Schlüsselfelder Schiff

Schlüsselfelder Schiff
Das Schlüsselfelder Schiff

Das Schlüsselfelder Schiff ist ein schiffsförmiger Tafelaufsatz aus getriebenem und gegossenem, großteils vergoldetem Silber.


Formal entspricht es dem Segelschiffstyp der Karacke, die im späten 15. Jahrhundert sowohl in den Niederlanden als auch im Mittelmeer geläufig war. Gemäß seiner Datierung „1503“ auf einem zugehörigen Lederfutteral wurde das Silberschiff in diesem Jahr oder kurz vorher angefertigt. Es misst in der Höhe 79 cm und ist 43,3 cm breit (Höhe des Futterals: 81,5 cm). Das Germanische Nationalmuseum Nürnberg erwarb es 1875 als Leihgabe aus der Schlüsselfelderschen Familienstiftung (Inv.-Nr.: HG 2146).

Das „Schlüsselfelder Schiff“ ist die bekannteste Nürnberger Goldschmiedearbeit der Spätgotik. Auf dem Segel des Schiffes ist als Beschauzeichen der Nürnberger Silberprobe der Silberstempel „N“ eingeschlagen. Einzelne seiner Teile, insbesondere die figürlichen Miniaturen der Seeleute, sind gegossen und kalt bemalt. Das dazugehörende Futteral wurde aus Holz gefertigt und ist außen mit schwarzem Leder und innen mit rotem Samt bezogen. Die Ränder sind mit rotem Leder beklebt.

Der Schöpfer des imposanten Kunstwerks ist unbekannt. Spektakulär, aber unbewiesen wurde vermutet, dass es sich um die letzte Arbeit von Albrecht Dürer d. Ä., dem Vater des berühmten Malers Albrecht Dürer handelt, die nach dessen Tod 1502 von einem namentlich nicht bekannten Meister vollendet worden ist. Allerdings waren um 1500, auch eine Reihe weiterer fähiger Goldschmiede in Nürnberg tätig.

Auch der Auftraggeber ist nicht bekannt, stammte aber augenscheinlich aus der namengebenden Patrizierfamilie Schlüsselfelder, deren emailliertes Wappen am Wimpel des Fockmastes angebracht ist. Heinrich Kohlhaußen vermutete, dass es ursprünglich vom Nürnberger Kupfer- und Messinghändler Matthäus Landauer geordert worden war und über eine Erbschaft in Schlüsselfelder Besitz kam. Landauers Schwester war die Mutter des ersten bekannten Besitzers Wilhelm Schlüsselfelder (1483–1549). Jüngste Forschungen belegen allerdings die Erwähnung eines, wohl identischen, „silbern Schiff“ bereits 1504 im Testament eines Onkels jenes Wilhelm Schlüsselfelder, der ebenfalls Wilhelm hieß. Jener Wilhelm Schlüsselfelder d. Ä. war Montanunternehmer und besaß, unter anderem, Bergwerksanteile im tirolischen Schwaz, darf als entsprechend vermögend gelten und hat das Schiff wohl kurz vor seinem Tod in Auftrag gegeben.

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