Arkadia (Garten)

Arkadia (Garten)
Tempel der Diana (Śwątynia Diany), Vorderfront, davor die Treppe zum See
Künstliche Ruine in Form eines Aquädukts
Griechischer Bogen (Łuk Grecki) mit Durchblick auf das rückwärtige Portal des Tempels der Diana; links schließt das Markgrafenhaus an
Markgrafenhaus (Dom Murgrabiego), ebenfalls eine künstliche Ruine

Arkadia ist ein Landschaftspark englischen Stils in Polen, zwischen Łowicz und Nieborów gelegen. Die Gartenanlage bedeckt eine Fläche von etwa fünfzehn Hektar. Der Park ist seit 1945 öffentlich zugänglich und wird heute vom Nationalmuseum Warschau verwaltet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Garten wurde in der Zeit von 1778 bis 1785 als Sommersitz der Familie Radziwiłł angelegt. Die Gründerin des Gartens ist Helena Radziwiłł (1753–1821), Planung und Ausführung übernahm Simon Gottlieb Zug, beteiligt waren Wojciech Jaszczołd (1763–1821) und Henryk Ittar (1773–1850). Es entstand ein romantischer Landschaftsgarten, der dem Park von Girardin in Ermenonville ähnelt. Das Konzept beruht auf einer Landschaftsgestaltung, die sich an einer idealisierten Natur orientiert mit der Idee des Et in Arcadia ego. Für die Gartenstaffagen fand Zug Vorbilder in den Gemälden von Charles-Louis Clérisseau. Obwohl die ideengeschichtliche Verbindung zu Ermenonville nahe liegt, hat sich Helena Radziwiłł vom ebenfalls Arkadia genannten Park der Izabela Czartoryska in Powązki (bei Warschau, zerstört) leiten lassen. Offenbar wetteiferten die beiden Prinzessinnen bei der Gestaltung miteinander.

Gestalt

Die Parkanlage gliedert sich in drei Bereiche: einen künstlichen See, die das Gewässer umgebende Landschaft im englischen Stil und einen freien, ungestalteten Abschnitt. Im See, der vom Fluss Łupia gespeist wird, befindet sich eine mit Pappeln bestandene Rousseau-Insel. Der Park im engeren Sinne besteht aus einer Pflanzung, die durch lockeren Wald, der mit offenen Wiesenbereichen abwechselt, gekennzeichnet ist. Westlich davon befindet sich eine als „Elysische Felder“ zu verstehende Wildnis in Form eines offenen Wiesenbereichs.

Das Wegesystem, bestehend aus unregelmäßig geführten Fußwegen und Pfaden, leitet den Besucher zum zentralen Bauwerk, einem Tempel, dessen Vorplatz einen Ausblick auf den See bietet. Die Wege sind Teil eines ringförmig verlaufenden Umfassungsweges, eines belt walk. Eine sieben Kilometer lange Lindenallee verbindet Arkadia mit dem Park des Schlosses von Nieborów.

Bauwerke

Eine der wichtigsten Parkstaffagen ist der Tempel der Diana (Świątynia Diany), 1783 von Zug im klassizistischem Stil errichtet. Der Tempel mit viersäuliger Vorhalle ist aus verschiedenen Architekturelementen griechischer Tempel zusammengestellt, die Rückseite ist als halbrunde Kolonnade ausgeführt. Ein Deckenfresko von Jean Pierre Norblin de La Gourdaine (1745–1830) im Inneren zeigt das Motiv Aurora führt die Pferde Apollos (entstanden um 1785). Vor dem Tempel führt eine von den Figuren einer Sphinx und eines Löwen flankierte Treppe zum See.

Ein anderes Bauwerk ist der Tempel des Hohepriesters (Przybytek Arcykapłana) , das ebenfalls von Zug entworfen wurde und dessen Baubeginn vor 1783 liegt, vollendet nach 1821. In das Gebäude wurden Teile der abgebrochenen, von Jan Michałowicz aus Urzędów geschaffenen Grabkapelle des Jakub Uchański, eines Primas des 16. Jahrhunderts aus Łowicz, eingefügt.

Ferner befindet sich dort das Gotische Häuschen (Domek Gotycki) mit einer in grobem Granit ausgeführten Grotte der Sibylle. Es wurde 1791–1792 errichtet, die zugrundeliegende Zeichnung stammt von Aleksander Orłowski. Das römische Aquädukt am Zufluss zum See ist als künstliche Ruine gestaltet, es stammt von Zug (1784, rekonstruiert 1952).

Zur weiteren Gartenausstattung zählen der unweit des Tempels der Diana gelegene Steinbogen (Łuk Kamienny), auch Griechischer Bogen (Łuk Grecki) genannt, und das benachbarte Markgrafenhaus (Dom Murgrabiego), beides 1795–1798 von Zug errichtet. Ferner gibt es einen Obelisk und eine Reihe von Standbildern. Ein Amphitheater und eine Zirkus (Cyrk) genannte Anlage in der Art eines Hippodroms sind nicht mehr vorhanden.

Literatur

  • Krzysztof Jabłoński, Włodzimierz Piwkowski: Nieborów, Arkadia. Warschau 1996, ISBN 83-7079-598-6.
  • Anna Bentkowska: Arkadia. In: Jane Turner (Hrsg.): Dictionary of art. Band 2, Macmillan, London 1996, ISBN 1-884446-00-0, S. 414–415.

Weblinks

 Commons: Arkadia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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