Arnold Brecht

Arnold Brecht
Arnold Brecht

Arnold Brecht (* 26. Januar 1884 in Lübeck; † 11. September 1977 in Eutin) war ein deutsch-amerikanischer Jurist und Politikwissenschaftler. Er war führender Beamter der Weimarer Republik und gehörte zu den wenigen demokratisch gesinnten Spitzenbeamten, die aktiv für die Bewahrung der Weimarer Republik eintraten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Brecht studierte in Bonn, Berlin, Göttingen[1] und Leipzig Rechtswissenschaften, wo er schließlich 1906 auch promovierte. In Bonn wurde er Mitglied der AMV Makaria bei, einer musikalischen Studentenverbindung des Sondershäuser Verbandes.[2] In den Jahren 1918 bis 1933 war er Regierungsbeamter.[3]. Brecht, damals Ministerialdirektor, vertrat Preußen 1932 juristisch vor dem Staatsgerichtshof im Prozess Preußen contra Reich aus Anlass der Verfassungsklage gegen den sog. Preußenschlag der Reichsregierung unter Franz von Papen. Auf die Antrittsvorstellung Adolf Hitlers im Reichsrat antwortete Brecht mit einer mutigen Rede, in der er zur Achtung von Recht und Gesetz aufforderte. Bereits wenige Tage danach wurde er aus dem Staatsdienst entlassen und emigrierte schließlich in die Vereinigten Staaten, wo er in New York an der New School for Social Research Lehraufgaben übernahm.[3]

Noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges war er ein gefragter Berater in der amerikanischen Außenpolitik und zu Beginn der 1950er Jahre Mitbegründer der Politikwissenschaft in Deutschland. Brecht wirkte beratend bei der Ausarbeitung des Grundgesetzes mit. Er wurde 1953 rückwirkend zum Staatssekretär a. D. ernannt und erhielt 1959 das Große Bundesverdienstkreuz.[1] Diese Ehrung erhielt er zusammen mit Eva Staudinger, ihrem Ehemann Hans Staudinger und Hans Simons, alle drei Exilierte in New York.[4]

Nach ihm wurde das Brechtsche Gesetz benannt.

Literatur

  • Volker Depkat: Lebenswenden und Zeitenwenden. Deutsche Politiker und die Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, München 2007, ISBN 978-3-486-57970-3 (Ordnungssysteme. Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit, Bd. 18)
  • Morris D. Forkorsch (Hrsg.): The Political Philosophy of Arnold Brecht. Essays, presented to Arnold Brecht by His Former and Present Students to Commemorate the Completion of Twenty Years of Devoted Service at the Graduate Faculty of the New School for Social Research, New York 1954 (Exposition Press)
  • Claus-Dieter Krohn: Wissenschaft im Exil. Deutsche Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler in den USA und die New School for Social Research, Frankfurt/New York 1987, ISBN 3-593-33820-3, S. 78-79, 84, 106-107, 139, 141, 164-165, 187, 197, 202-204, 207-210
  • Claus-Dieter Krohn; Corinna R. Unger (Hrsg.): Arnold Brecht 1884–1977. Demokratischer Beamter und politischer Wissenschaftler in Berlin und New York, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-515-08883-1 (Transatlantische Historische Studien des GHI Washington, Bd. 27)
  • Siegfried Mielke (Hrsg.) unter Mitarbeit von Marion Goers, Stefan Heinz, Matthias Oden, Sebastian Bödecker: Einzigartig - Dozenten, Studierende und Repräsentanten der Deutschen Hochschule für Politik (1920-1933) im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 2008, ISBN 978-3-86732-032-0, S. 353
  • Michael Ruck: Patriotischer Institutionalismus und bürokratische Modernisierung. Arnold Brecht als Verwaltungsreformer in der Weimarer Republik, in: Eberhard Laux/Karl Teppe (Hrsg.), Der neuzeitliche Staat und seine Verwaltung. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte seit 1700, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07168-7, S. 177-202 (Nassauer Gespräche der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft, Bd. 5)
  • Michael Ruck: Arnold Brecht und die Verfassungsentwicklung in Westdeutschland, in: Claus-Dieter Krohn/Martin Schumacher (Hrsg.), Exil und Neuordnung. Der Einfluss von Emigranten auf die verfassungspolitische Entwicklung im Nachkriegsdeutschland, Düsseldorf 2000, ISBN 3-7700-5230-7, S. 207-229
  • Michael Ruck: Deutsch-amerikanische Perspektiven. Der politische Intellektuelle Arnold Brecht als transatlantischer Mittler im Kalten Krieg, in: Alexander Gallus/Axel Schildt (Hrsg.), Rückblickend in die Zukunft. Politische Öffentlichkeit und intellektuelle Positionen um 1950 und um 1930, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8353-0871-8 (i.E.)
  • Ernst C. Stiefel; Frank Mecklenburg: Deutsche Juristen im amerikanischen Exil (1933-1950), Tübingen 1991, ISBN 3-16-145688-2, S. 87-88
  • Corinna R. Unger: Vom Beamtenrecht zur politischen Kultur. Die Vorschläge Brechts zur Reform des öffentlichen Dienstes der Bundesrepublik, in: Kritische Justiz 36 (2003), ISSN 0023-4834, S. 82-94
  • Klaus D. Weber: Brecht, Arnold, in: Manfred Asendorf/Rolf von Bockel (Hrsg.), Demokratische Wege. Deutsche Lebensläufe aus fünf Jahrhunderten, Stuttgart/Weimar 1997, ISBN 3-476-01244-1, S. 95-97
  • Jürgen Wirtz: Das Brecht'sche Gesetz. Entstehung und Nachweis unter besonderer Berücksichtigung des Agglomerationsprozesses in der Bundesrepublik Deutschland, Diss. Freiburg (Schweiz) 1975

Werke

  • Arnold Brecht, Gedenken an Walther Rathenau : [Feier d. Walther Rathenau-Stiftg zum 60. Geburtstage am 29. Sept. 1927] / Gerhart Hauptmann ; Wilhelm Marx ; Arnold Brecht ; Edwin Redslob, Dresden 1928
  • Arnold Brecht, Preussen contra Reich vor dem Staatsgerichtshof : Stenogrammbericht d. Verhandlgn vor d. Staatsgerichtshof in Leipzig vom 10. bis 14. u. vom 17. Okt. 1932 . Dietz Verlag 1933 Mit e. Vorw. von Arnold Brecht
  • Arnold Brecht, Prelude to silence : The end of the German republic. New York 1944
  • Arnold Brecht, Federalism and regionalism in Germany : The division of Prussia . New York 1945 Oxford University Press
  • Arnold Brecht, Vorspiel zum Schweigen : Das Ende der deutschen Republik / Wien 1948.
  • Arnold Brecht, Föderalismus, Regionalismus und die Teilung Preussens. Bonn 1949
  • Arnold Brecht, Walther Rathenau und das deutsche Volk, München 1950
  • Arnold Brecht, Die Auflösung der Weimarer Republik und die politische Wissenschaft. In: Zeitschrift für Politik. Dezember 1955, Jg.2 nF, Heft 4, S. 291ff.
  • Arnold Brecht, Political Theory, The Foundations of Twentieth-Century Political Thought, Princeton N.J.: Princeton University Press, 1959
  • Arnold Brecht, Politische Theorie, Die Grundlagen politischen Denkens im 20. Jahrhundert, Stellenweise revidierte und ergänzte deutsche Ausgabe, übersetzt von Irmgard Kutscher und dem Verfasser, Tübingen: J.C.B.Mohr, 1961
  • Arnold Brecht, Aus nächster Nähe : Lebenserinnerungen; Erste Hälfte; 1884-1927, Stuttgart 1966
  • Arnold Brecht, Mit der Kraft des Geistes: Lebenserinnerungen; zweite Hälfte; 1927-1967, Stuttgart 1967
  • Arnold Brecht, Lyrisches Vermächtnis, Alfred Reichert KG, Kornwestheim 1974
  • Arnold Brecht , Politische Theorie, Stellenweise rev. u. erg. dt. Ausg., Übers. von Irmgard Kutscher u. d. Verf., 2., durchges. Aufl. Tübingen 1976
  • Arnold Brecht, Kann die Demokratie überleben? : Die Herausforderungen d. Zukunft u.d. Regierungsformen d. Gegenwart , Stuttgart 1978

Einzelnachweise

  1. a b Arnold Brecht im Stadtarchiv Göttingen
  2. Lönnecker, Harald: "... den Kern dieses ganzen Wesens hochzuhalten und ... zu lieben". Theodor Litt und die studentischen Verbindungen, in: Schulz, Dieter/Wollersheim, Heinz-Werner (Hrsg.): Theodor-Litt-Jahrbuch 4 (2005), S. 189-263.
  3. a b Pressemeldung der Stadt Lübeck
  4. Theodor Heuss ehrte diese Emigranten aus Anlass seines 75. Geburtstages. Siehe Wolfram Werner: Emigranten im Parlamentarischen Rat, in: Exil und Neuordnung. Beiträge zur verfassungspolitischen Entwicklung in Deutschland nach 1945, hrsg. von Claus-Dieter Krohn und Martin Schumacher (Dokumente und Texte, hrsg. von der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 6, hrsg. in Zusammenarbeit mit der Herbert-und-Elsbeth-Weichmann-Stiftung in Hamburg), S. 161-174, hier S. 173 f.

Weblinks


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  • Brecht, Arnold — (1884 1977)    bureaucrat; represented Prussia s* de posed SPD government before the Supreme Court in 1932. He was born in Lübeck, where his father ran the Lübeck Büchner Railroad Company. During 1902 1905 he studied law and German literature. He …   Historical dictionary of Weimar Republik

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