Mülsengrund

Mülsengrund
Wappen Deutschlandkarte
Die Gemeinde Mülsen führt kein Wappen
Mülsen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Mülsen hervorgehoben
50.74472222222212.574722222222Höhenangabe falsch oder mehr als zwei NachkommastellenKoordinaten: 50° 45′ N, 12° 34′ O
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Direktionsbezirk: Chemnitz
Landkreis: Zwickau
Höhe: 246–449 m ü. NN
Fläche: 49,65 km²
Einwohner: 12.460 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 251 Einwohner je km²
Postleitzahl: 08132
Vorwahl: 037601
Kfz-Kennzeichen: Z
Gemeindeschlüssel: 14 5 24 200
Gemeindegliederung: 11 Ortsteile
Adresse der Gemeindeverwaltung: St. Jacober Hauptstr. 128;
08132 Mülsen
Webpräsenz:
Bürgermeister: Hendric Freund (parteilos)

Mülsen ist die größte und „längste“ Gemeinde in Sachsen. Sie erstreckt sich im Landkreis Zwickau entlang des Mülsenbaches, der ein rechter Zufluss der Zwickauer Mulde ist.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Die Gemeinde Mülsen bzw. der Mülsengrund ist ein sehr dicht bebautes Seitental östlich der Zwickauer Mulde und liegt im Südwesten des Freistaates Sachsen im Zwickauer Landkreis. Mülsen gehört zudem zur westliche Seite des erzgebirgischen Beckens und erstreckt sich auf einer Länge von gut 15 Kilometer. Der zur Gemeinde gehörende Mülsenbach fließt auf einer Länge von 17 Kilometer in nordwestlicher Richtung durch das Tal entlang von acht Ortsteilen des Mülsengrundes und mündet in die Zwickauer Mulde. In weiten Teilen des Mülsengrundes wird Westerzgebirgisch gesprochen.

Geologie

Am Randes des erzgebirgischen Beckens überdecken die Mülsner Schichten des Oberrotliegenden große Teile des Unterrotliegenden. Diese Schichten bestehen aus kleinstückigen Konglomeraten. Wenn der Boden im Frühjahr und im Herbst aufgeackert wird, kann man das kräftige Rotbraun dieser feinsandigen, lehmig-tönigen Böden besonders gut erkennen. Diese haben mittlere bis mäßige Qualität. Charakteristisch für Mülsen und den Mülsengrund sind die schluchtartigen Seitentäler, durch die speziell die linke Talseite geprägt ist. Die Bauern nutzten sie in früheren Zeiten als Niederwald.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind Reinsdorf, die Städte Hartenstein, Wildenfels, Glauchau, Lichtenstein und die Große Kreisstadt Zwickau im Landkreis Zwickau sowie die im benachbarten Erzgebirgskreis liegende Stadt Oelsnitz.

Gemeindegliederung

1999 entstand aus den Orten Marienau, Neuschönburg, Ortmannsdorf, Mülsen St. Niclas, Mülsen St. Jacob, Mülsen St. Micheln, Stangendorf, Thurm, Niedermülsen, Wulm und Berthelsdorf die Gemeinde Mülsen, das größte Dorf Sachsens.

Die Mülsener Fluren liegen fast alle in der Trinkwasserschutzzone, daher wird es in dieser Region auch keine größeren Gewerbeansiedelungen geben, so dass die Gemeinde ihre Zukunft u.a. im Ausbau des sanften Tourismus sieht. Viele Wanderwege sind bereits so ausgebaut und ausgeschildert, dass Ausflugsziele der Umgebung bequem zu Fuß, hoch zu Ross oder mit dem Fahrrad erreicht werden können. Der weitere Ausbau ist geplant.

Partnergemeinde

Partnergemeinde von Mülsen (ursprünglich von Thurm) ist die Gemeinde

Geschichte

Die Besiedlung des Tales erfolgte im 12. Jahrhundert. Die Herrschaften Glauchau und Hartenstein, die den Mülsengrund lange beherrschten, unterstanden direkt Kaiser Barbarossa. Nach und nach gründeten zugezogene Siedler Waldhufendörfer entlang des Mülsengrundbaches. Als erstes wird 1212 Ortwinestorf (Ortmannsdorf) erwähnt, Niedermülsen als letztes 1454.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges im Januar 1944 wurde in Mülsen ein Außenlager des KZ Flossenbürg errichtet,[2]von dem aus mehr als 1.000 Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen für die Rüstungsproduktion der Erla-Flugzeugwerke Zwangsarbeit verrichten mussten. 198 von ihnen verbrannten bei lebendigem Leibe, als SS-Wachmannschaften die Löschung eines Großbrandes verhinderten. Ein Aufstand von Häftlingen führte zu weiteren Todesopfern. Im April 1945 wurden die vorhandenen Häftlinge auf den Todesmarsch in Richtung Litomerice getrieben, wobei 83 von ihnen in Schlema ermordet wurden.

Religionen

Im Mülsengrund gibt es eine vielfältige Landschaft von Religionsgemeinschaften. Neben den Evangelisch-lutherischen Kirchgemeinden gibt es die stark vertretene Arbeit der Landeskirchlichen Gemeinschaft, genauso wie die Evangelisch-methodistische, die katholische Kirche, die Neuapostolische Kirche und übergemeindliche Einrichtungen.

Der heutige Kirchturm der Ev.-luth. Kirche Zum Heiligen Kreuz in Ortmannsdorf stammt aus dem Jahre 1774, die heute stehende romanische Kirche wurde 1856 errichtet. Die Kirchgemeinde umfasst etwa 900 Mitglieder.

Weitere Kirchen:

  • Ev.-luth. Kirche St. Nicolai Mülsen St. Niclas
  • Ev.-luth. Kirche St. Jacobus d. Ältere Mülsen St. Jacob
  • Ev.-luth. Kirche St. Michael Mülsen St. Micheln
  • Ev.-luth. Kirche St. Urban Thurm
  • Landeskirchliche Gemeinschaften in Neuschönburg, Ortmannsdorf, Mülsen St. Niclas, Mülsen St. Jacob, Mülsen St. Micheln, Stangendorf, Thurm und Niedermülsen
  • Katholische Gemeinde Mariä Verkündigung in Mülsen
  • Evangelisch-methodistische Gemeinde Mülsen
  • Neuapostolische Kirche in Thurm

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1998 - 13.313 1
  • 1999 - 13.041
  • 2000 - 12.949
  • 2001 - 12.798
  • 2002 - 12.702
  • 2003 - 12.869
  • 2004 - 12.607
  • 2005 - 12.489
  • 2006 - 12.378
  • 2007 - 12.460
Datenquelle: Statistisches Landesamt Sachsen

1 Gebietsstand 1. Januar 1999

Bürgermeister

  • 23. Juli 1999 bis 25. Juli 2006: Reiner Müller (CDU)
  • seit 26. Juli 2006: Hendric Freund (parteilos)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Das Härtelhaus in Mülsen St. Jacob gilt als das Heimatmuseum des Mülsengrundes schlechthin. Der Heimatverein Mülsen St. Jacob e.V. hat hier in jahrelanger Arbeit ein Kleinod zusammengetragen, dass vor allem die Geschichte der Haus- und Handweberei im Mülsengrund dokumentiert. Ein weiteres, kleineres Heimatmuseum befindet sich in Mülsen St. Niclas. Es wird vom dortigen Heimatverein Mülsen e.V. gepflegt. Die beiden genannten Vereine allerdings verfolgen unterschiedliche Wege und Ziele bei der bzw. zur Pflege des Brauchtums und dergleichen im Mülsengrund.

Musik

Mülsen hat in der Vergangenheit einige wenige Chöre und Gesangs- oder Spielvereine besessen. Auch heute ist das noch so. Am bekanntesten in der hiesigen Region und darüber hinaus sind die Liedertafel Mülsengrund e. V., der Posaunenchor Mülsen und die Mülsener Musikanten. Auch einige Bands bzw. Gruppen haben sich in Mülsen gegründet und sind über die Kreis- und Bezirksgrenzen hinaus sehr bekannt: "Instructive" sind bereits als Vorband der legendären Band Silbermond aufgetreten. Sehr beliebt ist hier auch die seit dem Beginn der 1970er Jahre bestehende Band "Epilog". Zu den besonderen musikalischen Höhepunkten in Mülsen zählt der alljährliche Orgeltag, der gleichzeitig mit dem Radlersonntag veranstaltet wird. Seit 2004 werden in den fünf Kirchen der einzelnen Mülsner Ortsteile verschiedene Orgelwerke gespielt. In der Kirche des Ortsteiles Ortmannsdorf spielt seit Juli 2004 alljährlich das Ensemble Amadeus aus Dennheritz, einem Nachbarort von Mülsen, Werke verschiedener Komponisten und Musiker für Liebhaber der klassischen Kammermusik.

Bauwerke

In Mülsen gibt es nur wenige Bauwerke, die über die Grenzen der hiesigen Region hinaus bekannt sind. Fünf Kirchenbauwerke stehen in fünf Ortsteilen. Es existieren zahlreiche ältere, dem Denkmalschutz unterliegende Gebäude, wie z. B. das Härtelhaus und diverse Bauerngehöfte entlang des Mülsengrundes. Zu erwähnen wäre der Amorsaal, ein Konzertsaal in Mülsen St. Niclas, der sich vor allem zu DDR-Zeiten großer Beliebtheit erfreute und auch in heutiger Zeit viele Konzerte anbietet. Eines der ältesten Gasthäuser im Mülsengrund ist der Gasthof Thurm. Dieser wurde bereits im Jahre 1570 erbaut. Ebenfalls zu erwähnen ist auch der agrarhistorische Hof in Niedermülsen und das Schloss neben der Kirche St. Urban in Thurm.

Gedenkstätten

  • Gedenkanlage vor dem Textilwerk mit mehrsprachigen Schrifttafeln, die an die Opfer von Zwangsarbeit erinnern
  • Gedenktafel an der Außenwand des Fabrikgebäudes zur Erinnerung an 198 Brandopfer unter den KZ-Häftlingen vom Mai 1944
  • Gedenkstein oberhalb des Textilwerkes für 51 KZ-Häftlinge, die ermordet und dort begraben wurden
  • Gedenkstein für die Kriegsopfer des 1. Weltkrieges im Ortsteil Neuschönburg
  • Gedenkstein für die Kriegsopfer des 1. Weltkrieges im Ortsteil Niedermülsen
  • Grabstätte auf dem Friedhof des Ortsteiles Ortmannsdorf für einen unbekannten sowjetischen Kriegsgefangenen, der während des Zweiten Weltkrieges ein Opfer von Zwangsarbeit wurde

Naturdenkmäler

Eines der bekanntesten Naturflächendenkmäler in Mülsen ist der in Stangendorf liegende Wilhelmsgrund. Hier erfährt und sieht der Wanderfreund auf einem zwei Kilometer langen Wanderpfad in zahlreich angelegten Biotopen eine weitestgehend erhaltene Flora und Fauna mit seltenen Pflanzen- und Tierarten. Er gehört zu den schönsten Kerbtälern und Wandergebieten im Mülsengrund selbst. Ein weiteres bekanntes Naturflächendenkmal, der Wulmer Hang, liegt unmittelbar an der Zwickauer Mulde und erstreckt sich auf reichlich fünfhundert Metern zwischen Wulm und dem angrenzenden Ort Schlunzig bei Mosel.

Sport

In den diversen Ortsteilen Mülsens sind mehrere Sportvereine aktiv und unterhalten verschiedene Sportssektionen. Am bekanntesten ist die SG Motor Thurm mit ihrem sehr modernen Sportstadion in Stangendorf. Zur ihr gehört eine 4-Bahn-Kegelanlage, welche in den letzten Jahren generalüberholt und modernisiert worden ist. Weitere Sportvereine sind der Turnverein Mülsen, der SV Blau-Gelb Mülsen, der SV Mülsen St. Niclas und der SV 1861 Ortmannsdorf sowie der MSC Motocross. Des Weiteren gibt es noch einige wenige andere Sportvereine, die aber mehr im Hobbysportbereich angesiedelt sind.

Regelmäßige Veranstaltungen

Bekannt ist Mülsen für den Radlersonntag am zweiten Sonntag im Mai. Über 10.000 Menschen machen sich Jahr für Jahr mit ihren Fahrrädern oder Inlineskates auf den Weg um die ca. 23 km lange Strecke des Mülsengrundes zu erkunden. Der Radlersonntag ist damit das längste Volksfest in Sachsen. Prominente Persönlichkeiten wie der ehemalige sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt haben schon daran teilgenommen. Die DDR-Radsportlegende Gustav-Adolf Schur war bereits mehrmals dabei. Auch viele andere Prominente aus Politik, Gesellschaft und Sport wurden regelmäßig zum Radlersonntag gesichtet.

Einen Tag vor dem Radlersonntag wird der Mülsengrundlauf ausgetragen, der seit Mai 2001 im Sportzentrum im Ortsteil Stangendorf gestartet und beendet wird. Über verschiedene Laufdistanzen können alle Altersgruppen zwischen 3 und 99 Jahren teilnehmen

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

In Mülsen St. Jacob quert die Bundesstraße 173 von Chemnitz nach Zwickau den Mülsengrund. In der Nähe von Berthelsdorf führt die Bundesstraße 93 (von Zwickau nach Altenburg) entlang, unweit der Bundesautobahn 4. An Ortmannsdorf grenzt die Bundesautobahn 72. Von 1885 bis 1951 fuhr durch den Mülsengrund außerdem eine 14 km lange 750-mm-Schmalspurbahn von Mosel nach Ortmannsdorf.

Ansässige Unternehmen

Mülsen liegt in einem ursprünglich landwirtschaftlich geprägten Gebiet. Seit der Wende 1989/90 brach die Industriebranche weitestgehend komplett weg und es entstanden neue Unternehmen im Einzelhandel, Baugewerbe und Dienstleistungsbereich. Der vor der Wende wohl bekannteste volkseigene Industriebetrieb VEM Elektromotorenwerke Thurm ist 1993 als Unternehmen aus dem Ort ausgelagert worden und befindet sich heute mit seinem Betriebsgelände auf Zwickauer Territorium, wo schon zu DDR-Zeiten produziert wurde. Auch wenn der Bezug zu Mülsen nicht direkt gegeben ist, so hat man im Unternehmen den einstigen Ortsnamen beibehalten. Der ebenfalls einst sehr bekannte Textilbetrieb VEB Textilwerke Mülsen, mit mehreren Werksbereichen in Mülsen, wurde zur Wende ebenfalls aufgelöst bzw. neu strukturiert sowie privatisiert. Die beiden Werksteile in Mülsen St. Micheln und Mülsen St. Jacob produzieren unabhängig voneinander und sind im Besitz diverser Unternehmer.

Medien

Seit dem Zusammenschluss der Ortsteile zur Einheitsgemeinde Mülsen gibt die Gemeinde ein eigenes Amtsblatt unter dem Namen Mülsengrundkurier heraus, welches monatlich erscheint. Vor dem Zusammenschluss existierten in den unteren und oberen Ortsteilen zwei verschiedene Amtsblätter.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt


Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
  2. http://www.kz-aussenlager.de/muelsen.html

Literatur

  • Jörg Tauscher: Ortsfamilienbuch Mülsen St. Niclas & St. Jacob 1604–1795, Cardamina Verlag 2008, ISBN 978-3-938649-29-9

Weblinks


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