Sprachatlas der deutschen Schweiz

Sprachatlas der deutschen Schweiz

Der Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS) erfasst und dokumentiert die Dialektgeografie im deutschsprachigen Teil der Schweiz. Der SDS ist der erste regionale Sprachatlas im deutschen Sprachraum, dessen Datenmaterial nach der von französischen Dialektologen entwickelten Methode der direkten Befragung von Sprechern durch Exploratoren erhoben wurde.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Der SDS ist in den Jahren 1962 bis 2003 in zehn Bänden erschienen und ist mit über 1500 Karten der reichhaltigste deutsche Regionalatlas. Finanziert wurde diese einmalige Bestandesaufnahme der schweizerdeutschen Dialekte im Wesentlichen vom Schweizerischen Nationalfonds.

Die Idee für den Atlas entstand im Jahr 1935, als die beiden Sprachforscher Rudolf Hotzenköcherle (Universität Zürich) und Heinrich Baumgartner (Universität Bern) beschlossen, für das Grossprojekt eine mündliche Befragung an fast 600 Orten der deutschsprachigen Schweiz und der Walserorte des Tessins und Oberitaliens durchführen zu lassen.

Mit über 2000 Fragen erhoben die Mitarbeiter des SDS die jeweils ortstypische Aussprache, grammatischen Formen und die ortsüblichen Bezeichnungen für Begriffe aus verschiedenen Lebensgebieten.

Inhalt

Der SDS zeigt die Vielfalt der schweizerdeutschen Dialekte. Sichtbar werden auf den Karten neben den lautlichen und grammatikalischen Eigenheiten auch der Rückgang des altertümlichen Wortschatzes, die Verzahnungen mit den benachbarten romanischen Dialekten, aber auch die starken Veränderungen der bäuerlichen Kultur im 20. Jahrhundert.

Neben dem (noch nicht abgeschlossenen) „Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache“, dem „Idiotikon“, bildet der Sprachatlas das Grundlagenwerk für die schweizerdeutschen Dialekte. Als seine Stärken gelten im internationalen Vergleich die hohe Dichte der Aufnahmeorte, die Präzision der Forschung und damit die Differenziertheit ihrer Ergebnisse.

Der SDS berücksichtigt die Syntax des Schweizerdeutschen kaum. Diese Forschungslücke wurde in einem Projekt der Universität Zürich geschlossen, dem Syntaktischen Atlas der Deutschen Schweiz (SADS).

Literatur

Sprachatlas der deutschen Schweiz. Gesamtwerk (Einführungsband, Bände I-VIII und Abschlussband)

  • Rudolf Hotzenköcherle: Sprachatlas der deutschen Schweiz. Einführungsband A: Zur Methodologie der Kleinraumatlanten. B: Fragebuch. Transkriptionsschlüssel. Aufnahmeprotokolle: 1962. ISBN 978-3-7720-0736-1
  • Band I, Lautgeographie I: Vokalqualität. Bearb. v. Rudolf Hotzenköcherle, Rudolf Trüb: 1962. ISBN 978-3-7720-0737-8
  • Band II, Lautgeographie II: Vokalität – Konsonantismus. Bearb. v. Rudolf Hotzenköcherle, Rudolf Trüb: 1965. ISBN 9783772007385
  • Band III, Formengeographie. Bearb. v. Rudolf Hotzenköcherle, Rudolf Trüb: 1975. ISBN 978-3-7720-1194-8
  • Band IV, Wortgeographie I: Der Mensch – Kleinwörter. Bearb. v. Rudolf Hotzenköcherle, Rudolf Trüb: 1969. ISBN 978-3-7720-0739-2
  • Band V, Wortgeographie II: Menschliche Gemeinschaft- Kleidung – Nahrung. Bearb. v. Doris Handschuh, Rudolf Hotzenköcherle, Robert Schläpfer, Rudolf Trüb, Stefan Sonderegger. Vorw. v. Robert Schläpfer, / Rudolf Trüb. Ill. v. Erwin Zimmerli, Urs Zimmerli: 1983. ISBN 978-3-7720-1528-1
  • Band VI, Wortgeographie III: Umwelt. Bearb. v. Walter Haas, Doris Handschuh, Rudolf Trüb, Rolf Börlin, Hansueli Müller, Christian Schmid-Cadalbert: 1988. ISBN 978-3-7720-1652-3
  • Bd. VII, Wortgeographie IV: Haus und Hof. Bearb. v. Doris Handschuh, Elvira Jäger, Christian Schmid-Cadalbert unter Leitung v. Rudolf Trüb: 1994. ISBN 978-3-7720-1996-8
  • Bd. VIII, Wortgeographie V: Haustiere - Wald- und Landwirtschaft. Bearb. v. Hans Bickel, / Doris Handschuh, Elvira Jäger, Christian Schmid-Cadalbert unter Leitung v. Rudolf Trüb: 1997. ISBN 978-3-7720-1997-5
  • Rudolf Trüb: Sprachatlas der deutschen Schweiz Abschlussband (Werkgeschichte, Publikationsmethode, Gesamtregister). Unter Mitarbeit von Lily Trüb: 2003. ISBN 978-3-7720-1999-9
  • Helen Christen, Elvira Glaser, Matthias Friedli: Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz: Verlag Huber, Frauenfeld 2010. ISBN 978-3-7193-1524-5

Siehe auch


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