Viannos

Viannos
Gemeinde Viannos
Δήμος Βιάννου
Viannos (Griechenland)
Bluedot.svg
Basisdaten
Staat: Griechenland
Region: Kreta
Regionalbezirk: Iraklio
Geographische Koordinaten: 35° 3′ N, 25° 25′ O35.05361111111125.41Koordinaten: 35° 3′ N, 25° 25′ O
Fläche: 221,539 km²
Einwohner: 5.983 (2001)
Bevölkerungsdichte: 27 Ew./km²
Gemeindelogo:
Gemeindelogo von Gemeinde Viannos
Sitz: Ano Viannos
LAU-1-Code-Nr.: 910600
Gemeindebezirke: 1 Gemeindebezirk
Ortschaften: 16 Ortschaften
Website: www.viannos.gov.gr/
Lage in der Region Kreta
Datei:2011 Dimos Viannou.png

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Viannos (griechisch Βιάννος (f. sg)) ist eine Gemeinde (Δήμος, Dimos) im Südosten des Regionalbezirks Iraklio auf der griechischen Mittelmeerinsel Kreta. Die Insel bildet eine der 13 Regionen Griechenlands.

Namensgebend für die Gemeinde und deren Gemeindesitz ist Ano Viannos mit 1109 Einwohnern, davon 870 Einwohner im eigentlichen Dorf. Der Ort liegt etwa fünf Kilometer von der Südküste entfernt im Inselinneren. Als Gemeinde hat Viannos 5983 Einwohner (Stand 2001).[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Viannos liegt an der südlichen Seite des Dikti-Gebirges, etwa 65 km südöstlich von Iraklio und 40 km von Ierapetra.

Das Gemeindegebiet, in dem zahlreiche in traditioneller Bauweise erhaltene Bauerndörfer gelegen sind, ist gebirgig, zu der wenig besiedelten Küste ziehen sich etliche Täler und Schluchten mit Bachläufen und üppiger Vegetation.

Wirtschaft

Das hauptsächliche landwirtschaftliche Produkt ist das Olivenöl. In den vergangenen Jahrzehnten hat vor allem in der Gegend von Arvi, Keratokambos, Faflangos, Psari Forada uns Tersta der Anbau von Bananen und Frühgemüse in Treibhauskulturen Bedeutung erlangt.

Der Tourismus spielt eine nicht völlig unbedeutende Rolle.

Geschichte

Auf dem Gemeindegebiet wurden an zahlreichen Orten Siedlungsspuren aus frühester Zeit aufgefunden. So wurden auf den Bergen Keratos und Kefala Chondrou frühminoische Siedlungsspuren aus dem 3. Jahrtausend vor Chr. festgestellt, bei Afrati Spuren aus der älteren minoischen Palastzeit, ein Heiligtum aus dem 9. bis 7. Jahrhundert vor Chr. und ein Palmenkapitell nach ägyptischem Vorbild aus dem 9. bis 7. Jahrhundert.[2]

Blick auf Ano Viannos

Auch das Dorf Arvi weist eine ununterbrochene Siedlungsgeschichte seit frühminoischer Zeit auf.[3] Bei Kato Symi wurde ein auf mehreren Terrassen errichtetes Heiligtum mit einer Kulttradition von mittelminoischer bis hellenistischer Zeit ausgegraben; in griechischer Zeit wurden hier Hermes und Aphrodite verehrt, wie durch Votivgaben belegt ist.[4]

Nach dem Tod von etwa zwölf Soldaten der deutschen Wehrmacht durch Partisanen bei Kato Symi wurden am 14. September 1943 auf Befehl von Friedrich-Wilhelm Müller, damals Kommandeur der 22. Infanterie-Division in Griechenland, mindestens 358 Männer, Frauen und Kinder des Ortes hingerichtet und der Ortsteil Ano Viannos sowie mehrere umliegende Dörfer niedergebrannt.[5] [6] [7] [8] [9] Daran erinnert ein Mahnmal mit Kapelle, Gedenktafeln und Museum an der Hauptstraße zwischen Ano Viannos und Amiras (Αμιράς Ηρακλείου). Der Vorfall wird beispielsweise im Angelsächsischen und in Griechenland auch als „Holocaust von Viannos“ (Ολοκαύτωμα της Βιάννου) bezeichnet.

Mahnmal bei Amiras

Das Mahnmal besteht aus an der rechten Seite stehenden Gedenktafeln, die die Namen der Ermordeten zeigen. Auf vier Steintafeln (griechisch, englisch, französisch und deutsch) kann man eingemeißelt ein Gedicht von Vasilis Rotas (1889-1977) lesen:

"VORBEIGEHENDER ACHTUNG - HIER UNTEN BEFINDEN SICH LEICHEN - DIE NIE BETROGEN HABEN
DIE NIE GELOGEN HABEN - DIE TYRANNEN NIE GEACHTET HABEN.
VORBEIGEHENDER ACHTUNG - MIT REINEN GEDANKEN DENKE ÜBER SIE
UND WENN DU DIESES SCHÖNE LICHT GENIEßT - UND OHNE ANGST HIER LAUFEN KANNST
UND WENN DU GELIEBT WIRST - UND SELBER LIEBST - UND ALLES GUTE DAS DU IM LEBEN HAST
HABEN DIR DIESE LEICHEN GESCHENKT. V. ROTAS"
Gasse in Viannos

Ortsteile

Kloster Agia Moni
Arvi
Schlucht bei Arvi
Bergstraße bei Kato Symi
Fresko in der Kirche Agia Pelagia

Die Gemeinde Viannos wurde 1997 gebildet. Sie besteht aus 16 Gemeindebezirken, zu denen meist wiederum etliche Dörfer und Siedlungen gehören:

  • Ano Viannos (Άνω Βιάννος), 1.109 Einw., am Südhang des Dikti in einer Höhe von 560 m am Rande einer von Olivenbäumen bestandenen gelegener Hauptort und Verwaltungssitz der Gemeinde, ein malerisch weißgetünchtes Dorf mit engen Gassen, in dem noch die kretische Tracht zu sehen ist.
    • Agia Moni (Αγία Μονή); in dem der Entschlafung der Gottesmutter (Κοίμηση της Θεοτόκου) geweihten Kloster leben noch zwei Mönche;
    • Agios Nikolaos (Άγιος Νικόλαος)
    • Kapsali (Καψάλη)
    • Keratokambos (Κερατόκαμπος), 156 Einw, Küstenort mit Kiesstrand
    • Loutraki Viannou (Λουτράκι Βιάννου) in 720 m Höhe, mit einer Kirche der Verkündigung Mariens
  • Agios Vasilios (Αγίος Βασιλείος), 398 Einw.
    • Latomia Agiou Vasiliou (Λατόμια Αγίου Βασιλείου)
    • Nea Arvi (Νέα Άρβη)
    • Xerokambos (Ξερόκαμπος)
  • Amiras (Αμιρά), 824 Einw.
    • Arvi (Άρβη), 12 km unterhalb von Amiras am Ausgang einer Schlucht an der Küste gelegen, mit ausgedehnten Treibhauskulturen und langem Kiesstrand; oberhalb des Ortes liegt das Kloster Agios Antonios.
  • Afrati (Αφρατί), 165 Einw.
    • Vachos (Βαχός)
  • Ebaros (Έμπαρος), 361 Einw.
    • Thomadiano (Θωμαδιανό)
  • Kalami (Καλάμι), 469 Einw.
    • Agia Paraskevi (Αγία Παρασκευή)
    • Kato Vigles (Κάτω Βίγλες)
    • Skafidia (Σκαφίδια)
    • Stavria (Σταυριά)
    • Syndonia (Συνδονία)
    • Faflangos (Φαφλάγκος)
    • Psari Forada (Ψαρή Φοράδα)
  • Kato Viannos (Κάτω Βιάννος), 149 Einw.
    • Mesi (Μέση)
  • Kato Symi (Κάτω Σύμη), 276 Einw.; das Dorf wurde nach den Zerstörungen durch die deutsche Wehrmacht 1943 nur teilweise wieder aufgebaut; die Zerstörungen sind noch heute zu erkennen.
    • Loutraki Symis (Λουτράκι Σύμης)
  • Kefalovrisi (Κεφαλοβρύσι), 185 Einw.
    • Krevvatas (Κρεββατάς)
  • Martha (Μάρθα), 230 Einw.
  • Milliarades (Μιλλιαράδες), 212 Einw.
  • Xeniakos (Ξενιάκος), 285 Einw.
    • Katofygi (Κατωφύγι)
  • Pefkos (Πεύκος), 262 Einw.
    • Agios Dimitrios (Άγιος Δημήτριος)
    • Ano Kornias (Άνω Κόρνιας)
    • Kokkalara (Κοκκαλαρά)
    • Latomia Pefkou (Λατόμια Πεύκου)
  • Sykologos (Συκολόγος), 362 Einw.
    • Ano Vigla (Άνω Βίγλα)
    • Tertsa (Τέρτσα)
  • Chondros (Χόνδρος), 551 Einw.
    • Agios Ioannis (Άγιος Ιωάννης)
    • Dermatos (Δέρματος)
    • Kastri (Καστρί)
    • Pervola (Περβόλα)

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche Agia Pelagia in Ano Viannos, erbaut 1360, mit erhaltenen Fresken
  • Kirche Agios Georgios in einem Tal unterhalb von Ano Viannos, erbaut 1401, mit Fresken von Ioannis Moussouros
  • Kirche Agios Georgios in Embaros, erbaut 1436/37, mit Fresken von Manuel Phokas
  • Folkloremuseum am westlichen Ortsausgang von Ano Viannos
  • modernes Mahnmal bei Amiras zum Gedenken an die 1943 Getöteten
  • Auf dem Hügel Kerato bei Keratokambos befindet sich die 200 m lange Höhle "Vigla" mit Stalagmiten und Stalaktiten

Persönlichkeiten

Der kretische Journalist und Romanautor Ioannis Kondilakis (1862-1920), dessen Erzählungen als Vorlage mehrerer Filme dienten, wurde in Ano Viannos geboren[10].

Einzelnachweise

  1. Informationen des griechischen Statistikamtes (S. 114) (PDF; 1 MB)
  2. Hartmut Beister, Aphration, in: Siegfried Lauffer (Hrsg.), Lexikon der historischen Stätten, München 1989
  3. Hartmut Beister, Amiras, in: Siegfried Lauffer (Hrsg.), Lexikon der historischen Stätten, München 1989
  4. Hartmut Beister, Kato Symi, in: Siegfried Lauffer (Hrsg.), Lexikon der historischen Stätten, München 1989
  5. Das Massaker bei Viannos (mit Fotos der Wehrmacht) [1]
  6. Die Massaker bei Viannos und Ierapetra (engl.)[2]
  7. Viannos und Umgebung (engl.)[3]/
  8. Marlen von Xylander: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941-1945, In: Einzelschriften zur Militärgeschichte, Bd. 32, Freiburg, 1989
  9. Daten und Bilder zu den Massakern von 1943/1944 auf Kreta [4]
  10. http://german.imdb.de/name/nm1487162/

Weblinks


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