Vorderschaftrepetierflinte

Vorderschaftrepetierflinte
Vorderschaftrepetierflinte (Mossberg 590) mit 20" Lauf.

Die Vorderschaftrepetierflinte (englisch pump action shotgun) gehört zu den Mehrladewaffen. Wegen ihrer englischsprachigen Bezeichnung wird sie auch kurz als Pump Gun bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Vorderschaftrepetierflinte (Protecta) mit Trommelmagazin.
Vorderschaftrepetierflinte (Mossberg 500) mit 18,5"-Lauf und 24"-Wechsellauf.

Bei der Vorderschaftrepetierflinte handelt es sich um ein Gewehr mit glattem Lauf (Mehrladerflinte). Die Munitionszufuhr erfolgt zumeist aus einem Röhrenmagazin unter dem Lauf. Andere Konstruktionsvarianten verwenden auch ein Trommel- oder Stangenmagazin. Das Röhrenmagazin kann auch über dem Lauf angeordnet sein (z. B. Truvelo Neostead).

Zum Laden der Waffe zieht der Schütze den Vorderschaft zurück, der Verschluss wird geöffnet, der Schlaghahn gespannt und eine eventuell vorhandene leere Hülse ausgeworfen. Anschließend wird der Vorderschaft nach vorne bewegt, um eine neue Patrone ins Patronenlager zu laden und den Verschluss zu schließen.

Bei den meisten Vorderschaftrepetierflinten kann der Lauf entsprechend der Anwendung ausgetauscht werden. Für behördliche Zwecke werden meist Läufe mit einer Länge zwischen 14" und 20" mit Zylinderbohrung verwendet, im jagdlichen Bereich meist solche mit 26" oder 28" und Choke. Nur aus Waffen mit einer Zylinderbohrung dürfen Flintenlaufgeschosse verschossen werden, Chokes würden durch das Geschoss ausreißen.

Zur Umrüstung gibt es für Vorderschaftrepetierwaffen auch gezogene Läufe. Aus diesen dürfen nur dafür zugelassene Flintenlaufgeschosse verschossen werden. Gezogene Läufe erhöhen allerdings nicht wesentlich die Präzision von Flintenlaufgeschossen. Bei Pardoxläufen für Flinten handelt es sich um Läufe in denen nur die letzten 10 cm des Lauf gezogen sind. Zur Abdeckung des bei einigen Repetierflinten offenen Verschlusskastens (Basküle) gibt es Staubschutzkappen, die den Verschluss vor Staub und Sand schützen und zum Laden abgenommen werden können.

Verwendung

US-Marine beim Öffnen einer Tür

Aufgrund ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und da sie als robust und zuverlässig gelten, werden Vorderschaftrepetierflinten im zivilen Bereich häufig zum Sportschießen (z. B. IPSC-Flintenschießen und vereinzelt auch beim Wurfscheibenschießen), zur Selbstverteidigung und zur Jagd eingesetzt. Nicht zuletzt sind sie in der Anschaffung preisgünstiger als viele andere Langwaffenarten.

Bei Polizeibehörden in den USA und vielen anderen Staaten gehört eine Repetierflinte zur Standardbewaffnung in Streifenwagen. Mit Repetierflinten bewaffnete Sondereinsatzkräfte können auch Munitionstypen mit nicht-letaler Wirkung nutzen, um das Gefährdungspotential zu verringern. Nicht-tödliche Munition wie Gummigeschosse und Gummischrot können gegen Einzelpersonen oder zur Unruhenbekämpfung eingesetzt werden.

Die Parks Canada Ranger des Canadian Wildlife Service und des United States Forest Service verwenden Repetierflinten im Kaliber 12/76 als Selbstschutzwaffe mit Flintenlaufgeschossen Hohlspitz Tombak/Blei gegen Bären. Die Geschosse, je nach Munitionstyp mit 32 g bis 39 g, verfügen über eine hohe Aufhaltekraft bei gleichzeitig geringer Geschossreichweite und damit Gefahrenbereich. Auf Grund der Jagdbestimmungen in den USA gibt es dort auch für Schwarzbären zugelassene 00- und 000-Munition (Postenschrot), letztere mit 9 mm Schrotkugeln.

Im militärischen Bereich finden Vorderschaftrepetierflinten, ähnlich wie bei der Polizei, u. A. zum Öffnen oder Brechen verbarrikadierter Türen oder anderer Barrikaden Anwendung.

Verfügbar sind ebenfalls Signal- und Leuchtpatronen sowie für den Bereich der Vogelvergrämung auf Flugplätzen und für die Bärenabwehr als sogenannte bearbanger Blitz-Knallpatronen.[1] Diese Munitionsart wird ebenfalls im militärischen Bereich eingesetzt.

In der Bundeswehr werden Repetierflinten des italienischen Herstellers SDASS [2], die von Heckler Koch überarbeitet wurden, bei den Feldjägern, Marineschutzkräften und Kommando Spezialkräfte eingesetzt.

Recht

Deutschland

Für den Besitz einer Vorderschaftrepetierflinte in Deutschland ist eine Waffenbesitzkarte sowie eine Erwerbsberechtigung (sog. „Voreintrag“) erforderlich. Die Flinte muss eine Mindestgesamtlänge von 95 cm und eine Lauflänge von 45 cm haben, um kein verbotener Gegenstand im Sinne des Waffengesetzes zu sein.

Seit der Änderung des Waffengesetzes am 11. Oktober 2002 sind Vorderschaftrepetierflinten, bei denen der Hinterschaft durch einen Pistolengriff ersetzt wurde, verbotene Gegenstände im Sinne des Waffengesetzes. Das Verbot geht auf den Amoklauf von Erfurt 2002 zurück, wo der Täter eine – allerdings nicht derart modifizierte – Vorderschaftrepetierflinte mitführte, welche aber nicht zur Anwendung kam. Dies gilt auch für die Montage eines Klappschaftes. Privatpersonen benötigen zum legalen Besitz einer solch modifizierten Waffe eine Ausnahmegenehmigung des Bundeskriminalamts. Sie wurde jedoch bislang nie erteilt.

Österreich

In Österreich ist der zivile Handel mit diesen Waffen verboten, der Besitz ist meldepflichtig auf Waffenbesitzkarte oder Waffenpass bzw. nur mit einer Sondergenehmigung des Bundesministerium für Inneres möglich, nachdem die Waffe seit dem 1. Januar 1995 unter Kat. A (Kriegsmaterial und Verbotene Waffen) eingestuft wurde[3]. Ein Vererben dieser Waffen ist nicht zulässig, registrierte Gewehre müssen nach dem Tod des Besitzers den Behörden zur Vernichtung übergeben werden.

Schweiz

Für den Erwerb beim Händler und im Privaten und durch Erbschaft gilt das Bundesgesetz über Waffen, Waffenzubehör und Munition vom 20. Juni 1997 (mit Revision Dezember 2008):

„Wer eine Waffe oder einen wesentlichen Waffenbestandteil erwerben will, benötigt einen Waffenerwerbsschein.“

Art. 8 Waffenerwerbsscheinspflicht

Eine weitergehende Regelung, explizit in Bezug auf Vorderschaftrepetierer, existiert nicht.

Literatur

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Pumpgun – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. http://www.youtube.com/watch?v=yX4X4XCKz90
  2. http://www.fabarm.de/lawpg.htm
  3. [1]
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