Mozarabische Sprache

Mozarabische Sprache
Mozarabisch
Zeitraum 5. bis 8. Jahrhundert bis Ende des 15. Jahrhunderts[1]

Ehemals gesprochen in

Iberische Halbinsel
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

roa

ISO 639-3:

mxi

Das Mozarabische ist eine Gruppe von iberoromanischen Dialekten, die vor der Wiedereroberung (Reconquista) der Iberischen Halbinsel durch die Christen im 11. und 12. Jahrhundert dort gesprochen wurde. Das Wort mozarabisch leitet sich von der arabischen Bezeichnung mustaʿrib (=arabisiert) für die unter arabischer Herrschaft lebenden, aber romanisch sprechenden Christen, die Mozaraber, ab. Die in arabischer Schrift geschriebene romanische Sprache (Aljamiado-Schreibweise) ist stark mit arabischen Wörtern durchsetzt. Sie ist als gesprochene Sprache ausgestorben.

Inhaltsverzeichnis

Sprachliche Merkmale

Das Mozarabische zeigt viele archaische Züge: P, T, C zwischen Vokalen werden nicht stimmhaft (lenisiert), die Konsonantennexus PL-, CL-, FL- bleiben erhalten (vgl. lat. PLANTAGINEM > mozarab. plantain), der Infinitiv hat die volle lateinische Endung bewahrt (CANTARE > cantare), lat. AU bleibt erhalten und wird nicht monophtongiert, anlautendes F- wird nicht wie im Kastilischen zu /x/ (graphisch <h>).

Der Konsonantennexus -CT- ergibt unterschiedlich entweder [xt], [jt] (wie im Portugiesischen) oder [tʃ]: NOCTE > noxte, CE- und CI- werden wie im Italienischen und Rumänischen [tʃ] gesprochen.

Beispieltext: eine Harga aus dem 11. Jahrhundert

Überliefert ist uns das mozarabische Textcorpus vor allem in Gestalt der Hargas, Liebesgedichte aus dem maurischen Andalusien, dem al-Ándalus des 11. und 12. Jahrhunderts. Die Hargas gelten als älteste Zeugnisse romanischer Lyrik überhaupt und liegen als Aljamiado- Manuskripte vor, d.h. sie sind mit hebräischen und arabischen Zeichen geschrieben. Sie bilden die Schlussverse von Muwassah-Gedichten.

Mozarabisch: [2] Spanisch: Katalanisch: Portugiesisch: Latein: Standardarabisch Deutsch:

Mio sîdî ïbrâhîm
yâ tú, uemme dolge!
Fente mib
de nohte.
In non, si non keris,
irey-me tib,
gari-me a ob
legar-te.

Mi señor Ibrahim,
¡oh tú, hombre dulce!
Vente a mí
de noche.
Si no, si no quieres,
iréme a ti,
dime a dónde
encontrarte.

El meu senyor Ibrahim,
oh tu, home dolç!
Vine't a mi
de nit.
Si no, si no vols,
aniré'm a tu,
digues-me a on
trobar-te.

Meu senhor Ibrahim,
ó tu, homem doce!
Vem a mim
de noite.
Se não, se não quiseres,
ir-me-ei a ti,
diz-me onde
te encontro.

O domine mi Ibrahim,
o tu, homo dulcis!
Veni mihi
nocte.
Si non, si non vis,
ibo tibi,
dic mihi ubi
te inveniam.

Sīdi ibrāhīm
yā rajulan ħulw!
tacāla ilayya
bil-lail
in kunta lā turīd
saðhabu ana ilayka
qul-li ayna
l-ajidak

Mein Herr Ibrahim,
oh du süßer Mann!
Komm' zu mir
in der Nacht.
Wenn nicht, wenn du nicht willst,
komme ich zu dir,
sage mir,
wo ich dich finden kann.

Siehe auch

Literatur

  • Annegret Bollée, Ingrid Neumann-Holzschuh: Spanische Sprachgeschichte. Klett Sprachen, Stuttgart 2003, ISBN 3-12-939624-1, S. 51f.
  • Rafael Lapesa: Historia de la lengua española. Ed. Gredos, Madrid 2005, ISBN 978-84-249-0072-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mozarabic language (Englisch). Orbis Latinus. Abgerufen am 22. Juli 2008.
  2. Alma Wood Rivera: Las jarchas mozárabes: Una compilación de lecturas. Diplomarbeit 1969. Harga Nr. 23 auf: jarchas.net

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