Muquinna

Muquinna

Maquinna (Maquilla, selten Muquinna) ist der Name einer ganzen Reihe von Nuu-chah-nulth-Häuptlingen, genauer der Mowachaht, die ihr Wohngebiet an der Westküste von Vancouver Island haben. Zwei von ihnen spielten für die Phase der ersten Kontakte zwischen den First Nations an der später kanadischen Pazifikküste und Europäern entscheidende Rollen.

Der Name bedeutet etwa Kieselbesitzer und wird heute mit M'okwina oder mukwina wiedergegeben.

Inhaltsverzeichnis

Der ältere Maquinna

Angehöriger der Mowachaht, wie ihn John Webber, Captain Cooks Zeichner festhielt, James Cook: A Voyage to the Pacific Ocean, London 1784

Der erste überlieferte Vertreter dieses Namens erscheint erstmals 1778 in den Quellen, als James Cook an der Westküste von Vancouver Island landete. Maquinna verstarb 1795. Sein zeremonieller Name, den sein Volk überwiegend benutzt haben dürfte, war Tsáhwasip, er wurde aber auch Yáhlua genannt.[1] Es scheint, als habe der ältere Maquinna um 1778 die Herrschaft von seinem Vater Anapù übernommen. Wir wüssten noch weniger von Maquinnas Leben, wenn es nicht in die Zeit des beginnenden Pelzhandels und des Konflikts zwischen Spanien und Großbritannien um die Ansprüche an der späteren kanadischen Westküste gefallen wäre.

Obwohl Spanier ab 1774 im Nootka Sound auftauchten,[2] kam erst James Cook (mehr als einen Monat lang) in näheren Kontakt mit den Küstenbewohnern. Ob er schon mit Maquinna verhandelte, ist unklar. Jedenfalls erhielt Cook Seeotterfelle, die er später in China mit hohem Gewinn verkaufte. Der Sommeraufenthaltsort der Mowachaht, Yuquot, wurde später zum ersten Pelzhandelszentrum an der Westküste Nordamerikas. Im Winter wohnten die Mowachaht in Tahsis.

John Meares' Schiff wird im Nootka Sound von Mowachaht empfangen

Die nächste Expedition, geführt von dem britischen Kapitän James Hanna, erreichte die Region erst elf Jahre später. Offenbar beleidigte Hanna den Häuptling schwer, so dass die Mowachaht im August 1785 sein Schiff angriffen, wenn auch ohne Erfolg. Trotz dieser schlechten Erfahrungen lockte der Handel mit Otterfellen in den nächsten Jahren zunehmend Händlerschiffe zum Nootka Sound. Maquinna trieb 1788 mit dem britischen Kapitän John Meares Handel, und gestattete ihm sogar den Bau einer kleinen Niederlassung. Meares beschreibt den Häuptling als von mittlerer Größe und einnehmendem Auftreten.

Hier seine Beschreibung der ersten Begegnung: Am 16. Mai 1788 „fuhr eine Reihe von Kanus in die kleine Bucht, mit Maquilla (so nennt Meares den Häuptling) und Callicum; sie bewegten sich in großer Parade um das Schiff, während sie ein angenehmes Lied sangen mit einer wohlklingenden Melodie: - es waren zwölf dieser Kanus, jedes mit ungefähr achtzehn Mann, der überwiegende Teil in Kleidern aus schönsten Seeotterhäuten, die sie vom Hals bis zu den Knöcheln einhüllten. Ihr Haar war mit weißem Daunen gleichsam gepudert, und ihre Gesichter mit rotem und schwarzem Ocker bedeckt, in der Form eines Haikiefers und einer Art Spirallinie, was sie äußerst wild aussehen ließ. In den meisten Booten waren auf jeder Seite acht Ruderer und ein einziger Mann stand im Heck. Der Häuptling besetzte einen Platz in der Mitte, und war zusätzlich durch eine hohe Haube unterschieden...mit einem kleinen Büschel aus Federn ... Der Chor war ... äußerst korrekt in Zeit und Tonlage, keine Dissonanz war zu hören. Manchmal machten sie einen plötzlichen Übergang vom hohen zum tiefen Ton...“ Offenbar im Rhythmus ihres Gesangs „schlugen sie mit ihren Rudern gegen das Dollbord des Boots. Am Ende jedes Verses zeigten sie mit ausgestrekten Armen nach Norden und Süden und senkten dabei feierlich ihre Stimmen.“[3]

Maquinna verstand die Regeln des Handels schnell. So spielte er die Angebote der Spanier, Briten und US-Amerikaner gegeneinander aus, um bessere Preise zu erzielen. Darüber hinaus hielt er konkurrierende Stämme vom Handel fern, setzte sogar durch, dass alle Pelze durch seine Hand, bzw. die seiner Leute gehen mussten. Um 1792 führte er ein kleines Handelsimperium zusammen mit den Kwakwaka'wakw an der Mündung des Nimpkish River. Der Pelzhändler John Hoskins berichtet von beachtlichen Gewinnen. Nur die benachbarte Stammeskonföderation unter Wikaninnish betrieb in dieser Region selbstständig Pelzhandel.[4]

Maquinna und sein "Bruder" Callicut, John Meares 1796

Dabei musste Maquinna ständig im spanisch-britischen Konflikt lavieren. Als im Mai 1789 eine spanische Flotte unter Esteban José Martínez den Nootka Sound für den spanischen König beanspruchte und englische Händler verhaftete, entschied sich Maquinnas Konkurrent Callicum am 13. Juli, zum Schiff des Spaniers zu rudern, um zu verhandeln. Doch wurde er von einem Spanier erschossen.

Offenbar hatte Maquinna Schwierigkeiten mit indianischen Rivalen, und musste sich schon im August und September wieder auf Verhandlungen einlassen. Er sagte zu, den spanischen Handelsposten zu schützen.

Francisco de Eliza y Reventa erreichte als nächster Yuquot im April 1790. Die Indianer mieden den Kontakt, Eliza ließ ein Dorf plündern, um an Holz für seine Schiffe zu kommen.

Der Händler James Colnett - er war 1788/89 Mitbegründer der Associated Merchants Trading to the Northwest Coast of America, die im Pelzhandel tätig war und fünf oder sechs Schiffe unterhielt -, der im Januar 1791 Yuquot anlief, versuchte am 2. März Maquinna für die britische Sache zu gewinnen. Er hatte zwei Jahre zuvor zwei Schiffe mitsamt Mannschaft an die Spanier verloren. Derweil drohte Eliza mit der sofortigen Zerstörung des Ortes, wenn sich die angeblichen Akte des Kannibalismus wiederholen würden. Maquinna beugte sich dem Druck und fand sich im August bereit, das Land bei Yuquot an die Spanier abzutreten. Trotzdem gelang es den Briten (und den 29 aus Macao mitgebrachten Chinesen) rund tausend Seeotterfelle zu bekommen, die er für fast 10.000 Pfund in England verkaufte.

Dorf am Nootka Sound, George Vancouver: A Voyage of Discovery to the North Pacific Ocean and Round the World, Bd. I, Abb. VII
Das spanische Fort San Miguel

Als 1792 Juan Francisco de la Bodega y Quadra in Yuquot ankam, und wenig später George Vancouver, drohte Maquinna endgültig zwischen die beiden Seemächte zu geraten. Während der vier Monate, in denen sich Quadra in seinem Wirkungsbereich aufhielt, verhinderte er auf diplomatisch geschicktem Weg einen Aufstand unter Führung von Wikaninnish und Tatoosh, dem Häuptling der Ahousaht. Captain Hanna, der versuchte, die Spanier abzudrängen, musste seinen Plan, zusammen mit ihnen einen Aufstand zu intiieren, aufgeben, weil sie eher Quadra vertrauten. „Diese Leute können niemals erwarten einen besseren Freund unter sich zu finden, als Don Quadra“, bemerkte der amerikanische Pelzhändler Joseph Ingraham. „Nichts kann seine Aufmerksamkeit und Freundlichkeit ihnen gegenüber überbieten, und sie alle scheinen dies zu spüren, und sie alle mögen ihn.“ Als Bodega Nootka Sound im September verließ, war Yuquot immer noch spanisch. Erst im März 1795 gaben beide Länder Nootka Sound auf, nachdem London Madrid diplomatisch massiv unter Druck gesetzt hatte. Im September, so berichtet Charles Bishop, stand in Yuquot nur noch eine Indianersiedlung. Die Handelsstation war abgerissen worden.

Wenig später erkrankte Maquinna an einem Fieber und starb. Wann genau ist nicht bekannt.

Der jüngere Maquinna

Der Pelzhandel war schnell Teil eines großen Dreieckshandels zwischen Europa, China und Nordwestamerika geworden. Die Europäer fuhren mit Metallen und allem, was nach den (zu diesem Zweck publizierten) Journals der vorangehenden Seefahrten als unter den „Wilden“ begehrt bekannt wurde, zum Nootka Sound. Dort nahmen sie im Tausch Otter- und Biberpelze an Bord und verkauften diese wiederum in Ostasien, vor allem im portugiesischen Macao vor der südchinesischen Küste. Mit den enormen Gewinnen erwarben sie dort Porzellan, Seide und andere chinesische Waren, die in Europa äußerst begehrt waren.

Um den Handel tätigen zu können, brauchte man bald Dolmetscher. So entwickelte sich in diesem Dreieckshandel eine Händlersprache mit wenigen hundert Vokabeln, das Chinook. Schon Meares berichtet, dass das Sprachengemisch ihres Dolmetschers nur noch schwer verständlich war, denn es bestand aus zahlreichen chinesischen, englischen, spanischen Wörtern, aber auch aus Wörtern der Chinook und der Nuu-chah-nulth.

Dennoch war der Einfluss der europäischen Besucher zunächst überwiegend bei den wenigen Stämmen spürbar, die den Pelzhandel zu monopolisieren versuchten. Andere Indianer hatten noch nie einen Europäer zu Gesicht bekommen. So betasteten noch 1804 die Mitglieder eines dem jüngeren Maquinna verbündeten Stammes (der Ehatteshaht) den wohl ersten hellhäutigen und in seltsame Kleider gehüllten Besucher mit unverhohlenem Erstaunen. Sein Name war John R. Jewitt. Seiner zweijährigen Gefangenschaft verdanken wir viele Details aus dem Leben und der Mentalität, den Sitten und der Sprache eines der Nuu-chah-nult-Stämme, den Mowachaht, und ihrer Nachbarn. John R. Jewitt, den die Indianer Chúwín (John) nannten, fiel in die Hände der Mowachaht, als 1803 ein Schiff unter Führung von Kapitän John Salter vor der Küste der später Vancouver Island genannten Insel lag.

Als im März dieses Jahres das Pelzhändlerschiff Boston mehrere Tage im Nootka Sound lag, kam es zwischen Kapitän Salter und Maquinna zum Streit über ein defektes Gewehr. Salter, dem offenbar nicht bewusst war, dass Maquinna hinreichend Englisch verstand, beleidigte den Häuptling schwer.[5] Die Indianer griffen das Schiff am 12. März überraschend an. Die einzigen, die den Angriff überlebten, waren John Rodgers Jewitt, der sich als Schmied mit Waffen auskannte, und der daher für den Häuptling sehr wichtig war, sowie der Segelmacher John Thompson - wobei letzterer nur dadurch am Leben blieb, dass der 20-jährige Jewitt behauptete, er sei sein Vater.

Jewitt und Thompson verbrachten die nächsten beiden Jahre als Sklaven Maquinnas. Während jedoch Thompson jede Verständigung mit „den Wilden“ ablehnte, arrangierte sich Jewitt und lernte sogar ihre Sprache mit großem Erfolg. Vor allem aber stellte er Dolche für Maquinna her, oder reparierte Gewehre.

Sein Journal sollte 1807 in Boston veröffentlicht werden. Hierin wird beispielsweise erkennbar, dass der jährliche Umzug von Tahsis in das weiter landeinwärts gelegene Yuquot, um dort zu überwintern, und um Fleisch und Beeren zu erlangen, weiterbestand. 1815 publizierte er eine stärker an der Literatur der Zeit ausgerichtete, neue Version, in der sich deutlich sein Bedürfnis nach Distanz zu den „Wilden“ erkennen lässt. Zugleich werden die Nuu-chah-nulth als eine Art Adelsgesellschaft dargestellt, in der die Häuptlinge und ihre Häuser als besonders reinlich, in ihren Sitten weniger „wild“, in ihrer Erscheinung edler und schöner, in ihrer Moral gefestigter dargestellt werden. Dies dürfte nicht zum geringsten auf Jewitts Ghostwriter zurückzuführen sein, der eher monarchistische Vorstellungen pflegte. Folgerichtig bleiben die einfachen Stammesangehörigen und Sklaven - analog zu den europäischen Gesellschaften - grundsätzlich namenlos, und sie werden als unberechenbar, brutal oder kindisch präsentiert.

Während dieser Zeit florierte der Pelzhandel weiterhin ungemein, und Maquinna konnte so an zahlreiche Gewehre gelangen. Er war 1803 so reich, dass er bei einem Potlatch beispielsweise 200 Musketen verschenkte. Auch machte sein weißer Sklave bei den Stämmen, die keinen direkten Kontakt zu Europäern hatten, großen Eindruck. Jewitt stellte für ihn eine Harpune aus Stahl her, die Maquinna augenblicklich zu einem ausschließlichen Privileg des Häuptlings erhob, das kein anderer erwerben durfte.

Doch die Tatsache, dass die Pelzhändler den Nootka Sound nach dem Überfall aus Misstrauen lange mieden, trug dem Häuptling bald viel Feindschaft von Seiten der anderen Stämme ein, deren Häuptlinge ihr Prestige und möglicherweise auch ihre Macht gefährdet sahen. Das galt nach Jewitt insbesondere für die benachbarten „Kla-oo-quates“, die Tla-o-qui-aht also. Sie versuchten sogar in den Tagen zwischen dem 13. und dem 16. Mai 1804[6] ihn und seine Familie (dazu die beiden weißen Sklaven) umzubringen. Thompson und Jewitt haben diesen Anschlag jedoch nach Jewitts Aussage verhindert. Selbst Maquinnas Bruder versuchte eine Rebellion und plante, ihn und seine weißen Sklaven zu beseitigen. Die beiden Männer waren also selbst zu einem Zankapfel geworden, und ihre technischen Fertigkeiten wollten sich verschiedene Aspiranten sichern. Doch nicht nur von seiten der Indianer musste Maquinna Gewalt fürchten, sondern auch Rache für den Überfall auf die Boston. Seine Position wurde noch mehr geschwächt, als in der Walfangsaison zwischen Ende Februar und Mai nur vier Wale gefangen wurden, was für die 1500 Menschen seines Stammes bei Weitem nicht ausreichte.

Maquinna gestattete seinen weißen Sklaven, sich zu bewaffnen, und sich gegen Beleidigungen notfalls mit Gewalt zur Wehr zu setzen. Auch versuchte er, seinem Gefangenen zu erklären, wie es zu dem Überfall auf ihr Schiff und das Massaker an der Besatzung gekommen war. Der „König“, wie ihn Jewitt nannte, war schon früher sehr schlecht behandelt worden. So hatte schon ein Kapitän Tawnington seine Abwesenheit (er war zu dieser Zeit auf Brautschau bei Häuptling Wikaninnish gewesen) genutzt, um in sein Haus einzudringen, die 40 besten Otterfelle zu stehlen, und die wenigen Zurückgebliebenen - vor allem Frauen - zu überwältigen. Gleichzeitig wurden vier Häuptlinge von dem spanischen Kapitän Martinez brutal ermordet. Wenig später (1785) beschoss Hanna, damals Kapitän der Sea Otter, wegen eines Diebstahls die voll besetzten Kanus und tötete dabei 20 Männer. Maquinna selbst gelang dabei die Flucht nur durch einen Sprung vom Quarterdeck und sehr langes Tauchen. Wären diese Ereignisse nicht gewesen, hätte er nicht Rache nehmen müssen, und wenn der Kapitän ihn nicht beleidigt hätte, wären die Beziehungen weiterhin freundlich geblieben[7].

Ende Juli begann ein Krieg mit 40 Kanus (mit jeweils 10 bis 20 Mann Besatzung) gegen die 80 km weiter südlich siedelnden „A-y-charts“. Ihr Dorf, das aus 15 oder 16 Häusern bestand, wurde im Schlaf überrascht, die Überlebenden wurden versklavt. Jewitt erhielt vier Sklaven zugesprochen, die für seinen Lebensunterhalt zu sorgen hatten[8].

Sowohl der Stamm unter Führung des Häuptlings Wickaninnish, als auch der der „Kla-iz-zarts“ versuchten nun, Maquinna den Waffenmacher Jewitt abzukaufen. Doch Maquinna wollte ihn behalten. Immerhin erreichte mit der Hilfe des letzteren - eines Häuptlings namens Ulatilla - ein Brief Jewitts eines der Schiffe, die sich noch in die Gegend wagten. Es war jenes Schiff Lydia, das ihn letztlich in seine Heimat bringen sollte. Doch Jewiit wusste zunächst nichts von der erfolgreichen Übergabe des Briefes.

Maquinna verheiratete Jewitt mit der einzigen Tochter des Häuptlings der weit im Norden lebenden „Ai-tiz-zart“ (Ehatteshaht) (weil Jewitt keine aus seinem Stamm wollte), und die neue Familie zog in eine eigene Nische in Maquinnas Haus - wobei Maquinnas Sohn, Sat-sat-sok-sis, auf seine Bitte zu ihnen zog. Thompson lebte als Jewitts „Vater“ ebenfalls bei ihm und seiner 17-jährigen Frau Eu-stoch-ee-exqua. Sie sollte Jewitt bald ein Kind schenken. Ob Maquinna hierin eine Möglichkeit sah, die Ehatteshaht stärker an sich zu binden, oder ob er wirklich freundschaftliche Gefühle für Jewitt hegte, bleibt unklar.

Das genannte Schiff, die Lydia, die am 19. Juli 1805 vor der Küste auftauchte, hatte den Brief von Jewitt bereits bekommen - der einzige von 16 Briefen, die er geschrieben hatte, der bei einem der Schiffsführer angekommen war, von denen er während seiner zweijährigen Gefangenschaft gehört hatte -. Der Kapitän der Lydiakannte die Situation. Maquinna, der davon nichts ahnte, wollte unbedingt die ersehnte Gelegenheit wahrnehmen, mit dem Kapitän Kontakt aufzunehmen, um (endlich wieder?) Felle verkaufen zu können. So bat er Jewitt, ihm eine Art Empfehlungsschreiben aufzusetzen. Doch der schrieb etwas ganz anderes, als der Häuptling erbeten hatte. Hill, der Kapitän der Lydia nahm Maquinna - im Brief Jewitts dazu aufgefordert - als Geisel, um ihn gegen Jewitt und Thompson auszutauschen. Maquinna, der Jewitt vorher noch eindringlich gefragt hatte, ob er ihn belügen würde, wurde abermals enttäuscht.

Sein Sohn und seine Frau mussten Jewitt bitten, für seine Freilassung zu sorgen. Nachdem alles, was der Stamm noch vom Raub der Boston in Besitz hatte, ausgeliefert worden war, ließ Kapitän Hill den Häuptling tatsächlich frei.

Der Freundschaft zwischen Maquinna und Jewitt scheint dieser Vorgang keinen Abbruch getan zu haben. Der Tjeeh oder König hielt alle greifbaren Felle zurück und handelte nur über Jewitt mit Kapitän Hill. Auch versprach er, für Jewitts inzwischen fünf Monate alten Sohn zu sorgen.

Dieser Akt der Geiselnahme scheint dennoch letztlich das Ansehen des Häuptlings zerstört zu haben. Als Camille de Roquefeuil 1817 im Nootka Sound ankam, war die Vormacht der Mowachaht offenbar gebrochen. Der Pelzhandel hatte seinen Schwerpunkt verlagert, die Zahl der Fischotter war dramatisch zurückgegangen, der Stamm war verarmt. Irgendwann um diese Zeit muss Maquinna gestorben sein.

Anmerkungen

  1. Curtis, Bd. 11, S. 8.
  2. Vgl. Juan José Pérez Hernández.
  3. Meares, Voyages Made in the Years 1788 and 1789, from China to the North West Coast of America usw., London 1790, 112f., übersetzt nach Curtis, The North American Indian, Bd. 11, S. 3
  4. Galois 82.
  5. Wir folgen hier Jewitts Ausführungen (nach White Slaves of Maquinna).
  6. Auszüge aus Jewitts Journal finden sich unter [1]
  7. Slaves, 106-109
  8. Diese Ausstattung Jewitts mit eigenen Sklaven, was sonst nur den Häuptlingen zustand, könnte allerdings eine „Ergänzung“ des Ghostwriters Alsop sein, der in vielerlei Hinsicht die gesellschaftliche Stellung des Protagonisten bei den Mowachaht als höher darstellt, als sie in Jewitts Journals erscheint.

Quellen

  • John R. Jewitt: A journal, kept at Nootka Sound, Boston 1807, Nachdruck New York 1976
  • John Meares: Voyages Made in the Years 1788 and 1789 from China to the Northwest Coast of America (ital.: Viaggi Dalla Chine Alla Costa Nord Ouest D'America Fatti Negli Anni 1788 e 1789, Neapel 1796)
  • Jose Mariano Mozino: Noticias de Nutka, übersetzt und herausgegeben v. Iris Higbie Wilson. Toronto: McClelland and Stewart Limited 1970
  • Michael Roe (Hg.), The journal and letters of Captain Charles Bishop on the north-west coast of America, in the Pacific and in New South Wales, 1794–1799, Cambridge 1967
  • Camille de Roquefeuil, A voyage round the world, between the years 1816–1819, London 1823
  • I. H. Wilson (Hg. und Übersetzer), J. M. Moziño Suárez de Figueroa, Noticias de Nutka; an account of Nootka Sound in 1792, Seattle 1970
  • White Slaves of Maquinna. John R. Jewitt's Narrativ of Capture and Confinement at Nootka, Surrey/British Columbia, 2. Aufl. 2005 ISBN 1-894384-02-4

Literatur

  • Eugene Arima: The West Coast People, the Nootka of Vancouver Island and Cape Flattery, British Columbia Provincial Museum, Special Publication 6, Victoria: Ministry of Provincial Secretary and Govemment Services 1993
  • Jean Braithwaite/W. J. Folan: The taking of the ship Boston: an ethnohistoric study of Nootkan-European conflict, in: Syesis 5 (1972) 259–66
  • Philip Drucker, The northern and central Nootkan tribes, Washington 1951
  • Sarah Jane Eustace: An account of our capture and the most important occurences. The textual and cultural construction of John Jewitt in his Journal and Narrative, University of Saskatchewan 1994
  • Robin Fisher, Contact and conflict: Indian-European relations in British Columbia, 1774–1890, Vancouver 1977
  • R. M. Galois, Nuu-chah-nulth encounters: James Colnett's Expedition of 1787-88, in: Nuu-Chah-Nulth Vices. Histories, Objects & Journeys, Hg. Alan L. Hoover, Royal British Columbia Museum, Victoria 2000, 2. Aufl. 2002, 69-91
  • Yvonne Marshall: Dangerous Liaisons: Maquima Quadra and Vancouver in Nootka Sound, 1790-5, in: From Maps to Metaphors: The Pacific World of George Vancouver, Hg. R. Fisher und H. Johnson, Vancouver: UBC Press 1993
  • Edmond S. Meany Jr.: The Later Life of John R. Jewitt, British Columbia Historical Quarterly 4 (1940) 143-161
  • June Namias: White Captives: Gender and Ethnicitv on the American Frontier. Chape1 Hill: University of North Carolina Press 1993
  • Wayne Suttles (Hg.): Handbook of North American Indians, Bd. 7: Northwest Coast, Washington: Smithsonian Institution 1990

Weblinks


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