Möttelischloss

Möttelischloss

p1p3

Schloss Sulzberg
Alternativname(n): „Möttelischloss“
Entstehungszeit: um 1230
Ort: Untereggen
Geographische Lage (752853 / 258987)47.4638888888899.46611111111117Koordinaten: 47° 27′ 50″ N, 9° 27′ 58″ O; CH1903: (752853 / 258987)
Schloss Sulzberg (Schweiz)
DEC
Schloss Sulzberg

Das Schloss Sulzberg, im Volksmund auch Möttelischloss genannt, ist eine Burg auf dem Gebiet der Gemeinde Untereggen im Wahlkreis Rorschach des Kantons St. Gallen in der Schweiz.

Die Burg steht auf einer auslaufenden Felsrippe hoch über dem Bettlerenbach, am Weg von Goldach nach Untereggen.

Inhaltsverzeichnis

Bauliche Beschreibung

Bergfried

Von dem alten Baubestand ist noch der über 20 Meter hohe Bergfried erhalten, dessen Grundfläche eine quadratische Form mit zehn Metern Seitenlänge aufweist. Der Turm ist aus roh behauenen Sandsteinquadern erbaut, wobei die Eckverbände Kantenschlag aufweisen. Seine Mauerdicke beträgt an der Basis 3,40 Meter. Das oberste Stockwerk des Bergfrieds ist stark verändert worden. Früher befand sich dort wohl ein Zinnenkranz oder ein vorkragender, hölzerner Obergaden. Es sind noch alte Balkenlöcher sichtbar.

Der heutige, ebenerdige Zugang wurde kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert (etwa 1893) ausgebrochen, doch der ursprüngliche Hocheingang im zweiten Stockwerk ist noch erhalten. Einzelne schmale Luftschlitze mit horizontalen Abdeckplatten sind auf die drei ursprünglichen Geschosse verteilt, deren einstige Aufteilung durch erhaltene Auflager der ehemaligen Bodenbalken noch gut sichtbar ist.

Der Bergfried, wohl zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut, befand sich im Zentrum eines von einer Ringmauer geschützten Hofes, der auch heute noch über einen Halsgraben erreichbar ist.

Palas

In seinen Grundelementen hat sich auch der südöstlich an den Bergfried angebaute Palas erhalten. Er wurde wahrscheinlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichtet und im 15. und 16. Jahrhundert umgebaut. Das dreistöckige Gebäude wird von einem Walmdach gekrönt

Über dem grossen Kellergewölbe aus dem 15. Jahrhundert befindet sich im Erdgeschoss eine Kapelle. Im ersten Stock des Palas befindet sich die grosse Ritterstube mit einer alten gotischen Balkendecke und tiefen Fensternischen. Über einer Tür befindet sich noch das Wappen der Familie Studer von Winckelbach.

Wirtschaftsgebäude

Die ehemaligen Gesinde- und Oekonomiegebäude lehnen sich an die nördliche und westliche Ringmauer an. Sie waren zum Teil in Fachwerkbauweise aufgeführt und stützten sich auf der Mauer ab.

Umgebung

Die Anlage wird von einem grossen Garten und 17 Hektar Umschwung umgeben. Auf diesem Gebiet, das unter Naturschutz steht, liegen auch drei Weiher, von denen der Mötteliweiher mit über 400 Meter Länge der grösste ist.

Dank seiner Lage mit einem imposanten Rundblick auf den Bodensee, von Bregenz bis nach Meersburg, vom vorgelagerten Schweizer Gebiet von Altenrhein bis weit über Romanshorn und tief hinein nach Süddeutschland, wird die Umgebung des Schlosses immer wieder gerne von Wanderern besucht.

Geschichte

Schloss Sulzberg hat eine weit zurückreichende Geschichte. Erbaut wurde die Anlage um 1230, von wem ist nicht bekannt. Erster im Zusammenhang mit dem Schloss namentlich erwähnter ist Rudolf I. von Sulzberg. Die Herren von Sulzberg stammten aus der bayerischen Marktgemeinde Sulzberg bei Kempten im Allgäu. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts stellten sie sich in den Dienst des Bischofs von Konstanz. Von ihrer Burg aus verwalteten sie nicht nur die zahlreichen Ländereien in ihrem Besitz, sondern fungierten auch als Gerichtsherren von Goldach und Thal.

Mit Rudolf V. starben die Sulzberger am 2. November 1396 im Mannesstamm aus. Der Kirchensatz und das Patronatsrecht der St.Mauritius-Pfarrei gelangten über Elisabeth von Sulzberg an die Herren von Adlikon. Die Vogtei und den Kehlhof Horn hatte Klara von Sulzberg schon zuvor als Mitgift in ihre Ehe mit dem Ritter Eglof von Rorschach gebracht.

Die Burg sowie deren dazugehörigen Güter gingen je zur Hälfte an Josten Meier aus Altstätten sowie an den reichen Arboner Bürger Hans Schub. Letzterer nahm danach seinen Wohnsitz auf Schloss Sulzberg.

Der Meier'sche Burganteil gelangte über Burkhard Schenk von Kastel 1412 an Lienhard Payer aus St. Gallen, von dem sie der Junker Hans Gnäpser erwarb. Dessen Familie veräusserte ihren Anteil an der Anlage im Jahre 1474 an Jörg Mötteli aus Ravensburg. 1490 erwarb er für die Summe von 1018 Pfund auch die zweite Hälfte der Burg, verkaufte diese aber nur drei Jahre später mit einem Gewinn von 662 Gulden an seinen Bruder Rudolf.

Die Mötteli nannten sich ab etwa 1468 Herren von Rappenstein. Sie veränderten die Burg durch grosse Umbauten, beispielsweise den Keller. Des weiteren wurde der damalige Hof überdacht und zum heutigen Wohntrakt umfunktioniert.

Im Jahre 1573 starb mit Johann Jakob von Rappenstein der letzte männliche Vertreter des Geschlechts. Über seine Verwandte Wendelgard von Rappenstein, die etwa um 1578 Hektor Studer von Winkelbach heiratete, kam das Schloss Sulzberg an dessen Familie.

Als die Familie Studer von Winkelbach keine männlichen Erben mehr hatte, kam der Besitz durch Maria Salome Studer von Winkelbach an die Familie ihres Ehemanns Johann Kaspar Rugg von Tannegg. Nach dessen Tod verkauften seine Erben die Anlage 1649 an den Hauptmann der Gemeinde Untereggen, Jakob Hädener, von dessen Sohn sie 1667 der Gardehauptmann Rudolf von Salis erwarb.

Diese vornehme Bündner Familie besass mit dem Salishof in Rorschach ein weitaus bequemeres Domizil und lebte deshalb nur selten auf der Burg. So kam Schloss Sulzberg in Abgang und war bereits 1713 zu einer Ruine verfallen, deren Dächer und Decken eingestürzt waren.

1784 reichten die Brüder Johann Heinrich und Rudolf von Salis-Soglio beim Fürstabt Beda Angehrn ein Baugesuch ein, das den totalen Abbruch von Sulzberg vorsah. Nur unter der Bedingung, dass ein Burgstock erhalten bliebe, gab der Abt seine Bewilligung dazu. So wurde das Schloss zum Teil neu errichtet, in einen bewohnbaren Zustand gebracht und der Turm mit einem Mansarddach versehen. Durch diese Baumassnahmen erhielt die Anlage - mit Ausnahme des Bergfrieds, dem um 1893 ein Abschluss mit Umgang aufgesetzt wurde - ihr heutiges Aussehen.

Nachdem die von Salis-Soglio Schloss Sulzberg am 2. Juni 1857 für 160.000 Franken an Johann Jakob Brunner aus St. Gallen verkauft hatten, folgten zahlreiche Besitzerwechsel, ehe es an den Kantonsrat Dr. Billwiller kam. Dessen Sohn renovierte das Schloss 1942 ohne Rücksicht auf die historische Bausubstanz und verkaufte es im Jahre 1951 an Dr. M. Spirig. Dieser liess die nördliche Ringmauer wieder errichten und bewohnte das Schloss bis zu seinem Tod.

Die Erbengemeinschaft Spirig verkaufte es 1985 an den Architekten und Multimillionär Andreas Eberle unter dessen Regie es in rund eineinhalbjähriger Bauzeit restauriert und unter Berücksichtigung der baulichen Substanz aus- und umgebaut wurde.

Der Palas und das ehemalige Gesindehaus an der Westmauer beherbergen heute Wohnungen. Das Turmzimmer und die Kapelle werden seit 2006 nicht mehr vermietet.

Literatur

  • Willi Franz: Geschichte der Stadt Rorschach und das Rorschacher Amtes. Rorschach 1947
  • Fritz Hauswirth: Burgen und Schlösser der Schweiz. Band 2, Gaissberg-Verlag, Kreuzlingen 1965
  • Bernhard Kobler: Das Schloss Sulzberg und seine Weiher. In: Rorschacher Neujahrsblatt 1948. Rorschach 1948.
  • Walter Müller: Die Herren von Sulzberg im Allgäu und am Bodensee. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. 76/1958, Seite 63-92
  • Josef Reck: 500 Jahre Goldach. Goldach 1964
  • Hugo Schneider: Burgen der Schweiz. Band 6, Silva-Verlag, Zürich 1983
  • Jakob Wahrenberger: Rorschach, Heimat am See. Rorschach 1978

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