Moutier

Moutier
Moutier
(dt. Münster)
Wappen von Moutier(dt. Münster)
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Bern
Verwaltungskreis: Berner Juraw
Gemeindenummer: 0700i1f3f4
Postleitzahl: 2740
UN/LOCODE: CH MTR
Koordinaten: (594872 / 236631)47.2805537.370847535Koordinaten: 47° 16′ 50″ N, 7° 22′ 15″ O; CH1903: (594872 / 236631)
Höhe: 535 m ü. M.
Fläche: 19.53 km²
Einwohner: 7539 (31. Dezember 2009)[1]
Website: www.moutier.ch
Blick auf Moutier

Blick auf Moutier

Karte
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Über dieses Bild
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Moutier ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Berner Jura des Kantons Bern in der Schweiz. Der deutsche Name Münster (BE) ist zwar noch in Gebrauch, wird aber immer weniger verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Moutier liegt auf 535 m ü. M., 10 km südlich der jurassischen Kantonshauptstadt Delsberg (Luftlinie). Der Ort erstreckt sich im Jura, im Talbecken von Moutier, das auch den Namen Grand Val trägt, beidseits der Birs oberhalb der Mündung des Baches Raus und auf den angrenzenden Hängen. Die Birs durchquert das Grand Val von Süden nach Norden quer zur Kettenstruktur des Juras und bildet sowohl oberhalb als auch unterhalb von Moutier bedeutende Schluchten.

Die Fläche des 19.5 km² grossen Gemeindegebiets umfasst den westlichen Teil des Talbeckens von Moutier. Im Süden reicht das Gebiet auf den Kamm der Graitery-Kette, die mit 1'270 m ü. M. den höchsten Punkt von Moutier bildet. Der dicht bewaldete Nordhang des Graitery ist sehr steil und weist Felsbänder aus Kalkstein auf. Westlich an den Graitery schliessen die Gorges de Court (Schluchten von Court) an, welche die Graitery-Antiklinale durchbrechen und dabei die Faltenstruktur dieser Kette hervorragend aufschliessen. Im äussersten Südwesten reicht Moutier auf die Höhe des Mont Girod (1'037 m ü. M.).

Nördlich von Moutier befinden sich die Gorges de Moutier, eine weitere typische Klus mit imposanten Kalkfelsen; die Birs durchbricht hier die Antiklinale des Mont Raimeux. Die Nordgrenze von Moutier verläuft am Nordrand dieser Klus auf dem Felsgrat Arête du Raimeux, der am Westhang des Mont Raimeux 1'000 m ü. M. erreicht. Nach Nordwesten erstreckt sich das Gemeindegebiet auf die weite Höhe der Montagne de Moutier (bis 1'158 m ü. M.), die mit einigen Dolinen durchsetzt ist. Hier befinden sich ausgedehnte Jurahochweiden mit den typischen mächtigen Fichten, die entweder einzeln oder in Gruppen stehen. Ganz im Nordwesten reicht das Gebiet mit einem schmalen Zipfel in das Einzugsgebiet des Baches Soulce und auf die Antiklinale des Le Mont, der die südliche Begrenzung des Delsberger Beckens bildet. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 12 % auf Siedlungen, 56 % auf Wald und Gehölze, 31 % auf Landwirtschaft und etwas mehr als 1 % war unproduktives Land.

Zu Moutier gehören der Weiler Les Clos (1'105 m ü. M.) auf der Höhe der Montagne de Moutier sowie zahlreiche Einzelhöfe. Nachbargemeinden von Moutier sind Perrefitte, Champoz, Court, Eschert, Belprahon und Roches im Kanton Bern sowie Châtillon und Soulce im Kanton Jura.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1850 917
1900 3088
1910 4164
1930 4704
1950 5916
1960 7472
1970 8794
1980 7959
1990 7860
2000 7701

Mit 7539 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2009) ist Moutier die grösste Gemeinde des Berner Juras. Von den Bewohnern sind 86.5 % französischsprachig, 3.9 % deutschsprachig und 3.6 % italienischsprachig (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Moutier zeigte besonders um die Mitte des 20. Jahrhunderts grosse Zuwachsraten. Nach einem Höchststand um 1970 wurde im folgenden Jahrzehnt durch die Wirtschaftskrise ein Rückgang der Einwohnerzahl um rund 10 % verzeichnet. Auch seit 1980 gibt es insgesamt einen rückläufigen aber stark abgeschwächten Trend.

Wirtschaft

Moutier hat sich etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts zur Industriegemeinde entwickelt. Die Industrialisierung begann 1840 mit der Gründung einer Glashütte, schon bald danach gesellte sich die Uhrenindustrie dazu. Der grosse wirtschaftliche Aufschwung erfolgte mit der Gründung der Werkzeugmaschinenfabrik der Firma Tornos. Dieses Unternehmen und die Konkurrenzfirmen verhalfen Moutier im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zu einer Bedeutung, die weit über die Region des Juras hinausging. Heute gehören weiterhin der Werkzeugmaschinenbau, die Textil- und Glasindustrie sowie die mechanischen und feinmechanischen Betriebe zu den wichtigsten Industriezweigen des Ortes. Zahlreiche Arbeitsplätze gibt es auch im Dienstleistungssektor, während in der Landwirtschaft nur noch 2 % der Erwerbstätigen arbeiten.

Gesundheitswesen

Moutier verfügt über ein öffentliches Spital mit 24-Stunden-Notfallversorgung. Es gehört zum Klinikverbund des Hôpital du Jura Bernois (inoffizielle deutsche Übersetzung: Spitäler des Berner Juras). Bei Fällen, welche den Aufgabenbereich dieses Spitals überschreiten, besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Spitalzentrum Biel.

Verkehr

Die Gemeinde ist verkehrsmässig gut erschlossen. Sie liegt an der rege befahrenen Hauptstrasse von Basel und Delémont nach Biel/Bienne, von der in Moutier die Strasse nach Balsthal abzweigt. Derzeit wird in der Gegend von Moutier die Autobahn A16 erbaut, die den Ort auf der Ost- und Südseite umfahren und zwei Anschlussstellen erhalten wird. Die Eröffnung der Umfahrung Moutier und des Mont-Raimeux-Tunnels ist für das Jahr 2009 vorgesehen. Die Autobahn soll bis 2015 sowohl an das schweizerische Nationalstrassennetz als auch an das französische Autobahnnetz angeschlossen werden.

Moutier ist auch ein wichtiger Bahnknotenpunkt an der Jurabahnlinie Basel - Biel. Am 16. Dezember 1876 wurde die erste Strecke von Delémont nach Moutier eröffnet. Fünf Monate später, am 24. Mai 1877 folgte die Fortsetzung nach Court. Am 1. Mai 1908 wurde die Strecke Moutier - Solothurn der damaligen Solothurn-Münster-Bahn (gehört heute zur BLS AG) eingeweiht. Danach wurde der 8 km lange Grenchenbergtunnel gebaut, der zwei Juraketten unterquert und von Moutier direkt nach Grenchen im Schweizer Mittelland führt. Die Einweihung fand am 1. Oktober 1915 statt.

Für die Feinverteilung im öffentlichen Verkehr sorgen die Buslinien von Moutier nach Eschert und Belprahon, nach Souboz und nach Delémont.

Geschichte

Römerzeit

Kirche Saint-Germain

Während der Römerzeit waren die Schluchten von Moutier und Court noch nicht passierbar. Die römische Straße verlief deshalb von der Pierre Pertuis durch das Vallée de Tavannes und dann über den Sattel von Champoz, folgte dem Grand Val bis nach Crémines und führte anschliessend über Vermes ins Delsberger Becken. Es gibt jedoch keine Zeugnisse einer römischen Siedlung an der Stelle des heutigen Moutier.

Mittelalter

Die Entwicklung von Moutier hängt eng mit dem Kloster Moutier-Grandval zusammen. Um das Kloster entwickelte sich im Hochmittelalter der Ort Moutier, der von einem Landvogt regiert wurde. Dieser schloss zu Beginn des 15. Jahrhunderts Burgrechte mit Basel und Solothurn ab. Um die Propstwahl entbrannte 1486 ein Streit, in den Bern eingriff und um eine Vermittlung bemüht war. Damit begann der Einfluss von Bern auf die südlichen Teile des Juras. Moutier schloss auch mit Bern ein Burgrecht, das in der folgenden Zeit dreizehn Male erneuert wurde. Dadurch verlor das Fürstbistum Basel allmählich an Macht über die Prévôté. 1706 lehnte sich die Propstei unter der Führung von Henri Visard erfolgreich gegen die fürstbischöfliche Herrschaft auf und gab sich eine eigene Verfassung. Seit 1950 nennt sich Moutier offiziell Stadt.

Propstei Moutier-Grandval

Die Propstei Moutier-Grandval umfasste vom 16. Jahrhundert bis 1797 das Tal von Moutier (Grand Val), das Petit Val und das Vallée de Tavannes sowie kleinere Gebiete im südlichen und östlichen Teil des Delsberger Beckens. Sie war gemäss der Glaubensrichtung in zwei Landvogteien eingeteilt. Die katholische Vogtei Sous-les-Roches umfasste zwei Meiereien (mairies) nördlich der Klus von Moutier sowie im Delsberger Becken. Die restlichen Teile bildeten die reformierte Vogtei Sur-les-Roches mit fünf Meiereien.

Neuere Geschichte

Hôtel de Ville

1797 wurde die Prévôté von französischen Truppen erobert und mit Frankreich vereinigt. Dabei gehörte Moutier anfangs zum Département du Mont Terrible, das 1800 mit dem Département Haut-Rhin verbunden wurde. Durch den Entscheid des Wiener Kongresses endete 1815 die französische Herrschaft, und der Ort kam an den Kanton Bern, wobei das Gebiet der ehemaligen Propstei im Bezirk Moutier vereinigt wurde.

Ende des 19. Jahrhunderts und während des 20. Jahrhunderts kam es mehrfach zu Spannungen zwischen der Minderheit des französischsprachigen Berner Juras und dem überwiegend deutschsprachigen Kanton Bern. 1893 wurde dem Berner Jura eine gewisse Eigenbestimmung und Unabhängigkeit eingeräumt.

In der Jurafrage entschied sich die Bevölkerung von Moutier am 23. Juni 1974 relativ knapp für den Verbleib beim Kanton Bern. Bei den Wahlen von 1982 kippten die Mehrheitsverhältnisse, und die Stadt wurde von einem projurassischen Bürgermeister regiert, der den Anschluss von Moutier an den Kanton Jura verlangte. Dennoch lehnte eine knappe Mehrheit der Stimmberechtigten 1998 in einer Konsultativabstimmung den Anschluss an den Kanton Jura ab. Die Vereinigung des Südjuras mit dem Kanton Jura steht weiterhin zur Diskussion.

Sehenswürdigkeiten

Die Stiftskirche, die im 11. und 12. Jahrhundert erbaut und den Heiligen Germanus und Randoald geweiht wurde, war mehrfach ein Opfer der Flammen und zerfiel Ende des 18. Jahrhunderts. An ihrer Stelle errichtete man 1858–1863 die heutige reformierte Kirche, eine flachgedeckte Dreiapsidenbasilika. Sie enthält Glasfenster von Coghuf aus dem Jahr 1961.

Aus der Zeit der Blüte der Abtei stammt die Kapelle von Chalières (früher Saint-Pierre genannt), die nach der Reformation als protestantische Kirche für Perrefitte und Champoz diente. Sie wurde 1019 in Anwesenheit von Kaiser Heinrich II. eingeweiht. Die Kapelle besteht aus dem rechteckigen Schiff und der von einem Dachreiter überhöhten Apsis, deren Kalotte mit gut erhaltenen vorromanischen Malereien (Übergang vom ottonischen zum romanischen Stil in der Westschweiz) ausgestattet ist. Sie wurden bei einer Renovierung 1934–1936 entdeckt.

Auf der südlichen Seite der Birs steht die katholische Kirche Notre-Dame-de-la-Prévôté, die 1963-65 erbaut wurde.

Gorges de Moutier

Der heutige Bau des Schlosses (Préfecture) stammt von 1738-42. Der Barockbau wurde auf den Fundamenten des mittelalterlichen Schlosses errichtet, während die mittelalterliche Umfassungsmauer mit ihren Ecktürmen erhalten blieb. Die Préfecture war Verwaltungssitz der Prévôté und zweiter Wohnsitz der Chorherren. Das Rathaus (Hôtel de Ville) wurde 1830 im Stil des Klassizismus erbaut, es besitzt ein Krüppelwalmdach, einen Glockenturm und einen Vorbau. Im Zentrum von Moutier stehen zahlreiche Bauten im Neubarock- und im Heimatstil. Die Fabrikgebäude sind um 1900 entstanden, und viele Arbeiterhäuser datieren aus der Zeit von 1875-80. In Moutier befindet sich das Musée jurassien des Beaux-Arts.

Ein schönes Panorama auf Moutier bietet sich vom Pavillon des Golats auf der Felskrete der westlichen Flanke der Gorges de Moutier. Als Natursehenswürdigkeiten gelten die beiden Klusen Gorges de Moutier und Gorges de Court.

Persönlichkeiten

Weblinks

 Commons: Moutier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden

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