Möckern (Leipzig)

Möckern (Leipzig)
Wappen von Leipzig

Möckern
Stadtteil von Leipzig

Koordinaten 51° 22′ 5″ N, 12° 20′ 35″ O51.36805555555612.343055555556Koordinaten: 51° 22′ 5″ N, 12° 20′ 35″ O.
Fläche 4,77 km²
Einwohner 12.357 (31. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte 2591 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Okt. 1910
Postleitzahl 04159
Vorwahl 0341
Stadtbezirk Nord
Verkehrsanbindung
Bundesstraße Bundesstraße 6 number.svg
Eisenbahn RB 20 Eisenach-Erfurt-Halle (Saale)
RB 51 Leipzig-Gera
RB 125 Leipzig–Großkorbetha
S-Bahn S 10 Leipzig-Halle
Straßenbahn 10, 11
Bus 80, 90
Quelle: Ortsteilkatalog Leipzig 2008

Möckern ist ein Stadtteil im Leipziger Norden in Sachsen. Der Name Möckern ist wahrscheinlich von Mokrina für "Siedlung im feuchten, nassen Gelände" (altsorbisch von "mokry" für nass, feucht) abgeleitet.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Möckern grenzt im Osten an Gohlis, im Norden an Lindenthal, im Westen an Wahren. Im Süden liegt die Auenlandschaft der Weißen Elster und der Luppe.

Verkehr

Wichtigste Verkehrsader ist die Möckern in ost-westlicher Richtung durchquerende Georg-Schumann-Straße (früher Hallesche Straße), die Leipzig mit Schkeuditz und Halle verbindet. Auf dieser Straße verkehren die Straßenbahnlinien 10 und 11 nach Wahren bzw. Schkeuditz. Der alte Möckernsche Straßenbahnhof wird heute von einem Verein als Straßenbahnmuseum unterhalten. Möckern hat zwei S-Bahn-Stationen, den Haltepunkt Slevogtstraße an der Strecke nach Halle und den Bahnhof Möckern an der Strecke nach Plagwitz und Grünau.

Historischer Straßenbahnhof

Bauten

Auferstehungskirche

Von der alten dörflichen Bebauung Möckerns ist wenig erhalten. Der Ortskern befand sich rings um die Kreuzung von Slevogt- und Bucksdorffstraße nahe der Weißen Elster. Dort finden sich noch die Reste einiger Bauernhöfe und des ehemaligen Gutes. Einen großen Aufschwung nahm Möckern Ende des 19. Jahrhunderts als stadtnaher Wohnort vor allem für Arbeiter. Der Verlauf der Georg-Schumann-Straße und einiger Parallelstraßen wurde mit einfachen gründerzeitlichen Häusern bebaut. In den sechziger und 70er Jahren kam nördlich davon ein kleineres Neubaugebiet hinzu. Ganz am nordwestlichen Rand Möckern liegt die Sternsiedlung, eine 1933 errichtete Einfamilienhaussiedlung.

Der Anker

Die 1900/01 als Notkirche erbaute Auferstehungskirche an der Georg-Schumann-Straße dient der 1888 selbstständig gewordenen evangelisch-lutherischen Gemeinde seit über 100 Jahren als Pfarrkirche. Die Kirche beherbergt die älteste Kirchenorgel Leipzigs, 1766 von Johann Emanuel Schweinefleisch erbaut und mehrfach umgebaut, die 1841 von Felix Mendelssohn Bartholdy geprüft worden war und schließlich 1901 von der Stadt Leipzig, in deren Besitz die alte, zum Abbruch vorgesehene, reformierte Kirche übergegangen war, an die Kirchgemeinde Möckern verkauft wurde.

Unweit der Kirche befindet sich der Anker, früher ein Lokal mit Veranstaltungssaal, das heute als Stadtteilzentrum und Jugendclub dient. Im Anker treten zahlreiche Bands auf. Weiter südlich schon in der Elsteraue gelegen befindet sich der Sportplatz Wettinbrücke, der im Besitz der Universität Leipzig ist.

Postentürme der aufgelassenen Kaserne der GSSD

Kaserne an der Georg-Schumann-Straße

1875 bis 1877 wurde an der Halleschen Straße (ab 1928 Hallische Straße und heutige Georg-Schumann-Straße) durch die Baumeister Otto und Joachim Streib, sowie Bernhard Leuthier die Kaserne bei Möckern mit einer Fläche von 6.500 m² errichtet. Der Bau wurde nach den Plänen der Militär-Baudirektion Sachsen errichtet und kostete 2.061.450,10 Mark. 1875 bis 1925 bildete die Kaserne einen "selbständigen Gutsbezirk", wodurch sie nicht der Gemeinde Möckern beziehungsweise der Stadt Leipzig unterstand. Von 1877 bis 24. März 1914 wurde das 7. Kgl. Sächsische Infanterie-Regiment "Prinz Georg" (später "König Georg") Nr. 106 in der Kaserne stationiert. 1914 bis 1918 diente die Kaserne zur Aufnahme von Reservetruppen und als Reservelazarett. 1920 bis 1935 sind in der Kaserne bis zu 12 Sicherheitskompanien untergebracht. Nach der dortigen Unterbringung der kasernierten Volkspolizei (1952 bis 1956), wurde die ab dem 7. Oktober 1964 in "Georg-Schumann" umbenannte Kaserne von 1956 bis zur politischen Wende in vollem Umfang von Einheiten der NVA genutzt. Nach der Wende wurde die Kaserne von 1990 bis 1991 von der Bundeswehr benutzt und am 29. April 1991 der Treuhand zur zivilen Nutzung übergeben.

Chronik

  • 1875 bis 1877: Bau der Kaserne
  • 1. April 1877: Übergabe an das 7. Infanterieregiment Nr. 106
  • 27. Juli 1882: Bildung eines selbständigen Gutsbezirkes
  • 1895: Bau der Gebäude als "Barackenkaserne"
  • 2. Dezember 1911: Ein Brand in der Kaserne verursacht einen Schaden von zirka 500.000 Mark
  • 22. Februar 1914: Die Kaserne erhält den Namen "König-Georg-Kaserne"
  • 16. November 1914: Errichtung eines Reservelazaretts
  • 16. November 1918: Bildung von Sicherheitskompanien
  • 1. Juni 1920: Die Landessicherheitspolizei bezieht die Kaserne
  • 1. April 1925: Eingemeindung der Kaserne nach Leipzig
  • März 1942: In der Kaserne befindet sich das Heimat-Pferde-Lazarett 104 und die Sanitätsersatzabteilung, sowie das Standortbataillon zbV.
  • 19. April 1945: Die Kaserne wird von amerikanischen Truppen der 2. Infanteriedivision eingenommen und wird Sammelstelle für Flüchtlinge.
  • 13. April 1946: Die Kaserne wird Rückkehrerlager für deutsche Soldaten (Quarantänelager)
  • 10. August 1948: In der Kaserne wird die Volkspolizeibereitschaft Sachsen aufgestellt.
  • 16. Juni 1952: Die VP-Bereitschaften werden von der kasernierten Volkspolizei übernommen.
  • 28. Juni 1956: Bildung der Leipziger Truppenteile der NVA: In der Kaserne befinden sich der Stab des Militärbezirkes III, sowie das Mot.-Schützenregiment 16 (MSR 16) und NB 3
  • 7. Oktober 1964: Die Kaserne erhält den Namen "Georg-Schumann-Kaserne".
  • Oktober 1972: Das MSR 16 wird nach Bad Frankenhausen verlegt.
  • 11. Oktober 1979: Einweihung eines Ehrenmals für Georg-Schumann
  • 5. Oktober 1990: Auflösungsappelle der NVA und Übernahme durch die Bundeswehr
  • 29. April 1991: Übergabe der Kaserne an die Treuhand zur zivilen Nutzung


Bildung und Forschung

In Möckern liegen eine Grund- und Mittelschule sowie ein Gymnasium. Im Stadtteil sind auch das Institut für Tierernährung der Universität Leipzig und die Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft angesiedelt die beide auf die traditionsreiche Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Möckern zurückgehen.

Ein Apelstein markiert die Stellung der Franzosen

Historische Daten

  • 16. Oktober 1813: In und um Möckern liegt das nördliche Schlachtfeld der Völkerschlacht. Die Preußen unter Blücher können die Franzosen unter Marmont besiegen und das Dorf schließlich erstürmen. Die meisten Häuser Möckerns werden dabei zerstört oder stark beschädigt. Daran erinnert das Kugeldenkmal vor der Kirche.
  • 1850: Das Kugeldenkmal zur Erinnerung an die Völkerschlacht wird auf freiem Feld am Großwiederitzscher Weg vor Möckern aufgestellt.
  • 1852: Die Leipziger Ökonomische Sozietät unter Wilhelm Crusius begründet die erste landwirtschaftliche Versuchsanstalt in Deutschland an der Bucksdorffstraße. Erster Direktor war Prof. Emil von Wolff (1851 bis 1854).
  • 1858: Das Kugeldenkmal wird an der Hallischen Straße aufgestellt.
  • 1861: Gründung des Möckernschen Turnvereins
  • 1867: Bau der Bergbrauerei durch Eduard Rohland in der Braustraße (heutige Seelenbinderstraße). Ab dem 1. Januar 1918 war die Bergbrauerei im Besitz der Sternburgschen Brauerei.
  • 1868: Die Freiwillige Feuerwehr Möckern wird gegründet.
  • 1873: Errichtung des Gasthofs "Goldener Anker" durch August Wehse
  • 1878: An der Hallischen Straße wird das Hotel "Goldener Löwe" errichtet.
  • 1878: In der Reuningstraße (am Anger) gründen Rödiger & Quarch eine Rauchwarenzurichterei, später Eisfabrik (Lipsia-Eis?).
  • 1891: Möckern wird an die Leipziger Pferdebahn angeschlossen. Die Elektrifizierung erfolgt 1897.
  • 1895: Erste Bestattung auf dem Möckernschen Friedhof. Er ist heute der kleinste kommunale Friedhof Leipzigs.
  • 1. Juli 1907: Der Straßenbahnhof Möckern mit einer viergleisigen und 56 m langen Halle und Werkstattanbau geht nach ca. zweijähriger Bauzeit in Betrieb. Auf dem Gelände des Bahnhofs wird ein Wohnhaus für sieben Straßenbahnerfamilien errichtet.
  • 1909: Der Straßenbahnhof bekommt eine weitere viergleisige, ca. 60 m lange Halle und ein Dienstgebäude.
  • 1. Januar 1910: Die bis dahin selbstständige Gemeinde wird nach Leipzig eingemeindet.
  • 1935 Bau der "Sternsiedlung"
  • 1961-1964 Errichtung eines neuen Wohngebiets nördlich der Georg-Schumann-Str. auf bisher unbebautem Acker- und Gartenland (→ Plattenbauten in Leipzig).
  • 19. März 1972: Beide Hallen des Straßenbahnhofs fallen einem Brand zum Opfer. Der Schaden betrug 1,25 Mio. DDR-Mark.
  • 15. Oktober 1972: Der Straßenbahnhof Möckern geht wieder in Betrieb.
  • 1976: Beide Hallen des Straßenbahnhofs werden durch eine Halle mit sieben Gleisen ersetzt.
  • 1992: Gründung des Bürgervereins Möckern-Wahren
  • 17. Mai 1998: Eröffnung des Historischen Straßenbahnhofs Möckern

Literatur

In den 1960er Jahren wird Möckern nach Norden erweitert
  • Thomas Nabert, Christoph Kühn: Möckern. Eine historische und städtebauliche Studie. Leipzig 1998
  • Die Auferstehungskirche in Leipzig-Möckern zu ihrem 100jährigen Jubiläum. Hrsg. vom Kirchenvorstand der ev.-luth. Auferstehungskirche zu Leipzig-Möckern. Leipzig 2001.
  • Dieter Kürschner (Hrsg.): Geschichte der Kaserne an der Georg-Schumann-Straße, Leipzig-Möckern. 1875–1990. (= Gohliser historische Hefte, Heft 3), Leipzig 1999
  • Theodor Apel: Die Schlacht von Möckern den 16. October 1813. Leipzig und Naumburg 1851.
  • Viadukt. Bürgerzeitung für Möckern und Wahren. 1. 1993 ff. (zweimonatlich)

Weblinks

 Commons: Möckern (Leipzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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