten Komödiendichter im alten Rom. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Sonstiges 3 Werke 4 Literatur 5 …   Deutsch Wikipedia

  • ПЛАВТ —    • Plautus,          T. Maccius (не M. Accius), из Сарсины в северной Умбрии, старший современник Энния и вместе с ним знаменитейший римский поэт в 6 в. от основания Рима, родился в 254 г. до Р. X. и, по видимому, рано приехал в Рим, где он… …   Реальный словарь классических древностей

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”