My Blueberry Nights

My Blueberry Nights
Filmdaten
Deutscher Titel My Blueberry Nights
Produktionsland Hongkong,
China,
Frankreich
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2007
Länge ca. 95 Minuten
Stab
Regie Wong Kar-wai
Drehbuch Lawrence Block,
Wong Kar-wai
Produktion Stéphane Kooshmanian,
Jean-Louis Piel,
Jacky Pang Yee Wah,
Wang Wei,
Wong Kar-wai
Musik Ry Cooder
Kamera Darius Khondji
Schnitt William Chang Suk Ping
Besetzung

My Blueberry Nights (zu deutsch etwa „Meine Blaubeernächte“) ist ein chinesisch-französischer Spielfilm von Wong Kar-wai aus dem Jahr 2007. Der Regisseur beschreibt seinen Film als „die Geschichte einer Frau, die den langen Weg anstelle des kurzen nimmt, um den Mann zu finden, den sie liebt“.[1]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Elizabeth hat eine gescheiterte Beziehung hinter sich. In einem Café lernt sie dessen Besitzer Jeremy kennen, eines Tages jedoch verlässt sie einfach die Stadt. Jeremy sucht sie. Elizabeth begibt sich auf eine Reise durch die Vereinigten Staaten, um ihren Ex-Freund zu vergessen und um mit Jeremy unmerklich, wie „Vanilleeis auf Blaubeerkuchen zu verschmelzen“.

Elizabeth trifft verschiedene Menschen. Sie hat in Memphis zwei Aushilfsjobs und lernt dort den alkoholabhängigen Polizisten Arnie kennen, der von seiner Ehefrau Sue Lynne verlassen wurde. Arnie bedroht Sue Lynne mit einer Waffe, steigt ins Auto und fährt sich anschließend betrunken in den Tod. Elizabeth tröstet die Witwe. Danach lernt Elizabeth Leslie kennen, die sich Geld für ein Pokerspiel leiht. Leslie sagt, sie habe verloren, und überlässt Elizabeth dafür ihr Auto. Gemeinsam reisen sie nach Las Vegas, um Leslies sterbenden Vater aufzusuchen. Der Mann ist bereits tot, als Leslie im Krankenhaus erscheint.

Leslie beichtet nun, zuvor gelogen zu haben - in Wahrheit hatte sie das Pokerspiel gewonnen. Sie zahlt Elizabeth ihr Geld zurück, von dem diese sich ein Auto kauft. Am Ende kehrt Elizabeth nach New York zu Jeremy zurück.

Kritik

US-amerikanische Kritik

Christopher Campbell schrieb, der Film könne eingefleischte Fans der Filme Wong Kar-wais enttäuschen. Zu den Attraktionen des Films gehöre die Anwesenheit von Rachel Weisz.[2] Emanuel Levy bezeichnete den Film als eine „intime Fabel über die Liebe“ mit „bunten Charakteren“.[3] Todd McCarthy schrieb in der Zeitschrift Variety, der Anspruch des Films unterscheide sich von dessen Erfüllung. Die Dialoge würden natürlich, jedoch die „aphoristisch-philosophischen“ Einlagen banal und „klobig“ wirken.[4]

Deutschsprachige Kritik

Die Kritik war sich nicht einig, ob Wong Kar-Wai beim ersten Film außerhalb der Heimat seinem unverkennbaren Stil treu geblieben sei[5] oder ob dieser Ausflug einen Sonderfall innerhalb seines Werkes darstelle.[6][7] Der Tagesspiegel sah sich durch den Streifen nicht ganz zufriedengestellt, denn für den Regisseur sei er ungewohnt geschwätzig und von leichtem Sinn.[8] Gemäß der Welt am Sonntag gerieten Wongs typische visuelle Stilelemente zu leeren Manierismen, so dass es sein schwächster Film sei.[9] Das unvergessliche Lebensgefühl, das Wongs frühere Filme kennzeichnete, lasse sich hier nicht unbedingt entdecken, meinte epd Film,[10] man spüre nichts,[11] und der Spiegel vermisste jene „Unergründlichkeit des Herzschmerzes“, die seine anderen Filme auszeichne.[12] Anlässlich der Premiere in Cannes schrieb Jan Schulz-Ojala, es sei „ein würdiger Eröffnungsfilm“, ein Werk, das „die sanften Waffen des Kinos vorzeigt, ein Film, der verzaubert und nicht übertölpelt, der verführt und nicht erdrückt, […] ein nicht nur romantischer, sondern rücksichtslos sentimentaler Film – da hilft es nur wenig, dass er seine Schwächen kennt und mitunter subtil zu bezeichnen weiß. … My Blueberry Nights ist ein um die […] überdeutlich wiederkehrende Kussszene gebautes wunderluftiges Nichts.[13] Der film-dienst nahm den Film gegen Vorwürfe in Schutz und begrüßte Wongs Wagnis eines stilistischen Exkurses. Das Werk sei zwar weniger eindringlich als Wongs frühere Filme, doch schön und von liebevoller Sanftheit gegenüber den Figuren, die es zärtlich und diskret beobachte.[6]

Norah Jones bei den Filmfestspielen von Cannes 2007

Bezeichnete ein Teil der Presse Norah Jones in ihrer ersten Filmrolle „zauberhaft“[5] oder ebenso „großartig“ wie die Nebendarsteller,[6] stellten andere Stimmen fest, dass sie neben den anderen Figuren verblasse,[10] keine große Schauspielerin sei,[11] ohne Tiefe spiele[9] oder manchmal wie eine Statistin wirke.[8] Die Welt am Sonntag hielt sie und Jude Law als Paar für unglaubwürdig.[9] Epd Film fand Rachel Weisz „charismatisch und glamourös wie noch nie“,[10] den schauspielerischen Leistungen der übrigen Mitwirkenden widmeten die Kritiken kaum Aufmerksamkeit.

Hinsichtlich der visuellen Seite des Films sprach die Kritik von atemberaubender, aber flüchtiger Schönheit,[8] „berauschenden“,[12] „konkurrenzlos schönen“ Bildern[10] und vom optischen Genuss eines Films mit „leiser Melancholie und exquisiten Bildkompositionen.“[5] Das gezeigte fiktive Amerika sei aus alten Bildern, insbesondere in Wim Wenders' Filmen, abgeleitet, und zeige „ein Amerika, das man sich bereits sattgesehen haben könnte,“ ohne dabei seinen Reiz zu verlieren.[7] Man empfand aber auch, dass Wong kein Interesse an den Freiräumen der weiten amerikanischen Landschaft zeige[10] und sie lieblos und ohne Gespür abgebildet habe.[9] Bemängelt wurden auch eine unnötige, belanglose Kommentarstimme,[9] ein zu dünner Handlungsbogen,[12] eine angestrengt wirkende Handlung,[11] Platitüden und Ideenarmut[5] sowie das Fehlen von Geheimnis und Verzauberung.[9]

Hintergrund

Der Film wurde an verschiedenen Orten in Nevada, Kalifornien, New York City und Memphis in Tennessee gedreht.[14] Die Dreharbeiten begannen im Juni 2006.[15] Er eröffnete mit seiner Weltpremiere am 16. Mai 2007 die 60. Internationalen Filmfestspiele von Cannes.[16] In Deutschland war der Film erstmals am 29. September 2007 beim Filmfest Hamburg zu sehen.[16] Am 28. November 2007 wurde er erstmalig in der Schweiz gezeigt.[16] Filmstart in den deutschen und Schweizer Kinos war der 24. Januar 2008.[16] In Österreich lief er am 8. Februar 2008 an.[16] In den US-amerikanischen Kinos wurde der Film ab dem 4. April 2008 gezeigt.[16] Das Budget des Films wird auf rund 10 Millionen US-Dollar geschätzt.[15] Am Eröffnungswochenende wurden in den USA knapp 75.000 US-Dollar eingespielt.[15] Insgesamt beliefen sich die Einnahmen in den USA auf knapp 870.000 US-Dollar.[15] In den ersten drei Tagen wurden an den deutschen Kinokassen über 51.000 Besucher gezählt.[15]

Der Film war Kar Wai Wongs erste englischsprachige Produktion in Spielfilmlänge.[17] Norah Jones war trotz fehlender Schauspielerfahrungen die erste und einzige Wahl für die Hauptrolle.[17] Der Name des Cafés „Klyuch“, der in blauen, kyrillischen Buchstaben auf der Eingangstür zu lesen ist, entspricht dem russischen Wort für Schlüssel, eine Anspielung darauf, dass der Besitzer des Cafés die bei ihm abgegebenen Schlüssel in einem Glas sammelt.[17] Weder Kar Wai Wong noch Norah Jones mögen Blaubeerkuchen.[17]

Filmmusik

Vierzehn Songs und Originalkompositionen ergänzen [den Film] musikalisch. Norah Jones steuert ihr neues Lied ‚The Story‘ bei und Cat Power […] ‚The Greatest‘ und ‚Living Proof‘. […] die Mischung aus Soul, Blues und Jazz soll am 11. Januar erscheinen.[18][19][20]

Nr. Titel Interpret Dauer
1. The story Norah Jones 4:10
2. Living proof Cat Power 3:10
3. Ely Navada Ry Cooder 2:31
4. Try a little tenderness Otis Redding 3:19
5. Looking back Ruth Brown 4:16
6. Long ride Ry Cooder 3:13
7. Eyes on the prize Mavis Staples 4:06
8. Yumeji's theme (Harmonica Version) Chikara Tsuzuki 2:22
9. Skipping stone Amos Lee 2:21
10. Bus ride Ry Cooder 2:58
11. Harvest moon Cassandra Wilson 4:44
12. Devil's highway Hello Stranger 5:34
13. Pajaros Gustavo Santaolalla 2:22
14. The greatest Cat Power 3:24

Nominierungen und Auszeichnungen

Beim Cannes Film Festival wurde Kar Wai Wong 2007 für eine Goldene Palme nominiert.[21] Der Film wurde 2009 beim Cinema Writers Circle Awards in Spanien in der Kategorie „bester ausländischer Film“ nominiert.[21]

Literatur

Gespräche

  • Mit Wong Kar-wai in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 21. Januar 2008: Gibt es kein Glück in der Liebe?
  • Mit Wong Kar-wai in der Süddeutschen Zeitung, 24. Januar 2008: Endlich Nicht-Lover

Kritikenspiegel

Positiv

  • Film-dienst, Nr. 2/ 2008, fd 38537, von Felicitas Kleiner, S. 20: My Blueberry Nights

Gemischt

Eher negativ

Negativ

  • Welt am Sonntag, 20. Januar 2008, S. 62, von Sven von Reden: Von der Raststätte auf die Schnellstraße: Unterwegs mit Norah Jones

Einzelnachweise

  1. Zitiert nach einem Artikel in der International Herald Tribune („A story of a woman who takes the long route instead of the short one to meet up with the man she loves“), abgerufen am 12. Juli 2007
  2. Christopher Campbell, 1. Mai 2007: My Blueberry Nights bei cinematical.com (englisch)
  3. Besprechung von Emanuel Levy („an intimate tale of love“)
  4. Todd McCarthy in Variety, 16. Mai 2007: My Blueberry Nights
  5. a b c d Ulrike Schröder: My Blueberry Nights In: Cinema, Nr. 2/ 2008, S. 58
  6. a b c Felicitas Kleiner: My Blueberry Nights In: film-dienst, Nr. 2/ 2008, fd 38537, S. 20
  7. a b Daniel Kothenschulte: Bilder, die es schon gibt. In: Frankfurter Rundschau, 24. Januar 2008, S. 35
  8. a b c Kerstin Decker: Der Kuchenphilosoph In: Der Tagesspiegel, 24. Januar 2008, S. 27
  9. a b c d e f Sven von Reden: Von der Raststätte auf die Schnellstraße In: Welt am Sonntag, 20. Januar 2008, S. 62
  10. a b c d e Marli Feldvoß: My Blueberry Nights In: epd Film, Nr. 1/2008, S. 37
  11. a b c Peter Körte: Blaubeerkuchen macht melancholisch In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 20. Januar 2008
  12. a b c Der Spiegel, 21. Januar 2008, S. 127, nicht gezeichnet: My Blueberry Nights
  13. Jan Schulz-Ojala: Der Traum vom Liegen. Flüchtige Leidenschaften: Die 60. Filmfestspiele von Cannes beginnen mit „My Blueberry Nights“ von Wong Kar-wai. Der Tagesspiegel, 18. Mai 2007, abgerufen am 20. Dezember 2010.
  14. Drehorte laut Internet Movie Database
  15. a b c d e Budget und Einspielergebnisse laut Internet Movie Database
  16. a b c d e f Starttermine laut Internet Movie Database
  17. a b c d Hintergrundinformationen laut Internet Movie Database
  18. My Blueberry Nights bei nemopolis.de, 7. November 2007
  19. My Blueberry Nights Musical Serenade bei IGN Music, 9. November 2007
  20. My Blueberry Nights Filmmusik mit Hörproben, 6. Dezember 2007
  21. a b Nominierungen und Auszeichnungen laut Internet Movie Database

Weblinks


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