- Pseudo-Klementinen
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Unter Pseudo-Klementinen werden ein Brief und ein Roman zusammengefasst, die in der Frühzeit der Kirche dem etwa 110 gestorbenen Klemens von Rom, dem dritten Nachfolger des Petrus auf dem Stuhl des Bischofs von Rom, zugeschrieben wurden. Sie stehen neben dem vermutlich echten Brief des Klemens im Namen der römischen Kirche an die mit ihren Presbytern zerstrittene Gemeinde von Korinth. Dieses Schreiben erzielte bei den Empfängern offensichtlich eine so positive Wirkung, dass die syrische und die ägyptische Kirche es in der Spätantike sogar zu den kanonischen Schriften des Neuen Testaments zählten.
Inhaltsverzeichnis
Pseudoklementinischer Roman
Es handelt sich um einen nach profanem Vorbild aufgebauten Wiedererkennungsroman (Anagnorisis), in dessen Mittelpunkt der Apostel Petrus und sein Schüler Klemens stehen. Der junge Klemens hat seine gesamte Familie durch tragische Umstände verloren und findet sie nach phantastischen Lebensschicksalen durch das Dazwischentreten des Petrus wieder. Als Gegenspieler des Apostels tritt Simon Magus auf, der sich durch gnostische Lehren und Zauberkünste hervortut. Seine Disputationen mit Petrus sowie dessen Lehren und Warnungen vor Simons Irrlehre nehmen einen großen Teil des Buches ein.
Die Ursprünge des Romans gehen vielleicht bis auf das 2. Jahrhundert zurück. Er ist in zwei Fassungen erhalten, den griechischen Homilien und den lateinischen Recognitionen („Wiedererkennungen“, übersetzt von Rufinus von Aquileia). In der lateinischen Form wurde der Text im Mittelalter zu einer der ältesten historischen und biographischen christlichen Quellen überhaupt.
Theologie
Obwohl im Kern antignostisch, teilt der Roman die Welt streng dualistisch: Dem weiblichen, dem irdischen Begehren verhafteten, Prinzip steht das männliche gegenüber, das der "Wahre Prophet" verkörpert. Erst die Taufe ermächtigt dazu, dessen Lehre zu fassen und dem Gesetz in richtiger Weise zu gehorchen. Die Lehre vom wahren Propheten, der sich von Adam über Mose bis zu Christus immer wieder manifestiert, ist ein zentraler Punkt. Jeder dieser Propheten hat seinen bösen Widerpart, der versucht, seine Lehre ins Gegenteil zu verkehren. Damit erklärt der Verfasser durch den Mund des Petrus die negativen Aussagen der Bibel, z.B. über Adams Sündenfall.
Die Theologie trägt judenchristliche Züge und steht der paulinischen Theologie sehr kritisch gegenüber. So argumentiert Simon Magus in den Homilien mit Zitaten aus Paulusbriefen. Die Ursprünge des mehrfach überarbeiteten und ergänzten Werks sind vermutlich in antipaulinischen und antignostischen Kreisen in Syrien zu finden, wobei das antipaulinische Element in den Recognitionen weiter zurücktritt.
Ausgaben
Historische Ausgabe
Kalbspergament - 202 Bl. - 27,5 x 18,5 cm - Lamspringe - Ende 12. Jh, Codex Guelferbytanus 475 Helmstadiensis
Im Anschluss an den Text der Recognitiones ist eine Miniatur abgebildet. Zu sehen ist, wie Petrus Klemens zu seinem Nachfolger bestimmt. Er hält ein Schriftband in der Hand: Dies mortis me? instat. Clementem hunc vobis episcopum ordino („Der Tag meines Todes steht bevor. Diesen Klemens bestimme ich zu eurem Bischof“).
Moderne Ausgabe
Die Pseudoklementinen. Akademie-Verlag, Berlin (Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte 42; 51; N.F. 16)
- 1. Homilien. Hrsg. von Bernhard Rehm. Zum Druck besorgt durch Johannes Irmscher. 1953.- 2., verb. Aufl. 1969. - 3., verb. Aufl. von Georg Strecker. 1992. ISBN 3-05-000575-0
- 2. Rekognitionen in Rufins Übersetzung. Hrsg. von Bernhard Rehm. 1965.- 2., verb. Aufl. von Georg Strecker 1994. ISBN 3-05-001002-9
- 3,1. Konkordanz zu den Pseudoklementinen, T. 1: Lateinisches Wortregister. Von Georg Strecker. - 1986. ISBN 3-05-000115-1
- 3,2. Konkordanz zu den Pseudoklementinen, T. 2: Griechisches Wortregister, syrisches Wortregister, Index nominum, Stellenregister. Von Georg Strecker. - 1989. ISBN 3-05-000319-7
- 4. Die Klemens-Biographie. Epitome prior, Martyrium Clementis, Miraculum Clementis. Hrsg. von Franz Xaver Risch. - 2008. ISBN 978-3-11-020944-0
Kategorien:- Literatur (4. Jahrhundert)
- Simon Petrus
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