Stacze (Kalinowo)

Stacze (Kalinowo)

Stacze (deutsch: Statzen) ist ein zur Gemeinde Kalinowo zählendes Dorf im nordöstlichen Masuren in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, Landkreis Ełk.

Geographie

Das Dorf befindet sich zehn Kilometer Luftlinie südwestlich der Ortschaft Kalinowo (deutsch Kallinowen) an einer von Kucze nach Romoty führenden Landstraße. Es liegt beiderseits des Flusses Lega, der hier auch als Malkienfluss bezeichnet wird, sowie am nordwestlichen Ufer des Statzener Sees (Jeziora Stackie).

Geschichte

Das Dorf Statzen wurde erstmals urkundlich erwähnt durch die Verleihung der Handfeste 1482, als der Komtur von Rhein den Herren Steincko Statzke, Jan Warda, Myckoleyn und Jacob insgesamt 30 Hufen Land zu beiden Seiten des Fließes Melkin zu Magdeburger Recht verschrieb.

1656 fielen die mit Polen verbündeten Tataren in weite Teile Masurens und so auch in Statzen ein, wobei das Dorf fast vollständig zerstört wurde. Aus dieser Zeit ist überliefert, dass der Bauer Tobias Borowy und seine Familie bei der Feldarbeit überfallen wurde. Die Mutter konnte dabei ihren zweijährigen Sohn gerade noch im Korn verstecken, während sie selber und ihr Mann in Gefangenschaft gerieten und für Zwecke der Sklaverei in die Türkei verschleppt wurden. Dort verstarb die Frau von Borowy. Tobias Borowy leistete in der Türkei 18 Jahre lang Sklavenarbeit, konnte dann aber fliehen und kehrte mit zwei Pferden und etlichen Mitbringseln nach Statzen zurück, wo er von seinem inzwischen erwachsenen Sohn in die Arme geschlossen werden konnte. Zum Dank für seine Rettung stiftete der Vater der Kirche in Pissanitzen, der Statzren als Kirchspiel zugeordnet war, einen goldenen türkischen Leuchter.

Die nachfolgenden Generationen der Borowys führten den Hof sogar bis 1944. Letzter deutscher Besitzer war August Borowy. Dessen Frau und Kind kamen am Ende des Zweiten Weltkrieges auf der Flucht um, August Borowy wurde nach Kriegsgefangenschaft Bergwerksarbeiter im Ruhrgebiet.

Am 27. Mai 1874 entstand im Zuge einer preußischen Gemeindereform neu ein Amtsbezirk Sawadden, zu dem die Landgemeinden Brodowen, Buczylowen, Cziessen, Czyntschen, Jebramken, Klein Lasken, Krzywen, Kutzen, Ossarken, Sypittken und Statzen sowie der Gutsbezirk Sawadden gehörten.

Am 1. Dezember 1910 verzeichnete Statzen noch 323 Einwohner.

1908 umfasste der Amtsbezirk Sypittken die Landgemeinden Czießen, Czynczen, Klein Lasken, Kutzen, Rundfließ (bis Umbenennung 1907: Krzywen), Statzen und Sypittken und den Gutsbezirk Lyck, Domänenamt (teilweise).

1931 umfasste im Rahmen von Gebietsveränderungen der Amtsbezirk Sypittken die Landgemeinden Czynczen, Klein Lasken, Kutzen, Rundfließ, Seeheim (bis Umbenennung 1908: Czießen), Statzen und Sypittken

1933 waren in Statzen 274 Einwohner verzeichnet.

1939 hatte Statzen nur noch 244 Einwohner.

Am 1. August 1944 zählte Statzen ca. 280 Einwohner. Der letzte deutsche Bürgermeister war Friedrich Niklaß, der sein Amt mehr als 20 Jahre ausübte. Am 1. August 1944 begann der Treck der deutschen Bewohner unter seiner Leitung die Flucht vor der Roten Armee.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 fiel das zum Deutschen Reich (Ostpreußen), Landkreis Lyck, gehörende Statzen an Polen. Die ansässige deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht geflüchtet war, nach 1945 größtenteils vertrieben und durch Neubürger aus anderen Teilen Polens ersetzt. Der Ort wurde in Stacze umbenannt.

Von 1975 bis 1998 gehörte Stacze zur damaligen Woiwodschaft Suwałki, kam dann 1999 zur neu gebildeten Woiwodschaft Ermland-Masuren.

Durch die Lage des Dorfes am See und seinen weitgehend intakten historischen Dorfkern bildet heute der Tourismus neben der Landwirtschaft den wirtschaftlichen Schwerpunkt der Einwohner von Stacze.


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