Transference-Focused-Psychotherapy

Transference-Focused-Psychotherapy

Transference-Focused-Psychotherapy (TFP) beschreibt eine Langzeittherapieform, die 1998 in Form eines Manuals von John F. Clarkin, Frank E. Yeomans und Otto F. Kernberg beschrieben wurde.

Es handelt sich dabei um eine spezifische psychodynamische Psychotherapie (die auf der Theorie der Psychoanalyse basiert) und hauptsächlich für Patienten mit Persönlichkeitsstörungen, aber auch leichteren Fällen, bei denen eine eigentliche Psychoanalyse nicht erforderlich ist, spezialisiert ist. Die deutsche Übersetzung lautet übertragungsfokussierte Psychotherapie. Das bedeutet, dass der Fokus der therapeutischen Arbeit auf die Durcharbeitung der therapeutischen Übertragung gelegt wird. Der psychoanalytisch ausgerichtete Therapieansatz ist stark modifiziert und diagnostische und therapeutische Konzepte erhalten eine besondere Gewichtung auf der Verhaltensebene.

Inhaltsverzeichnis

Das Therapiemanual

Das Therapiemanual orientiert sich an den Standards für die Entwicklung von Therapiemanualen ( beschriebenen 1993 von Moras, 1998 von Calhoun et al.). Es beinhaltet umfassende Informationen zu den Therapieprinzipien und beschreibt die Kenntnisse und Fähigkeiten, die der Therapeut sich aneignen muss. Ziel des Manuals ist die Reproduzierbarkeit durch andere Therapeuten:

Der Therapeut soll seine Behandlungsprinzipien an einer leitenden Theorie orientieren, deren einzelne Elemente (Strategien, Taktiken und Techniken) genau definiert sind. Seine therapeutische Arbeit wird mit Hilfe von Videoaufzeichnungen begleitend supervidiert.

Dieser Ablauf nennt sich „empirically-supported treatment“ und beinhaltet auch die Kontrolle der Therapeuten durch eine „Adherence and Competence Rating Scale“ (skalierte Fragebögen).

Zielgruppe der TFP

Diese Psychotherapie wurde für die Behandlung von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen entwickelt, deren Störungen nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV; American Psychiatric Association 1994) auf der Achse II als Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen definiert werden. Diese erfasst Persönlichkeitsstörungen der Form Borderline-, Histrionische-, Narzisstische- und Antisoziale-, sowie die „nicht näher bezeichneten Persönlichkeitsstörungen“ und die Borderline-Persönlichkeitsorganisation.

Eine Differenzierung nach dem Schweregrad der zu behandelnden Störung unterscheidet die Kategorien: sehr schwere Störung bei narzisstischen oder antisozialen Eigenschaften oder Charakterpathologien, mittelgradige Störung bei histrionischen oder abhängigen Charakterzügen, leichte Beeinträchtigung bei hypomanischen oder depressiv-masochistischen Zügen.

Grundlagen

Die Transference-Focused-Psychotherapy (TFP) gründet sich auf den Theorien der Psychoanalyse wobei sie sich auf die Objektbeziehungstheorie und die Ich-Psychologie bezieht. Basierend auf den Theorien von Margaret Mahler können sich gestörte Objektbeziehungen aus der Kindheit in der Übertragung auf den Psychotherapeuten abbilden. Nach dem von Kernberg entwickelten und empirisch belegten Konzept ist eine Verbesserung im Bereich der Objektbeziehungen möglich, wenn eine Therapieform sich auf die Durcharbeitung der Übertragung konzentriert.

Während in der klassischen Psychoanalyse der Therapeut sich auf eine Übertragungsbeziehung einlässt und den Patienten damit in der Regression unterstützt, arbeitet die TFP mit der Analyse der Übertragung, die im 'Hier und Jetzt' auftritt.

Therapieformen mit ähnlichen Aspekten

In die psychodynamische Therapie der Borderline-Persönlichkeit mit TFP sind viele Elemente eingeflossen, die der klinischen Erfahrung bei der Psychotherapie von Patienten mit Borderline-Pathologie entsprechen. Z.B. berücksichtigt die psychoanalytisch orientierte Psychotherapie von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)(modifiziert nach Waldinger, 1987) dieselben Grundprinzipien:

  • Aufbau eines stabilen Behandlungsrahmens
  • Vermeiden einer passiven therapeutischen Haltung
  • Haltenden Raum bieten („contain“)
  • Konfrontativer, aktiver Umgang mit selbstzerstörerischem Verhalten
  • Verbindung zwischen Gefühlen und Handlungen („Ausagieren“) herstellen
  • Setzen und Einhalten von Grenzen
  • Wahrnehmen der Gegenübertragung
  • Interventionen mit Focus im „Hier und Jetzt“

Die Vorgehensweise, der Übertragung großes Gewicht zu geben, ohne dabei die Regression zu fördern, wird auch von Luise Reddemann aus ihrer stationären Arbeit mit traumatisierten Borderline-Patienten heraus entwickelt und findet in freier, nichtmanualisierter Form Eingang in die von Reddemann (2004) entwickelte Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie.

Der Umgang von Übertragung und Gegenübertragung wird auch hier im Sinne eines "interaktiven Verständnisses" der therapeutischen Beziehung genutzt. Die Übertagungsneurose in einer Traumatherapie gezielt zu fördern wäre sogar kontraindiziert, da durch eine neutrale Haltung des Therapeuten unbewusst die Selbstbeschuldigungstendenzen des Traumapatienten verstärkt oder die Wiederkehr belastender Erinnerungen zum Tatgeschehen gefördert werden können, was sich möglicherweise retraumatisierend auswirkt.

Wirksamkeit

Die Wirksamkeit der TFP wurde in verschiedenen Metaanalysen bestätigt. Perry (1999) sowie Leichsenring und Leibing (2003) fanden eine große Wirksamkeit der Psychodynamischen Psychotherapien. [1] [2]

Quellen

  1. Perry JC, Banon E, Ianni F. Effectiveness of psychotherapy for personality disorders. Am J Psychiatry. 1999;156:1312-1321.
  2. Leichsenring F., Leibing E. The effectiveness of psychodynamic therapy and cognitive behavior therapy in the treatment of personality disorders: a metaanalysis. Am J Psychiatry. 2003;160:1223-1232.
  • W. Mertens (3. Aufl. 2000): Einführung in die psychoanalytische Therapie. Stuttgart: Kohlhammer
  • Reddemann "Psychodynamisch imaginative Traumatherapie" Pfeiffer/Klett-Cotta (2004)
  • Reddemann bezieht sich auf das Konzept von Zurek und Fischer 2. Ausgabe der Zeitschrift für "Psychotraumatologie und Medizinische Psychologie"(2003)
  • tfp-institut-muenchen [1]
  • [2] Interaktionelle Methode und übertragungsfokussierte Psychotherapie/

Psychoanalytic interactional therapy and transference-focused psychotherapy/ Gemeinsamkeiten und Unterschiede zweier psychodynamischer Therapieverfahren für persönlichkeitsgestörte Patienten/ Similarities and differences of two psychodynamic treatments for patients with personality disorders/ Zeitschrift Forum der Psychoanalyse/ Verlag Springer Berlin / Heidelberg ISSN 0178-7667 (Print) 1437-0751 (Online) Heft Volume 20, Number 3 / September 2004/ Kategorie Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie DOI 10.1007/s00451-004-0209-2 / Seiten 314-330 / Subject Collection Verhaltensforschung / SpringerLink Date Montag, 23. August 2004


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