Namedy

Namedy
Namedy
Stadt Andernach
Koordinaten: 50° 27′ N, 7° 22′ O50.451847.36478560Koordinaten: 50° 27′ 7″ N, 7° 21′ 53″ O
Höhe: 60 m ü. NN
Einwohner: 1.362 (30. Juni 2010)
Eingemeindung: 7. Juni 1969
Postleitzahl: 56626
Vorwahl: 02632
Namedy (Rheinland-Pfalz)
Namedy

Lage von Namedy in Rheinland-Pfalz

Namedy (Namde auf Platt) ist ein Stadtteil von Andernach, einer Großen kreisangehörigen Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz im nördlichen Rheinland-Pfalz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kirche St. Bartholomäus in Namedy, Detail

1200 erstmals urkundlich als „Namedei“ erwähnt. Wie auch in Andernach gibt es hier keltische Siedlungsfunde, die weit in die vorchristliche Zeit reichen. Wie Miesenheim und Kell gehörte es seit dem frühen Mittelalter zum Andernacher Fiskalbesitz. Das Gebiet, in dem sich einst das kleine, rheinabwärts gelegene Fischerdorf Fornich befand, gehört auch zu Namedy. Es musste erstmals 1858 teilweise dem Bau der Linken Rheinstrecke weichen und endgültig beim autobahnähnlichen Ausbau der B 9. Heute steht nur noch ein einziges Haus in Fornich, das mit Brohl-Lützing zusammengewachsen ist. Bis 1978 war noch am Ortsausgang nach Namedy das alte Ortschild „Fornich, Kreis Mayen“ zu sehen.

Im 14. Jahrhundert wurde der adlige Niederhof (siehe Burg Namedy) gebaut. Ein Jahrhundert früher wurde 1255 das Zisterzienserinnen-Kloster „zu Namendelh“ errichtet. 1560 musste es wegen der angespannten Wirtschaftslage nach 300-jährigem Bestehen aufgelöst werden. Die letzte Äbtissin Hildegard von Hausmann (von Husmann, 1518–1562) stellte bereits nach 1553 keine Novizinnen mehr ein, das Klosterleben kam gegen 1558 zum Erliegen. Zu gleicher Zeit baute ihr Bruder Anton von Hausmann (Huysmann) die Burg aus (s. dort).

Um 1800 befand sich jahrzehntelang am Namedyer Rheinufer eine wichtige Niederlassung der Rheinflößerei. Hier wurden die rheinabwärts in die Niederlande treibenden Kleinflöße zu Großflößen zusammengestellt. So wird Namedy auch in dem Buch „Das Floß der armen Leute. Gefährliche Rheinfahrt 1791“ von Günter Sachse erwähnt und die Vorgänge der Floßzusammenstellung am Werth detailliert beschrieben.

In den Jahren 1929 bis 1931 fanden auf dem Namedyer Werth Zeltlager, die sogenannten Kinderrepubliken, der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde statt. Einer der Betreuer ist der damals noch als Herbert Frahm bekannte, spätere Bundeskanzler, Willy Brandt.

Im Rahmen der Kommunalreform kam Namedy am 7. Juni 1969 als Stadtteil zu Andernach.[1] Vorher war es eine Ortsgemeinde der Verbandsgemeinde Andernach-Land, heute Verbandsgemeinde Pellenz.

St.-Bartholomäus-Kirche in Namedy, Nordansicht

Eine Brohler Firma hat 2005 bekanntgegeben, in Namedy Kies abbauen zu wollen, was zu Protesten der Namedyer Bevölkerung führte. Es hatte sich kurze Zeit später eine Bürgerinitiative gebildet, deren vorrangiges Ziel die Verhinderung dieses Vorhabens ist. Die Problematik bei diesem Vorhaben ist, dass sich in der Nähe des Schürfgebietes einige illegale Müllablageplätze befanden, da dort Kies für den Bau der neuen B 9 (Krahnenbergbrücke) gefördert wurde. Des Weiteren befindet sich die geplante Kiesgrube in einem Hochwasserschutzgebiet und es befinden sich dort alte Streuobstwiesen mit einem biologisch wertvollen Pflanzenbestand. Weiterhin würde eine größere Hochwassergefährdung der Anwohner in der unteren Schlossstraße bestehen. Die Stadt Andernach reagierte schnell auf die massiven Proteste, und treibt jetzt eine Änderung des Flächennutzungsplans voran, der eine Auskiesung im Stadtteil Miesenheim erwägt.

Wappen

Namedyer Ortsemblem

Namedy hat ein eigenes Ortsemblem (Wappen), nach heraldisch korrekten Vorgaben gestaltet.

Blasonierung: „Geviertelt von Silber und Rot durch ein schwarzes Balkenkreuz, in 1 ein schräglinker blauer Wellenbalken, in 2 eine goldene Kirche in Seitenansicht, in 3 ein symmetrisches goldenes Glevenrad, in 4 eine blaue, links fallende Fontäne, belegt mit einer durchgehenden horizontalen schwarzen Leiste.“

Erklärung: Der blaue Wellenbalken symbolisiert den Rhein, an dem Namedy liegt, die Kirche steht für die örtliche Pfarrkirche St. Bartholomäus, das goldene Glevenrad weist auf das Wappen der Familie Hausmann hin (geteilt von Silber und Schwarz, belegt mit einem goldenen Glevenrad), die die Namedyer Burg vor ca. 650 Jahren gründete und vor 450 Jahren ausbaute, und die blaue Fontäne – die Leiste symbolisiert die Erdoberfläche – steht für den um 1903 erbohrten Kaltwassergeysir, früher auch Namedyer Sprudel genannt, der mit über 60 Metern der höchste in der ganzen Welt ist. Das schwarze Balkenkreuz bedeutet die ehemalige Zugehörigkeit zu Kurköln.

Das Namedyer Werth mit dem Geysir Andernach

Sehenswürdigkeiten

Besonders sehenswert ist das Schloss „Burg Namedy“, heute im Besitz der Rheinischen Linie des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen. Die ehemalige Wasserburg ist von einem Park umgeben, in dem regelmäßig Künstlerfeste stattfinden. Die Burg hat einen Rittersaal mit sehenswerter Bibliothek und einen großen Spiegelsaal, der für Konzerte genutzt wird. Vom einstigen Kloster ist heute nur noch die Klosterkirche, die Pfarrkirche St. Bartholomäus, erhalten.

Der Geysir Andernach, der höchste Kaltwassergeysir der Welt

Unter besonderem Schutz steht die frühere Rheinaueninsel Namedyer Werth (seit etwa 1857 Halbinsel im Zuge der Rheinbegradigung), die seit 1985 ein bedeutendes Vogelschutzgebiet ist. Dort wurde Anfang des 20. Jahrhunderts (um 1903) ein Kaltwassergeysir erbohrt, dessen Kohlensäure und Mineralwasser unter dem Namen „Namedyer Sprudel“ jahrzehntelang abgefüllt wurde. Im Jahre 1957 wurde er bei Straßenbauarbeiten zum Ausbau der Bundesstraße 9 zugeschüttet. Der Namedyer Sprudel, früher Sensation und Wahrzeichen, wurde im Jahr 2003 nach langwierigen Genehmigungsverfahren als Geysir Andernach reaktiviert und springt seit dem 7. Juli 2006 wieder regelmäßig. Mit etwa 60 Metern Höhe ist er der größte Kaltwassergeysir der Welt, der seit November 2008 im Guinness-Buch der Rekorde steht. (siehe auch Wallender Born).

Herkunft des Ortsnamens

Zur Herkunft und Entwicklung des Namens „Namedy“ gibt es etliche Theorien. Eine der ältesten ist die Ableitung von lat. „Nomen Dei“ aus „IN NOMEN DEI VINCES CONSTANTINE“. Der römische Kaiser Konstantin I. habe diese Worte einer Sage nach als Vision nach Abschluss seines Inspektionsaufenthaltes in Andernach und Namedy gesehen, nachdem ein Bote ihm von Christenverfolgungen und damit Gefährdung seiner Mutter in der römischen Heimat berichtet hatte, in die er umgehend in Rekordeilmärschen aufbrach, um die Gefahr für Christen und Mutter zu bannen. Eine weitere Ableitung ist von altirisch/altkeltisch „nemed“ = kleine Weihekammer (lat. „sacellum“; siehe auch Nemed, dritter irischer Invasor) oder von lat. „nemus, -oris n.“ – der Hain (auch heiliger Hain), Wald wegen einer keltischen Kultstätte. Ein Siegel des Klosters „zu Namende“ von 1367 trägt die Umschrift „SIGILLUM CONVENTUS NAMENDYENSIS“ (Siegel des Namedyer Konvents). Im selben Jahrhundert treten die Namensversionen „Name(n)day“, „Namedich“ und „Namedy“ auf[2].

Rhein in Namedy mit Hammersteiner Werth und Ruine Hammerstein

Literatur

  • Historischen Verein Andernach e. V. (Hrsg.): Andernacher Annalen. Heft 2, Andernach 1997/1998 und Heft 3, 1999/2000
  • Werner Rousek: Die Geschichte von Namedy. Von der Vorgeschichte bis ins 20. Jahrhundert. Görres; Koblenz 1998; ISBN 3-920388-66-6
  • Günter Sachse: Das Floß der armen Leute. Gefährliche Rheinfahrt 1791. C. Bertelsmann; München 1992; ISBN 3-570-20052-3

Weblinks

Quellen

  1. Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Seite 168 (PDF)
  2. Werner Rousek: Die Geschichte von Namedy. Von der Vorgeschichte bis ins 20. Jahrhundert. Görres Verlag, Koblenz 1998; ISBN 3-920388-66-6

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